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für dich

für dich meine herde
die du nicht meine herde bist
mähe ich das gras für den winter. für dich
meine herde, die du nicht meine herde bist
leite ich den bach in die tröge. und weiß doch
man wird dich schlachten in den zeiten
des hungers.

für dich mein kind
das du nicht mein kind bist
pflanze ich turtelbäume. für dich
mein kind, das du nicht mein kind bist
grabe ich die brunnen tiefer. und weiß doch
die grundwasserspiegel sinken hin bis
zu den schwefelquellen.

für dich mein gesang
nehme ich mich an
solange die horizonte noch offen stehen
säe die körner gegen den westwind
und gebe mich frei
für den süden.

und unsern kranken nachbar
auch.

(2009)



























































































































































































































































TAGEBUCH 2009:



07. Januar 2009 Bis auf sechs Bäume am Waldrand packe ich alle in Thermofolie ein und bringe nachts Kerzen aus.

08. Januar 2009 Den Temperatursturz in der Nacht haben alle eingepackten Bäume gut überstanden. Von den nicht eingepackten zeigt ein Maurino Risse am Stamm und an dicken Ästen. An den feinen Ästen hat sich die Rinde fast völlig vom Holz abgehoben, wie geschält. Der zweite Maurino hat nur zwei kleine Schälstellen. Ein Seggianese und ein Leccino haben feuchte Stellen. Die Datalogger zeigen später für diese Nacht außen -12,5 Grad, innen mit Kerze -10 Grad. Ich packe auch die verbliebenen sechs Bäume ein und stelle bis 13. Januar brennende Kerzen in Konservendosen dazu (Foto).

Nach dem Auspacken stehen die Bäume recht fit da. Einige Blätter sind verfärbt, andere abgefallen. Die Datalogger-Aufzeichnung zeigt -13,6 als Tiefsttemperatur in Bodennähe außen, innen zweimal ganz kurz -11,2. Bedenklich: Fast durchgängig in den 25 Tagen - mit Ausnahme der Kerzenphase - sank die Temperatur nachts innerhalb der Folienhülle um bis zu zwei Grad unter den Wert außen!!

Blätter, die direkt nach dem Auspacken lose waren, sitzen später wieder fest am Ast.  Am 10. Februar kommen Sturmböen bei +12 Grad. Sie entblättern einige Bäume fast vollständig - war doch nichts mit "wieder fest am Ast".

Am 14. Februar packe ich erneut alle Bäume ein. In der darauf folgenden Nacht herrschen bittere -10,6 Grad.  Vom 17. bis 19. Februar stelle ich wieder brennende Kerzen in Konservendosen geschützt unter die Hüllen. War nicht notwendig, aber so genau weiß man das eben vorher nicht.

25. Februar  Die Frostperiode ist - hoffentlich - vorbei. Ich bin optimistisch - obgleich mich der Blick in den Temperaturverlauf von Karlsruhe seit 1876 belehrt, dass 2005 am 1. März -14,6 Grad gemessen wurden.

Aus einem Schafgarbe-Gestrüpp krabbelt der erste Marienkäfer - soweit ich sehe, kein aggressives Importexemplar (Foto). Ehrenpreis, Taubnessel, Kreuzkraut, Vogelmiere und Gänseblümchen blühen. Ackersalat gedeiht prächtig. Den ganzen Winter über habe ich davon immer wieder ernten können. Zahlreiche Rosetten von Kräutern zeigen, dass in diesem Jahr wesentlich mehr gedeihen wird als Melde, Gräser und Berufkraut.

Ich begutachte die Frostschäden. Risse im Stamm hat nur einer der beiden Maurini, die bei -12,6 ohne Hülle waren. Risse in Ästen hat der zweite Maurino ohne Hülle und ein Leccino, bei dem in einer Tiefstfrostnacht die Kerze ausgefallen war. Fast alle Bäume sind weitgehend ohne Blätter - allerdings hängen an jedem Baum noch einzelne grüne, gesund wirkende Blätter. An Ästen und Stämmen gibt es einige warzig-rustikale Stellen mit kleinen oberflächlichen Rissen - vor allem bei den Seggianese. Interessant die Maurinos, die ihre Blätter weitgehend behalten haben, obgleich diese desolat aussehen, schlaff hängend, ledrig-braun, eingerollt, vertrocknet, fleckig (Foto).

Fast unbeschadet überstanden (mit überwiegend noch intaktem Blattwerk und nur kleinen Erfrierungen an den Spitzen) haben diesen strengen Winter ein Leccino, der schon beim Pflanzen den größten Stammumfang hatte, und eine Seggianese, die sich durch große Vitalität bei der Oliven"ernte" auszeichnete - acht der insgesamt 14 ausgereiften Oliven stammten von ihr. Dies zeigt, dass es ein enormes Potential für Frosthärte bei Oliven gibt - abhängig von Alter, Sorte und Vitalität.

17. bis 31. März bin ich in der Toskana, unter anderem bei Claudio Cantini, dem Leiter der Azienda Sperimentale di Santa Paolina, und Virgilio Ciceroni, in dessen Olivenhain in der Nähe von Arezzo zwei Sorten wachsen, die sowohl den Frostwinter 1956 als auch den von 1985 überstanden haben (mehr dazu unter "Vorbilder"). Ich nehme Zweige der Sorten Morcone, Leccio del Corno, Mignolo, Grappolo und Bjankera (Istrien) mit.

Zuhause mache ich mich am 2. April 2009 daran, aus den mitgebrachten Zweigen Stecklinge und Pfropfreiser (Foto zeigt einen halb eingeschoben) zu schneiden. Näheres unter "Technik, Tipps und Tricks" Sowohl Cantini als auch Ciceroni hatten mich allerdings gewarnt, dass Stecklinge ziehen eine langwierige, nicht immer erfolgreiche Prozedur sei. Bei der Auswahl geeigneter Bäume bzw. Zweige als Unterlage stelle ich fest, dass meine Bäume doch stärker im Cambium geschädigt sind, als ich vermutet hatte. Selbst auf den ersten Blick vitale Zweige mit vollkommen intakten grünen Blättern sind teilweise tot bzw. verholzt. Das Abwerfen der Blätter lässt sich also auch verstehen als eine "vitale" Reaktion der Pflanze. Ein toter Zweig kann die Blätter behalten wie eine Mumie die Haut. Bei weiteren Vitalitätsuntersuchungen an meinen Bäumen muss ich feststellen, dass bei einigen das Cambium bis in den Stamm hinein geschädigt ist: Braun und klebrig - statt grün und leicht vom Holz abzuheben. Ich bringe Kaliumsulfat aus. Bei eher sauren Böden besser Kaliumcarbonat (Pottasche) - wichtig für den Wasserhaushalt und die Frosthärte.

Heute ist der 24. April, Neumond, soll gut sein zum Olivenschnitt. Die Beseitigung der Frostschäden steht an. In den vergangenen Tagen haben meine Bäume die ersten Lebenszeichen von sich gegeben, zeigen winzige frische Knospen. Das Cambium ist nun eindeutig vitaler als am 2. April, feuchter und leichter abzulösen. Jetzt wäre der ideale Pfropftermin (etwa gleichzeitig mit dem Entfalten der Rebknospen und mit der Rosmarinblüte!). In den nächsten Jahren bin ich klüger und besser vorbereitet.

Schadensbilanz: Von 4 Maurinos sind 2 bis in den Stamm geschädigt (Cambium braun), 1 stark in allen Ästen, 1 nur an den Zweigen und Endstücken der Äste. Von 8 Seggianese sind 2 bis in den Stamm hinein geschädigt, die anderen stehen in gutem bis sehr gutem Zustand da, mit intakten Blattzweigen und ersten Knospen. Von 14 Leccinos sind 1 bis in den Stamm hinein geschädigt, 2 stark an den Ästen, die anderen nur an den dünnen Zweigen und Endstücken der Äste. Die einjährigen Zweige sind fast alle weitgehend abgestorben - nur bei 1 Leccino nicht (er heißt "Hölderlin" oder kurz "Holder" und hat die erste Hälfte seines Lebens noch vor sich, wie ich hoffe).

8. Mai 2009. Fahrt in die Kölner Region zu einem kleinen Erfahrungsaustausch über die Auswirkungen des vergangenen Winters. Das Ergebnis ist niederschmetternd und ermutigend zugleich. Die Brüder Becker haben alle Bäume des 2005 angelegten Hains gegen Jungbäume der Sorten Leccino und Seggianese ausgetauscht und dazu noch weitere Flächen neu bepflanzt. Die Baumschule La Cava in Köln-Widdersdorf hat die im vergangenen Jahr gepflanzten Bäume ersetzt und die älteren, sichtlich frostgeschädigten, Exemplare zurückgeschnitten.

9. Mai 2009. Bei meinen Seggianeses sind die ersten Knospen bereits voll entfaltet (Foto). Die Knospen der Leccinos und Maurinos wissen zum Teil noch nicht so recht, wie sie sich entscheiden sollen - gedeihen oder resignieren. Vielleicht wollen sie ja noch die Eisheiligen abwarten. An der Basis machen jedoch fast alle Bäume dem Monat Mai Ehre und schlagen kräftig aus.

Leider gibt es noch eine schlimme Entdeckung: Ein Rehbock hat einen Seggianese-Stamm zuschanden gefegt. Und ausgerechnet den vitalsten Baum, der schon im ersten Standjahr zahlreiche ausgereifte Früchte trug und der den Winter prächtig überstanden hatte, mit lebhaftem Neuaustrieb. "Spürt" Rehwild die Besonderheit von Pflanzen? Es ist ja bekannt, dass Rehböcke vor allem singuläre Baumarten zum Fegen ihres Gehörns benutzen und dass ihre weiblichen Artgenossen mit der Kinderstube gerne da grasen, wo rares Grün gedeiht.

15. Mai 2009
. Drei Leccinos zeigen plötzlich ungesunde großflächige Verfärbungen am Stamm mit einem matten, dunkelbraun-schieferfarbigen Ton. Das Chlorophyll in der Rinde scheint zerstört (s. "Krankheiten und Frostschäden"). Diese Stämme haben auch wenig Austrieb, nur unterhalb der Verfärbung, nahe am Boden. Ich behandle mit Eisenlösung und gieße mit Weidenansatz im Verdacht auf Wurzelschädigung.

In den Tagen danach pflanze ich einige weitere Heister, Aglandaou aus Frankreich, Ascolana und Pendolino aus Italien.

Propftrias17. Juni 2009. Die Bäume entwickeln sich nun sehr unterschiedlich, auch innerhalb der gleichen Sorte - vor allem Leccinos und Maurinos zeigen extreme individuelle Varianten. Die Seggianeses stehen alle gut da, auch wenn die Rinde hier zahlreiche Kleinrisse und Warzen zeigt und die Stämme kaum zulegen. Maurino entwickelt nun zunächst nicht seine typischen schlanken Blätter, sondern sehr breite, starke Blätter - sicherlich als Kompensation für den winterlichen Blattverlust. Leccino neigt zum "Christbaumeffekt", mit starken Trieben an der Basis, schwachen Trieben im Kopfbereich. Fast die Hälfte der 14 Leccinos zeigt noch immer keinen kräftigen Neuaustrieb oberhalb der Basis, sondern dort nur die gleichen Knospen wie vor sechs Wochen, kaum weiterentwickelt, mit winzigen Blättchen. Die Verfärbungen an drei Leccinos (siehe 15. Mai) haben sich nicht erholt, das Holz ist tot - die Wurzeln scheinen hier aber nicht geschädigt, denn die Austriebe unterhalb der abgestorbenen Bereiche sind stark. Der spärliche Austrieb bei anderen Leccinos könnte jedoch auf Wurzelschwäche hindeuten. Sehr schön entwickelt sich die Dreifachpfropfung an einem auch sonst vitalen Leccino mit Bjankera (aus Kroatien), Grappolo und Leccio del Corno (Foto v.l.nr.).

29. Juni 2009. Das Gelände von 1600 Quadratmetern plus 700 Quadratmeter benachbarter Ökoweinberg ist als Biotop nun im zweiten Jahr schon sehr gut angenommen. Das liegt sicherlich auch an den vielen unterschiedlichen Nischen - Mulch, Heuhaufen, Erdhaufen, Totholz, Trockenmauer, Hütte, hohes Gras, Bäume, Kräuterwiese, offene Stellen, Böschungen, Winkelflächen, Waldrand, Wegrand, Wasserpfützen. Derzeit schwärmen abends extrem zahlreich die Junikäfer (nicht ganz so romantisch in den Haaren und im Gesicht, zudem sind die Larven Wurzelschädlinge), vereinzelte Glühwürmchen tauchen auf, ein Hirschkäferweibchen ist vor einigen Tagen an der Hütte vorbei gezogen. Im Gras hüpfen die unterschiedlichsten Schreckenarten. Die Zauneidechsen sind nun wieder seltener zu sehen nach ihrer Paarungszeit. Eine Schlingnatter habe ich neben einem Heuhaufen im Nieselregen gesichtet, sie ließ sich vollkommen ungerührt anschauen und fotografieren (s. "Bilder"). Ich hoffe, sie setzt der Zauneidechsenpopulation nicht über Gebühr zu.

Schmetterlinge flattern zahlreich umher und besuchen vor allem Flockenblumen und Dost. Gezeigt haben sich in diesem Jahr bisher unter anderem Tagpfauenauge, Ochsenauge, Zitronenfalter, Schwalbenschwanz, Schachbrett, Großer Eisvogel, Admiral und verschiedene Bläulinge. Leider hat sich eine Kolonie von Ohrenzwickern ausgerechnet die Fuge zum Deckel der Regentonne (Weinfass) als Habitat auserkoren - weshalb jedes Mal, wenn ich den Deckel abnehme, die Wasseroberfläche mit zuckenden Krabblern bedeckt ist, die ich dann rausfischen muss.

04. Juli 2009. Die Junikäfer treten weniger massiv auf, ich kann auch wieder zu Sonnenuntergang und danach im Hain mich aufhalten, ohne ständig als Käfertreffpunkt herhalten zu müssen. Im gemähten Unterwuchs bilden sich kleine Thymian- und Dostinseln (Origanum vulgare) aus einheimischem Bestand, von denen ich mir eine positive Wirkung auf die Oliven erhoffe, eine ihnen wohltuende "südliche" Lebenswelt. Von Conrad Bölicke (artefakt) habe ich eine 3-4jährige griechische "Koroneiki"-Olive bekommen, die sogleich den Platz für sich beanspruchte, den ich im Frühjahr als Tai-Ji-Fläche freigemacht hatte aber dann doch nicht benutzte, weil ich inzwischen einen anderen Ort bevorzuge. Nun steht sie dort sehr freundlich und zufrieden, eine schöne Pflanze - leider eine Sorte, die (so heißt es) Frost nicht gut verträgt, ich werde im Winter sorgsam auf sie achten müssen.

An vier Stellen entdecke ich Filzkraut, das meinen sandigen Löss wohl mag, hier in der Gegend aber angeblich nur in der Rheinebene vorkommt.

16. August 2009. Eine Gruppe von Rauchschwalben sammelt sich seit Tagen über meinem Grundstück, jagt nach Insekten. Sollte das wirklich schon Sammeln zum Südzug sein, steht wohl ein kaltes Winterhalbjahr bevor! Luzernen werden nun eifrig von Schmetterlingen und anderen Insekten besucht. Insgesamt habe ich 16 verschiedene Tagfalterarten in diesem Sommer beobachten können, auf über 100 verschiedenen Blütenpflanzen - von der Ackerwinde bis zum Ziest. Vereinzelt tauchen Mäusebussard und Turmfalke auf, die sich in diesem Sommer extrem rar gemacht haben (Mäusemangel wegen des harten Winters?). Am 28. August sank die Temperatur nachts im Hain auf 7 Grad (immerhin noch im Plusbereich ...).

Schwalbenschwanzei01. September 2009. Ein riesiges Schwalbenschwanz-Weibchen legt einzeln Eier an jungen Fenchelpflanzen ab, die spät gekeimt haben bzw. durch anderen Bewuchs klein gehalten waren. Leider habe ich kein Bild von der Aktion, aber vom Ergebnis (Foto links). Der Schmetterling vertraut wohl auf einen milden Herbst - und gibt damit das entgegengesetzte Signal  zu dem derLeccino Rauchschwalben! In den strukturreichen Mulchhaufen bei den Oliven huscht zahlreich winziger Zauneidechsen-Nachwuchs umher - die Trockenmauer interessiert sie nicht die Bohne. Baumscheiben, Mulch und Heu bieten eben Wärme und Insektennahrung zur Genüge.

Die Olivenbäumchen haben in der sonnig-heißen zweiten Augusthälfte einen deutlichen Wachstumsschub bekommen. Nachdem in der ersten Phase Mai/Juni vor allem rasch Blattmasse produziert wurde, mit ausgeprägter "Tannenbildung" an jedem einzelnen Zweig, kam Mitte Juli ein gewisser Stillstand (Wurzelwachstum?). Jetzt schießen die "Tannen" jeweils mit ihrem Hauptzweig nach oben, ohne weitere Verästelungen - vor allem bei Leccino (Foto rechts) und Seggianese. An Blattmasse ist die Hälfte der Oliven weit über das Niveau vom Vorjahr hinaus - obgleich sie nach dem harten Winter alles neu bilden mussten, einschließlich der Zweige.

04. September 2009. Wo ich vor drei Tagen das Schwalbenschwanz-Ei fotografiert habe, finde ich bei der Suche nach weiteren Eiern vier kleinere Raupen dieser Schmetterlingsart auf einer Fläche von wenigen Quadratmetern (zwei Tage später sieben und noch einige Tage später fünfzehn in verschiedenen Größen!). Ich sehe schon die Schlagzeilen in ein paar Jahren vor mir: "Schwalbenschwanz-Plage: Rentnerpaar beim Nordic Walking angegriffen!" Und schuld daran sind Leute wie ich, die statt eines Maisackers eine strukturreiche Kräuterwiese anlegen und zu allem Überfluss noch Fenchel aussäen. Mit der Klimaerwärmung könnte Fenchel bei uns heimisch werden und zu einer Explosion der Schwalbenschwanz-Populationen führen. Nicht auszudenken! So ein schöner Schmetterling war das, als er noch vom Aussterben bedroht war ....

11. September 2009. Nach einer Dunkelfärbung des ursprünglich gelben Eis in den vergangenen beiden Tagen ist heute die winzige Schwalbenschwanzraupe geschlüpft. 10 Tage hat es gedauert.

02. Oktober 2009. Von den Oliven, die ich in diesem Frühjahr gepflanzt habe, zeigen einige seit Mitte September Warzen- und Rissbildung - ähnlich wie Seggianese im vergangen Jahr Oktober/November und in diesem Frühjahr. Eine Reaktion auf die Temperaturspannungen in diesem Jahr? In den Nächten selten mehr als 12 Grad, tagsüber oft sonnig-heiß. Aglandaou und Ascolana scheinen stabil. Anfällig zeigen sich v.a. Koroneiki und Pendolino (s. Foto).  Schlussfolgerung: Die Mittelmeerregion ist nicht nur wegen der Wärme besonders als Anbauregion geeignet, sondern auch wegen der ausgeglichenen Temperaturen. Die schönsten Stämme haben nun eindeutig die Leccinos, die teilweise gut an Umfang zugenommen haben und fast ohne Warzen und Risse geblieben sind. Maurino hält sich auch wacker, hat ähnliche Holzcharakteristiken wie Leccino, während Pendolino im Holz Seggianese gleicht.

Die am 11. September geschlüpfte Schwalbenschwanzraupe entwickelt sich prächtig. Von den anderen sind die meisten unauffindbar - vermutlich haben sie sich bereits zum Verpuppen zurückgezogen.

17. Oktober 2009. Erster Versuch mit einem Vliestunnel für die Wintermonate in Ost-West-Ausrichtung (s. Foto). Als Gerüst verwende ich vier Stützpfähle mit jeweils 6 Meter Abstand und dazwischen je zwei Federstahlstäbe 6mm Stärke von 5 Metern Länge. Über drei Federstahlstäbe spanne ich ein Perlonseil, um das Vlies zu halten. Bei etwa 30 kmh Windgeschwindigkeit werden einzelne Stäbe aus dem Boden gezogen. Ich hatte nicht berücksichtigt, dass der Wind bei schnellem Darüberstreifen einen starken Sogeffekt bewirken kann (Flugzeugflügel-Effekt). Wäre bei Nord-Süd-Ausrichtung geringer. Schlecht auch, dass das Vlies an manchen Stellen durch die Reibung an den Pfosten fast durchgescheuert ist.

Teilweise verfärbt sich das Olivenlaub an den Triebspitzen gelb-chlorotisch - vor allem bei Leccino. Bemerkenswerterweise stehen die Pfropfungen alle vital und in kräftigstem Dunkelgrün da!

31. Oktober 2009. Ein Landwirt, von dem ich einen Randstreifen zu meinem Olivenhain hinzugepachtet habe, kündigt mir überraschend und fordert die Räumung des Streifens, auf dem 1 Kaki, 3 Weinbergpfirsiche und 9 Olivenbäumchen stehen. Er stützt sich dabei auf das Schreiben eines Landwirtschaftsberaters, der eine Pflanzung von 10 Beerensträuchern als potentielles §32-Biotop ansieht und für meine Oliven "je nach geplanter Höhe" einen Grenzabstand von 8 m vorschlägt - wohlgemerkt zu einem Feld, auf dem direkt bis zur Grenze Mais (Wuchshöhe über 2 Meter) und Roggen angebaut wird. "Bei hohen Olivenbäumen" schlägt er gar einen Grenzabstand von 16 m vor. Ich bewundere den außergewöhnlichen Optimismus, dass meine Olivenbäume mit deutschen Wintern und in ausgesetzter Windlage die Dimensionen "großwüchsiger Arten" von Laub- und Nadelbäumen erreichen könnten, für die neben real existierenden Rebanlagen dieser Abstand nach dem Nachbarschaftsrecht gefordert wird. Andererseits habe ich natürlich Verständnis dafür, dass niemand im Rebgelände einen Streifen Wald haben möchte. Ich auch nicht. Aber auch keinen Streifen Mais!

06. November 2009. Das Nachbarschaftsrechtsgesetz Baden-Württemberg schreibt für Obstbäume auf schwach- bis mittelwüchsigen Unterlagen bis zu einer Höhe von 4 Metern neben Rebanlagen einen Grenzabstand von 4 Meter vor. Daran orientiere ich mich (auch wenn, wie gesagt, da keine Rebanlage steht, sondern bisher Mais oder Roggen) und pflanze eine Gruppe von 3 Oliven um, da eine davon etwas weniger als 4 Meter von der Grenze entfernt steht. Dabei entdecke ich zu meiner Überraschung bei den beiden Aglandaou, die ich in kleinen 10x10-Zentimeter Töpfchen aus Ungarn bekommen und am 15. Mai gepflanzt hatte, dass die ein enormes Wurzelwachstum hingelegt haben - mit Längen bis zu 40 Zentimeter (s. Foto)! Eine Ascolana ist dagegen mit ihren Wurzeln kaum aus dem noch erkennbaren Topfvolumen herausgewachsen!

16. November 2009. Als Winterschutz habe ich mit Peter Garbe ein Steilwandzelt der 70er Jahre aus seinem Familienbesitz aufgebaut. Darin sollten die Pfropfungen gut über den Winter kommen. Die Grenzstreitigkeiten entspannen sich, die Abstandsempfehlungen werden an realistische Größen angepasst und dafür verzichte ich auf die Pflanzung von Sträuchern in Grenznähe als Windschutz gegen Westen.

16. Dezember 2009. Alle Bäume stehen nun unter Vliestunnels oder Einzelhüllen aus Thermovlies M85, gespannt über 6mm-Federstahlstäbe von 5 Meter Länge. Die Frostentwicklung ist kontinuierlich seit 12. Dezember, was den Pflanzen Gelegenheit zur Anpassung gibt.

19. Dezember 2009. Auch dieser Winter hat wohl nicht vor, sich an die Regeln der Klimaveränderung zu halten. Seit einer Woche nun Dauerfrost und heute nacht Schneefall und dann Temperaturen außen bis -9 Grad. Allerdings ist es unter den Vlieshüllen und im Zelt einiges wärmer. Bis -4 gab es keinen Bodenfrost. Vorgestern abend habe ich wieder Kerzen aufgestellt und Schwimmlichter mit Rapsöl (s. Technik). Die Stimmung bei Nacht ist nicht ganz so zauberhaft wie mit den Kerzen unter den Thermofolie-Hüllen, dafür ist der Aufbau nun besser zu beheizen und sicher insgesamt besser für die Pflanzen. Die Temperaturen sinken weiter - und das bei Süd- bis Südwestwind!! Am Abend draußen -12 Grad, im Zelt -4, unter Vlies -6. Jede Pflanze hat nun zwei Kerzen/Schwimmlichter.

20. Dezember 2009. Leider sind in dieser Frostnacht (bis -13 Grad) einige der Schwimmlichter ausgefallen. Vermutlich wurde das Öl nicht mehr warm genug für den Transport im Docht. Ein Leccino hat heute nachmittag am Stamm stark "geblutet" - bei ihm war ein Schwimmlicht ausgefallen.

22. Dezember 2009. Nun auch noch stürmisches Wetter nach dem Frost. Im Olivenhain Windstärke 6-7, Böen bis 9. Natürlich musste ich die Vliese abnehmen. Temperaturanstieg auf 10 Grad. Dann Regen. Am Abend wieder Vliese drüber. Und für den 25. ist die nächste Sturmphase in der Region angekündigt - mal Nord- mal Süd- mal Ost- mal Westwind, es gibt keine "sichere" Seite.

29. Dezember 2009. Ich habe mir einen Windmesser bestellt, um genauer feststellen zu können, was meine Vliestunnels so aushalten bzw. ab wann sie schlappmachen. Das Schlappmachen ist vor allem ein Problem der Stützpfähle, die vom Wind losegerüttelt und umgedrückt werden, und der Federstahlbögen, die vom Wind flachgelegt werden und dem Vlies keinen Halt mehr bieten. Bei Mondlicht sehen die silbrig schimmernden Vliestunnels wunderschön aus. Aber an der Stütztechnik muss ich noch arbeiten.

Die Oliven im Zelt stehen bestens da. Die anderen unter Vlies (Tunnels und "Iglus") haben teilweise erfrorene Spitzen und bräunlich verfärbte Blätter außen. Ein großes Zirkuszelt für den Winter - das wärs. Allerdings würde mir das wohl auf meinen "Wuthering Heights" ohne tiefe Betonanker davonfliegen!

TAGEBUCH 2010