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einsicht ich sehe den hut den der komet trug ehe er eintrat. (1997) |
TAGEBUCH 2008: Am 28. Januar 2008 geht das unbewirtschaftete Grundstück mit halb verfallener Weinberghütte am "Kerberg" Obergrombach in meinen Besitz über. Allerdings stellt sich kurz darauf heraus, dass das Rebrecht für den ehemaligen Weinberg erloschen ist. Ich erwäge, Tafeltrauben anzupflanzen, die kein Rebrecht benötigen. Die Bodenprobe ergibt: Die Kupferbelastung durch den früheren Weinbau ist noch akzeptabel. Allerdings ist der Boden deutlich mit Phosphor überversorgt (ein Zeichen von unangemessener Gülle- oder Blaukorngabe). Kalium gut, Magnesium zu wenig. Ich richte in mehreren Arbeitseinsätzen mit Helfern die Hütte her und unterdessen grubbert ein Landwirt das Grundstück und versprüht Herbizid, weil er der Meinung ist, das Stück gepachtet zu haben. Die Maispreise explodieren gerade, unter anderem dank des Biosprit-Hypes, und die EU hat Stilllegungsflächen freigegeben, da wird wieder alles unter den Pflug genommen. Allerdings war das Stück nicht an ihn verpachtet. Allmählich setzt sich die Idee fest, Oliven anzupflanzen. Bei Internetrecherchen stoße ich auf den "ersten Olivenhain nördlich der Alpen" in der Kölner Bucht. Und wenn der Klimawandel tatsächlich so kommt, wie prophezeit wird, könnte daraus ja was werden. Mit Peter Garbe und seiner Tochter Laura pflanze ich am 8. April 2008 die ersten sechs Leccino (Foto links). In den Tagen danach säe ich noch sehr sparsam eine Wildkräutermischung aus regionalem Anbau (von "Syringa", einem renommierten Anbieter aus Freiburg) auf dem Gelände aus. Vor dem Grubbern dominierten Gräser und kanadische Goldrute - deren Wurzelstückchen nun üppig im ganzen Gelände verteilt sind. Allerdings kommt von der Aussaat fast nichts zur Keimung. Die sechs ersten Bäume haben sich gut eingelebt, stehen da, als gehörten sie da wirklich hin. Also beschließe ich, die Sache gleich richtig anzugehen und fahre nach Pulheim-Stommeln, um beim "ersten Olivenhain nördlich der Alpen" Erfahrungen mitzunehmen und einige Pflanzen (mehr dazu unter "Vorbilder"). Und so beziehen weitere acht Leccino und acht Olivastra Seggianese ihr Domizil auf dem "Kerberg" (großes Foto rechts). 16. Mai 2008 Vier Maurinos komplettieren die Anlage. Eine sehr schöne Sorte, mit langen, schlanken Blättern. Im oberen Teil des Geländes entdecke ich eine wild aufgegangene Mariendistel - auch sie eher ein Bewohner südlicher Gefilde. Stimmt mich optimistisch. Ansonsten wachsen fast nur weißer Gänsefuß, Melde und Gräser. Alle Oliven blühen und bilden rasch nach der Blüte kleine, stecknadelkopfgroße Fruchtansätze. Im Juni entdecke ich bei einigen Blättern Chlorose (Symptom für Magnesium- und/oder Eisenmangel bzw. entsprechende Stoffwechselstörungen) und "Occhio di Pavone" (eine Pilzkrankheit bei Oliven). Ich gebe weitere kleine Mengen von Kieserit und besprühe die Pflanzen mit Schafgarbe-Ansatz als Fungizid. "Occhio di Pavone" ist häufig bei Oliven und muss erst behandelt werden, wenn mehr als 30% der Blätter befallen sind. Im Juli entwickeln sich einzelne kleine Oliven vor allem bei Olivastra Seggianese und spärlich bei Leccino (kleines Foto rechts). Am 17. September kann ich schon die erste zwergenhafte Seggianese-Olive schwarz ausgereift "ernten". Sie ist lange nicht so bitter, wie ich das von Oliven in Italien oder Griechenland frisch vom Baum kenne. Das könnte an einem höheren Wassergehalt durch unser Klima liegen. Allerdings ist Seggianese auch nicht sonderlich ihres Geschmackes wegen gerühmt. Bei Spaziergängen sammle ich Saatgut von Wildkräutern, um die Samenbank des verarmten Geländes wieder aufzufüllen. Die Melde und die Gräser habe ich zweimal gemäht. Jetzt kommt vor allem kanadisches Berufkraut. Am 09. Oktober gebe ich vorbeugend-kurativ 400 ml 0,5% Kupferlösung an alle Seggianeses und einige Leccino, die besonders von "Occhio di Pavone" betroffen sind. Am 27. Oktober pflücke ich die letzten paar Seggianese- und eine einsam ausgereifte Leccino-Olive. Die Leccino schmeckt gehaltvoller. Anfang November fallen mir kleine Warzen und Risse an manchen Pflanzen auf, vor allem bei den Seggianeses. Angeblich wird Olivenrinde erst nach einigen Jahrzehnten "rustikal". "Altern" meine Pflanzen schneller durch das rauhere Klima? Ende November wird Frost unter -10 Grad angekündigt. Ich packe die ersten Pflanzen in Thermofolie ein, dann nach ein paar Tagen wieder aus, da der Tieffrost ausbleibt und es tagsüber in der Sonne unter der Folie schaurig warm wird. Am 19. Dezember 2008 packe ich einen Testbaum in Folie ein und platziere innen am Pfosten einen Datalogger für eine Temperaturverlaufs-Aufzeichnung. An einem Kontrollpfosten bringe ich gleichfalls einen Datalogger in gleicher Position an. |