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lakshmi.


when she walks, it hurts.

we all live
with a twin, and it hurts
but we don't know walkin.

she
has to know
she
has to suffer
she is the goddess.


(2012)



















TAGEBUCH 2008     TAGEBUCH 2009  TAGEBUCH 2010 TAGEBUCH 2011




TAGEBUCH 2012
:


14. Januar 2012 Das Jahr hat mit Frühling begonnen. Und auch jetzt, wo so etwas wie "Winter" angebrochen ist seit gestern, sind laut Wetterdiensten keine großen Temperaturabstürze zu befürchten, zu warm sind die Wasser- und Landflächen, über die nun die arktischen Strömungen gehen.

Prognosen Tiefsttemperaturen für die kommenden Nächte: Bruchsal -6, Pistoia -2, Spoleto -4. Die Vergleichsorte liegen in italienischen Regionen, in denen Sorten wachsen, die auch bei mir stehen. Und sind nebenbei Orte, die ich schätze und mag.

Meine Zielvorgaben für den Olivenhain 2012 lauten: Ergänzende Neupflanzungen entwickelter (bis ca. 7 Jahre) Exemplare aus Norditalien mit starken, kurzen Stämmen oder Buschform (schwer zu bekommen). Verdichtung auf Pflanzabstand 2.50 Meter. Sehr zurückhaltender Schnitt auf Einpacken im Winter hin, eher Busch/Buschvase, max. 2 Meter Höhe. Stamm- und Kronenentwicklung nur noch bei vier einzelstehenden Exemplaren. Ganz klar ist mir noch nicht, wie ich letztere bei Frostwind/Stürmen im Winter schützen kann - da verfahre ich mal nach dem Motto "kommt Zeit, kommt Rat".

Leonhard Reinirkens lässt seinen Helden in "Die kulinarischen Abenteuer des Fra Bartolo" wie folgt belehrt sein: "Unsere Olivenbäume hier sind klein, aber dafür halten sie eine Menge Frost aus. Und bedenke, von den niedrigen Bäumen läßt sich auch leichter ernten."

Mein Hauptproblem ist nicht der Frost, auch nicht die Feuchtigkeit. Hauptproblem ist der Wind (denn er erschwert den Winterschutz in meiner Lage extrem und macht so selbst die Entwicklung von Vasen/Halbstammformen fast unmöglich)! Dann folgt die Feuchtigkeit im Winterhalbjahr (problematisch v.a. bei Temperaturen um den Gefrierpunkt), dann starke Temperaturdifferenzen und erst danach tiefer Frost! So die Erfahrung nun nach dreieinhalb Wintern.

Unter den Einhüllungen entstehen teilweise bei Sonne wieder Temperaturen über 30 Grad! Und das bei Frost nachts, das macht mir Kopfzerbrechen, die enorme Differenz.

21. Januar 2012 Die Versuchung ist groß, die Pflanzen auszupacken, denn bei Sonne entsteht mit zunehmender Tageslänge und Sonnenhöhe Treibhausklima unter den Verpackungen. Eingepackte Oliven
                Januar 2012Doch Feuchtigkeit um den Gefrierpunkt könnte die Rinde der jungen Stämme und Zweige sprengen. 2009 und 2010 sind gerade so im Januar große Schäden entstanden. Zudem tauchen derzeit gelegentlich mal Wetterprognosen mit rasanten Temperaturabstürzen auf. Also bleiben die Pflanzen eingepackt, mit leichter Bangigkeit bei Sonnenschein. Die "alten" Seggianeses und Leccinos sehen aus wie Mönche in ihren Vlieshüllen!

25. Januar 2012 Prognosen Tiefsttemperaturen für die kommende Nacht: Bruchsal -2, Pistoia -1, Spoleto -3. Prognosen für den 03. Februar nachts: Bruchsal -8, Pistoia -7, Spoleto -8. Der entscheidende Unterschied: Für Bruchsal werden zu Anfang Februar auch tagsüber Temperaturen unter Null prognostiziert, für die beiden italienischen Orte nicht!

Dass vor allem Norditalien durchaus auch Frostereignisse im Olivenanbau (ein umfangreiches Verzeichnis finden Sie unter "Krankheiten, Schädlinge, Frostschäden") zu fürchten hat, zeigt ein Blick in die Geschichte. Die Toskana erlebte 1928/29, 1955/56 und 1984/85 gravierende Schadbilder durch strenge Winter, wobei vor allem der Februar 1956 mit drei Wochen Tiefstfrost von Osten her vernichtend war, nicht nur in der Toskana, sondern etwa für den Olivenanbau in Frankreich. 1984/85 brachte beinahe das Ende des kommerziellen Olivenanbaus in Norditalien. Nur harte Reformen sicherten einen Neuanfang, unter anderem wurde als Schnittform auf breiter Basis die Halbstamm-Vase eingeführt, Hochstammoliven wurden zu nostalgischen Relikten im Landschaftsbild der Toskana, ihre Pflege weitgehend aufgegeben. Wozu die Förderpolitik der EU das ihre beitrug.

30. Januar 2012 Nun doch noch ein echter Frostalarm in diesem Winter mit zweistelligen Werten. Es werden Wetterbedingungen beschrieben wie im fatalen Februar 1956 mit dreiwöchigem Dauerfrost!! Wär ja auch zu schön gewesen .... Es gilt eben die Regel "abwarten bis Mai" - vorher keine Korken knallen lassen.

01. Februar 2012 - Es stirbt Giorgio Bargioni, der große italienische Agronom, der sich besonders für den Olivenanbau in Norditalien eingesetzt hat.

03. Februar 2012 Vergangene Nacht -12 Grad oben im Olivenhain. In diesen Frosttagen schnellen die Seitenzugriffe aus Italien wieder in die Höhe. Angeklickt werden jetzt überdurchschnittlich häufig die Seiten "Technik, Tipps und Tricks" sowie "Krankheiten, Schädlinge, Frostschäden". Dabei kann ich aktuell nur einen Tipp geben: Pflanzt was anderes! Der Aufheizeffekt tagsüber ist geringer als erwartet bei diesen Temperaturen/Abstrahlverhältnissen. Unter den Hüllen um die Mittagszeit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Was insofern gut ist, als der pflanzeneigene Frostschutz nicht abgebaut wird.

04. Februar 2012 Vormittags 10 Uhr über dem spärlichen Schnee -17 Grad. Unter den Hüllen sonnenabgewandt zwischen -13 (stellenweise direkt am Boden gemessen) und -6 Grad. Die Analogien zu 1956 gehen weiter: Es zeichnet sich ein längeres Andauern der Frostperiode ab als zunächst von den Wetterdiensten prognostiziert. 1956 waren es drei Wochen! Erfreulich: Es gibt kaum Wind, jedenfalls nicht genug, die Zusatzeinhüllungen davonzublasen, die ich noch über einige Pflanzen (auch Rosmarin, Kaki und Feige) geworfen habe. Meine frischgepflanzten Maulbeerbäumchen werden sich derzeit auch etwas wundern, wo sie da hingeraten sind ....

Und ich fühle mich nun doch allmählich ganz im falschen Film. Genau genommen ist es allerdings der richtige, denn wenn man die Winter mit Extremfrostereignissen 1928/29, 1955/56 und 1984/85 als Elemente eines langwelligen Rhythmus sieht, passt 2011/12 ausgezeichnet. Allerdings möchte ich mich nicht auf 2011/12 festlegen, denn einige harte Frosttage hinter einander machen noch keinen Ausnahmewinter, auch wenn uns einige Wetterentertainer das schon jetzt so verkaufen. Es bieten sich auch die vergangenen drei Winter als Rhythmus-Referenz an ...

06. Februar 2012 Die Wetterberichte verkommen immer mehr zur Show, zum Orakel, zur Eventproduktion. Wetter.com, eine meiner wichtigsten Informationsquellen zur Wetterentwicklung, textet gerade "Frühling. Einfahrt verboten" und faselt davon, dass kein Frühling in Sicht sei. Dass Anfang Februar kein Frühling in Sicht sei, ist selbst bezogen auf den meteorologischen Frühlingsbeginn 1. März eine Nullaussage und erinnert an Börsenberichte, die jeden beliebigen Kursanstieg ebenso zur umstürzenden Nachricht verwursteln wie den komplementären Rückgang. Das Gerede im medialen Dorf. Oder frei nach Adornos Kulturindustriekritik die Vollendung des Verblödungszusammenhanges?

10. Februar 2012
Am 16. November 2009 hat ein Team des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, dessen Chef Hans Joachim Schellnhuber Physiker und Berater der Bundesregierung in Klimafragen ist, eine Studie eingereicht, wonach die Klimaerwärmung kältere Winter in Europa bedingen könnte. Ausgelöst wurde die Studie durch den Winter 2005/06. Kernaussage ist, dass aufsteigende Warmluft über der Barentssee, die infolge der Klimaerwärmung in geringerem Maße zufriert, Kaltluft Richtung Mitteleuropa treiben. Die "Troglagen" in den Wintern 2008/09 bis 2010/11 haben die Studie empirisch gestützt. Komischerweise wird die Studie jetzt auch zitiert, um den aktuellen Frost zu erklären, der auf eine Hoch-Wetterlage zurückzuführen ist, die ähnlich zuletzt im Februar 1956 auftrat, also lange vor dem "Hockeyschläger-Effekt" (der ab etwa 1975 einsetzte). Mit den bekannt fatalen Folgen für den Olivenanbau in Norditalien und Frankreich.

Winterabend
                OlivenhainTemperaturmessungen im Hain machen mich unter den Bedingungen des Dauerfrostes zunehmend ratlos. Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Schutzmaßnahmen und Temperaturen unter den Hüllen ist, wo überhaupt, derzeit nur sehr grob herzustellen. Wirklich signifikant ist vor allem eines: Am Waldrand ist der "Schutzeffekt" höher. Vermutlich durch die höhere Bodenwärme des Waldes, die sich innerhalb der Hülle halten kann. Eines wird ganz deutlich: die Bodenwärme kann gegen Dauerfrost im freien Gelände nicht an, die Wärmepumpe im Boden ist dort abgestellt, ein relevanter "geothermischer" Effekt durch bodenabdeckende Isolierung ist nicht mehr zu erzielen - was sich schon im Winter 2010/11 abgezeichnet hat. Schlussfolgerung: Den nächsten Olivenhain in Deutschland direkt am Rand eines schönen alten Buchenwaldes anlegen, als Buchen-Oliven-Mischwald. Leider ist der Wald bei mir städtischer Besitz, aber vielleicht fühlt sich ja jemand angesprochen ...

14. Februar 2012
Bruchsal -2, Pistoia -1, Spoleto -6, Viterbo -5. "Ebbene, la giornata di venerdì 10 Febbraio 2012 è stata, per ciò che riguarda la durata e l'intensita, la nevicata più importante per la città di Viterbo dal 1956. (...) Stiamo per uscire (...) da un periodo freddo e nevoso che non accadeva dal 1956." (Emanuela Fiasco, Meteoviterbo, 12.02.12) Eine interessane italienische Internetseite vergleicht 1929, 1956, 1985 und 2012 miteinander (Alessio Grosso, Meteo live, 29.01.12).

"Per ora sembra che il freddo asciutto sia stato sopportato meglio, dagli ulivi, di quando la ghiacciata è molle." (...) L'esperienza del 1985 insegna che soltanto dopo una quindicina di giorni si fa chiaramente il punto della situazione dei danni da neve e gelo. La temperatura pericolosa è sotto i 10 gradi, e anche sotto 6 gradi ma soltanto quando le piante sono bagnate." (Luciano Grianfranceschi, Il Tirreno, 10.02.12) Zu ergänzen wäre: Wenn das Holz nass ist, können auch Temperaturen noch näher am Gefrierpunkt v.a. bei jungen Pflanzen massive Schäden verursachen. Vierzehn Tage Abstand halte ich für immer noch nicht aussreichend zur abschließenden Beurteilung von Frostschäden.

15. Februar 2012
In Italien macht man sich durchaus begründet Sorgen um Frostschäden im Olivenanbau nach diesem Winter. Während bei uns hier Tauwetter aufzieht, hält in Mittelitalien der Frost mit einem neuen Schub noch an. Heute morgen misst Bruchsal +3 Grad, Pistoia -5! Und die Berliner (FU) Wetterpaten bzw. der Humor des Weltgeistes haben dem aktuellen Tief über Italien den Namen "Olivia" gegeben ....

Bei allen sich anbietenden Vergleichen mit 1956: In Karlsruhe wurde am 10.02.1956 amtlich die Tiefsttemperatur -21,8 gemessen, heuer waren es minimal -13,9 Grad (im Winter 2008/09 minimal -16,2, Winter 2009/10 -12,6, Winter 2010/11 -18,7). Es gab in Karlsruhe 1956 Ende Januar-Februar 25 Tage ab -10 Grad abwärts, vier davon ab -20 abwärts. Anders ist allerdings aktuell die Situation in Ostdeutschland, wo Kälterekorde bis -28,7 gemessen wurden. Katastrophal wirkte sich die Kälte teilweise in Russland, der Ukraine und Polen aus. Mit einer Erwärmung der Barentsee ist das nicht wegzuerklären.

18. Februar 2012 Ich habe heute zwei schwache Neuaustriebe vom vergangenen Jahr ausgepackt unter Luftkammerfolie und mit Laub gefülltem Kartoffelkorb. Blätter bei einem braun, vertrocknet, bei einem anderen noch grün und anscheinend vital. Der Unterschied: Beim abgestorbenen hatte ich im Herbst die Wildolive-Sucker abgeschnitten und nur einen mickrigen Veredelungszweig belassen. Beim noch vitalen hatte ich den gleichfalls mickrigen Veredelungsaustrieb und die relativ üppigen Wildolivenaustriebe zusammen belassen. Schockierend die Temperaturmessung am Boden beim Stamm mit -0,6 Grad. Und das bei Außentemperaturen seit drei Tagen bis +8 Grad und Bodentemperatur +5 Grad außerhalb der Hüllen. Das Grundproblem: Was Wärme hält, hält auch Kälte. Und leider breitet sich die Kälte bei Dauerfrost ganz offensichtlich im Boden auch unter optimal isolierenden Abdeckungen hervorragend aus. Der Kühleeffekt unter Mulch im vergangenen Winter könnte also weit stärker durch Kältetransport im Boden plus "Kältespeicherung" als durch Verdunstungskälte bei nassem Mulch begründet sein, denn das Laub unter den Körben war vollkommen abgedeckt und entsprechend trocken.

In Italien hat Coldiretti die ersten Schadensschätzungen für den Agrarsektor gemacht, eine Quelle nennt etwa 300 Millionen Euro, wobei unter anderem Gemüseanbau, Obstbau, Weinbau, Olivenanbau und Tierhaltung betroffen seien. Der Olivenanbau sei vor allem in der Toskana, in der Emilia-Romagna, dem Latium, den Abruzzen, der Molise, Kampanien und Kalabrien durch die Kälteperiode geschädigt. 100 Millionen Olivenbäume seien bedroht. Vergleiche mit 1985, als in der Toskana die Temperaturen bis -23 Grad sanken, werden in der Toskana allerdings zurückgewiesen:

"La situazione è in continuo divenire – analizza Filippi (Fabrizio Filippi, Presidente del Consorzio Olio Extravergine Toscano Igp e Presidente Coldiretti Pisa) – i primi effetti del freddo iniziano ad emergere la dove le temperature sono scese sotto gli 8-10°. In alcune aree il peso della neve ha rotto i rami e provocato sciancature aumentando così il rischio di congelamento; in altre, il freddo è penetrato all’interno come accaduto nel Volterrano. A soffrire di più sono le piante giovani." (Agroalimentare News 12.02.12)

Auch aus Frankreich kommen schlechte Nachrichten zur Situation der Olivenbäume nach der Frostperiode: "La situation rappelle le coup de froid de 1956, où près d’un million d’oliviers avaient été arrachés dans la région, car gelés." (Nicolas Boffo, Midi libre, 16.02.12)

Aus dem Tessin ist in einem Beitrag, der auch auf die Gefährdung der dortigen Oliven eingeht, zu lesen: "Seit rund 30 Jahren habe man südlich der Alpen keine so tiefen Werte mehr gemessen, sagte Mauro Jermini von der Forschungsanstalt Cadenazzo TI auf Anfrage." (sda, 06.02.12)

26. Februar 2012 Ich beginne mit dem Auspacken der "Sonstigen" auf meinem Gelände, Maulbeerbäume, junger Ziziphus, Jungpfirsiche, Kaki, Rosmarin, Gemüsebaum. Die beiden jungen Rosmarin haben braune Nadeln, trotz konstanter vierfacher Vlieseinhüllung. Allerdings haben sie den Winter über gut Holz entwickelt. Auch Schisandra hat sich im Winter gut weiterentwickelt, ohne Einpackung. Der alte Rosmarin steht hervorragend da. Erstaunlich, wie vital die wild gekeimten Jungflanzen von Salbei ohne Einhüllung die Frostperiode überstanden haben.

Die Beschäftigung mit der Klimageschichte in Olivenanbauländern lässt mich daran zweifeln, dass Winterfrost der entscheidende limitierende Faktor für den Olivenanbau in der Rheinebene ist. Wir müssen davon ausgehen, dass während der "kleinen Eiszeit" in Mittelitalien ähnliche Winter herrschten wie unter den Vorzeichen der Klimaerwärmung bei uns. Wieso konnte es dann trotzdem dort einen Olivenanbau geben? Meine Arbeitshypothese ist: Die Bäume hatten einen besseren natürlichen Frostschutz als meine Olivenbäume. Zum einen durch stärkere Sonneneinstrahlung im Gesamtjahr mit entsprechend höheren Zuckereinlagerungen (intern), zum anderen durch Salzanlagerungen über Aerosole und Salzstaub aus der Luft in Küstennähe (extern). Ein weiterer Faktor könnten Sonnenstand/Tagesdauer in Abhängigkeit vom Breitengrad sein. In Norditalien kam übrigens der Olivenanbau während des neuzeitlichen Klimapessimums zum Erliegen.

Ähnliches gilt für die Provence. Dort waren historisch vor allem die Sorten Glandaou/Aglandaou, Tanche und eine unbestimmte Sorte, "Verdâtre"/"Aulive Pounchude", verbreitet. Als harte Frostjahre im 18. Jahrhundert werden genannt: 1709, 1730, 1740, Erfrorene
                Olivastra Seggianese 20121748, 1753, 1755, 1766, 1768, 1788, 1789, 1795. Im Detail gibt es folgende Auskünfte: "1709: un des hivers les plus rigoureux; grande mortalité des oliviers gelés, gel de la vigne, des arbres fruitiers, des céréales et des semences. Notons encore, en 1753 le grand gel pour les oliviers (...) 1755: il fait -11° en janvier jusqu’au 8 février, 1766: année terrible avec -10° en janvier et un Mistral très violent, 1788-89: le gel commence le 23 novembre, dure tout le mois de décembre avec un -15° à Orange pour la St Sylvestre, (...) L’hiver 1789 est aussi terrible: les glaces interdissent la navigation sur le Rhône et Avignon n’est plus ravitaillé. (...) La plupart des oliviers et des figuiers de Caromb ne résistent pas aux fortes gelées." (Jean Gallian, Histoire de Caromb, Tome I)

Die ersten Blicke unter die Hüllen zweier verbliebener Jungbäume der Pflanzung von 2008 (Leccino und Seggianese) sind deprimierend. Die Blätter braun, das Holz offensichtlich geschädigt. Das Cambium ist auch an Stammanschnitten braun mit wenig grünen Zonen.

Der erste Ackersalat kommt. In diesem Jahr allerdings sehr spärlich. Die Bodenbedeckung ist durch den insgesamt eben doch milden Winter relativ dicht, das mag die konkurrenzschwache Art nicht sonderlich. Außerdem fehlte ihm wohl schützende Schneeabdeckung. Kleine Blütenpolster von Taubnessel und Ehrenpreis vor allem auf den Baumscheiben senden Frühlingssignale. Gänseblümchen breiten sich aus.

10. März 2012 Weiterer Nachtfrost hat den Frühling etwas aufgehalten. Doch die Knospen an meinen Bäumen und Büschen sind kurz vor dem Platzen. Nach den Wetterberichten ist für uns hier und Italien der Winter nun vorbei. Die Zahl von 100 Millionen frostgeschädigter Olivenbäume in Italien wurde bestätigt. "Le aree olivicole più colpite sono state il Lago di Garda, il Friuli Venezia Giulia, la Liguria, l’Emilia Romagna, le Marche, l’Abruzzo, le zone interne della Toscana, il viterbese e le aree appenniniche di Campania, Basilicata e Calabria." (Brescia oggi, 18.02.12). Auch Spanien meldet Frostschäden, allerdings sind Olivenkulturen nicht betroffen. "Die Verluste bei Broccoli, Artischocken und weiterem Gemüse werden auf bis zu 90% geschätzt. In anderen Regionen kam es zu Schäden an Zitrusplantagen sowie exotischen Kulturen wie Avocado und Mango." (lid, 20.02.12)

14. März 2012 Alle Olivenpflanzen ausgepackt. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Von den vier verbliebenen intakten Bäumen sind Ascolana und die beiden Seggianese bis in den Stamm ruiniert. Ein Seggianese hatte einen langen Rindenriss bis fast zum Boden, bei den anderen beiden Bäumen ist das Stammholz weitgehend abgestorben. Der stärkste Baum (Leccino) könnte im Stamm noch vital sein, da gilt es, abzuwarten. Bei den anderen Pflanzen sind die Neutriebe von 2011 weitgehend erfroren, nahe am Boden gibt es bei vielen noch gesundes Kambium und teilweise sogar winzige Neutriebe von Wildolive aus dem Winter! Am besten stehen wieder die Ikea-Olive unbekannter Sorte sowie die beiden kleinen Bianchera da, 2010 gepflanzt und im Winter danach weit herunter abgefroren, jetzt teilweise noch mit den Neuaustrieben von 2011 vital! Zwei der 27 verbliebenen Pflanzen sind auch im Wurzelbereich geschädigt.

Interessante Mail von einem Olivenenthusiasen aus Pecs/Ungarn, der mir von seinen guten Erfahrungen mit der kroatischen Sorte Oblica berichtet. Er schickt mir auch eine PDF-Datei mit einer Untersuchung zu französischen Olivensorten. Was gut zu meiner Intention passt, Toskana-Sorten erst einmal zurück zu stellen und den zweiten Anlauf mit französischen (Aglandaou und Bouteillan) sowie kroatisch-slowenischen (Belica/Bianchera und Oblica) Sorten zu beginnen. Für die französischen habe ich endlich eine Baumschule gefunden, die nach Deutschland versendet. Für die kroatisch-slowenischen habe ich noch keine andere Lösung als Hinfahren.

Drei besonders schwache/geschädigte Oliven waren beim Zugtest nicht fest in der Erde verwurzelt, eine Aglandaou hatte weniger Wurzeln als beim Verpflanzen 2009, zwei Leccino nur Wurzeln Richtung Norden. Die Wurzelbildung nach Norden könnte bedeuten, dass es den Pflanzen Richtung Süden zu trocken war. Denkbar ist allerdings auch, dass im Süden durch die Hangneigung der Bodenfrost näher an die Wurzeln kam und diese absterben oder sich zurückziehen ließ. Alle drei hatten eine vitale Basisknolle. Basisknolle nenne ich die Stamm- und Wurzelverdickungen bei Oliven am Bodenniveau, die bei einem der Leccino sieben Zentimeter unterirdisch und drei Zentimeter oberirdisch maß. Diese Knollen bergen wohl das Geheimnis der Regenerationskraft von Oliven, sind Energiespeicher mit hoher Frosttoleranz (mit dickem Schutzgewebe um das Kambium) und extremer Knospfähigkeit. Ihnen muß das Hauptaugenmerk beim Frostschutz gelten, von hier aus können die Pflanzen sich erneuern.

17. März 2012 Erste Hummeln, erste Schmetterlinge (Zitronenfalter), erste Eidechse (Weibchen) - allerdings diese nicht, wie es sich gehörte, an der Trockenmauer, sondern wieder im Mulchhaufen am anderen Ende des Geländes! Beim Ausheben von Pflanzlöchern für die Granatapfelbäume, die kommende Woche geliefert werden, in 45 Zentimeter Tiefe einen dicht belegten Ameisenbau (Winterlager?) angegraben!

Die Weinbergschnecken waren teilweise schon aus dem Winterschlaf gekommen und unterwegs, haben sich nun aber wieder eingedeckelt, allerdings ohne Einbuddeln in die Erde.

Kurz habe ich erwogen, nach dem Desaster mit diesem nun vierten "Ausnahmewinter" einen radikalen Neuanfang zu machen, durchweg neu zu pflanzen. Aber das wäre völlig verfehlt. Denn ich habe nun die Chance, mit Pflanzenmaterial weiter zu arbeiten, das immerhin vier Winter mit strengen Frösten an meinem Standort überleben konnte, wie reduziert auch immer. Das ist ein unschätzbares Kapital. Die Basisknollen signalisieren erfolgreiche Anpassung. Ich habe dennoch 16 neue Oliven bestellt, die aber überwiegend in Lücken gepflanzt werden. Nur zwei Winteropfer (eine Aglandaou und einen Leccino) habe ich entnommen, beide hatten schwaches Wurzelwerk und schwache Bodenknollen.

24. März 2012 Neupflanzung von 3x Leccino und 3x Ascolana, veredelt, aus einer namhaften deutschen Exotengärtnerei, mit zahlreichen Neuaustrieben schon. Dazu eingestreut in den "Basis"-Olivenbestand 3x Punica granatum/Granatapfel gepflanzt. Einen Teil meiner ursprünglichen Zielvorgabe, Nachpflanzen von älteren Bäumen aus Norditalien, habe ich nach der harten Dauerfrostperiode im Februar aufgegeben. Noch immer zu riskant. Außerdem habe ich endlich eine gute Quelle für (hoffentlich) robuste Provence-Heister gefunden, mit Versand!

Bei Kaki und Tellerpfirsich trocknen nun Zweigspitzen und vereinzelt ganze Zweige ab (an Schrumpfungen und Verfärbungen zu erkennen), die Saftbahnen wurden auch hier stark geschädigt durch den Februarfrost - trotz Mehrfach-Vlieseinhüllung.

Alle noch mit Zweigansätzen und Blättern intakten Olivenpflanzen befanden sich unter den mit Laub gefüllten Kartoffelkörben - mit Ausnahme der Seggianese, über die ich in der Tiefstfrostphase noch eine weitere Vlieshülle geworfen hatte, die auch den Boden belegte (allerdings hatte die Pflanze massive Frostrisse im Stamm, nur ein bodennaher Trieb scheint ungeschädigt, incl. Blattwerk). Wirksam war also bei genauer Betrachtung doch auch die gute Bodenabdeckung.

28. März 2012 Bianchera entwickelt bereits die ersten Neutriebe, die allerdings schon unter dem Kartoffelkorb mit Laub im Winter angelegt waren!

Pendolino
                Wildolive Unterlage Wurzeln Norden31. März 2012 Sieben Aglandaou und drei Bouteillan von einer Baumschule in der Provence gepflanzt, mit DHL gut angekommen innerhalb von vier Tagen!! Diese Pflanzen sind kleiner, wirken aber wesentlich robuster als die aus einer deutschen Gärtnerei, das Wurzelwerk ist eindeutig stabiler entwickelt - offensichtlich wurden sie unter raueren Bedingungen herangezogen und mit weniger Dünger. Es sind auch noch kaum Neuaustriebe da, bei Bouteillan etwas mehr.

Ich habe noch meinen Pendolino entnommen, da schon im vergangenen Jahr nur noch dürftig Wildolive gekommen ist (sie hat den Februarfrost im unteren Bereich gut überstanden) und die Verwurzelung schwach war. Dabei finde ich erneut (wie schon beim entnommenen Leccino) ein ausgeprägt einseitiges Wurzelwachstum Richtung Norden (s. Foto, Norden links).
Sabotage
                Olivenhain
06. April 2012 Und wieder tritt uns ein Kältefuß, nun ganz von Norden, während Russland von Süden her gewärmt wird. Die Niederschläge der vergangenen Tage haben die Bestände von Löwenzahn, Gundermann und Weinbergs-Träubel/Traubenhyazinthe explodieren lassen. Ein österliches Blütenmeer!

14. April 2012 Einige der neugepflanzten Oliven haben Verletzungen, die nicht von einem Rehbock stammen können. Ich muss davon ausgehen, dass da wieder jemand (wie schon bei der ersten Pflanzung 2008) seine Macht demonstrieren möchte. Einige Zweige sind gedreht geknickt (bekommt kein Tier hin), einige haben Schabespuren wie von einem darüber gezogenen Messer, an einer Stelle gibt es neben einem abgedrehten Zweig eine klar ausgeschnittene Raute (s. Foto rechts). Oder dachte jemand, das seien ältere Pflanzen und wollte sehen, ob es Frostschäden gibt?

18. April 2012 Der Frost in der Nacht vom 16. auf den 17. hat frische Schisandrablätter, Kiwiblätter und aufgehende Maulbeerbaumknospen geschädigt. Die Olivenaustriebe haben dieses und auch die vorangegangenen nächtlichen Frostereignisse im April gut bewältigt. Insbesondere die Ascolana-Austriebe entwickeln sich prächtig weiter. Die Provence-Oliven mickern etwas. Erste Knospenöffnungen beim chinesischen Gemüsebaum. Rosmarin "Arp" ist besser durch den Winter gekommen als "Majorcan Pink" und treibt schon fröhlich neu aus.

08. Mai 2012 Unter den Oliven-Neupflanzungen schöne Blütenstandentwicklung bei Ascolana. Leccino etwas schwächer und Aglandaou nur vereinzelt. Bouteillan schweigt. Erste Neutriebe beim Altbestand, fast nur Wildolive. Dabei auffallend, dass sich bei den vier Bäumen aus 2011, von denen ich zwei nach den massiven Frostschäden von Februar 2012 bereits gekappt habe, gar nichts tut, auch nicht aus dem Basisbereich. Ich kann mir das nur so erklären, dass diese Pflanzen noch "falsch programmiert" sind, ihr Programm heißt "warten auf den Zug von oben". Während die schon in den vergangenen Jahren gekappten Pflanzen das Programm "Austrieb von unten" aktiv haben.
Nageschaden
                  Aglandaou
Ziziphus grünt nun wunderbar, Sorgen machen mir unter meinen "Sonstigen" nur noch Kaki (lediglich einzelne Blattaustriebe am älteren Baum) und die schweigende Feige. Die ältere Schisandra zickt allerdings nach dem überwältigenden Frühjahrsaustrieb wieder rum, mit Blattvergilbungen und Nekrosen. Definitiv keine Pflanze für Weinberglagen, kommt mit starker Wärme und Sonne nicht klar! Auch Kiwi entwickelt sich nicht wirklich gut hier auf der Südseite, schade.

Am Augustenberg sind die Granatäpfel vollständig erfroren diesen Winter und die Feigen treiben nur unten neu aus. Die Kaki-Exemplare zeigen an jüngeren Zweigen Erfrierungen. Lediglich Paw Paw ist gänzlich fit unter den vier Exoten dort.

15. Mai 2012 Eine Schermaus hat eine Aglandaou auf 15 Zentimeter vom Boden her angenagt und rundum entrindet (s. Foto links)! Ich hoffe, es ist ihr ordentlich übel geworden davon und es finden nicht noch mehr Mäuse Geschmack an dieser neuen Diät! Oder hat sie die Rinde nur als Baumaterial für ein Nest verwendet? Auch nicht tröstlich. Die Wurzel ist auch abgenagt.

18. Mai 2012 Pünktlich nach dem Ende der Eisheiligen zeigt die Feige erste grüne Knospen an älterem Holz, die Triebspitzen schweigen weiterhin. Bei den Oliven bilden nun auch Exemplare von Bouteillan Blütenknospen! Und eine Bianchera treibt kräftig aus gesundem bodennahem Vorjahresholz.

01. Juni 2012 Zeit für die Winterbilanz. Im alten Olivenbestand treiben nur ein Leccino und eine Bianchera aus Veredelungsholz. Eine Ascolana und eine Seggianese treiben aus dem Wurzel-/Basisbereich offensichtlich Edelolive. Bei Koroneiki ist noch unklar, ob der Austrieb aus dem Basis-/Wurzelbereich edel oder wild ist. Ansonsten gibt es nur Wildaustriebe aus Wurzel- oder Basisbereich. Die namenlose Ikea-Olive hat im Mai den Geist aufgegeben, das nach dem Februarfrost noch üppig vitale Holz ist abgestorben. Auch das bis April grüne Holz bei einem Leccino und bei der Koroneiki ist weitgehend abgestorben. Ausgerechnet an drei bis zu diesem Winter mit Stamm und guter Krone verbliebenen Oliven (1x Leccino, 2x Seggianese) tut sich gar nichts!

Gesamtbilanz aller Pflanzen:

Sehr gut überlebt ohne Schutz: Schisandra, ältere Weinbergpfirsiche, Indianerbanane.
Leichte Schäden ohne Schutz: Junger Salbei (2010 spontan ausgesät vom alten), Walnuss "Donaunuss".
Leichte Schäden mit Schutz: Ziziphus, Chinesischer Gemüsebaum, Neupflanzungen Maulbeere, Alter Rosmarin.
Mittlere Schäden Olivenblüte
                2012 Ascolanaohne Schutz: Brombeeren "Theodor Reimers", Kiwi.
Mittlere Schäden mit Schutz: Neupflanzung Rosmarin "Arp", Kaki "Vaniglia", Feige.
Starke Schäden ohne Schutz: Alter Salbei.
Starke Schäden mit Schutz: Oliven, Neupflanzung Tellerpfirsich.
Nicht überlebt mit Schutz: Neupflanzung Rosmarin "Majoran Pink", Neupflanzungen Kaki (beide treiben schwach aus der Unterlage - Diospyros lotus - wieder aus).

10. Juni 2012 Olivenblüte bei Leccino, Ascolana, Bouteillan und Aglandaou. Zu den fünf Kandidaten, die den Winter als Veredelung überlebt haben, haben sich nun noch eine Seggianese und ein Leccino gesellt. Ansonsten kommt Wildolive oder in vier Fällen weiter Schweigen. Die Austriebe im Altbestand entwickeln sich extrem unterschiedlich, an manchen Oliven schon bis zu 20 Zentimeter, an anderen gerade mal eine sich öffnende Knospe. Auch bei den Neupflanzungen gibt es markante Unterschiede, wobei durchgängig die Pflanzen von Flora Toskana sich üppiger entwickeln als die Pflanzen aus der Provence. Liegts am Transportschock für die letzteren? An der Umstellung auf einen weit nördlicheren Breitengrad?

Es reifen Felsenbirnen, Walderdbeeren und die ersten Maulbeeren. An einem Weinbergpfirsichbaum auf einer Seite Unmengen eingerollter Blätter, ich dachte erst an Kräuselkrankheit, dann zeigten sich aber im Innern der Rollungen flächendeckend Blattläuse! Und ein paar Marienkäfer waren auch schon zur Stelle.

25. Juni 2012 Heute kleiner Schock im Olivenhain: Nach dem Bouteillan von Mitte Mai habe ich nun noch eine wunderbare Ascolana (hatte am prächtigsten von allen geblüht!) und einen Leccino an die Schermäuse verloren. Grausam. Was gegen Schermäuse ökologisch hilft, haben wir weitgehend ausgerottet: Wildkatzen, Eulen & Co. Und warum fressen diese bescheuerten Biester nicht die massenhaft vorhandenen Löwenzahn-, Luzernen-, Fenchel-, Esparsetten- und Steinkleewurzeln auf meiner Wiese? Warum ausgerechnet die Olivenwurzeln?? Und dann noch das schönste Exemplar, wie auch der Rehbock 2009 sich meine vitalste Pflanze zum Fegen aussuchte! Dazu als weitere Herausforderungen an meinen ökologischen Pflegeansatz aktuell heftig Peronospera in unserem Bioweinberg und wieder ein zuschanden gefegter junger Sanddorn auf einem anderen Grundstück.

21. Juli 2012 Freude: Bouteillan überrascht mit wenigen, aber schon recht großen Früchtchen (Foto). Aglandaou trägt einige Büschel mit Fruchtansätzen, Ascolana auch. Leccino ist leer, trotz Blüte - was mich nach den bisherigen Erfahrungen mit Leccino nicht erstaunt. Die Neupflanzungen von 2008 hatten nur wenige einzelne Früchte gebildet. Sonst im Gelände viel Leben, Schmetterlinge kommen nun gehäufter, spät, aber überzeugend. Vor allem Schachbrett fällt in diesem Jahr auf, daneben habe ich verschiedene Bläulinge, Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs, Mauerfuchs, Distelfalter, Zitronenfalter, Postillon, Kaisermantel und natürlich zahlreich Weißlinge gesichtet. Dazu zeigen sich von den tagaktiven Nachtfaltern vor allem russischer Bär und Widderchen. Brombeeren reifen und Aronia. Auf der Wiese lässt sich üppig Saatgut ernten, unter anderem von Hain- und Karthäusernelke, Hauhechel, Büschelglockenblume, Lein, Braunwurz, Odermenning, Ziest, Moschusmalve.

24. Juli 2012 Heute habe ich die vom Februarfrost dahingeraffte Seggianese abgeschnitten. Dabei zeigte sich am Übergang Stamm-Krone noch minimale Restvitalität, während das Holz an der Basis vollkommen zerstört war, mit Verpilzung schon in den Bereich des Kambiums hinein (schwarz-rußige Verfärbung). Offensichtlich ist der Baum also an der Basis massiv erfroren und von dort ausgehend abgestorben. Da noch keinerlei Austrieb erfolgte, auch nicht aus der Unterlage, dürfte auch die Wurzel stark geschädigt sein. Warum, was hab ich hier falsch gemacht, warum hat die andere, weniger vitale Seggianese von 2008 sogar mit (spätem) Veredelungsaustrieb überlebt?

Wieder eine Schlingnatter gesichtet. Vermutlich die von 2009, denn sie hielt sich auch in der Nähe des Heuhaufens bei der Hütte auf. Hoffentlich frisst sie nicht nur Eidechsen, sondern gelegentlich mal eine Maus. Und hoffentlich wird sie nicht zum Opfer von Leuten, die sie für gefährlich halten, sie hat nun schon beeindruckende Dimensionen angenommen! Schlingnattern sind aber definitiv harmlos. Wie es ohnedies im Kraichgau keine Vorkommen gefährlicher Schlangen gibt! Die nächsten Kreuzottern-Populationen befinden sich in abgelegenen Höhenlagen des Schwarzwaldes. Und auch Kreuzottern (mit denen Unkundige Schlingnattern gelegentlich verwechseln) beißen nur bei direkter Bedrohung durch Drauftreten oder Anfassen. In den 60er Jahren starb in Deutschland ein Kind nach einem Kreuzotternbiss in die Halsschlagader. Seitdem ist kein auf Kreuzotterngift zurückführbarer Todesfall hierzulande bekannt. Aber nochmal: im Raum Bruchsal gibt es keine Kreuzottern! Und vermutlich hat es trotz anderslautender Berichte hier noch nie welche gegeben (externer Link)!

N.B.: Ich kann gut verstehen, wenn jemand bei der ersten Begegnung mit einer Schlingnatter erschrickt. Da reagiert vermutlich der Neandertaler in uns. Und die Größe kann durchaus beeindrucken, zumal in Verbindung mit der Rückenzeichnung, die entfernt an Kreuzottern erinnert. Angeblich werden Ringelnattern (die gleichfalls harmlos sind) größer als Schlingnattern, aber ich habe selbst noch keine Ringelnatter gesehen, die in Länge und Umfang auch nur in die Nähe der offensichtlich wohlgenährten Schlingnatter von heute kam - es sei denn in einem See schwimmend, wo sich die Größe schwer einschätzen lässt.

21. August 2012 Nur 10 Tage war ich weg im Urlaub, doch die Hitze hat genügt, um meine Kiwi erheblich zu schädigen. Alle Blätter sind weitgehend vertrocknet. Nach einer intensiven Wassergabe erholen sich allerdings die verbliebenen grünen Restblätter sehr gut. Etwas gelitten haben auch die jungen Maulbeerbäume. Die neugepflanzten Oliven zeigen vereinzelt Trockenheitsstress, die fruchtenden Exemplare sind jedoch alle in gutem Zustand. Zuwachs an den Zweigen gibt es allerdings seit etwa Mitte Juni weiterhin nur minimal.

15. September 2012 Herbststimmung macht sich breit. Weinernte, Blattfall, Abendkühle. Und die Oliven an einer Aglandaou Aglandaou
              kleine verfärbte Früchtefärben sich bereits dunkelviolett - obgleich sie winzig sind, zwei Millimeter Durchmesser etwa. Aber die meisten blieben hängen, scheinen auszureifen, kaum Verrieselung! Der Jahreszuwachs ist sehr schwach ausgefallen, ähnliches zeigt sich aber auch in anderen Bereichen, bei Obstbäumen oder auch am Kräuterwuchs der Wiese - die allerdings besonders blühfreudig war in diesem Jahr.

04. Dezember 2012 Leider sind diese kleinen Oliven im November vertrocknet, haben sich nicht weiterentwickelt. Die einzelne Bouteillan-Olive ist jedoch perfekt ausgereift, erntereif. Und bei der aktuellen Witterung wird sie wohl auch bald abfallen. Seit Tagen schneit es immer wieder, die Witterung ist nasskalt, ganz schwierig für die Oliven bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in den Morgenstunden. Eingepackt - in mehrfache Vlieshüllen mit Laubfüllung in Bodennähe - habe ich erst zwei Exemplare (Leccino) plus Granatapfel. Wieder die extrem ungünstigsten Bedingungen für die Wintervorbereitung. DSchneetreiben im Olivenhainenn die Pflanzen nass einzupacken vor dem tieferen Frost, der für das Ende der Woche angekündigt ist, macht wenig Sinn. Die aktuelle Klimaentwicklung bei uns macht es also notwendig, die Pflanzen bereits im November einzupacken, um Situationen wie der jetzt sich abzeichnenden (anhaltende Nässe vor Frostperiode) zu begegnen.

07. Dezember 2012 Schneetreiben und vergangene Nacht Frost bis -5 Grad. Die Prognosen sind uneinheitlich, aber teilweise wird Dauerfrost prognostiziert. Die 2012 neu gepflanzten Oliven habe ich gestern abend in Vlies gehüllt und dabei besonders auf gute Basis- und Bodenabdeckung geachtet - nach den offensichtlichen Wurzelschädigungen des vergangenen Winters mit seinem Dauerfrost im Februar. Luftpolsterfolie habe ich keine eingesetzt, dafür die Vlieslagen mindestens vierfach. Über die Neuaustriebe des Altbestandes habe ich Körbe mit Vlies- und Laubpolstern platziert.

12. Dezember 2012 Kommende Nacht drohen Temperaturen tiefer -10 Grad über Schnee. Ich habe daher schnell noch Laub über die Wildolivenaustriebe und an die Basis einiger anderer Pflanzen (Feige, Plattenpfirsich und Kaki) gehäuft, um den Schnee dunkel abzudecken und damit die Strahlungskälte zu reduzieren.


TAGEBUCH 2013










BERICHT 2011: Bescheidenheit ist angesagt


03. Januar 2011 Das Jahr beginnt in Schnee gehüllt, allerdings hat die Sonne schon einige Zentimeter vom Dezemberschnee weggeschmolzen.

07. Januar 2011 Tauwetter. Beim Auspacken einzelner Pflanzen muss ich leider entdecken: Einige verlieren ganz kräftig ihre Blätter. Vor allem die schöne Leccio del Corno. Astrisse oder gar Stammrisse sah ich noch keine. Extreme Bodenkälte, auch unter Abdeckungen. Nur erklärbar durch Verdunstungskälte. Der Boden ist nass wie ein Schwamm. Fünf Wochen Dauerfeuchte, auch unter den Tunnels - darauf habe ich keine Antwort. Die höheren Niederschläge im Winterhalbjahr im Zuge der aktuellen Klimaentwicklung bei uns sind ganz offensichtlich Fakt, da decken sich Statistiken, Klimaprognosen und meine eigenen Beobachtungen leider vollständig. Nicht primär der Frost im Winter, vor allem Feuchtigkeit wird den Olivenanbau in unseren Breiten auf absehbare Zeit unmöglich machen! Denn Bäume, die im Winter komplett die Blätter verlieren, weil sie ständig kalte, feuchte "Füße" haben, können sich nicht entwickeln.

08. Januar 2011 Tauwetter - das heißt auch wieder: Stürmische Winde. Heute wehten die ersten. Als ich gegen 16:30 Uhr zum Hain kam, waren die heftigsten schon vorbei, ein Tunnel abgedeckt. Ich konnte aber immer noch 46 kmh Windgeschwindigkeit messen, aus Südsüdwest. Die neuangelegte Nord-Süd-Ausrichtung der Tunnels hat sich bewährt, da die Tunnels nun gegen Süden durch die zwei Zelte und die Hütte etwas geschützt sind. Am Mittwoch werden die nächsten Sturmwinde erwartet.

23. Januar 2011 Stürme vorbei, Frühlingswetter vorbei. Wieder Fröste. Und die zarten neuen Triebe an den Blattachseln erfroren. Es war eine dilettantische Illusion, beim Olivenanbau in Deutschland käme es nur darauf an, die Frostextreme zu kappen. Dazu kommen das schon häufiger erwähnte Problem Feuchtigkeit, insbesondere bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, und zudem das Problem der Fröste nach Zwischenerwärmung. Oder, anders gesagt: Olivenbäume müssen im Winter bei uns nicht nur gegen Frost, sondern auch gegen Wärme geschützt werden, sofern noch eine Frostphase zu erwarten ist - sie sind einfach zu treibfreudig! Im vergangen Winter haben sie nach der zweiten Frostphase mit dem Frühjahrsaustrieb sehr lange auf sich warten lassen - zu Recht frustriert nach dem ersten vergeblichen Unternehmen!

05. März 2011 Wunderschönes Wetter, nachts allerdings wieder Frost seit einigen Tagen. Die vergangenen Wochen waren sehr angenehm, nur gelegentlich Winde, bei denen ich zweimal die Vliese abnehmen und mich um das große Zelt kümmern musste (nachspannen, Heringe neu einstecken, Balken als Gewicht auf die Heringe platzieren). Eine Pflanze, die nur mit Luftpolsterfolie eingepackt war, hat an den Blättern gerade massiv gelitten. Ich vermute mal, die Blätter sind in der Sonne unter der Folie verbrannt, Hitzeschaden. Ich hatte nicht aufgepasst, dass sie ohne schützendes Tunnelvlies dastand. Im kommenden Winter werde ich nur noch Vlies einsetzen, das hat sich - soweit ich das bisher beurteilen kann - sehr bewährt, vor allem, wo es mehrlagig um die Pflanzen gehüllt war. Sicher ist schon jetzt, dass die Pflanzen insgesamt besser durch den Winter gekommen sind als 2008/09 und 2009/10. Mit Auspacken warte ich noch, die beiden Zelte haben wir aber schon abgebaut. Die Zelte werden im kommenden Winter nicht wieder aufgebaut, der Aufwand ist zu groß mit den häufigen Starkwinden.

09. März 2011 Nordgriechenland -15 Grad. Giovanni Presta, ein kluger und noch heute gelesener italienischer Mediziner und Agronom des 18. Jahrhunderts, schreibt in "Degli ulivi, delle ulive e della maniera di cavar l'olio" zu Griechenland den bemerkenswerten Satz "ha l'inverno siccome l'ha la Germania"("hat einen Winter wie ihn Deutschland hat") - und zwar "a motivo dei frequenti ed altissimi nevosi monti e delle vaste e profonde valli".

13. März 2011 Fukushima und die Karlsruher "art" - die gleiche Botschaft: Die Welt läuft aus, und keiner weiß, wohin. Auf der "art" zahlreiche Bilder mit nicht vollständig ausgemaltem Hintergrund, Bilder aus Japan in einem schmerzhaft monadisierenden Duktus.

02. April 2011. Abräumen des Mulches um die Pflanzen. Bei einigen Pflanzen mache ich einen Probeschnitt und finde erstaunlich viel grünes Cambium. Offensichtlich haben die Pflanzen in der Summe diesen besonders schwierigen Winter (kalt, feucht, stürmisch) besser überstanden als die beiden Winter davor. Ich habe allerdings auch effektiver geschützt.

Unter dem Mulch hatten sich häufig Maulwürfe ein Winterheim eingerichtet. Die nach den vergangenen Frostschäden tief zurückgeschnittenen Pflanzen waren teilweise unter hoch aufgeworfener Erde fast verschwunden. Die Blätter sind unter der Erde abgefallen und die Rinde hat sich stark verfärbt, aber das Cambium ist intakt. Mulchen werde ich künftig stark einschränken.

Optimal erhalten sind die Pflanzen, die doppelt eingepackt waren, mit Luftkammerfolie und Vlies, z.B. ein Seggianese. Im kommenden Winter werde ich weder Zelte noch Tunnels aufbauen. Der Arbeitsaufwand war dank Wind und Schneemassen grotesk und der Nutzen dieser beiden Maßnahmen ist unter den örtlichen Bedingungen fraglich. Feuchtes Tunnelvlies könnte, ähnlich wie feuchter Mulch, als Kühlschrank wirken. Zudem hebeln die starken Winde den Schutzeffekt häufig aus. Und ein zusammenbrechendes Zelt (wie leider im vergangenen Dezember geschehen) ist der schlechteste Winterschutz.

Vorläufige Bilanz: Offensichtlich sind ALLE Pflanzen noch zumindest in der Unterlage vital. Keine Pflanze hat Frostrisse bekommen. Vier der ältesten Pflanzen mit intakter Krone (1x Ascolana, 1x Leccino, 2x Seggianese) sind weitgehend im gleichen Zustand wie vor dem Winter. Allerdings ist es nach meinen bisherigen Erfahrungen weiterhin möglich, dass sie die Blätter als Reaktion auf den Winterstress noch abwerfen - wenngleich die Blätter wesentlich vitaler wirken als nach dem Winter 2009/10. Vor Mitte Mai werde ich keine endgültige Bilanz wagen. Auffallend wie gut manche Grundlagentriebe den Winter überstanden haben! Die Auffassung von der Frostempfindlichkeit der Wildolive bestätigt sich nicht durchgängig

Traurigerweise sind die beiden schönen, 2010 neu gepflanzten Leccio del Corno und Bianchera in der Krone und vermutlich auch im oberen Stammbereich abgestorben. Ebenso der Leccino mit den Propfungen in der Krone. Schuld war unzureichender Schutz. Die beiden Jungen hatte ich nur in Vlies, nicht auch in Thermofolie eingehüllt. Und der Propfungsbaum stand beim Zusammenbruch des Ebay-Zeltes einen Tag offen in Schnee und Eiskälte und war später teilweise nur in Vlies gehüllt.

Erste Schmetterlinge flattern durch den Hain und am Abend einzelne frühe Maikäfer! Unzählige Blüten auf der Wiese.

05. April 2011. Ein Leccino rollte die Blätter ein und verlor einige am Sonntag (3. April). Am Abend hat es geregnet und nun sind die verbliebenen Blätter wieder stabil. Nach der Winterpause ans Gießen denken bei Bäumen, die noch Blätter haben!

07. April 2011. Die erste Eidechse an der Mauer gesichtet, ein junges Exemplar. Auch sonst sind die ersten Eidechsen unterwegs, im Komposthaufen ein prächtiges, intensivgrünes Männchen und durch den Grobmulchhaufen huschen drei Jungtiere. Man sieht: Die Tierchen halten sich nicht an die Vorschriften der Fachleute. Die Trockenmauer besuchen sie zwar gelegentlich auch mal - aber viel wichtiger sind ihnen Komposthaufen und Grobmulch. Dort gibt es zahlreich Insekten und sonstige Nahrung und der dunkle Grobmulch wird auch schön warm in der Sonne. Mauselöcher schätzen sie auch - als Zufluchtsorte.

17. April 2011. 
Schön: Bereits 25 blühende Blütenpflanzenarten auf der Olivenwiese. An der Feige zahlreiche Fruchtknollen, es könnte wieder eine kleine Ernte geben, nachdem im vergangenen Jahr keine Frucht zur Reife kam. Weniger schön: Der anhaltende kalte trockene Ostwind der letzten Tage mit Temperaturen nachts gelegentlich unter dem Gefrierpunkt hat teilweise Knospen und Triebe der voraufgegangenen sonnig-warmen Wochen an den Oliven ausgetrocknet/erfroren - Ausnahme: Ascolana und einige Triebe aus den Grundlagen!

20. April 2011. Wieder zeigt sich leider die "postinvernale Tristess", bei zweien der vier Olivenbäume, die alle drei Winter bisher ganz gut überstanden haben. D.h., einzelne Zweige und Äste, die vital schienen und mit gesunden Blättern bestückt waren, sterben nun innerhalb von Tagen ab. Eventuell ist dies ein Vertrocknen nach Vorschädigung im Winter - verschärft durch die anhaltende sonnige Trockenperiode.

28. April 2011. Fast bei allen Oliven erstaunlicherweise Neutriebe, junge Blättchen - von den Vertrockneten vom 17. April müssten sich also einige wieder erholt haben. Ich mache mich jetzt schon an den Schnitt - zumal das Wetter stabil bleiben dürfte, keine Eisheiligen mehr, wie ich hoffe. Beim Schneiden wird deutlich, dass in den vergangenen drei Wochen noch einiges an Blättern und Zweigen abgestorben ist, was den Winter scheinbar gut überstanden hatte!

Am kräftigsten entwickelt sich, horribile dictu, der Neuaustrieb von vergangenem Jahr an einer No-Name-Olive von Ikea! Sie hat bereits komplett ausgewachsene diesjährige neue Blätter entwickelt und vitale Triebspitzen! Sehr schön entwickelt sich auch der Neutrieb am Propfungs-Leccino, der so sehr unter dem Zeltzusammenbruch gelitten hat - daraus könnte ein neuer Stamm werden.

Fast alle Pflanzen sind noch im Veredelungsbereich vital. Holder und Diotima scheinen es auch nochmals als Leccini zu packen, obgleich sie überdurchschnittlich (bezogen auf Leccinos) gelitten haben.

30. April 2011. Das Realitätsprinzip meldet sich mächtig. Sensen ist zwar wunderbar, gesund, lautlos, umweltfreundlich. Was ich nicht bedacht habe: Die Maulwurfhügel allüberall und sonstige Wühler und Werkler (Mäuse, Ameisen, Füchse ....), die das Gelände allmählich in ein Modelleisenbahn-Mittelgebirge verwandeln. Mit der Sense mähen wird da zum Kampfsport. Und für mein Rasierschnittblatt zur Beleidigung.

10. Mai 2011. Im Newsletter zum ökologischen Weinbau, den ich aus Rheinland-Pfalz beziehe, ist heute zu lesen:

"In der Nacht vom 3. auf den 4. Mai sind die Temperaturen gebietsweise deutlich unter den Gefrierpunkt gefallen und es gab vor allem in der Pfalz, Rheinhessen und der Nahe lagenweise erhebliche Spätfrostschäden. Vergleichbare Schäden gab es zuletzt 1945 und 1953."

Ähnliches gilt auch für Württemberg, Baden blieb verschont. Den neu austreibenden Oliven ist nichts passiert, obgleich ich an meinem Auto vor dem Haus im Tal am Morgen Eis von den Scheiben kratzen musste!


14. Mai 2011. Nun leiden vereinzelt auch Oliven an der langen Trockenheit; die wachstumsaktive Ikea-Olive lässt Triebspitzen hängen, die richten sich nach Wassergabe allerdings schnell wieder auf.

Zeit für die Winterbilanz. Auch in diesem Jahr hat sich wieder gezeigt, dass vor Mitte Mai eine Abschlussbilanz keinen Sinn macht. Noch Ende April ist mir an einer ohnedies stark zurückgefrorenen Pflanze ein vitaler Zweig abgestorben, die Blätter braun).

Insgesamt bestätigt sich meine Einschätzung vom 2. April, allerdings mit weiteren Blatt- und Zweigverlusten von bis zu 50% (Einzelfall), bezogen auf den Zustand am 2. April. Ganz erstaunlich ist die hervorragende Triebentwicklung einzelner Pflanzen, insbesondere einer namenlosen Ikea-Olive (war dick in Vlies eingepackt), eines in der Krone komplett erfrorenen Leccino von 2008 (Austrieb am unteren Stammdrittel war vor einem desaströsen Zeltzusammenbruch separat mit Vlies umhüllt) und einer Ascolana (kompakte Wuchsform, zypressenartig, war gut einzuhüllen). Erfreulich auch, dass einer der Maurinos von 2008 einen vitalen neuen Stammaufbau verspricht! Den Traum von knorrigen Olivenbäumen in Deutschland mit weit ausladender Krone lege ich allerdings vorläufig ad acta.

Dieser Winter hat einige Stämme zerstört, die nach dem Winter 2009/10 mit Restvitalität überlebt hatten und neu - wenngleich i.A. eher schwach - ausgetrieben hatten im vergangenen Sommer. Die vier Neupflanzungen vom Frühjahr 2010 (Bianchera und Leccio del Corno) sind in der Krone zerstört, drei treiben allerdings oberhalb der Veredelung neu aus, Bianchera besonders wacker! Von den fünf Pflanzen, die Anfang 2010 noch eine Krone hatten, blieben vier erhalten. Die fünfte wurde Opfer eines Zeltzusammenbruchs unter Schneelast.

Mulchen alleine ist in feuchten Wintern eher tötlich, da Verdunstungskälte entsteht. Zelte und Vliestunnels sind vom Verhältnis Arbeitsaufwand-Nutzen her sinnlos, die Einzeleinpackung - ohne Heizung - ist bei jungen Pflanzen die optimale Maßnahme. Die erstaunlichste und wichtigste Erfahrung dieses Winters ist zweifellos, dass die Pflanzen recht gut damit zurechtkommen, vier Monate komplett eingepackt zu sein! Ich hatte mir da nach allen Berichten kompletten Blattabwurf erwartet. Wie ältere, entwickelte Kronen in windigen Lagen im Winter geschützt werden können, ist mir vorläufig noch ein Rätsel.

Zurück zum noch Ende April vertrockneten Zweig: Nach meiner Einschätzung war das Cambium im tragenden Aststück vom Winter geschädigt, aber die Versorgung hat noch notdürftig ausgereicht - bis das Verhältnis Verdunstung zu Nachschub sich durch Erwärmung und Sonnenstrahlung negativ verschoben hat und/oder das Cambium vollends kollabiert ist.

24. Mai 2011. Wenn das Wetter sich weiter so entwickelt, wird zumindest in diesem Sommerhalbjahr niemand mehr über das Projekt Olivenanbau in Süddeutschland schmunzeln. Sonne, Sonne, Sonne - und kein Regen!

"Das Umweltministerium Baden-Württemberg ist davon überzeugt, dass Südwest-Deutschland aufgrund seiner westzyklonalen Wetterlagen besonders von extremen Wetterlagen – und als Folge von Schadensfällen – betroffen sein wird." - BUND zur Klimaentwicklung in BaWü.


Fortsetzung und Fotos finden Sie auf der Seite "Tagebuch 2011"








BERICHT 2010: Jahr der Stürme und Umbaumaßnahmen


04. Januar 2010. Einige der Bäume verlieren Blätter - vor allem Koroneiki und jene Leccino, die nach dem Winter 2008/09 nur aus dem unteren Stammbereich neu ausgetrieben hatten.
In der vergangenen Nacht bei Außentemperatur von -3,9 Grad ein Temperaturgewinn von 3,5 Grad unter den Vliesen! Für kommende Woche bis -18 Grad angekündigt. Mal schauen, was daraus wird!

09. Januar 2010. "Daisy" konnte kräftig zuschlagen und die Vliestunnels unter Schneelast begraben. Die Oliven blieben dabei jedoch unbeschädigt und das Vlies ist bei sechs Tunnels mit je vier Pfosten nur an einer Pfostenauflage ca. 20 cm eingerissen. Die Federstahlstäbe waren völlig verbogen, mit bis zu drei Knicks von etwa 90 Grad - ließen sich aber problemlos wieder in die alte Position zurückbringen.

25. Januar 2010. Stammrisse unten bei Pendolino, Ascolana, Maurino und einem schwachen Leccino bei feuchter Witterung und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Stresssymptom? Auch 2009 Stammrisse im Januar! Mit Bast umwickelt und Rindensalbe drüber, dann alle Stämme in Vlies eingepackt bis 50 cm Höhe. Hatte das bislang unter Vliestunnels/Vliesiglus für überflüssig gehalten, bin auch nicht sicher, ob es etwas hilft. Vergangenen Winter gab es dieses Phänomen nicht bzw. nur an dünnen Zweigen bei tiefem Frost.

28. Januar 2010. Welch ein Winter! In der Nacht vom 26. auf den 27. Januar zum zweiten Mal Frost im zweistelligen Minusbereich (außen -12, unter Vlies -6). Heute zum dritten Mal die Vliestunnels unter Schnee/Schneeverwehungen freigegraben. Bei den Iglus gibt es nichts zu tun. Im nächsten Winter also die Tunnels enger/steiler bauen, damit der Schnee besser abrutschen kann. Und wenn es dann statt Schnee nur Stürme gibt? Da hilft nur "flexible response".

14. Februar 2010. Ich habe es aufgegeben, mir die Namen der Tiefs seit "Daisy" zu merken, die meine Vliestunnels unter Schnee begruben. Ich beschäftige mich wieder intensiver mit Klimageschichte und bin überzeugt, dass in der Römerzeit - und vermutlich auch während des mittelalterlichen Temperaturoptimums - Olivenbäume in Deutschland standen. Hildegard von Bingen empfiehlt Olivenblättertee bei Verdauungsproblemen. Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass sie sich die Blätter aus Italien kommen ließ (obgleich die Klöster gewiss intensive "interkulturelle" Kontakte pflegten). Kannte Hildegardis vielleicht Olivenbäume aus ihrem direkten Umfeld? Die "kleine Eiszeit" ab dem 15. Jahrhundert hat davon, sollte es so gewesen sein, nichts mehr übergelassen.

20. Februar 2010. Winter ade? Pünktlich zum Faschingsende setzte Tauwetter ein. Allerdings hat es in diesem Winter schon öfter mal Tauwetter gegeben. Was also? Ich habe zumindest einmal angefangen, die Bäume unter dem Vlies mit Goldrute-Ansatz zu besprühen, da bei einigen die Blätter leicht eingerollt sind, vor allem bei denen, die Stammrisse bekommen haben. Wenn jetzt der Stoffwechsel wieder anspringt, sollen sie mir nicht vertrocknen.

27. Februar 2010. Die ersten warmen Frühlingstage bringen Trauriges zutage: Ein großer Teil der optisch gut durch den Winter gekommenen Blätter rollen sich nun ein, verfärben sich braun. Ist also wieder in den jungen Zweigen das Kambium erfroren? Nur die beiden Bäume, die im Zelt standen, stehen nach wie vor gänzlich ungetrübt da. Wie lange noch? Für morgen ist ein Orkan angekündigt, wir haben gerade das Zelt abgebaut, das schon gestern bei den Sturm-Vorboten leicht eingeknickt ist. Nun bleibt nur zu hoffen, dass kein weiterer Frost kommt.

28. Februar 2010. Xynthia hat es geschafft, drei von den Stützpfählen zu knicken - vermutlich weil der Wind ein am Boden liegendes Vlies dagegen pressen konnte. Bäume sind nicht erkennbar geschädigt. Aber einige sind nun kahl, haben (fast) alle Blätter verloren. Und für die kommenden Nächte ist Frost bis -5 Grad angesagt.

05. März 2010. Weitere bislang widerständige Blätter neigen bekümmert ihr Haupt und frische Blattknospen sind erfroren. Vergangene Nacht gab es eine besonders schwierige Wetterlage, die mir bisher erspart geblieben war: Frostig bis -7 Grad und dazu sehr windig. Olivenkillerwetter, gegen das meine Schutzmittel machtlos sind. So sank schon am Abend gestern nach einem Sonnentag die Temperatur unter den Vliesen und in den inzwischen zwei Zelten auf das Niveau der Außentemperatur. "Heizen" macht unter diesen Bedingungen nur eingeschränkt Sinn. Für die Propfungen im großen Zelt hatte ich 10 Kerzen aufgestellt. Damit sank die Temperatur innen immerhin nur auf -2 Grad. Eine Gasheizung/Zeltheizung unter einem Vlies brachte wenig Effekt: -5 Grad Minimaltemperatur in der direkten Umgebung.

19. März 2010. Nun aber. Alle Ensemble-Prognosen sprechen dafür und wir bauen Zelte und Vliestunnels endgültig ab für diesen Winter. Fünf Meter breite Vliesbahnen von 25 Metern Länge sind nicht ganz einfach zu handhaben - zumal immer wieder Käfer und Raupen gerettet werden müssen, die es sich im Kuschelvlies gemütlich gemacht haben. Das Vlies (85 Gramm/qm) hat gut gehalten, Respekt. Ob der Aufwand sich gelohnt hat, weiß ich nicht. Es hängen zwar noch mehr Blätter an den Bäumen als im vergangenen Jahr - aber die Stämme sind teilweise in desolatem Zustand, warzig, rissig, braun verfärbt, und die Blätter verschrumpelt und braun.

16. April 2010. Aus dem italienischen Baumschulenzentrum Pescia (Nordtoskana) habe ich mir zwei Leccio del Corno und zwei Bianchera im Fluggepäck mitgebracht und heute gepflanzt. Es war mir unmöglich, eine Versandmöglichkeit aus Italien nach Deutschland zu finden, UPS wollte 240 Euro, GLS Italien versendet keine Pflanzen ins Ausland.

Vorläufige Bilanz Winter 2009/2010: Gut überstanden haben den Winter von 33 Pflanzen nur eine Wildolive unter Mulch (s.o.), eine Olive unbekannter Sorte (Ikea - als Propfgrundlage gepflanzt), zwei Leccino (davon einer im Zelt), zwei O. Seggianese (davon eine im Zelt), eine Ascolana (perfekt! - die zweite jedoch bis an die Stammbasis erfroren!) und die Propfungen von Leccio und Bianchera (im Zelt). Sie haben alle noch immer intakte Blätter und weitgehend gesunde Stämme und/bzw. Zweige.

16. Mai 2010.  An den Oliven, denen grüne Blätter geblieben sind, zeigen sich erste neue Blattknospen und frische Blättchen! Von den abgestorben wirkenden Oliven sind viele mit Rußpilz überzogen - ist es das, was nach dem Frostwinter 1984/85 in Italien und Frankreich als "Feuerbrand" bezeichnet wurde?

22. Mai 2010. Auch von den geschädigten Individuen zeigen einige nun schon Neuaustrieb aus der Veredelung, teilweise sogar weit oben an Stamm und Zweigen. Allerdings nur Leccino und Seggianese - letztere aus Holz in äußerlich desolatem, rissig-warzigem Zustand! Maurino, Aglandaou, Pendolino, Koroneiki und die Propfung von Grappolo schweigen oder melden sich nur aus der Unterlage.

10. Juli 2010 Das heiße Wetter tut den Oliven gut, sie entwickeln sich schön, auch wenn im Vergleich zum Vorjahr weiterhin ein Nachhinken auch bei gesunden Bäumen von mindestens zwei Wochen wahrnehmbar ist. Mehr Pflanzen als erwartet treiben nun doch noch im Stammbereich aus. Aus den Wurzelbereichen kommen sehr unterschiedliche Triebe, teilweise ganz offensichtlich nicht Wildolive. Was dafür spricht, in Deutschland zunächst nur mit wurzelechten Pflanzen zu arbeiten. Meine ehemals ausgesucht schöne Koroneiki z.B. ist zwar im Stamm tot, aber aus der Wurzel treibt sie massiv und zweifellos als Zuchtform. Leider kann ich nicht beurteilen, ob das Koroneiki oder eine andere - als Grundlage verwendete - Zuchtsorte ist, was da kommt.

14. August 2010 Es herbstet bereits, zumindest von den kühlen Nächten her. Und die Schwalben (Mehl- und Rauchschwalben gemeinsam) sammeln sich schon wieder über meinem Hain - zwei Tage früher als 2009! Im Internet finde ich einige Beobachtungen Anderer dazu, dass 2009 die Schwalben früher gezogen seien als sonst. Ein passender Spruch wird auch geliefert: "Wenn die Schwalben jetzt schon ziehen, sie den harten Winter fliehen." Und noch einer: "Wie der August war, wird der künftige Februar." Na denn!! Dafür zeigen sich die ersten Postillons in diesem Jahr und junge Eidechsen.

22. August 2010 Beginn des Umbaus der Reihenanlage von 6 Reihen zu 4 Pflanzen auf 4 Reihen mit je 7 Pflanzen (halber Pflanzabstand in den Reihen, 3 Meter statt bisher 6). Dabei mache ich beim Entnehmen einer abgestorbenen Olivastra Seggianese eine interessante Entdeckung: Bei dieser zu tief gesetzten Pflanze (Erdkante etwa da, wo der Strunk oben endet), gepflanzt als zweijähriger Heister 2008, sind die Wurzeln teilweise zunächst nach oben gewachsen. Der von Erdreich bedeckte Stammteil wurde zudem von Insekten angeknabbert. Die Lehre daraus lautet für mich, Oliven flach zu setzen, eher Wurzelansätze rausragen zu lassen als Stammteile mit Erde zu bedecken.

27. August 2010 Die warmen Tage (und Nächte) der zweiten Augusthälfte haben zusammen mit den üppigen Niederschlägen doch noch zu einem August-Schub geführt, der sich bei einem Leccio del Corno bizarr niederschlägt: Er entwickelt lange Neutriebe mit riesigen hellgrünen Blättern, Länge bis 6,5 Zentimeter, Breite bis 2,2 Zentimeter. Auch hier zeigt sich wieder die Individualität dieser Pflanzen: Der zweite Leccio del Corno entwickelt ganz normale Blätter. Auch bei den anderen Sorten fällt es oft schwer, eindeutige gemeinsame Merkmale zu finden. Die Blattformen hängen offensichtlich ganz stark von Witterung, Alter der Pflanze, Triebentwicklung, Standort u.a. ab. Grundsätzlich allerdings neigen Maurino, Seggianese und Pendolino zu eher länglichen Blättern, die anderen Sorten zu eher ovalen. Sortenspezifika erkenne ich bisher vor allem am Holz. Da ist das glatte, feuchtigkeitsstabile Holz von Leccino, Leccio und Ascolana auf der einen Seite und das warzig-rissige, feuchtigkeitssensible Holz von Seggianese, Pendolino und Aglandaou auf der anderen.

09. September 2010 Mit den Umpflanzungen bisher gute Erfahrungen. Selbst ein Leccino, der zunächst die (ganz frischen) Triebspitzen hängen ließ, hat sich wieder erholt. Unbedingt, auch bei Regenwetter, sofort nach dem Umpflanzen mit ein paar Liter Wasser versorgen!

04. Oktober 2010 Nachdem sich im September schon der Winter ankündigen wollte, ist nun doch noch ein warmer Frühherbst angebrochen. Die Oliven freuen sich, die Wiese auch. Allein die Feige lässt sich nicht mehr umstimmen und wird wohl in diesem Jahr keine Frucht zur Reife bringen. Ich gehe weiterhin von einem eher strengen Winter aus, also einer Fortsetzung von 2008/09 und 2009/10, mit einem harten Dezember und wieder zähem Frühlingsbeginn.

30. November 2010 Der Winter ist da. Welch ein Winter! Und wie gerne ich doch Unrecht behalten hätte. Aber nein, leider nicht. Die Schwalben sind einfach zu klug, haben sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Infrarotmessung an Blättern bis -4,6 Grad. Über Schnee Temperaturen bis -10,2 Grad - und zwar um 11:00 Uhr. Heute Aufbau der Tunnels, die beiden Zelte für die "Musterexemplare" haben wir am 21.11. bereits aufgebaut. Die Temperaturen sollen noch weiter fallen. Wohin? Der kälteste Dezemberanfang seit 1953 wird erwartet. Wer war doch gleich der Klimaforscher, der 2000 meinte, wir dürften für die Zukunft keinen Schnee im Winter mehr erwarten? Es war der extrem talkshowgeeignete Mojib Latif, zitiert wird er unter anderem im "Spiegel" (externer Link). Andere schlossen sich an und erzählten bis 2008, wir müssten uns darauf einstellen, in Deutschland keinen Schnee im Winter mehr zu haben, im Dezember schon gar nicht, bestenfalls im Januar. Wir würden nur noch ausnahmsweise mal Winter "wie früher" erleben, mit Schlittschuhfahren, Schnee und so. Also so wie nun in drei aufeinander folgenden Wintern. Ausnahmsweise. Gut, fairerweise muss gesagt werden, dass die Leute sich bei "populären" Äußerungen dabei in der Regel nur auf den Anstieg der Treibhausgase bezogen haben, nicht auf sonstige schwer prognostizierbare Faktoren (Kosmische Strahlung, Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche, Meeresströmungen etc.). Wechselwirkungen der Klimafaktoren wurden dabei auch eher schlicht betrachtet oder ausgeblendet. Latif "prognostiziert" inzwischen, belehrt durch die Erfahrung, nicht durch seine Computerberechnungen (die hat er "angepasst"), eine längere globale Kältephase.

11. Dezember 2010 Naiverweise hatte ich nach dem letzten Winter gemeint, nun könne es nicht mehr schlimmer kommen. Ich habe mich schwer getäuscht. Alles beginnt nun sogar einen Monat früher als im vergangenen Winter, und zwar heftigst. Tunnels aufbauen, Tunnels von Schneelast freiräumen (bisher bereits 4x!), vor Frostrissen bangen bei Oliven tödlichem Wetter mit Regen um die Nullgradgrenze herum. Schwerer Schneeregen hat eines der beiden Zelte vollkommen geschrottet (bei eBay mit "Sofort kaufen" erstanden, Travelstar "Napoli" - Finger weg, reines Schönwetterzelt! - der niedrige Preis hätte mich warnen müssen). Ausgerechnet die Olive mit den beiden überlebenden Propfungen wurde dabei freigestellt für den Schnee. Die Bianchera-Propfung wurde beim Zusammenbruch abgerissen. Von drei Propfungen 2009 lebt damit nur noch die Leccio-Propfung. Am 11.12. noch ein starker Wind, der die Vliese abhebt und das zerlegte Zelt weiter beutelt.

27. Dezember 2010 "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Je mehr Daten ich über Temperaturen sammle, umso unklarer wird mir, wie ich effektiven Frostschutz machen soll. Das Infrarotthermometer ermöglicht nun die genaue Überprüfung gängiger Meinungen. So z.B. der, dass Mulch wärme. Teilweise messe ich in und unter Mulch geradezu schockierende Negativabweichungen (bis zu vier Grad) zur Umgebungstemperatur. Und zwar nicht dadurch erklärbar, dass Mulch natürlich ebenso wie Wärme auch Kälte (z.B. die der Nacht am Tag) konserviert. Mulch scheint vielmehr unter bestimmten Umständen wie ein Kühlschrank zu funktionieren, aktiv Kälte zu produzieren. Vermutlich erklärbar über Verdunstungskälte-Effekte. Eventuell funktioniert Mulch dabei auch wie eine Art Schwamm, der Bodenfeuchtigkeit aufnimmt und über Abdunstung damit kühlt! Denn ich habe den genannten Effekt auch bei Mulch, der im Tunnel vor Niederschlägen geschützt ist!! Die effektivste Bodenwärme-Speicherung erreiche ich durch Luftpolsterfolie direkt auf dem Boden, nicht durch Mulch! Auffallend bei den Messungen auch immer wieder, dass begrünte Fläche unter Tunnel häufig weit kühler ist (2-3 Grad) als offener Boden. Gleichfalls Verdunstungseffekt - nun der Pflanzen? Oder schlichtweg Messfehler durch die Infrarot-Messtechnik?? Dagegen spricht, dass dieser Sachverhalt auch bei größeren Forschungsstudien festgestellt wurde. Der Boden unter der (kühleren) Pflanzendecke ist allerdings dann noch wärmer als der offene.

Weitere Details und Fotos finden Sie auf der Seite "Tagebuch 2010"




BERICHT 2009: Winterschock und Nachbarschaftsärger


07. Januar 2009 Bis auf sechs Bäume am Waldrand packe ich alle in Thermofolie ein und bringe nachts Kerzen aus.

08. Januar 2009 Den Temperatursturz in der Nacht haben alle eingepackten Bäume gut überstanden. Von den nicht eingepackten zeigt ein Maurino Risse am Stamm und an dicken Ästen. An den feinen Ästen hat sich die Rinde fast völlig vom Holz abgehoben, wie geschält. Der zweite Maurino hat nur zwei kleine Schälstellen. Ein Seggianese und ein Leccino haben feuchte Stellen. Die Datalogger zeigen später für diese Nacht außen -12,5 Grad, innen mit Kerze -10 Grad. Ich packe auch die verbliebenen sechs Bäume ein und stelle bis 13. Januar brennende Kerzen in Konservendosen dazu.

Nach dem Auspacken stehen die Bäume recht fit da. Einige Blätter sind verfärbt, andere abgefallen. Die Datalogger-Aufzeichnung zeigt -13,6 als Tiefsttemperatur in Bodennähe außen, innen zweimal ganz kurz -11,2. Bedenklich: Fast durchgängig in den 25 Tagen - mit Ausnahme der Kerzenphase - sank die Temperatur nachts innerhalb der Folienhülle um bis zu zwei Grad unter den Wert außen!! Blätter, die direkt nach dem Auspacken lose waren, sitzen später wieder fest am Ast.  Am 10. Februar kommen Sturmböen bei +9 Grad. Sie entblättern einige Bäume fast vollständig - war doch nichts mit "wieder fest am Ast".

Am 14. Februar packe ich erneut alle Bäume ein. In der darauf folgenden Nacht herrschen bittere -10,6 Grad.  Vom 17. bis 19. Februar stelle ich wieder brennende Kerzen in Konservendosen geschützt unter die Hüllen. War nicht notwendig, aber so genau weiß man das eben vorher nicht.

25. Februar  Die Frostperiode ist - hoffentlich - vorbei. Ich bin optimistisch - obgleich mich der Blick in den Temperaturverlauf von Karlsruhe seit 1876 belehrt, dass 2005 am 1. März -14,6 Grad gemessen wurden.

Ich begutachte die Frostschäden. Risse im Stamm hat nur einer der beiden Maurini, die bei -12,6 ohne Hülle waren. Risse in Ästen hat der zweite Maurino ohne Hülle und ein Leccino, bei dem in einer Tiefstfrostnacht die Kerze ausgefallen war. Fast alle Bäume sind weitgehend ohne Blätter - allerdings hängen an jedem Baum noch einzelne grüne, gesund wirkende Blätter. An Ästen und Stämmen gibt es einige warzig-rustikale Stellen mit kleinen oberflächlichen Rissen - vor allem bei den Seggianese. Interessant die Maurinos, die ihre Blätter weitgehend behalten haben, obgleich diese desolat aussehen, schlaff hängend, ledrig-braun, eingerollt, vertrocknet, fleckig. Fast unbeschadet überstanden (mit überwiegend noch intaktem Blattwerk und nur kleinen Erfrierungen an den Spitzen) haben diesen strengen Winter ein Leccino, der schon beim Pflanzen den größten Stammumfang hatte, und eine Seggianese, die sich durch große Vitalität bei der Oliven"ernte" auszeichnete - acht der insgesamt 14 ausgereiften Oliven stammten von ihr. Dies zeigt, dass es ein enormes Potential für Frosthärte bei Oliven gibt - abhängig von Alter, Sorte und Vitalität.

17. bis 31. März bin ich in der Toskana, unter anderem bei Claudio Cantini, dem Leiter der Azienda Sperimentale di Santa Paolina, und Virgilio Ciceroni, in dessen Olivenhain in der Nähe von Arezzo zwei Sorten wachsen, die sowohl den Frostwinter 1956 als auch den von 1985 überstanden haben (mehr dazu unter "Vorbilder"). Ich nehme Zweige der Sorten Morcone, Leccio del Corno, Mignolo, Grappolo und Bjankera (Istrien) mit.

Zuhause mache ich mich am 2. April 2009 daran, aus den mitgebrachten Zweigen Stecklinge und Propfreiser zu schneiden. Näheres unter "Technik, Tipps und Tricks" Sowohl Cantini als auch Ciceroni hatten mich allerdings gewarnt, dass Stecklinge ziehen eine langwierige, nicht immer erfolgreiche Prozedur sei. Bei der Auswahl geeigneter Bäume bzw. Zweige als Unterlage stelle ich fest, dass meine Bäume doch stärker im Cambium geschädigt sind, als ich vermutet hatte. Selbst auf den ersten Blick vitale Zweige mit vollkommen intakten grünen Blättern sind teilweise tot bzw. verholzt.

8. Mai 2009. Fahrt in die Kölner Region zu einem kleinen Erfahrungsaustausch über die Auswirkungen des vergangenen Winters. Das Ergebnis ist niederschmetternd und ermutigend zugleich. Alles erfroren. Doch die Brüder Becker haben alle Bäume des 2005 angelegten Hains gegen Jungbäume der Sorten Leccino und Seggianese ausgetauscht und dazu noch weitere Flächen neu bepflanzt. Die Baumschule La Cava in Köln-Widdersdorf hat die im vergangenen Jahr gepflanzten Bäume ersetzt und die älteren, sichtlich frostgeschädigten, Exemplare stark zurückgeschnitten.

15. Mai 2009
. Drei Leccinos zeigen plötzlich ungesunde großflächige Verfärbungen am Stamm mit einem matten, dunkelbraun-schieferfarbigen Ton. Das Chlorophyll in der Rinde scheint zerstört (s. "Krankheiten und Frostschäden"). Diese Stämme haben auch wenig Austrieb, nur unterhalb der Verfärbung, nahe am Boden. Ich behandle mit Eisenlösung und gieße mit Weidenansatz im Verdacht auf Wurzelschädigung. In den Tagen danach pflanze ich einige weitere Heister, Aglandaou aus Frankreich, Ascolana und Pendolino aus Italien.

17. Juni 2009. Die Bäume entwickeln sich nun sehr unterschiedlich, auch innerhalb der gleichen Sorte - vor allem Leccinos und Maurinos zeigen extreme individuelle Varianten. Die Seggianeses stehen alle gut da, auch wenn die Rinde hier zahlreiche Kleinrisse und Warzen zeigt und die Stämme kaum zulegen. Maurino entwickelt nun zunächst nicht seine typischen schlanken Blätter, sondern sehr breite, starke Blätter - sicherlich als Kompensation für den winterlichen Blattverlust. Leccino neigt zum "Christbaumeffekt", mit starken Trieben an der Basis, schwachen Trieben im Kopfbereich. Fast die Hälfte der 14 Leccinos zeigt noch immer keinen kräftigen Neuaustrieb oberhalb der Basis, sondern dort nur die gleichen Knospen wie vor sechs Wochen, kaum weiterentwickelt, mit winzigen Blättchen. Die Verfärbungen an drei Leccinos (siehe 15. Mai) haben sich nicht erholt, das Holz ist tot - die Wurzeln scheinen hier aber nicht geschädigt, denn die Austriebe unterhalb der abgestorbenen Bereiche sind stark. Der spärliche Austrieb bei anderen Leccinos könnte jedoch auf Wurzelschwäche hindeuten. Sehr schön entwickelt sich die Dreifachpropfung an einem auch sonst vitalen Leccino mit Bjankera (aus Kroatien), Grappolo und Leccio del Corno.

29. Juni 2009. Das Gelände von 1600 Quadratmetern plus 700 Quadratmeter benachbarter Ökoweinberg ist als Biotop nun im zweiten Jahr schon sehr gut angenommen. Das liegt sicherlich auch an den vielen unterschiedlichen Nischen - Mulch, Heuhaufen, Erdhaufen, Totholz, Trockenmauer, Hütte, hohes Gras, Bäume, Kräuterwiese, offene Stellen, Böschungen, Winkelflächen, Waldrand, Wegrand, Wasserpfützen. Derzeit schwärmen abends extrem zahlreich die Junikäfer (nicht ganz so romantisch in den Haaren und im Gesicht, zudem sind die Larven Wurzelschädlinge), vereinzelte Glühwürmchen tauchen auf, ein Hirschkäferweibchen ist vor einigen Tagen an der Hütte vorbei gezogen. Im Gras hüpfen die unterschiedlichsten Schreckenarten. Die Zauneidechsen sind nun wieder seltener zu sehen nach ihrer Paarungszeit. Eine Schlingnatter habe ich neben einem Heuhaufen im Nieselregen gesichtet, sie ließ sich vollkommen ungerührt anschauen und fotografieren. Ich hoffe, sie setzt der Zauneidechsenpopulation nicht über Gebühr zu.

04. Juli 2009. Die Junikäfer treten weniger massiv auf, ich kann auch wieder zu Sonnenuntergang und danach im Hain mich aufhalten, ohne ständig als Käfertreffpunkt herhalten zu müssen. Im gemähten Unterwuchs bilden sich kleine Thymian- und Dostinseln (Origanum vulgare) aus einheimischem Bestand, von denen ich mir eine positive Wirkung auf die Oliven erhoffe, eine ihnen wohltuende "südliche" Lebenswelt. Von Conrad Bölicke (artefakt) habe ich eine 3-4jährige griechische "Koroneiki"-Olive bekommen, die sogleich den Platz für sich beanspruchte, den ich im Frühjahr als Tai-Ji-Fläche freigemacht hatte aber dann doch nicht benutzte, weil ich inzwischen einen anderen Ort bevorzuge. Nun steht sie dort sehr freundlich und zufrieden, eine schöne Pflanze - leider eine Sorte, die (so heißt es) Frost nicht gut verträgt, ich werde im Winter sorgsam auf sie achten müssen.

01. September 2009. Die Olivenbäumchen haben in der sonnig-heißen zweiten Augusthälfte einen deutlichen Wachstumsschub bekommen. Nachdem in der ersten Phase Mai/Juni vor allem rasch Blattmasse produziert wurde, mit ausgeprägter "Tannenbildung" an jedem einzelnen Zweig, kam Mitte Juli ein gewisser Stillstand (Wurzelwachstum?). Jetzt schießen die "Tannen" jeweils mit ihrem Hauptzweig nach oben, ohne weitere Verästelungen - vor allem bei Leccino und Seggianese. An Blattmasse ist die Hälfte der Oliven weit über das Niveau vom Vorjahr hinaus - obgleich sie nach dem harten Winter alles neu bilden mussten, einschließlich der Zweige.

02. Oktober 2009. Von den Oliven, die ich in diesem Frühjahr gepflanzt habe, zeigen einige seit Mitte September Warzen- und Rissbildung - ähnlich wie Seggianese im vergangen Jahr Oktober/November und in diesem Frühjahr. Eine Reaktion auf die Temperaturspannungen in diesem Jahr? In den Nächten selten mehr als 12 Grad, tagsüber oft sonnig-heiß. Aglandaou und Ascolana scheinen stabil. Anfällig zeigen sich v.a. Koroneiki und Pendolino.  Schlussfolgerung: Die Mittelmeerregion ist nicht nur wegen der Wärme besonders als Anbauregion geeignet, sondern auch wegen der ausgeglichenen Temperaturen. Die schönsten Stämme haben nun eindeutig die Leccinos, die teilweise gut an Umfang zugenommen haben und fast ohne Warzen und Risse geblieben sind. Maurino hält sich auch wacker, hat ähnliche Holzcharakteristiken wie Leccino, während Pendolino im Holz Seggianese gleicht.

17. Oktober 2009. Erster Versuch mit einem Vliestunnel für die Wintermonate in Ost-West-Ausrichtung. Als Gerüst verwende ich vier Stützpfähle mit jeweils 6 Meter Abstand und dazwischen je zwei Federstahlstäbe 6mm Stärke von 5 Metern Länge. Über drei Federstahlstäbe spanne ich ein Perlonseil, um das Vlies zu halten. Bei etwa 30 kmh Windgeschwindigkeit werden einzelne Stäbe aus dem Boden gezogen. Ich hatte nicht berücksichtigt, dass der Wind bei schnellem Darüberstreifen einen starken Sogeffekt bewirken kann (Flugzeugflügel-Effekt). Wäre bei Nord-Süd-Ausrichtung geringer. Schlecht auch, dass das Vlies an manchen Stellen durch die Reibung an den Pfosten fast durchgescheuert ist.

Teilweise verfärbt sich das Olivenlaub an den Triebspitzen gelb-chlorotisch - vor allem bei Leccino. Bemerkenswerterweise stehen die Propfungen alle vital und in kräftigstem Dunkelgrün da!

31. Oktober 2009. Ein Landwirt, von dem ich einen Randstreifen zu meinem Olivenhain hinzugepachtet habe, kündigt mir überraschend und fordert die Räumung des Streifens, auf dem 1 Kaki, 3 Weinbergpfirsiche und 9 Olivenbäumchen stehen. Er stützt sich dabei auf das Schreiben eines Landwirtschaftsberaters, der eine Pflanzung von 10 Beerensträuchern als potentielles §32-Biotop ansieht und für meine Oliven "je nach geplanter Höhe" einen Grenzabstand von 8 m vorschlägt - wohlgemerkt zu einem Feld, auf dem direkt bis zur Grenze Mais (Wuchshöhe über 2 Meter) und Roggen angebaut wird. "Bei hohen Olivenbäumen" schlägt er gar einen Grenzabstand von 16 m vor. Ich bewundere den außergewöhnlichen Optimismus, dass meine Olivenbäume mit deutschen Wintern und in ausgesetzter Windlage die Dimensionen "großwüchsiger Arten" von Laub- und Nadelbäumen erreichen könnten, für die neben real existierenden Rebanlagen dieser Abstand nach dem Nachbarschaftsrecht gefordert wird. Andererseits habe ich natürlich Verständnis dafür, dass niemand im Rebgelände einen Streifen Wald haben möchte. Ich auch nicht. Aber auch keinen Streifen Mais!

16. November 2009. Als Winterschutz habe ich mit Peter Garbe ein Steilwandzelt der 70er Jahre aus seinem Familienbesitz aufgebaut. Darin sollten die Propfungen gut über den Winter kommen. Die Grenzstreitigkeiten entspannen sich, die Abstandsempfehlungen werden an realistische Größen angepasst und dafür verzichte ich auf die Pflanzung von Sträuchern in Grenznähe als Windschutz gegen Westen.

16. Dezember 2009. Alle Bäume stehen nun unter Vliestunnels oder Einzelhüllen aus Thermovlies M85, gespannt über 6mm-Federstahlstäbe von 5 Meter Länge. Die Frostentwicklung ist kontinuierlich seit 12. Dezember, was den Pflanzen Gelegenheit zur Anpassung gibt.

19. Dezember 2009. Auch dieser Winter hat wohl nicht vor, sich an die Regeln der Klimaveränderung zu halten. Seit einer Woche nun Dauerfrost und heute nacht Schneefall und dann Temperaturen außen bis -9 Grad. Allerdings ist es unter den Vlieshüllen und im Zelt einiges wärmer. Bis -4 gab es keinen Bodenfrost. Vorgestern abend habe ich wieder Kerzen aufgestellt und Schwimmlichter mit Rapsöl (s. Technik). Die Stimmung bei Nacht ist nicht ganz so zauberhaft wie mit den Kerzen unter den Thermofolie-Hüllen, dafür ist der Aufbau nun besser zu beheizen und sicher insgesamt besser für die Pflanzen. Die Temperaturen sinken weiter - und das bei Süd- bis Südwestwind!! Am Abend draußen -12 Grad, im Zelt -4, unter Vlies -6. Jede Pflanze hat nun zwei Kerzen/Schwimmlichter.

22. Dezember 2009. Nun auch noch stürmisches Wetter nach dem Frost. Im Olivenhain Windstärke 6-7, Böen bis 9. Natürlich musste ich die Vliese abnehmen. Temperaturanstieg auf 10 Grad. Dann Regen. Am Abend wieder Vliese drüber. Und für den 25. ist die nächste Sturmphase in der Region angekündigt - mal Nord- mal Süd- mal Ost- mal Westwind, es gibt keine "sichere" Seite.

29. Dezember 2009. Die Oliven im Zelt stehen bestens da. Die anderen unter Vlies (Tunnels und "Iglus") haben teilweise erfrorene Spitzen und bräunlich verfärbte Blätter außen. Ein großes Zirkuszelt für den Winter - das wärs. Allerdings würde mir das wohl auf meinen "Wuthering Heights" ohne tiefe Betonanker davonfliegen!

Weitere Details und Fotos finden Sie auf der Seite "Tagebuch 2009"







BERICHT 2008: Neuanlage und erste Ernte


Am 28. Januar 2008 geht mit Vollzug beim Notar das Flurstück Nr. 5215  am Obergrombacher Kehrberg mit einer einsturzgefährdeten Weinberghütte in meinen Besitz über. Eigentlich wollte ich primär die Hütte, als Unterstellmöglichkeit zu unserem Weinberg darunter. Doch dann kamen zügig Überlegungen, was aus dem Grundstück zu machen sei.

Zunächst richte ich die Hütte wieder her, und eines Abends ist das Grundstück gegrubbert. Wie ich rasch erfahre, hat das ein Landwirt gemacht, der Grundstücke daneben gepachtet hat. Er habe gedacht, das sei auch eines seiner Grundstücke, teilt er mir am Telefon mit, und ich solle doch froh sein, dass mal wieder was gemacht wurde, das Grundstück sei ja vernachlässigst gewesen (ach ja, von wem, ihm, der doch dachte, es sei seines?). Ich erfahre auch, dass er Unkrautbekämpfung ausgebracht habe, "kein Herbizid, nur Glyphosat, und Ammonium, wegen der Quecke". Ach so, dann ist ja alles in Ordnung .... Glyphosat ist der Wirkstoff in Monsantos "Roundup", dessen Patent abgelaufen ist.

Grund für die Aktion des Landwirts: Dank Biomassekraftwerken explodieren die Maispreise gerade und die EU hat Stilllegungsflächen freigegeben, da wird wieder alles unter den Pflug genommen, was einst mit Subventionen still gelegt wurde und für die Biodiversität Platz bot.

Irgendwann setzt sich dann die Idee durch, Oliven anzupflanzen. Alle Welt spricht ja gerade vom Klimawandel und dass wir keine Winter mehr mit Schnee und Eis haben werden. Mojib Latif, der mit dieser Aussage im April 2000 im SPIEGEL zitiert wurde, hat dann 2012 in einem ZEIT-Interview deutlich gemacht, dass er sich damals auf die Zeit ab 2050 bezogen habe. Bei Recherchen stoße ich auf den "ersten Olivenhain nördlich der Alpen" in der Kölner Bucht, bei Pulheim. Deren Berichte stimmen mich optimistisch und schließlich hat es auch während der kleinen Eiszeit Olivenhaine in der Toskana gegeben. Fostharte Sorten finde ich auf Internet-Seiten italienischer Forschungseinrichtungen.

Am 8. April 2008 pflanze ich die ersten sechs Olivenbäumchen, Sorte "Leccino" von einer Baumschule bei Ulm. Ansonsten säe ich auf dem Gelände eine Wildkräutermischung aus regionalem Anbau (von der Firma "Syringa" bei Freiburg) aus. Allerdings keimt in den Wochen danach nur sehr wenig. Das war ja vom Landwirt auch so beabsichtigt. Die sechs ersten Bäume haben sich rasch eingelebt und entwickeln sich gut. Ich habe ein gutes Gefühl bei diesem Projekt, die Pflanzen wirken nicht deplaziert, sondern sehr passend zu dieser Lage, und so pflanze ich Anfang Mai noch sechs Heister Leccino und sechs Olivastra Seggianese aus Pulheim-Stommeln. Mitte Mai 2008 kommen dazu vier Heister der Sorte "Maurino", die auch als frosthart empfohlen wird - zu Unrecht, wie ich in den folgenden Wintern feststellen werde. Es ist allerdings eine wirklich schöne Sorte, mit langen, schlanken, silbrigen Blättern und einer leicht hängenden Kronenform.

Im Juli entwickeln sich einzelne kleine Oliven vor allem bei Olivastra Seggianese und spärlich auch bei Leccino. Die ersten reifen Früchte (richtig schwarz!) kann ich dann Mitte September ernten. Ende Oktober Oktober pflücke ich die letzten paar Seggianese- und eine einsam ausgereifte Leccino-Olive. Die Leccino schmeckt eindeutig gehaltvoller.

Anfang November entdecke ich kleine Warzen und Risse an den Seggianese-Exemplaren. Erste "Alterungserscheinungen" durch das raue Klima? Ende November packe ich nach Warnungen vor Frost im zweistelligen Bereich die ersten Pflanzen in Thermofolie ein. Nach ein paar Tagen packe ich wieder aus, da der Frost ausbleibt und es tagsüber in der Sonne unter der Folie schaurig warm wird. Ende Dezember kommt es mit -8 Grad erstmals zu nennenswertem Frost.

Weitere Details und Fotos finden Sie auf der Seite "Tagebuch 2008"