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Falke auf Zweig


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TAGEBUCH 2023


12. Januar 2023 In der zweiten Januarhälfte wirds nun wieder kälter, allerdings sind vorläufig keine Eisbomben in Sicht. Und zum Einpacken bleibt es ohnedies zu regnerisch. Eine riskante Situation.

15. Januar 2023 April-Wetter. Die Maibeeren haben zum großen Teil ihre Blattknospen geöffnet. Auf der Wiese blühen Skabiosen.

18. Januar 2023 Nun feuchter Schneefall bei Temperaturen um die Null Grad. Eine Witterung, die Oliven gar nicht mögen. Villeperdrix hat mit Frost bis in die Nähe des zweistelligen Bereiches zu rechnen. Für Neuanlagen wird es da kritisch. Seggiano bleibt in einem ähnlichen Bereich wie wir, mit 1-2 Grad höheren Temperaturen. Bei uns ist bis Ende Januar nicht mehr mit einem tiefen Frost zu rechnen. Obgleich die Prognosen gerade für kommende Woche etwas Richtung -5 Grad anziehen mit einer Ostlage.

22. Januar 2023 Die aktuelle Frostphase verläuft glimpflicher als teilweise prognostiziert. Auch Villeperdrix mit seinen Tanche-Oliven bleibt wohl von kritischen Frösten verschont. Anfang Februar könnte es laut ECMWF nochmal von Norden her ungemütlich werden für die Oliven. Allerdings sprechen die Prognosen von einem extrem milden Februar.

31. Januar 2023 Nein, er ist noch nicht vorbei, der Winter. Auch wenn es jetzt ein paar Tage etwas wärmer wird Richtung zweistellig. In der zweiten Februarwoche kommt erneut Frost. Voraussichtlich.

07. Februar 2023 Die Ankündigungen waren korrekt, Donnerstag gehts nochmal etwas weiter in den Frostbereich. Aber der Kälteschwerpunkt liegt weiter östlich und auch der Südosten ist am Bibbern. Danach wirds wieder wärmer bis in den zweistelligen Bereich. Ein den Oliven nicht angenehmes Auf und Ab, zumal wenn dann tagsüber die Sonne scheint und Frühlingsstimmung einkehrt - und es dann nachts kräftig absinkt.

10. Februar 2023 Nun ist es in der vergangenen Nacht nochmals nahe an den zweistelligen Minus-Bereich gegangen.

22. Februar 2023 Heute habe ich einen ersten groben Schnitt gemacht an den Frostopfern der Neupflanzung von 2021. Augenscheinlich überstanden haben weitgehend schadensfrei eine Ghiacciola, eine Seggianese und eine Aglandaou von Gabbianelli sowie eine Tanche von Spallacci. Genaues wird aber erst der Juni zeigen. Leider vollkommen abgestorben sind Rosciola und Arbequina. Wobei Arbequina besonders schmerzt, ich hatte darin schon eine interessante Sorte für den Anbau bei uns in Weinbergreihen gesehen. Die drei Exemplare waren im Holz allerdings auch sehr schwach, dünn und wild verzweigt. Die scheinen längere Zeit und guten Boden zu benötigen um stabil zu werden. Zudem waren sie durch Mäusefraß geschädigt.

Der Winter ist noch nicht vorbei, Richtung zweistellig geht es aber hoffentlich nicht mehr.

27. Februar 2023 Sieht ganz nach Märzwinter aus, zumindest für die erste Märzhälfte.

02. März 2023 In der Tat: es gibt einen "Arctic Outbreak" mit "Höhepunkt" (=Tiefpunkt) um den 9. März, mit Auswirkungen bis Mitte März. Der wird allerdings wohl nicht bis zu uns in den Süden voll durchschlagen. Wir hatten am 1. März -3 Grad, dabei wirds jetzt wohl als März-Tiefstwert bleiben.

04. März 2023 Hoppla, nochmal runter auf -4 Grad.

08. März 2023 Mittwoch. Am Wochenende zieht nochmals Kälte durch, aber das wars dann, der Bauer kann seine Rösslein einspannen. Welch ein Winter von Aufs und Abs! Mit massivem Rosenaustrieb in der zweiten Februarhälfte. Und zwei für junge Oliven fatalen ganz kurzen Frostphasen bis in den zweistelligen Bereich, im Dezember vor Weihnachten und in der zweiten Februarwoche.

20. März 2023 Warm anziehen sollte er sich schon, der Bauer im Märzen! Zum Monatsende wirds sogar nochmal unangenehm kalt. Wie auch in den vergangenen Jahren zeichnet sich ein eher kühles Frühjahr ab, insbesondere in den Nächten.
Asimina triloba
                schändlich zusammengefegt von einem Rehbock 11. April
                2023
26. März 2023 Der Leccino von 2012 zeigt nun erheblich stärkere Schädigungen als ich nach dem Frost vom Dezember wahrgenommen hatte. Die Frostrisse haben sich ausgeweitet und mehr Holz als erwartet ist abgestorben. Vermutlich zum einen durch den zweiten knapp zweistelligen Frost im Februar, zum anderen durch die starken Temperaturschwankungen. Viel Holz ist auch mit dem für sich alleine harmlosen Russpilz (Fumago vagans) überzogen, zum einen durch das Absterben, zum anderen und vor allem durch die feuchten Perioden. Auch an der Olivastra zeigen sich, optisch hervorgehoben durch den Russpilz, einige Frostrisse an jungem Holz. Mir bangt etwas vor dem Bild, das sich im Juni zeigen wird. Ich rechne mit starkem Blattverlust in der Austriebsphase.

15. April 2023 Da die Insekten ihren Winterschlaf nun beendet haben, mähe und reche ich den verbliebenen Hochgrasbestand vom letzen Jahr. Die Zahl der Mäuselöcher war noch nie so hoch - sicherlich auch eine Folge des milden Winters. Wobei die Milde mit Einschränkungen zu sehen ist. Die Eberraute treibt gerade zum dritten Mal aus - zwei Austriebe sind ihr in diesem launischen Jahresauftakt erfroren. Und bei den Oliven haben von den 17 Neupflanzungen aus 2021 gerade mal vier die beiden kurzen Fröste um -10 Grad überlebt, eine Aglandaou, eine Tanche, eine Olivastra S. und eine Ghiacciola. Wobei anzumerken ist, das viele durch Mäusefraß und Rehe vorgeschädigt/geschwächt waren.

Die junge Asimina triloba wurde schändlich zusammengefegt von einem Rehbock (Foto links). Was schwer zu verstehen ist, denn Asimina hat eine extrem trockene Rinde.

04. Mai 2023 Trotz des feuchten Winterhalbjahres gibt es kein Occhio di Pavone an den Olivenblättern! Der Vergleich mit dem Frühjahr 2022 lässt allerdings nicht den Schluss zu, dies sei dem Verzicht auf Einhüllungen zu verdanken. Eine höchst irritierende Ausnahme gibt es: der große Leccino von 2012, der auch starke Frostschäden hat, zeigt gerade im Bereich der Frostschäden (Westseite) erheblichen Befall mit Occhio di Pavone! Den Zustand meines großen Leccino kenne ich von meinem Besuch in Seggiano 2018: Während die O. Seggianeses gut dastanden, hatten die Leccinos vom voraufgegangenen Winter erheblich gelitten, zeigten Erfrierungen, Vertrocknungen, Vergilbungen, Russpilze.Leccino beim
              Abtransport aus dem Gewächshaus 2023

Heute habe ich den verbliebene Leccino von 2008, den ich seit Oktober 2020 im Gewächshaus wieder hochgepäppelt habe, ausgepflanzt ins Gelände. Beim Herausnehmen der über zwei Meter großen Pflanze eine große Überraschung: sie hatte eine mächtige Pfahlwurzel entwickelt, die dicker war als der Stamm. Leider ist sie abgerissen. An der Pflanzstelle nahm ich eine abgestorbene Aglandaou heraus, die ein gut entwickeltes Wurzelwerk zeigte. Mit herausgenommen habe ich beim Ausheben des Pflanzloches sechs Maikäferengerlinge. Wieviele der Neupflanzungen wohl eher denen, als dem Frost zum Opfer gefallen sind? (Foto rechts: Beim Abtransport, bereits erheblich zurückgeschnitten.)

Pfahlwurzel
              Leccino 2023Was eingentlich klar ist, aber sich bei diesem grandiosen Leccino-Wuchs innerhalb von 2,5 Jahren (zum Vegleich das Foto vom 01. Februar 2020 anschauen) im Gewächshaus deutlich zeigte: Entscheidende Faktoren für den Olivenanbau sind Wärme und Trockenheit! Nein, Oliven brauchen keine Steine, wie immer wieder behauptet wird. Und ja, Oliven - gewiss nicht alle Sorten - kommen auch mit Lössboden sehr gut zurecht, die Leccino hat sich eine dicke Wurzel in den schweren Untergrund gegraben, mit 2,2 Zentimetern Durchmesser an der Abrissstelle in ca. 25 Zentimetern Tiefe. Mit einer Länge von insgesamt 75 Zentimeter (25 blieben an der Pflanze, 50 habe ich wegen mehrerer Verletzungen abgeschnitten - s. Foto links).

Rehfraß wieder an den Felsenbirnen, Fegespuren an der Ölweide und der kleinen Feige.

06. Mai 2023 Bislang ist dieses Jahr im allgemeinen Wiesenbild ein Gras-Jahr. Die lange Kühle und dann die üppigen Regenfälle haben den Kräutern eher wenig gepasst, das Gras aber sprießen lassen. Jetzt kommen aber kräftig die Kleesorten, der Wiesensalbei und auch erste Skabiosen - wo das Gras sie lässt. Und mit dem Gras kommen auch Klappertöpfe auf Wiesen in der Nachbarschaft massenhaft an Stellen, wo sie mir bislang nur einzeln aufgefallen waren. Und auch Johanniskraut (noch nicht in Blüte natürlich) erscheint sehr verbreitet.

14. Mai 2023 Massiver Befall mit Occhio di Pavone zeigt sich nun bei meinen vier Bouteillan. Heftig angefegt wurde die größte Bouteillan.

Bislang eine einzige reife Maibeere! Und es sieht nicht so aus, als gäbe es wesentlich mehr. Seltsamer Frühling, dessen Nächte selbst für die Maibeeren aus Kamtschatka zu kühl waren! Sie wurden auch zu früh schon (Ende Dezember) zur ersten Blüte verführt durch unzeitgemäße Wärme. Auf der Wiese blüht jetzt fast alles gleichzeitig, auch Mohn ist schon da! Blau dominiert, von Lein und Wiesensalbei vor allem.

Der Nachzügler Ziziphus hat in den vergangenen Tagen mit dem Austrieb begonnen. Der Maulbeerbaum hat als einziger seine Knospen noch nicht geöffnet. Der Granatapfel steht ganz gut da mit viel Grün. Auch bei den Oliven gibt es massiven Austrieb.

19. Mai 2023 Den ersten Schwalbenschwanz im Olivenhain gesichtet. Die Blätter der jungen Feige beim Haus wurden von Nacktschnecken heftig angefressen bis aufgefressen.

Eidechsen sowohl auf dem Rebholzhaufen als auch auf dem Steinhaufen. Auf dem Steinhaufen zum ersten Mal überhaupt, seit 2009. Vor allem Weibchen. In früheren Jahren habe ich zunächst vor allem Männchen gesichtet.

22. Mai 2023 Zahlreiche erste Blütenstände bei Aglandaou, Ascolana und Ghiacciolo. Einer der zwei bis auf ca. 15 Zentimeter vom Boden nach Vorschaden durch Wurzelfraß abgefrorenen Ghiacciolo (der dritte kam weitgehend ungeschädigt durch den Frost!) treibt an zahlreichen Stellen aus der Veredelung neu aus. Damit könnte ich einen Busch-Ghiacciolo und einen Stamm-Ghiacciolo (der dritte) bekommen.

25. Mai 2023 Erste Blütenstände bei den Mouflas und bei der überlebenden Tanche.

28. Mai 2023 Zaghaft einzelne Blütenstände beim großen Leccino (von 2012) Richtung Ost, der in diesem Winter sehr gelitten hat - vor allem auf der Westseite. Die 2011 gepflanzte Tanche, die bislang eher dahinkümmerte (auch geplagt von Mäusen an den Wurzeln) erreicht beeindruckende Neuaustrieben, 10-15 Zentimeter.

04. Juni 2023  Die Aglandaou im Weinberg ist voll mit Blütenständen. Ansonsten überwiegend guter Blühstandbesatz, bei Leccino immer noch eher zögerlich. Bianchera, Bouteillan und Verzola zeigen noch gar nichts.

Der Maulbeerbaum öffnet noch immer nicht seine Knospen, die dünneren Zweige vertrocknen. Obwohl ich ihn mehrmals gegossen habe. Die Knospen sind innen noch grün, aber von unten, von Wurzel und Stamm scheint nichts mehr zu kommen. Noch ein Opfer dieses Winters? Beim Haus ist mir auch eine 2021 gepflanzte Rose erfroren, die den Winter 21/22 überlebt hatte. Was uns dies lehrt? Das Starren auf Grenzwerte, "diese Olivensorte erträgt Temperaturen bis -15 Grad" z.B., hilft wenig. Viele Faktoren entscheiden über die Widerstandskraft im Winter, nicht nur bei Oliven.

05. Juni 2023 600 Liter Wasser bei den Oliven ausgebracht. Zur Unterstützung der Blühphase. Der Mai war ja viel zu trocken! Austrieb bei den Oliven weiterhin sehr, sehr erfreulich, auch beim weitgehend erfrorenen Ghiacciolo. Die alte Olivastra Seggianese entwickelt Blütenstände noch und noch. Der alte Leccino dagegen fast keine. Und da soll Leccino als Befruchter für Olivastra taugen?? Dass er erst etwa eine Woche nach Olivastra blüht, ist auch in der Literatur zu finden.

Es gibt kaum Marienkäfer. Die dürften verhungert sein, als sie aus dem Winterschlaf kamen und in diesem kühlen Frühjahr keine Blattläuse fanden. Jetzt gibt es Blattläuse en masse - aber keine Marienkäfer!

Schafgarbe ist selten in diesem Jahr, das Frühjahr war ihr wohl zu feucht. Was die Gräser erfreut, bekümmert die Schafgarbe. Was mir besonders auffällt, ist die enorme Ausbreitung des Hopfenklees. Der hat sich teilweise auch in die Domänen des Thymians eingeschlichen mit dem häufigen Regen in März und April.

06. Juni 2023 Mal wieder interessante Temperaturverschiebungen: Seggiano 19 Grad, Villeperdrix 24 Grad, Bruchsal 26 Grad. Und was ich gerade erst recherchiert habe, nach dem Gießen gestern: Im Mai hatten wir in der Region Karlsruhe nur 35% des Durchnittsniederschlages 1991-2020! Am Boden konnte ich das auch durchaus erkenne, mein Empfinden (oder die Trägheit, die nicht gießen wollte) sagte jedoch: Es hat doch so lange ständig geregnet, das kann eigentlich nicht sein! Aber die Niederschläge waren nur im März weit überdurchschnittlich, im April  lagen wir etwas über dem Durchschnitt - im Mai (und damit in der Austriebsphase) aber gravierend darunter!

12. Juni 2023 Wie zu erwarten öffnet Aglandaou die Blüten zuerst. Erstaunlich aber: Auch Moufla hat die Hälfte seiner Blüten schon zumindest anfänglich geöffnet! Und ganz verwundert mich, dass Leccino einige Blüten bereits vollständig öffnet, während Olivastra Seggianese die seinen noch vollständig geschlossen hält, jedoch weiterhin neue Blütenstände bildet.

WINTERBILANZ: Abgestorben nach diesem Winter sind von den 2021 frisch gepflanzten Oliven zwei der drei Tanche, alle drei Arbequinas und die einzelne Rosciola - sie waren durch Rehe und Mäuse erheblich geschwächt. Stark geschädigt ist von den Neulingen zudem ein Ghiacciolo (treibt aber sehr gut aus der Veredelung wieder aus), ferner vom Altbestand weniger stark Bianchera, Bouteillan und Maurino. An Zweigen geschädigt sind auch der alte Leccino und die beiden Verzola. Alle anderen sind sehr gut durch den Winter gekommen. Außer Bianchera, Bouteillan, Maurino und Verzola haben alle Sorten Blütenstände gebildet.

13. Juni 2023 Der Hopfenklee trocknet großflächig ab. Das feuchte Frühjahr hatte ihm eine ungewöhnliche Verbreitung ermöglicht. Und nun ist es ihm zu trocken. Und auf weite Sicht ist kein Regen zu erwarten.

16. Juni 2023 Nun sind auch voll erblüht Ascolana, Ghiacciolo und Olivastra Seggianese. An den in diesem Jahr extrem üppigen Blüten von Olivastra ernten Wildbienen und ein Rosenkäfer!

Statt des Hopfenklees erfreuen nun die Trockenspezialisten, Skabiosen und Johanneskraut und Karthäusernelken und Ziest in Fülle. An der großen Mariendistel, die schon Unmengen an Samen gebildet hat, haben sich massenhaft Blattläuse angesiedelt - und an diesen leben nun Ameisen und erstaunlich (gemessen an der geringen Zahl, die ich bislang gesichtet habe) viele Marienkäfer. An der kleinen Mariendistel schläft ein Schachbrettfalter. Um den Gemüsebaum schwirren die Junikäfer, sie haben auch schon zahlreich seine Blätter angeknabbert.

An der jungen Feige massenhaft Gespinste der Feigenblattmotte, die seit 2006 (erste Sichtung Kaiserstuhl) in Baden-Württemberg dokumentiert ist. Einige hatte ich schon vor Tagen abgewischt, es werden immer mehr. Die Raupen sind sehr geschickt und seilen sich rasant schnell ab, wenn Gefahr droht. Einige der Feigenblätter sind eingerollt ohne Gespinst. Eine Abwehrreaktion der jungen Feige, um der Motte die Landung zur Eiablage zu verwehren? Ich hatte zunächst auf Trockenheit getippt, aber Gießen hat die Einrollungen nicht geöffnet.

17. Juni 2023 Als neuen Bürger des Olivenhains habe ich heute morgen einen Szechuan Pfeffer/Zanthoxylum piperitum gepflanzt. Eine sehr schöne Pflanze, hoffentlich kommt sie mit meinem Boden und der Hitze zurecht. Beim Ausheben des Pflanzloches bin ich erschrocken, wie tiefgründig der Boden ausgetrocknet und fast steinhart ist! Drei Maikäferengerlinge kamen auch wieder mir raus aus der obersten Schicht.

Rehe mal wieder: Bei meinem Astronomie-Platz steht eine üppige Knautia arvensis, die kurz vor der Blüte von einem Reh fast völlig abgeweidet wurde! Sabiosen und Knautien sind nicht immer gut zu unterscheiden. Ein weiteres Unterscheidungskriterium für Nicht-Botaniker könnte also sein: Knautien werden von Rehen abgeweidet. Oder war das auch mal wieder einfach nur eine der rätselhaften Launen eines einzelnen Rehs? Mit einer Magenverstimmung, die es durch die Knautia kurieren wollte?

Die Blüte beim Ziziphus beginnt.

18. Juni 2023 Villeperdrix 25 Grad, Seggiano 26 Grad, Bruchsal 30 Grad. Ist das die Kontinentalisierung unseres Klimas in Süddeutschland? Ich schneide das vertrocknete Holz der großen Bianchera weg und sehe dabei, wie heftig der vergangene Winter diesem Baum zugesetzt hat, an allen Zweigen Frostrisse - aber fast allesamt verheilt! Diese Sorte hat eine unglaubliche Selbstheilungskraft und eine bemerkenswerte Zähigkeit. Leider ist sie aber auch eher empfindlich für Frost - vermutlich, da sie zu früh im Jahr wieder aktiv wird.

Olivastra
                Seggianese und Leccino 23.06.202320. Juni 2023 Die Olivenblüte ist - von einigen Nachzügler-Blüten abgesehen - bei allen Sorten etwa gleichzeitig schlagartig abgeschlossen. Die Synchronisation meiner doch extrem inhomogenen Gruppe mit Herkünften aus aktuell drei Ländern (Griechenland und Spanien sind ausgefallen) scheint also in vollem Gange zu sein. Das Signal dürften die Temperaturen um die 30 Grad gewesen sein. Gleichfalls sehr zügig haben die Marienkäfer den üppigen Blattlausbestand der großen Mariendistel weitgehend abgeweidet.

Als Hochstamm-Oliven (Individuen, nicht Sorten wohlgemerkt) bieten sich bei mir nach aktuellem Stand an: Eine Bianchera und eine Verzola, die beide auch Fegungen am Stamm gut weggesteckt haben. Dazu kommt möglicherweise die junge Tanche, die seit der Pflanzung 2021 bereits zwei Winter mit knapp zweistelligen Frösten gut überstanden hat, mit einer ganz erstaunlich positiven Entwicklung nach anfänglichen Problemen gerade im Stammbereich und nach Mäuseattacken. Für alle drei werde ich künftig Winterschutz einplanen müssen.

Das Gießen am 5. Juni hat sich vorteilhaft auf die Holzentwicklung und die Blütenentwicklung ausgewirkt. Besonders schön stehen Olivastra Seggianes und der alte Leccino da (s. Foto). Sehr erfreulich auch die Tanche und die Aglandaou im Weinberg. Anfang Juli werde ich nochmals eine Gießaktion durchführen, denn es sieht nicht danach aus, als sollte die Trockenheit signifikant durchbrochen werden.

Den Maulbeerbaum habe ich nun schweren Herzens gekappt im Stamm - in der vagen Hoffnung, dass er von unten her neu austreibt. Und ein neues Sorgenkind zeichnet sich schon ab: Die Winterlinde. Sie hatte gleich im ersten Winter 2021/22 Frostschäden, dann kamen Fraßschäden durch Rehe, nach Einhausung zeigte sie schlechte Blattentwicklung, schlappe, matte Blätter. Und nun werden diese armen Blätter auch noch von einem Insekt angefressen.

22. Juni 2023 Nun hat es in den vergangenen Nächten doch mit Gewittern einige Niederschläge gegeben. Wenn ich allerdings meine Regenwassersammler anschaue, dann war das zwar viel Lärm, aber bislang wenig Regenmenge in der Summe.

25. Juni 2023 Schade: die Mouflas und die Tanche haben alle Blütenstände verloren. Bei Aglandaou, Ascolana, Leccino und Olivastra Granatapfelblüte
              2023Seggianese entwickeln sich die Fruchtknöpfchen, beim Leccino hat eines schon beachtlichen Umfang.

Und der Granatapfel blüht intensiv wie noch nie zuvor (s. Foto rechts). Trotz des Winters, den er unverpackt überstehen musste! Das Gießen die vergangenen Wochen, vor den jüngsten Regentagen, hat ihm sichtlich gut getan.

Ein Malven-Jahr, es gibt auch zahlreich Feld-Klettenkerbel (Torilis arvensis). Hummeln umschwärmen die Blüten des Pulverbaums.

03. Juli 2023 Auch die neue Aglandaou im Weinberg hat ihre Blütenstände und Fruchtknöpfchen schon großteils verloren - Gießen hat hier also nichts gebracht. Sehr schön entwickeln sich die - leider wenigen - Früchtchen am alten Leccino und die Früchtchen an einer alten Aglandaou. Die große Olivastra, die große Ascolana und zwei weitere der alten Aglandaou zeigen zahlreiche fitte Stecknadelköpfe.

Der einzelne Fruchtansatz am Granatapfel gewinnt an Volumen, sein Farbton wandelt sich von rot zu rotbraun-grau. Andere Fruchtansätze sind noch nicht klar zu erkennen/ertasten. Aber weitere Blütenknospen entwickeln sich bei den schon bestehenden Blüten, teilweise 3-4 an einer Knospenstelle. Hier haben das Gießen und der Regen einiges bewirkt.

Fruchtansatz
                Granatapfel 05. Juli 202304. Juli 2023 Große Enttäuschung: Der Granatapfel-Fruchtansatz ist abgefallen (s. Foto links)! Er lag eine Etage tiefer im Gezweig. Und ich hab keine Ahnung, warum. War es ihm nicht heiß genug? Die Nächte zu kühl? Ist mein Busch zu klein für Früchte?

Die Winterlinde verliert ihre Blätter. Sorgen bereitet mir auch die junge Feige, die immer mehr Blätter einrollt, und teilweise vergilben die Blätter, nicht nur die eingerollten.

Im Garten entdecke ich heute das charakteristisch hell gepunktete dritte Nymphenstadium einer Reiswanze am Aroniastrauch. Ein Neozoon aus den Tropen und Subtropen, der seit 2010 im Oberrheingraben als Schädling etabliert ist.

06. Juli 2023 Die schönste der drei Mouflas hat einen wunderbaren starken Zentraltrieb entwickelt. Und welch ein Ärger: den hat mit schwer nachvollziehbarer Kopfverrenkung nun ein Rehbock böse angefegt!! Ich hege den Verdacht, dass Rehe mit ihrem Verbiss- und Fegeverhalten auch einem uralten Terraforming-Instinkt folgen: Nämlich das Offenland weiter offen zu halten oder neues Offenland zu schaffen! Die verschwundenen Megaherbivoren, Wisent, Wildpferd, Auerochse und andere, hatten diese Funktion ja effektiv ausgeübt. Auch interessant: Wurde ein bestimmter Ast/Stamm angefegt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Bock in einer folgenden Nacht nochmals an genau der selben Stelle fegt! Also gleich reagieren und einen Schutz anbringen!

Ononis repens, die kriechende Hauhechel, breitet sich in einem eng umreißbaren Bereich allmählich bei mir aus. Ich mag ihren Geruch und ihren Habitus sehr! Dass sie von etwa einem Dutzend Wildbienenarten geschätzt wird, macht sie mir doppelt sympathisch. Ganz winzige sah ich schon an ihr. Wespenspinnen finden sie auch attraktiv als Standort.

15. Juli 2023 Nochmals 600 Liter Wasser bei den Oliven ausgebracht. Die Gewitterregen der letzten Zeit bringen leider zu wenig an Niederschlag - und von dem wenigen verdunstet ein Gutteil zügig, ehe es Wurzeln erreicht. Meine These zum Reh-Fegen als - auch - Offenhaltungsstrategie hat ein Fragezeichen erhalten: Ich finde einen heftig umgefegten, starken Flockenblumen-Stengel auf der Wiese beim Olivenhain.

17. Juli 2023 Bei uns gehen die Temperaturen wieder etwas unter 30 Grad, aber in Seggiano weiterhin extreme Hitzewarnungen, bis 40 Grad kann es morgen und übermorgen dort geben.

21. Juli 2023 Die Feigen reifen. Das Wetter passend dazu fast herbstlich seit gestern. Vom Granatapfel sind die letzten Blüten ohne Fruchtbildung abgefallen. Bei den Oliven weiterhin fast nur Stecknadelköpfe, nur ganz einzeln stärkere Fruchtbildung.
Fruchtansätze 24.07.2023 an Olivastra Seggianese
22. Juli 2023 Mal wieder eine Botin von südlich der Alpen: Junge Gottesanbeterin im Heidekraut vor dem Haus. Und in diesen Tagen schwirrt auch ein Taubenschwänzchen hinterm Haus am Schmetterlingsflieder.

24. Juli 2023 Auffallend an den Feigen, dass die neuerdings von Vögeln angepickt werden, und zwar massiv. Ich habe bislang noch keine geerntet, die nicht angepickt war! In den vergangenen Jahren sah ich nur Ameisen, gelegentlich Marienkäfer und später Wespen an den Früchten.

Seltsame Wetterprognosen, vom "Ende des Sommers" wird heute von einem Meteorologen schon geschrieben. Und allgemein wird über einen eher feuchten August spekuliert. Gießen werde ich wohl bei den Oliven nicht mehr müssen. Eher fallen die Früchtchen wieder einmal ab, weil es zu kühl und zu feucht wird. In Seggiano und Villeperdrix dagegen herrscht weiterhin Hitze.

Bislang allerdings halten die Früchtchen noch, aber nur wenige kommen über den Stecknadelkopf hinaus (s. Foto rechts von Olivastra Seggianese).

04. August 2023 Die Prognosen vom "Ende des Sommers" waren doch nicht völlig überzogen. In der Tat haben wir seit zwölf Tagen eher herbstliches Wetter. Allerdings zeichnet sich nun für Mitte bis Ende kommender Woche eine Wende ab. Da inzwischen die Sonne schon wieder um 21 Uhr untergeht, dürfte das aber keinen Hochsommer mehr bringen.

Der Wilden Möhre und dem Odermennig hat das Wetter in diesem Jahr gut gefallen. Erst heiße Trockenheit, dann üppiger Regen, sie gedeihen beide ganz prächtig, die Wilde Möhre konnte mit ihren Speicherwurzeln die Trockenheit besser überstehen als viele andere Kräuter. Und der Odermennig profitierte vermutlich von seinem Rhizom. Mit dem Regen kam auch, spät, die Schafgarbe, wo sie Platz hatte.

10. August 2023 Die ersten blühenden Kalkaster gesichtet! Und seit gestern ist auch wieder Sommer. Mal schauen, ob nun die Oliven dicker werden und die Feigen. Eine Nachzüglerblütenknospe beim Granatapfel.

16. August 2023 Nun gehts also doch nochmal Richtung Hochsommer, einschließlich heftiger Sommergewitter. Allerdings kühlt es nachts deutlich ab. Wie ja schon den ganzen Sommer über zumeist, auch in Hitzephasen.

21. August 2023 Die Olivenentwicklung profitiert weder von den häufigen Regenfällen, noch der Wärme/Hitze seit knapp zwei Wochen. Auch die Feigen zeigen keine Reaktion - nach den wenigen von Ende Juli gab es keine weiteren reifen Exemplare. Die Pfirsiche sind zum Großteil schon weich - aber auch verbreitet von Monilia befallen.

Niederschlagssumme im Juli 137% zum Durchschnitt 1991-2020, Temperatur +0,4K. Weltweit sei es aber der "wohl heißesten Monat seit Jahrtausenden" gewesen, wie vielfach zu lesen.

23. August 2023 Auf der Straße vor dem Haus eine überfahrene Gottesanbeterin. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie schon heimisch bei uns geworden ist und auf der Suche nach neuen Revieren in Gefahr gerät durch den Straßenverkehr.

05. September 2023 Vergangene Nacht eine schöne laue Sommernacht. Wie selten in den vergangenen Jahren, entweder war es zu kühl nachts oder - gelegentlich nur - so warm noch, dass man sich nach Abkühlung sehnte. Und in den nächsten Tagen könnten die Temperaturen bei Tag wieder über 30 Grad steigen, dafür sinken sie in den Nächten kräftig.

29. Oktober 2023 Noch immer eher milde Temperaturen, aber seit 25. Oktober beständig "schwere Regenwarnung". In Seggiano (Heimat meiner geschätzten Olivastra Seggianese) haben sie seit einiger Zeit bis zu 6 Grad mehr als wir hier - aber dafür nun "extreme Regenwarnung" und Sturmgefahr. In Villeperdrix (Heimat von Tanche) sind die Temperaturen tagsüber ähnlich wie bei uns, nachts aber deutlich kühler.

Die Langfristprognosen berechnen für uns einen eher warmen Winter. Wirklich kalt könnte es Januar/Februar im Osten Deutschlands und in Österreich werden.

Die Feigenernte ist leider gelaufen. Was seit zwei Wochen noch ausreift, ist überwiegend gleich angegoren (säuerlich bis alkoholisch). Schade, der Baum hing so voll! Dafür überrascht der Kaki-Baum mit einer schönen, nicht zu süßen Ernte. Und das, obgleich das Laub noch überwiegend hängt, in wunderschönen Rottönen!

Die Oliven leiden unter der Feuchtigkeit, einige Sorten, Leccino, Verzola, Ascolana, Bianchera, zeigen bastartige Abschälungen der äußeren, olivfarbenen Rindenschicht. Am besten steht Olivastra Seggianese da. Früchte gibt es an zwei Aglandaous von 2012, allerdings so unterschiedlich gemustert und geformt, dass ich meine Zweifel habe, ob dies wirklich die gleiche Sorte ist - obgleich vom gleichen Lieferanten!