2020
05.03.20 In meinem lokalen Supermarkt am leeren
Toilettenpapierregal ein Schild: "Es kommt seit einer Woche
zu Abverkäufen, die das 6-fache einer 'normalen'
Woche betragen."
Die anti-chinesische Propaganda und die Abwehr gegen das
Hamstern scheinen wichtiger als eine Debatte um wirksame
Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Ausbreitung.
15.03.20 In Brescia werden fehlende Ventile für
Beatmungsgeräte mit einem 3D-Drucker "raubkopiert",
da der eigentliche Hersteller nicht so schnell liefern kann.
17.03.20 Ab heute Schulenschließung! Zur Begründung der
rigiden Maßnahmen wird auf die Erfahrungen mit der
Spanischen Grippe (die treffender "Amerikanische Grippe"
heißen müsste) 1918 in den USA verwiesen. Bezug genommen
wird auf eine Untersuchung, die im Vergleich
Philadelphia-St. Louis überzeugend den Sinn unverzüglicher
und rigider Einschränkungen des öffentlichen Lebens in der
damaligen Situation zeigt. Der Vergleich ist allerdings mit
Vorsicht zu betrachten, da die Spanische Grippe zu 40% die
Altersgruppe 20-35 betraf (auch bezüglich der Todesrate) und
für die Letalität weniger die Grippe selbst, hohes Alter und
Vorerkrankungen, als vielmehr Schwächung durch den Krieg,
eine nachfolgende Lungenentzündung bei unzureichender
medizinischer Versorgung, mangelnde allgemeine Hygiene und
schlechter Ernährungszustand in der Summe ausschlaggebend
waren.
Ob später mal die Bilanz erstellt wird, die zeigt, ob die
Schulenschließung und andere Schließungen nicht mehr Schaden
anrichten als Corona? Eine politisch bei den Grünen aktive
Bekannte meint, diese Frage sollte man besser nicht laut
stellen. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, zunächst einmal
die Klassen und damit den Unterricht zu halbieren, damit die
Kinder nicht so eng aufeinander hocken?
18.03.20 Menschen mit Bündeln von Blumen in den Armen kommen
mir in der Halle des Hauptbahnhofs Karlsruhe entgegen. Der
Blumenladen dort, Blume 2000, verschenkt seine Pflanzen, da
er schließen muss wegen der Corona-Epidemie! Viele
strahlende Gesichter, die Angestellten freundlich. Manche
Leute beladen wie beim Hamsterkauf. Gegenüber im
Schnellrestaurant Schilder, die erklären, dass aus
hygienischen Gründen auf Einwegbecher umgestellt werde;
gebeten wird auch darum, mit Karte zu bezahlen, um
Infektionen über Bargeld zu vermeiden ("SSP. The Food Travel
Experts").
Auffallend ist der hohe Anteil jüngerer Frauen nun
im Straßenbild, meist auf dem Fahrrad. Sind Männer
ängstlicher? Oder hocken die alle im Auto?
19.03.20 Im Karstadt Karlsruhe bleibt die
Lebensmittelabteilung geöffnet, während das restliche
Kaufhaus schließen muss. Der Zugang zur
Lebensmittelabteilung führt über abenteuerliche Seitenwege.
Als ich davon ein Foto mache, empört sich eine ältere Dame
mit vielen Einkaufstüten in der Hand (die zufällig
vorbeikommt, nichts mit dem Karstadt zu tun hat), ob ich das
denn lustig fände. Ich verneine, sie schimpft aber trotzdem
lautstark weiter.
Heute fallen mir die Raucher auf im Straßenbild, an
S-Bahn-Haltestellen. Ihr Anteil steigt, vermutlich aber
nicht die absolute Zahl.
Die Berichte aus Italien machen mich nachdenklich, lassen
mich an meiner Gelassenheit zweifeln. (Später sollte ich
lernen, das die Berichte aus Regionen mit hoher
Luftverschmutzung und überdurchschnittlich vielen
Lungenerkrankungen schon vor Corona stammen. Dazu gab es
Berichte über extrem unangemessenen Umgang in den
Krankenhäusern mit der Pandemie.)
20.03.20 Vor dem DM-Markt in Karlsruhe Kaiserstraße eine
lange Schlange, es dürfen sich nur noch 15 Personen
gleichzeitig im Markt aufhalten. Draußen aber stehen etwa 60
Leute, teilweise in Gruppen. Ich mache einen großen Bogen.
Vierter Tag seit Schulenschließung. Seltsame Stimmung auf
den Straßen in Karlsruhe, wie nach einer Katastrophe, die
Überlebenden trauen sich vereinzelt wieder aus dem Haus,
schauen einander fragend an oder in geheimer Solidarität.
"Wir sind die, die noch da sind." Manche auch mit dem Blick
"wir traun uns". Die Stimmung changierend zwischen festlich
(durch die Konzentration und Ruhe, weniger Autoverkehr) und
beklemmend.
Am Nachmittag kleiner Ausflug zu zweit (familiär) an den
Rhein, mit der S-Bahn. Die Bahnen sind weitgehend leer - es
mutet absurd an, wenn ich an das Gedränge vor dem DM denke
(und wie es auf vielen Wochenmärkten zugeht). Am Rhein ist
es ruhig, einzelne Angler, ein paar andere Kurzausflügler,
Spaziergänger. Trotz Industrieanlagen sehr erholsam,
vergessen für ein paar Stunden was gerade los ist auf der
Welt.
Die "verbliebenen" Menschen sind freundlicher zueinander, es
gibt eine erhöhte Gesprächsbereitschaft. Die Stadt ist ein
wenig zum Dorf geworden, auch die Welt nochmal
kleiner, näher.
21.03.20 Ich darf meine Eltern nicht mehr im Pflegeheim
besuchen. Emotional unabsehbar.
Die elfjährige Tochter von Freunden erzählt mir eine
Geschichte: In der Bahn habe sie nahe bei einem jungen Paar
mit asiatischen Gesichtszügen gesessen. Da sei eine ältere
Dame gekommen und habe sie gefragt, ob sie denn keine Angst
habe, 'von denen' angesteckt zu werden. Laut genug,
dass auch das Paar es hören konnte. Und da habe sie laut
losgelacht, zur Entrüstung der Frau, das Paar habe
mitgelacht. "Wahrscheinlich waren das sowieso Deutsche, hier
geboren", meint das Kind.
24.04.20 In der Bahn ein Obdachloser, der seine
Habseligkeiten ausbreitet. Die Leere scheint ihn aber auch
zu irritieren. Er grüßt mich freundlich. Einige der
Leerräume auf Bänken an Haltestellen oder in Parks werden in
diesen Tagen von Gruppen Obdachloser belegt. Oder fallen sie
nur mehr auf jetzt, da das andere Publikum weitgehend fehlt?
Und weil sie (fast) die einzigen sind, die noch in größeren
Gruppen zu sehen sind?
Die anhaltenden Schreckensnachrichten aus Italien
machen mir Angst. Das Gefühl kam bislang zu Corona noch
nicht bei mir. Die grassierenden Erklärungen, schwaches
Gesundheitssystem, illegale chinesische Arbeiter in der
Textilindustrie Norditaliens, Kultur der Nähe und des
öffentlichen Lebens, sind nichtig angesichts dessen, was in
Bergamo und anderen Städten der Lombardei geschieht - und
was dort an Hilfe geleistet wird!
25.03.20 Auf der Datenseite des Robert Koch-Instituts werden
nun mit Orangeton die Dateneinträge des jeweiligen Tages
angezeigt. Damit wird deutlicher gemacht, warum die Zahlen
sich immer wieder rückwirkend ändern: viele Meldungen
erfolgen mit Verzögerung um einige Tage. Auffallend sind
auch die "Wochenendeinbrüche", die keine epidemiologischen
Hintergründe haben, sondern arbeitsweltliche.
Die leeren Spielplätze sind bedrückend. Rot-weiße
Absperrbänder. Und zu denken, dass all die Kinder sich jetzt
in ihren Wohnungen drängen - wie oft mit Nachbarskindern
oder verwandten Kindern? Leere Tischtennisplatten - wie
ansteckend ist Tischtennisspielen? Auch zuhause im Keller
oder im Garten in den Vororten?
Spielfilm am Abend. Rechts oder links oben die Einblendung
"#WirBleibenZuhause" bei den Privatsendern. Zuhause bleiben
und zum Coach Potato werden? Mit welchen sozialen und
psychischen Folgen? Sollte nicht verstärkt das sichere
Draußensein "erzogen" werden statt eines stumpfsinnigen
Zuhausebleibens? Wir gehen nicht in Theater und Konzert und
Museen und Bibliotheken, wir bleiben zuhause bei RTL. Den
Dekamerone wird jetzt keiner/keine neu schreiben, bei über
400 deutschsprachigen Programmen auf Astra 19.2 Ost
interessiert das auch niemanden.
26.03.20 Videobotschaft des Bundespräsidenten Frank-Walter
Steinmeier zur "Corona-Krise". "Nur der Verzicht verhindert,
dass wir dauerhaft verlieren, was wir lieben." Der Satz löst
zwiespältige Empfindungen in mir aus, klingt falsch. Alle
bisherigen Informationen sagen doch, dass wir die
Infektionen nicht vermeiden, sondern nur hinauszögern, die
Infektionskurve abflachen können, um die medizinische
Versorgung mit künstlicher Beatmung zu sichern. Die
medizinischen Informationen besagen aber auch, dass von den
bei problematischen Verläufen invasiv Beatmeten
Corona-Patienten etwa 80% versterben. Und dass die
Überlebenden überwiegend unter erheblichem Verlust an
Lebensqualität leiden, an Angstzuständen, Depressionen,
chronischen Atembeschwerden. Die Behandlung zerstöre
Lungengewebe. Aus Untersuchungen zu Intensiv-Beatmungspatienten
in anderen medizinischen Kontexten ist bekannt, dass etwa
60% der Überlebenden bereits im ersten Jahr nach der
Behandlung versterben. Schlittern wir mit der
Corona-Therapie in eine intensivmedizinische Sackgasse? Der
Verzicht verhindert, dass wir dauerhaft verlieren, was wir
lieben??? Und wie soll es so zu einer Herdenimmunität
kommen? Bleibt vor allem die vage Hoffnung auf einen
Impfschutz, der in der Verzögerungsphase entwickelt wird.
Die Bahnhofsbuchhandlung - dem Backshop schräg gegenüber -
im Hbf Karlsruhe ist noch offen. Der Mensch lebt nicht vom
Brot allein.
In der täglichen ARD-Corona-Sendung wird heute offen auch
die Frage nach den Kosten der Einschänkungen thematisiert.
27.03.20 Am Nachmittag zurück von Karlsruhe nach
Untergrombach ist die S-Bahn so voll, dass der
Sicherheitsabstand schwer einzuhalten ist. Ein Mitfahrer
erklärt mir, dass das jetzt jeden Freitag zum
Wochenendfeierabend so sei, die KVV schaffe es nicht, noch
einen Wagen anzuhängen.
28.03.20 In Internet-Foren wird jetzt gehäuft angemahnt, wer
nicht zuhause bleibe, der gefährde Menschenleben. Bis hin zu
Sätzen wie "das ist für mich wie Mordversuch!" wenn jemand
eine Gruppe Jugendlicher gesehen hat, die in einem Park
zusammenstehen. Niemand käme allerdings auf die Idee,
angesichts der noch immer mehr als 3000 Verkehrstoten in
Deutschland jährlich - dazu zahlreiche Schwerverletzte,
Querschnittsgelähmte, fürs ganze Leben gezeichnete
Kinder - davon zu sprechen, wer morgens in sein Auto
steige, gefährde Menschenleben, sei gar ein potentieller
Mörder!
In meinem lokalen Supermarkt die ersten Leute mit Mundschutz,
ein mittelaltes Paar und eine ältere Frau. Allen dreien
gemeinsam ist, dass sie ausgiebig die Waren studieren, auch
in die Hand nehmen und zurückstellen, den Kopf ans Regal
schieben, den vermeintlich "sicheren" Einkauf sichtlich und
demonstrativ so zelebrieren "wie früher". Die fatale
Scheinsicherheit bei Schutzmaßnahmen, sicherlich auch mit
Rebound-Effekt, von Psychologen oft berichtet, hier war es
frappierend ungeschönt zu sehen. Dabei sollte der Mundschutz
vor allem andere schützen!
Das seit Wochen (wenn ich am Abend komme) leere
Toilettenpapierregal ist mit Haushaltspapier gefüllt. Die
Klärwerke werden sich über diesen Einfall nicht freuen!
Haushaltspapier löst sich schwer auf, gehört in die Tonne,
nicht in die Toilette.
29.03.20 Schweden geht einen eigenen Weg, den ich
teilweise respektabel finde. Kindergärten und Schulen bis
zur 9. Klasse nicht zu schließen erspart Eltern und Kindern
viele Qualen, berufliche Risiken und riskante
Alternativsuchen. Restaurants und Einzelhandel offen zu
halten dürfte mittelfristig die bessere Entscheidung gewesen
sein, in Deutschland gehen zahllose Existenzen gerade in
Scherben. Die erste 6-18 Uhr Regelung für Restaurants und
klare Abstandsregeln in Restaurants und Einzelhandel (wie in
Lebensmittelgeschäften) hätten ein Kompromiss sein können.
Der schwedische Appell an Risikogruppen, zuhause zu bleiben,
ist langfristig sicher sinnvoller als ein "bleibt alle
zuhause". Aber dass bei aktuell exponentiell ansteigenen
Fallzahlen zum Lockdown gegriffen wird, ist doch
verständlich und in Dänemark konnte man den Effekt
unmittelbar sehen. Großveranstaltungen unter 500 Teilnehmern
und Gruppenbildungen nicht zu untersagen, wie in Schweden,
finde ich fahrlässig - aber da hat auch Deutschland Fehler
gemacht mit Zögern und Salamitaktik.
31.03.20 In der Bahn sitze ich in einem sonst leeren
Bereich. Da steigen in Durlach zwei junge Frauen ein, mit
Pullis "Jugendfeuerwehr", eine setzt sich direkt Rücken an
Rücken zu mir, um ihrer Freundin mit Abstand gegenüber zu
sitzen. Als ich den Platz wechsle, registriert sie ihren
Fauxpas und wechselt auch. Dann hustet sie, mehrmals.
Immerhin in die Armbeuge, Maske trägt sie nicht. Ob nach
Corona durch höhere Sensibilität und angepasstes Verhalten
die Grippeinfektionen abnehmen? Wie lange aber wird das
vorhalten?
Die Spielplätze sind inzwischen von den Jugendlichen
erobert. Alleine oder zu zweit. Auf der Schaukel, auf den
Bänken.
02.04.20 Drostens Podcast beim NDR wird heute ohne ihn
gemacht. Er hat eine Nasennebenhöhlenentzündung.
03.04.20 Bislang galt, von Merkel ausgegeben, eine Verdoppelungszeit
von 10 Tagen für die Infektionszahlen als
Indikator dafür, dass an eine Lockerung der Einschränkungen
zu denken sei. Seit 18. März flacht die Kurve der täglichen
Neuinfektionen deutlich ab, die 10-Tages-Frist dürfte noch
vor Ostern erreicht sein. Und nun ist nicht mehr von 10,
sondern, z.B. heute bei NRW-Gesundheitsminister Laumann, von
12 bis 15 Tagen die Rede.
Heute eine Irrfahrt mit der Bahn von Karlsruhe nach
Untergrombach, weil von den Bahnen, die in Untergrombach
anhalten, einige ausgefallen sind.
Deprimierende Stimmung. In Bruchsal am Hauptbahnhof
überwiegend Obdachlose, Heimatlose, zwei verwirrte Frauen,
die sich beim Umherirren begegnen und einander ihre
seltsamen Botschaften zusprechen, zwei Monologe, die wieder
auseinander gehen.
04.04.20 Jetzt wo Ostern vor der Tür steht mehren sich
wieder die Aufforderungen, zuhause zu bleiben, von Günther
Jauch etwa in den Bahnhofsanzeigen. Wie schon im ersten
Video-Appell von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am
16.03. wird unterschwellig darauf hingewiesen, dass, wer
nicht zuhause bleibe, Leben gefährde. Doch wer so forciert
das zuhause Bleiben anmahnt, der frage sich ganz ehrlich, ob
er das auch täte, wenn er kein Haus mit Garten außenrum
bewohnte, sondern eine Wohnung in einem Hochhaus.
Distanz ja, öfter zuhause bleiben, gebündelter (bezogen auf
Erledigungen) weggehen, Leerräume nutzen und natürlich
zuhause bleiben bei Verdacht, Quarantäne bei Infektion, ganz
klar - aber grundsätzlich zuhause bleiben, das ist auf Dauer
eine Forderung, die unwägbare Risiken birgt, für die
seelische und auch die körperliche Gesundheit! Vom drohenden
Kollaps des Wirtschafts- und Sozialsystems ganz abgesehen.
Sicher müssen wir in Deutschland bald die Masken-Aversion
ablegen. Und wer niest und hustet, der darf nicht in den
öffentlichen Raum! Ich bin immer noch in der Bahn und
draußen im Gelände mit Menschen konfrontiert, die ungeniert
niesen und husten, ohne Mundschutz. Und ich muss immer
wieder ausweichen, den Platz wechseln, weil jemand zu nahe
rückt. Ich sehe keine Ordnungskräfte, die an das
Distanz-Gebot erinnern oder Hustenden einen mehrsprachigen
Info-Zettel in die Hand drücken.
05.04.20 Zwei irritierende Lektüren: Vom wissenschaftlichen
Mitarbeiter der Uni Bremen für Mathematik, der am 25.03. mit
42 Jahren im Krankenhaus Heraklion an Corona verstarb, und
vom Londoner Chirurgen, der trotz einer
Quarantäne-Verordnung seines Arbeitgebers am 25.03. mit Ryan
Air nach Potsdam flog und in seiner Zweitwohnung dort an
Corona verstarb, seine Leiche wurde am 30.03. gefunden. Es
ist skandalös, was im Flugverkehr in Deutschland noch
möglich ist! Es scheint so gut wie keine Kontrollen zu
geben, nicht einmal Körpertemperatur-Tests. Spektakulär auch
die Fotos vor einigen Tagen aus einem überfüllten
Passagierraum eines Binnenfluges.
Keine Kondensstreifen mehr am Himmel! Welch ein
Gewinn an Lebensqualität, auch wenn uns jetzt öfter die
seltsame Mitteilung erreicht, die Wetterprognosen würden
ungenauer werden durch den Mangel an Flugverkehr! Immerhin
hat noch niemand vermeldet, dass mit dem abnehmenden
Autoverkehr eine Zunahme an Gelenkerkrankungen drohe (zu
viel Bewegung ...).
06.04.20 Heute lese ich auf "tagesschau.de" von Oliver
Neuroth einen Bericht zur günstigen Situation in Portugal
(Stand 02.04.: 9000 Erkrankte, 209 Todesfälle) im Vergleich
zum Nachbarland Spanien. Der Grund sei, neben
portugiesischer Disziplin, das Alter der Gesellschaft, da
die über 65jährigen in Portugal zahlreich seien und sich
ohnedies überwiegend zuhause aufhalten. Die hohen
Opferzahlen in Italien wurden ebenso begründet: Italien sei
eine überalterte Gesellschaft und daher gebe es mehr
Todesopfer.
Der Autozulieferer Webasto mit Sitz in Bayern sorgte
bekanntlich für die ersten Corona-Fälle in Bayern. Eine
chinesische Kollegin war zu einer Schulung in der
Firmenzentrale, auf dem Rückflug am 23.01. habe sie ihre
Infektion bemerkt. Die Erkrankungen von vier bayrischen
Kollegen wurden am 28.01. bekannt. Der Autozulieferer
Schaeffler, gleichfalls in Bayern ansässig, mit acht Werken
in China und einem Logistikzentrum in Wuhan, hatte schon am
23.01. ein Reiseverbot nach China verhängt. Gewiss also
waren es nicht nur die Skifahrer aus Südtirol, die Corona in
Baden-Württemberg, Bayern und NRW so massiv installierten,
sondern auch die Wirtschaftskontakte der Regionen
nach China. Hier hat die Bundesregierung versagt,
insbesondere bei der Kontrolle des Flugverkehrs. Den
Karneval in Heinsberg als Beelzebub hinzustellen, ist nur
ein kleiner Teil der Wahrheit. Erklärungsbedürftig bleiben
auch die hohen Zahlen im Saarland.
Im Supermarkt seh ich wieder ein älteres Paar mit Masken, er
hat auch Handschuhe an und untersucht eine Kiste mit
Kohlrabi, nimmt jede Kohlrabi in die Hand, weit über die
Kiste gebeugt! Ob es wirklich zielführend ist, 'die
Deutschen' zu Maskenträgern zu machen?? Da muss sich
kulturell noch einiges ändern! Oder beobachte ich da nur
eine 'süddeutsche' Spezialität? Ich gestehe, vor Corona habe
ich auch manchmal wieder was zurückgelegt.
Ich finde endlich eine plausible Erklärung zur Situation
in Italien im "Corriere della Sera", vom letzten
dortigen Lehrstuhlinhaber für Virologie, Giorgio Palù: Zu
rasch und zu häufig wurde in Krankenhäuser eingewiesen, dann
von überfüllten Krankenhäuser in andere verlegt ohne
ausreichende Sicherungsmöglichkeiten, zu wenig isoliert.
In den vergangenen Tagen wird zunehmend kritisch, teilweise
mit Häme über Schweden berichtet, da auch dort die
Todesfälle zunehmen und die Regierung unter Druck gerät, von
Seiten einiger Medien und einiger Mediziner im Lande. Die
Kurve der "Daily Increases" von der Johns Hopkins University
zeigt jedoch für Schweden keinen wirklich signifikanten
Unterschied zu Deutschland oder zum Nachbarland Dänemark,
der sich durch rigiden Lockdown versus eingeschränkte
Offenheit erklären ließe. Wohltuend unaufgeregt ist, was die
"taz" am 5.04. zu Anders Tegnell, dem schwedischen
"Staatsepidemologen", schreibt, der auf den Vorwurf, mit
Schweden "ein Experiment" zu machen, antwortet, nicht
Schweden, die anderen Staaten würden mit den erheblichen
Freiheitseinschränkungen ein Experiment machen mit
wesentlich schwerer zu kalkulierenden Risiken, auch für die
Gesundheit.
Schweden und Italien: Beide Lehren müssen verstanden
und verarbeitet werden - sobald sie überschaubar sind!
Bei der täglichen Sichtung des Covid-19-Dashboards des
Robert Koch-Instituts klicke ich zum ersten Mal auf die
Angabe der Alterskohorten-Infektionen pro 100.000.
Dabei zeigt sich, dass mitnichten die mittleren
Altersgruppen überdurchschnittlich oft infiziert sind. Die
Gruppen 35-59 und 80+ weisen ähnliche Infizierten-Anteile
auf, ebenso die Gruppen 15-34 und 60-79, wobei die Frauen
der Gruppe 60-79 am wenigsten betroffen sind. Auffallend in
der Gruppe der 15-34jährigen ist der etwas höhere Anteil von
Frauen und in den Gruppen ab 60 der höhere Anteil von
Männern. Ich vermute soziale Hintergründe.
07.04.20 Die Neuinfektionen in Deutschland steigen weiterhin
nicht signifikant über 6000 am Tag. Es erstaunt daher nicht,
dass immer lauter über den Ausstieg aus dem Shutdown
diskutiert wird. Ähnliche Entwicklungen andernorts.
Österreich verordnet erste Lockerung der
Gebietsquarantänen, auch Tschechien lockert, beim
Einzelsport. An der Börse gibt es laut "Handelsblatt" eine
"Erleichterungsrally". Freuen sich schon die ersten auf die
Gewinne bei der "Trümmerbeseitigung" (das Wort habe ich
tatsächlich schon in den Medien gefunden)? Dann sollten sie
nach Indien und in die USA schauen. Der Begriff
"Erleichterungsrally" hat für mich das Zeug zum Unwort des
Jahres.
Ein Freund berichtet von seiner Tochter, die mit einer
Freundin und ihren insgesamt 5 Kindern auf einer Wiese am
Waldrand bei Freiburg zum Spielen war. Zwei Jogger
passierten und schimpften über das Corona-unsensible
Verhalten. Und riefen die Polizei, die kurz darauf erschien.
500 Euro Bußgeld waren fällig. Als ich anderen Freunden
davon erzähle, berichten sie von ähnlichen Erfahrungen in
Freiburg. Nicht nur die Bundesländer, auch die Kommunen
gehen unterschiedlich mit den Corona-Einschränkungen bzw.
Verstößen um. Das Problem beginnt ja schon bei der
Definition des Verstoßes. Ist eine Frauen-WG mit ihren
gemeinsamen Kindern familienähnlich genug, um sich
ungestraft im Außenbereich gemeinsam aufzuhalten? Für andere
wird damit allerdings ein Signal gesetzt: Die dürfen das,
warum wir nicht?
08.04.20 Mit 4003 Fällen bleiben die Neuinfektionen
weiterhin weit unter der 10-Tages-Schwelle. Die Zahl der
neu Genesenen nähert sich der Zahl der Neuinfektionen!
Föderalistische Paradoxien werden aus Ulm/Neu-Ulm berichtet:
In Bayern ist Ausgehverbot, aber die Eisdielen sind zum
Straßenverkauf geöffnet. In Baden-Württemberg gibt es kein
Ausgehverbot, aber die Eisdielen sind geschlossen. Folge
unterschiedlicher Ideologien. Wie bringt man die Leute dazu,
weniger auf die Straße zu gehen. Bayern sagt: Verbieten.
Baden-Württemberg sagt: Nudging, Eisdielen zumachen.
Seit Samstag Motorradlärm, Osterferien! Und mir scheint, so
aggressiv wie noch nie, als führte der Corona-Frust den
Gasgriff. Die üblichen Motorradfahrer-Herdentreffen sind ja
untersagt, Biker-Treffs geschlossen. Es sind weniger
unterwegs - aber diese umso lauter, sind es die besonders
Rücksichtslosen? Oder höre ich sie nur genauer?
Auf einem Plakat eines bekannten Saft-Herstellers: "Wir
danken allen, die diese Plakat nicht lesen." Aha. Dankt der
Safthersteller also nicht: Seinen Mitarbeitern, die trotz
Corona zur Arbeit kommen. Den Auslieferern seiner Säfte. Den
Verkäufern seiner Säfte. Den Käufern seiner Säfte. Oder
produziert der Saftproduzent wegen Corona nicht mehr?
Mitnichten, auf seiner Website ist zu lesen "Voll im Saft.
Wir produzieren weiter!" Aha. Nun ja, frisches Obst und
selbst gepresster Saft sind eh besser - und nachhaltiger -
als die Konfektion dieses - und anderer - Produzenten.
Zuhause bleiben und selbst pressen, genau, das tun wir!
Trump kritisiert Schwedens Corona-Politik. Er
versucht, sich als Corona-Meister zu profilieren. So
peinigend, den Präsidenten eines der wichtigsten Länder des
Planeten zu erleben, wie er sich selbst permanent als
infantile, narzistische Dumpfbacke vorführt. Dass Trump
gegen Herdenimmunität lästert ist verständlich: Ihm genügt
seine individuelle Immunität, mit "Herde" verbindet ein
anständiger Cowboy das Rindvieh. Und macht sich im gegebenen
Falle damit selber zu solch einem.
09.04.20 Während in Italien und Deutschland die (erfassten)
Neuinfektionen zurück gehen, steigen sie sowohl in Schweden
(locker) als auch in Dänemark (streng) weiter an, laut den
Daten der Johns Hopkins University. Es gilt bei Corona mehr
denn je: die (medial verbreitete und handlungsbestimmende) Wirklichkeit
ist das, was gemessen wird. Ein Land könnte, um ein
extremes Beispiel zu nennen, seine Neuinfizierten-Zahlen
drücken, indem es nicht mehr diejenigen testet, die einen
Husten und Fieber haben, sondern diejenige, die einen
Schnupfen haben und über Kopfschmerzen klagen. Natürlich
wäre das unsinnig, verwerflich und vor der Öffentlichkeit
kaum geheimzuhalten, aber in abgemilderter Form waren und
sind die bislang veröffentlichten Zahlen nur grobe
Annäherungen und abhängig von der Zahl der Tests und den
angewendeten Prinzipien bei der Auswahl der zu Testenden
bzw. dem Zugriff auf die Infizierten. Die in Island
durchgeführte Random-Choice-Testung ("repräsentative
Stichprobe") von deCode Genetics hat das, nach dem
bisherigen Wissensstand keineswegs verblüffende, Ergebnis
erbracht, dass 50% der Corona-Infizierten - zumindest in
Island - nichts von einer Erkrankung mitbekommen. Und die
niedrige Todesrate in Deutschland sei nach Medienberichten
u.a. auf die breite Testung zurückzuführen, die eine
"statistische Verzerrung" mit sich bringe (wobei eher die
Ergebnisse der Länder mit geringerer Testdichte "verzerrt"
zu nennen sind).
In Bayern galoppieren die Neuinfizierten-Zahlen seit
Anfang April im Vergleich mit BW und NRW davon, trotz
Ausgehverbot. Was ist (war ab Ende März) da los? Wird mehr
getestet? Rebound-Effekte des Ausgehverbots?
Der verhalten sich bei uns artikulierende Optimismus (siehe
u.a. den Bericht des Virologen Hendrik Streeck, der den
"Fall Heinsberg" untersuchte) darf nicht darüber
hinwegtäuschen, dass in den USA, in Indien und andernorts
gravierende soziale Katastrophen drohen.
Auf dem Friedhof in Untergrombach eine Beerdigung. Die
Trauergäste weit verstreut im Corona-Abstand. Eine Szene wie
aus einem Fellini-Film. Aber jenseits der Ästhetik
schmerzlich traurig.
10.04.20 Jürgen Habermas: "So viel Wissen über unser
Nichtwissen und über den Zwang, unter Unsicherheit handeln
und leben zu müssen, gab es noch nie." (Interview in der
Frankfurter Rundschau) Die beiden wichtigsten Banalitäten,
die zur "Corona-Krise" zu sagen sind - wobei ich das "nie"
mit einem Fragezeichen versehen möchte.
11.04.20 Neuinfektionenzahlen bundesweit gehen weiter
zurück, der Trend ist nun stabil seit etwa 18. März mit dem
ersten signifikanten Abflachen des Anstiegs. Ein
Oberverwaltungsgericht hebt Strandverbot in
Mecklenburg-Vorpommern als unverhältnismäßig auf. Allerdings
gilt das nur für Einheimische. Die Rückkehr der Grenzen
hat mit Corona den Bereich der Kleinstaaten erreicht.
Kommunale Grenzen sind bislang noch nicht neu aufgerichtet,
aber bei manchen gedeiht schon das Unbehagen, mit dem
"falschen" Autokennzeichen unterwegs zu sein in "fremdem"
Stadtgebiet.
"Jeder von ihnen hat Menschenleben gerettet", so Frank
Walter Steinmeier in seiner Osteransprache, nur durch das
Zuhausebleiben. Welch seltsames Pathos, welche gossenhafte
Umwertung aller Werte. Trump bastelt unterdessen sein Image
um zum Corona-Helden, der gleich tausende von Leben gerettet
habe. "We're the ones that kept China out of here" - seit
dem 25. März wird er nicht müde, dies zur Kaschierung seines
Versagens vorzutragen.
12.04.20 Ostersonntag mit dem Fahrrad am Rhein. Unterwegs
Plakate der Stadt Bruchsal "Wir gegen Corona", unter anderem
eines mit dem Appell "Wir bleiben im Nest", Störche zeigend.
Störche, das sind Zugvögel die verhungern oder erfrieren,
wenn sie im Nest bleiben. In der Psychologie nennt man das "Double
Bind", was derzeit pädagogisch exerziert wird. Mama
Obrigkeit sagt: Zuhause bleiben. Papa Mediziner sagt:
Bewegung, Sorge für die seelische und körperliche
Gesundheit, auch durch Ausflüge, sind notwendig. Ganz
abgesehen davon würde die Gesellschaft unverzüglich
zusammenbrechen, würden tatsächlich alle im Alltag diesem
fragwürdigen "Wir"-Appell folgen.
Durch Allgemeinverfügung der Gemeinde
Eggenstein-Leopoldshafen darf das Rheinufer zwar besucht
werden, doch ist das "Verweilen" untersagt. Ein
Polizeifahrzeug patrolliert und Leute die sitzen werden
angesprochen. Es gilt: Immer in Bewegung bleiben. Das letzte
Mal, dass Verweilen so verteufelt wurde, war bei Goethe:
"Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so
schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen ..." Klar,
hier sollen Gruppenlager unterbunden werden - aber erreicht
wird, dass die Leute sich auf dem Promenadenweg öfter
begegnen, der Bereich der Uferböschung und die Bänke
ungenutzt bleiben. Und Gruppenlager gab es dort auch vor
Corona selten, und mit "Verweilen" hatten die weniger zu
tun, mehr mit Trinken, Rauchen und laut Musikhören. Wie wäre
es mit einem Rauch- und Alkoholverbot in der
Öffentlichkeit als Corona-Maßnahme? Reduziert auch den
lungengängigen Feinstaub.
Wohltuender Corona-Nebeneffekt: Es waren kaum Motorräder zum
Rhein unterwegs und auf dem Rhein tobten keine
Jet-Ski-Recken. Aber warum benötigen wir eine derart
dramatische Ausnahmesituation, um für etwas mehr
Lärmverzicht und Rücksicht im öffentlichen Raum den Rahmen
zu schaffen? Brauchen wir für autofreie Sonntage eine
Pandemie?
13.04.20 Und jetzt wird Trump noch zu dem, der gegen Fauci
(Immunologe) die USA vor Corona gerettet habe. So peinlich,
so durchschaubar - und er wird durchkommen damit! Und er
wird Obama-Care als Trump-Care neu erstehen lassen aus den
Trümmern, die er selber geschaffen hat.
"Journalismus in der Krise: die fünf Defizite der
Corona-Berichterstattung" - Beitrag vom 09.04.20 in
"Meedia" von Klaus Meier und Vinzenz Wyss. Klingt ähnlich
wie schon die Kritik an der Berichterstattung zur
"Flüchtlingskrise", mit dem Tenor, dass der Journalismus zu
staatsnah, propagandistisch und unkritisch, zu fokussiert
auf bewegende Einzelschicksale ohne Frage nach der
Repräsentativität blieb. Zu lange der Verantwortungsethik
verpflichtet, nach Auffassung der beiden
Journalismusforscher, zu wenig der (journalistischen)
Pflichtethik.
14.04.20 Im Deutschlandfunk äußerte sich der
Palliativmediziner Matthias Thöns am 11.04.2020 zur falschen
Prioritätensetzung in der Behandlung kritischer
Corona-Fälle, die "sehr einseitige Ausrichtung auf die
Intensivbehandlung". In Italien seien nur 3 von 2.003
Todesfällen bei Patienten ohne Vorerkrankung eingetreten. Es
handele sich bei den schwer erkrankten Covid-19-Betroffenen
"meist um hochaltrige, vielfach erkrankte Menschen", die
üblicherweise palliativmedizinisch behandelt würden und nun
zu Intensivpatienten werden. Vielfach werde eine extrem
leidvolle Behandlung durchgeführt, die den Tod um einige
Tage hinauszögere oder in Schwerstbehinderung münde - bei
zusätzlicher hochgradiger Gefährdung des medizinischen
Personals. "Es werden alle ethischen Prinzipien verletzt,
die wir so kennen." Ich wünschte mir, dass der
Bundespräsident diese Tatsachen auch in seinen Ansprachen
reflektierte.
Seit einigen Tagen überwiegt die Zunahme der
Genesenenzahl die Zunahme der Infiziertenzahl.
Allerdings kann es sich dabei um eine statistische
Verzerrung durch die Feiertage handeln mit weniger
Laboruntersuchungen. Es ist ja regelmäßig seit Beginn der
Aufzeichnungen ein erfassungssystemisch bedingter Rückgang
der Neuinfiziertenzahlen an den Wochenenden zu registrieren.
Am 31.03. betrug die Zahl der (seit Beginn erfassten)
Covid-19-Fälle 61.913, heute, am 14.04., 125.098 Fälle. Die
lange erhoffte knappere Verdoppelungszeit von 14 Tagen
ist erreicht! Ein großer Erfolg. Interessiert das irgend
jemanden? Stattdessen weiter Katastrophenstimmung.
In Schweden steigt die Zahl der Toten im Zusammenhang mit
Corona auf den - relativ zur Einwohnerzahl - doppelten Wert
gegenüber Dänemark. Was allerdings, vergleicht man die
Sterbeziffern von Deutschland im Bezug zu Frankreich oder
Schweden, wenig besagt. Überhaupt sind diese ganzen Zahlvergleiche,
mit denen wir aktuell konfrontiert werden, wenig gehaltvoll
und tragen gespenstisch wettbewerbliche Züge einer Jagd nach
bad news (bekanntlich "good news"). Teilweise im Duktus der
Börsennachrichten.
15.04.20 Ich musste in den Baumarkt, etwas am
Schuppen ist zu reparieren. Eine schockierende Erfahrung.
Ich fuhr 13:30, in Erwartung, dass die Handwerker ihre
Mittagspauseneinkäufe erledigt und die Anderen noch mit
Mittagspause zu tun haben. Welch ein Irrtum. Der Parkplatz
war voll! Als seien alle versammelt, die mal wieder was
anderes einkaufen wollten als Lebensmittel und Medikamente.
Am Eingang ein Schild, dass das Betreten in Gruppen
untersagt sei. Drinnen standen an einem Infostand 6
Mitarbeiter als Gruppe zusammen. Unter den Kunden verhielten
sich viele so, als gebe es keine Abstandsregel, trotz
regelmäßiger Durchsagen. Ich hatte den Eindruck, der einzige
zu sein, der Abstand hielt bzw. auswich, wenn jemand zu nahe
kam. Keine älteren Menschen. Baumärkte haben sicherlich
schon strukturell eine jüngere Besucherschaft, ein bisschen
wirkte das Getreibe wie eine Parallelgesellschaft, in der
Corona keine Rolle spielt. Jung, unverletztlich. Filmreif,
grotesk angesichts der Schilder überall und der Durchsagen.
Die Entscheidung ist gefallen, die Schulen bleiben erstmal
zu. Söder hat sich gegen Merkel durchgesetzt, die
Helmholtz-Gemeinschaft gegen die Leopoldina. Und da lobt
Söder die "stahlharten Nerven" von Merkel. Hat Bayern nicht
mit seinen Fall-Zunahmen in den vergangenen Tagen
"bewiesen", dass die besondere Strenge nichts bringt? Da
wird jetzt argumentiert, Bayern habe seinen Höhepunkt noch
vor sich, während NRW ihn schon hinter sich habe - weil der
Karneval in NRW für einen frühen Anstieg gesorgt habe. Aber
Bayern hatte seine Autozulieferer mit China-Kontakten und
den ersten Infektionen schon vor dem 23.01. - da war der
Karneval in Heinsberg noch fern, und Ischgls Après-Ski auch!
Wir experimentieren alle. Schweden riskiert mehr Tote in
hohem Alter und bei Gesundheitsproblemen, wir riskieren den
gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Vernichtung
zahlloser Selbständigen-Existenzen sowie eine massive
allgemeine wirtschaftliche Depression und psychische
Probleme. Aber die jetzige Entscheidung ist nachvollziehbar.
Schulen und Läden gleichzeitig wieder aufzumachen (natürlich
mit Abstandssensibilität) hätte entweder, wenn die
Infektionszahlen nicht wesentlich nach oben gegangen wären,
nahegelegt, dass der Lockdown zu rigide war. Oder aber es
hätte einen zu massiven Anstieg gebracht. Beides
unerfreulich für die Regierungen, letzteres für alle. Also
erstmal mit einem beginnen. Klug. Pädagogisch und
gesellschaftlich allerdings problematisch.
17.04.20 Am Michaelsberg tummeln sich große Gruppen von
Jugendlichen. Lautstark und kontaktfreudig. Auch
"Normalbesucher" sind in einer Anzahl und Enge da, die den
normalen Museumsbesuch weit in den Schatten stellt. Der
Parkplatz ist voll mit Autos, wir suchen mit den Fahrrädern
rasch das Weite.
Die elfjährige Tochter von Freunden nennt Jugendliche "Risikogruppe",
weil die sich oft nicht an die Abstandsregeln halten. Sie
hat den Begriff im Corona-Zusammenhang aufgeschnappt und auf
ihre Weise interpretiert. Zur fortdauernden Schulschließung
meint sie: "Das geht doch nicht, man kann doch vor
Corona nicht weglaufen!"
Zur Schulsituation in Schweden siehe den Erfahrungsbericht
der MDR-Redakteurin Christiane Luft:
https://www.jumpradio.de/thema/corona/tagebuch-der-schwedische-weg-einundreissigster-maerz-100.html
19.04.20 Heute bin ich zum ersten Mal länger mit Atemmaske
unterwegs, im ÖPNV und teilweise auch draußen beim
Umsteigen, weil ich das häufige Auf- und Absetzen lästiger
finde als das Belassen. Ich gewöhnte mich erstaunlich rasch
an das Ding. Auffallend, wie wenige damit unterwegs sind in
Karlsruhe. Ich hatte den Eindruck, dass mehr Leute auf
Abstand achten wenn ich die Maske trage als ohne.
Ich mache mir große Sorgen angesichts der brisanten
Gemengelage von anhaltenden politisch-militärischen Krisen,
weltweiten Versorgungskrisen, Flüchtlingsdruck und Corona.
Jetzt beginnt Trump noch ein widerliches Propagandafeuer
gegen China um von seinem Versagen in den USA abzulenken.
Das RKI hat seine Graphik zu den Covid-19-Fällen ergänzt um
"Erkrankungsdatum". Die neue Graphik zeigt (suggeriert?),
dass exakt mit der Schulenschließung am 17. März der Anstieg
gestoppt wurde. Darunter steht "Mär" (für "März"), ob es
eine ist? "Erkrankungsbeginn" ist eine problematische Größe.
Sie orientiert sich an den Angaben des Patienten oder des
Arztes zur Symptomatik. Da die Symptome zeitlich verzögert
nach der Infektion kommen, würde die neue Graphik besagen,
dass schon vor der Schulenschließung die Infektionen
zurückgingen. Und was bedeutet dies für den Sinn der
Schulenschließung? Es gibt noch viele Rätsel um Covid-19 zu
lösen. Eine wichtige Statistik wäre auch die zur Zahl der
durchgeführten Tests nach Tagen.
Die "normale" Grippewelle endete in diesem Jahr früh - das
wird zurückgeführt auf die Schulenschließung, da für diese
Grippe(n) Kinder die Hauptüberträger sind (anders
als bei Corona).
20.04.20 Meine Nachhilfeschülerin in Mathe bekommt nun von
der Klassenlehrerin Aufgaben mit der nachdrücklichen
Anmerkung, die Bearbeitung sei "freiwillig". So
lautet die Anweisung des Kultusministeriums: Es dürfe kein
neuer Stoff eingeführt werden und die Aufgabenlösung sei
freiwillig! Aus Gerechtigkeitserwägungen, denn was ist mit
den Kindern, die keinen PC zu Hause haben und keine
Internet-kompetenten Eltern? Willkommen im Zeitalter des
double bind. Ferien seien das aktuell nicht, Schule solle
online stattfinden - aber ohne Verbindlichkeit. Gearbeitet
werden soll/muss schon noch und Bewegung und Lebensfreude
zur Erhaltung des Immunsystems sollen auch sein - aber
zuhause bleiben. Klimaerwärmung und Insektensterben
erfordern sofortiges Umlenken - aber das Bruttosozialprodukt
muss wachsen. Haben wir nicht schon längst eine sanfte Form
des Doublespeak von George Orwell erreicht? In
besten Absichten, auch bei der Flüchtlingsthematik, wo jede
positive Maßnahme die Zahlen ansteigen lässt, negative
Maßnahmen vor der Menschlichkeit nicht bestehen können? Wo
unschöne Wahrheiten der falschen Seite in die Hände spielen?
Von Jena lernen. Klare Ansagen, rational begründet,
konsequentes und gewichtetes Vorgehen. Und von Schweden
lernen: Abwägen, nüchtern bleiben. Merkel dagegen droht
schon mit dem nächsten Shutdown. Die angeblich rationale
Wissenschaftlerin ist die - ganz "sachliche" -
Sorgenmacherin Nummer 1. Wir dürften uns "keine Sekunde in
Sicherheit wiegen", erklärt sie am 20.04., und spricht
wiederholt vom "Anfang dieser Pandemie". Und alles in Blau,
Blau ist die Corona-Farbe in Deutschland.
Ich war heute wieder mit Maske in der Bahn und beim
Umsteigen unterwegs. Eher einsam. Seltsamerweise fühlte ich
mich sicherer mit Maske. Obgleich ich weiß, dass Masken in
der Regel wenig zur individuellen, mehr zur allgemeinen
Sicherheit beitragen. Inzwischen gibt es keine irritierten
oder amüsierten Blicke mehr. Manche Leute scheinen die Nähe
von Maskenträgern zu suchen - ob sie sich da selbst sicherer
fühlen oder ob sie denken, bei einem Maskenträger muss ich
keinen Abstand halten? Manche allerdings machen einen
größeren Bogen. Ob sie denken dass ich infiziert sei oder ob
sie respektieren wollen, dass ich mir besondere Mühe zur
Infektvorbeugung gebe? Ist der sozialpsychologische Effekt
(uns an die Sondersituation erinnern, die Aufmerksamkeit
wach halten) bei Masken wichtiger als der medizinische?
21.04.20 Beständiges Drohen mit der "zweiten Welle".
Statt sachlich mit dem weiter bestehenden Infektionsrisiko
zu argumentieren und Masken-/Tuchpflicht in
Risikosituationen (ÖPNV, Arztbesuch, Einkauf) konsequent
bundesweit einzuführen. Die aktuell 1.800 Toten in Schweden
werden in den Medien anschwellend als "Preis'" der
schwedischen Liberalität im Umgang mit Corona gewertet. Aber
was ist mit den 17.000 in GB, den 21.000 in Frankreich, den
25.000 in Italien? n-tv, nicht gerade bekannt für soliden
Journalismus, titelt "Neunmal mehr Tote als Norwegen.
Schwedens Sonderweg ist teuer erkauft". Man muss nur die
passenden Vergleichszahlen finden, dann lässt sich alles
"beweisen". Wie wäre es mit: "Weniger als halb so viele Tote
wie in Italien, Spanien oder Belgien. Schwedens Sonderweg
zahlt sich aus."
22.04.20 Heute zum ersten Mal eine massive Schwemme von Fatalismus,
die mich durchflutete. Ich war nochmal im Baumarkt und die
Stimmung war gedrückt, bei den Angestellten und bei den
Kunden. Corona wird uns verändern, wird auch Mentalitäten
verändern. Wie soll das weitergehen ohne Herdenimmunität
oder Impfstoff, ein Leben mit angezogener Handbremse?
Allerdings gibt es Hinweise, dass Corona sommerliche
Temperaturen nicht mag. Vielleicht verschwindet es auch
einfach, wie SARS 2002/03? Dagegen spricht die hohe Zahl
weltweit verteilter Infizierter. Aber die Hoffnung bleibt.
Die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und psychosozialen
Folgen werden ohnedies drastisch, auch wenn die Pandemie im
Sommer abklingen sollte.
Wie es sein wird, wenn kommende Woche alle Masken tragen?
Heute im Baumarkt wieder das Phänomen, dass viele
Maskenträger nicht (mehr?) auf Abstand achten! Vorbild
Asien, da sieht man die Leute in den Medienbildern ja auch
eng beieinander im Gedränge mit Masken.
23.04.20 "Guten Morgen, Corona" - jeden Tag nach dem
Einschalten des Computers der Blick auf die Tabellen und
Graphiken des RKI. Auffallend schon seit gut 10 Tagen die
grüne Zahl der gemeldeten Genesenen des Vortages: sie liegt
nun konstant über der Zahl der neu gemeldeten Infizierten!
Was bedeutet: Die absolute Zahl der Infizierten geht zurück.
Von der Tagesschau heute morgen die Meldung zweier
Berechnungspannen zur "Herdenimmunität" in Schweden.
Offensichtlich liegen die Nerven blank unter dem Druck der
weltöffentlichen Meinung, die Schwedens liberalen Weg
misstrauisch beäugt. Die Zahl der Corona-Todesfälle in
Schweden liege um den Faktor Drei über der in Deutschland.
Damit aber im europäischen Vergleich immer noch so, dass der
Wert keineswegs ein Versagen des liberalen Weges zeigt. Wenn
man sich denn auf die Zahlenvergleiche einläßt. Dann sollte
man aber auch damit rechnen, dass die Immunität in Schweden
dreimal so hoch ist wie in Deutschland. Und dass wir uns
hier zu Recht Sorgen wegen der erwartbaren zweiten Welle
machen, da wir entsprechend weniger Immunität haben.
Die Bundeskanzlerin mahnt gegenüber den Ministerpräsidenten
den Schutz von Leben und Gesundheit an. Was glaubt sie denn,
was die von ihr bevorzugten strengen Maßnahmen für Leben und
Gesundheit bedeuten? Großzügig ist die Kanzlerin im
Verteilen von Geld als Corona-Ausgleich. Wie soll aber das
Geld erwirtschaftet werden, das sie der Wirtschaft und den
ärmeren europäischen Ländern in Hülle verspricht? Ist sie
schon in Bernau/Wandlitz angekommen, hinterm Gartenzaun? Ich
spüre, wie der Fatalismus von gestern in Wut umschlägt.
Aufgepasst!
In Schweden gehen die Aufnahmen in Intensivstationen und die
Todesfallzahlen zurück - und zwar einem Kurvenverlauf
folgend, der seinen Höhepunkt (geglättet) um den 11./12.
April hat. Eine entsprechende tagesbezogene Graphik zu
Deutschland finde ich nicht, nur eine Graphik zum Anstieg
der Gesamtzahl der Toten.
Ein ganz gewichtiges Problem für manche Politiker: Wann geht
es weiter mit der Bundesliga? Bald, da sind sich Laschet und
Söder einig! Vielleicht hat Merkel doch Recht mit ihrer
Ministerpräsidenten-Schelte. Sie sollte aber klarer sagen,
was sie meint, nicht stets so allgemein bleiben.
24.04.20 Lars Schade (RKI): "Die Fallzahlen müssen auf
wenige hundert pro Tag sinken, damit über weitere
Lockerungen nachgedacht werden kann." Siehe dazu aber die
Todesfallzahlen im Weltvergleich, relativ zur Einwohnerzahl,
mit Schweden (das von Beginn so etwa eingeschränkt hat, wie
bei uns nach Lockerung geplant ist) zwischen den
Niederlanden und der Schweiz, Deutschland in vergleichsweise
sehr guter Position:
Aber ist das ein Erfolg, den die deutsche Politik sich
verdient hat? Die deutsche Politik hat versagt bei der
Grenz- und Flughafenkontrolle zu Beginn der Pandemie, sie
hat versagt bei der Bereitstellung von Masken für
Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, hat versagt bei der
Testung von Ärzten und Pflegepersonal. Dafür hat sie die
Kinder weggesperrt und das öffentliche Leben lahmgelegt. Die
meisten der Alten und Kranken, die sich aktuell noch an
Corona anstecken, stecken sich im Krankenhaus, in der
Pflegeeinrichtung, beim Fahrdienst zur Dialyse und ähnlichen
Einrichtungen an - nicht bei bösen, unachtsamen Enkeln.
Funktioniert hat das deutsche Gesundheitssystem - das seit
Jahrzehnten von der Politik systematisch seiner Stärken
beraubt wird - mit Hausarztstruktur und Krankenhausvielfalt.
Wo - wie in Italien - die Corona-Infizierten sofort ins
Krankenhaus kamen und/oder die Schutzausrüstungen in
Krankenhaus und Pflege defizitär waren, hat sich die
Pandemie besonders massiv und kurzfristig ausgebreitet.
Der wichtigste Schlüssel zur Klärung, weshalb die Todesraten
so unterschiedlich hoch sind, dürfte nicht im Grad des
Lockdowns liegen, sondern in der Struktur des
Gesundheitssystems und in kulturell geprägtem
Alltagsverhalten.
27.04.20 Die Tagesschau berichtet aus Singapur.
Explosionsartig seien die Zahlen der Corona-Infizierte
gestiegen. Doch 90% der Infektionsmeldungen von gestern
entfielen auf die eng gepferchten Unterkünfte von
Wanderarbeitern - und unklar ist, wieviele der verbleibenden
10% damit im Kontakt stehen. Trotzdem nimmt die Tagesschau
dies zum Anlass, vor allzu raschen Lockerungen in
Deutschland zu warnen. Sie sollte eher vor sozialen
Schieflagen bei Aufrechterhaltung der strengen Maßnahmen
warnen. Die einen spielen Tischtennis im Garten und lernen
über Videokonferenzen oder mit Eltern/Freunden, die anderen
langweilen sich, verstehen die Aufgaben nicht und schauen
RTL. Und Tausende von Existenzen stehen vor dem Nichts.
Während Daimler, Lufthansa & Co. in großem Stil
Steuergelder abfischen gehen - und dafür ein paar Masken
häkeln, von Kretschmann & Co. applaudiert.
Die aktuellen Zahlen aus Schweden: 18.640
Infektionsfälle, 1.315 Infizierte auf Intensivstation, 2.194
Todesfälle. Auf den Intensivstationen liegen 345 Frauen und
970 Männer - ein Befund, der schon öfter mal auftauchte,
dass Männer stärker betroffen seien. Sowohl die Einlieferung
auf Intensivstation als auch die Todesfälle gehen in
Schweden seit 14/10 Tagen beständig zurück - mit einem
nachösterlichen kurzfristigen Anstieg bei den Zugängen zu
den Intensivstationen. Das lässt sich nicht mit der geringen
Bevölkerungszahl Schwedens wegargumentieren. Hier sehen wir
einen epidemiologischen Befund, der von Anders Tegnell auch
erwartet wurde. Was nicht heißt, dass er alles richtig
gemacht/angeraten habe. Doch Aussagen wie "ich würde
Skifahren gehen" (Cicero-Interview am 26. März)
wurden in den meisten Medien manipulierend zitiert.
Unterschlagen wurde, dass er anfügte, dabei nicht in
vielbesuchte Restaurants oder Bars zu gehen und keine
verschließbaren Gondeln zu benutzen mit mehreren Menschen
auf engem Raum für längere Zeit. Alle Schweden-Kritiker
sollten unbedingt dieses Interview lesen! Dort schreibt
Tegnell u.a., dass er ein Abflauen im Sommer erwarte aber
ein Wiederaufflackern im Herbst. "Wenn genug Menschen immun
geworden sind, wird im Herbst womöglich nichts passieren.
Wenn es nach dem Sommer noch viele gibt, die für das Virus
empfänglich sind (ich ergänze: z.B. im Musterländle
Deutschland), wird es die nächste Welle geben."
Es ist erstaunlich, was gerade unter dem Stichwort "zweite
Welle" an Befunden kursiert. Laut einer Studie von
Kathy Leung, Joseph T. Wu, Di Liu, Gabriel M. Leung sei bei
einer Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen mit einer
Verzehnfachung der Fallzahlen zu rechnen. Bezogen auf
Deutschland müssten wir also bei aktuell 5.750 Todesfällen
mit 57.500 Todesfällen rechnen. In Schweden, das diese
"Lockerung" von Anbeginn hatte, haben wir aktuell 2.194
Todesfälle. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl entsprächen
dem 17.552 Todesfälle in Deutschland. Sind die 30.000
simulierten Todesfälle mehr nun eine Folge der
Einschränkungen bei der ersten Welle? Rätselhafte
Modellrechnungen, die an die Fehlprognosen bei der
Schweinegrippe (u.a. von Christian Drosten) erinnern, die
Wolfgang Wodarg von der SPD damals kritisch hinterfragte.
In den USA kommt Lockdown-Kritik aus dem rechten Lager. Denn
Corona gefährde Trumps Macht, analysiert ein Beitrag in
"Cicero" vom 27. April.
28.04.20 Nicht nur Bayern, auch das Saarland hat strenge
Corona-Ausgangsbeschränkungen. Nun hat der Verfassungsgerichtshof
des Saarlandes diese als nicht mehr begründet
beurteilt - auf die Klage eines Bürgers hin.
Von einer Schulrektorin die Information, dass bis zu den
Sommerferien nicht mehr mit normalem Schulunterricht zu
rechnen sei! Und nach den Sommerferien? Da kommt dann die
vielbeschworene zweite Welle, die Herbstwelle! Aber bis
dahin ist das Schwedische Modell ausgewertet und wir wissen
auch sonst mehr.
29.04.20 Sitzungen mit drei Meter Abstand, Videokonferenzen,
Online-Lernen der Kinder, weiter geschlossene
Freizeiteinrichtungen. Relevante Lockerungen sehe ich nicht,
nur dass der Einzelhandel wieder Umsätze machen darf. Wie
der Schulunterricht mit jederzeitiger Schließungsdrohung,
wenn eine Mutter an Corona erkrankt, exorbitanten Hygiene-
und Abstandsregeln funktionieren soll, kann ich mir noch
nicht vorstellen. Aber versucht werden muss es und wir
bekommen jetzt die nächsten Helden: die Rektorinnen und
Rektoren sowie die Lehrkräfte, die das stemmen sollen! Wovon
viele Lehrer und Eltern schon immer träumten, halb so
große Klassen, jetzt wird es Wirklichkeit - allerdings
unter widrigen Umständen. Dennoch: vielleicht gibt die
Corona-Erfahrung auch einen längst überfälligen
pädagogischen Impuls! Und zwar (hoffentlich!) nicht nur zur
Digitalisierung.
Heute waren wir zum ersten Mal einkaufen, seitdem die
Masken-Regelung in BaWü gilt. Im Baumarkt wars wesentlich
ruhiger als in der Zeit, als die anderen Einzelhändler noch
nicht aufmachen durften. Insgesamt fand ich die Atmosphäre
angenehmer als vor Einführung der Maskenpflicht. Sind mir
vorher einzelne Maskenpioniere unangenehm aufgefallen durch
eher achtloses Verhalten, schiebt sich heute ein Drängler in
die Reihe, der zur Maske auch noch Handschuhe trägt. Im Stil
von "ich bin Arzt, lassen sie mich hier durch!".
Wolfgang Schäuble und Boris Palmer sagen Ähnliches zum
Grundrecht auf Leben im Kontext der Corona-Maßnahmen, dass
es nicht absolut gesetzt werden dürfe. Der eine wird dafür
gelobt, der andere geprügelt. Der eine ist 77, der andere
47. Palmer hatte seine Meinung allerdings auch weit
drastischer formuliert: "Wir retten in Deutschland Menschen,
die in einem halben Jahr sowieso tot wären." Dies im
Kontext, dass die Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen
eine Weltwirtschaftskrise nach sich zögen, in deren Gefolge
zahllose Kinder verhungern würden. Schäuble und Palmer
können sich auf eine Position berufen, die in Deutschland
vor allem von Palliativmedizinern (u.a. Matthias Thöns) und
Pathologen (u.a. Klaus Püschel) vertreten wird, wonach die
Mehrzahl der Corona-Toten auch ohne Corona-Infektion
aufgrund ihres allgemeinen Gesundheitszustandes absehbar
bald verstorben wären.
30.04.20 Die Corona-Infektionsentwicklungen erinnern mich an
Pilzkrankheiten bei Weinreben: Verpasst du (im Bioanbau) den
richtigen Zeitpunkt für die ersten Spritzungen gegen
Peronospera oder Oidium, rennst du in der Folge der
Entwicklung nur noch hinterher und kannst auch mit den
umfangreichsten Maßnahmen nur kleine Verbesserungen
erreichen und musst ansonsten auf günstiges Wetter hoffen.
Bei den Daten aus Schweden fällt auf, dass die Zahlen der
Neuinfektionen nicht den Rückgang abbilden, der bei
Intensivbehandlungen und Todesfällen zu beobachten ist.
Werden nun häufiger als zu Beginn (als Schweden eher
restriktiv testete) leichte Verläufe durch Tests erfasst?
Corona
Man sitzt nur zuhaus
und kommt nicht mehr raus.
Die Stimmung ist hin,
Ich kratz mich am Kinn.
Ich sitz am Lehrbogen,
die Laune verflogen.
Mach Facetime und Co.,
und langweil mich so.
Die Freunde sind weg,
ach was für ein Dreck.
Ich träum schon von Schule,
ach Domi, du Coole!
(Carla, 11 Jahre - "Domi" ist die unter den Schülern
gebräuchliche Abkürzung für ihr Gymnasium)
01.05.20 Absurderweise kommt es in journalistisch eher
substanzlosen, aber breitenwirksamen Medien wie dem
Nachrichtenportal von "web.de" weiterhin zu Schlagzeilen wie
"Schweden in der Coronakrise: Die Todesrate steigt - muss
das Land seinen Weg nun anpassen?" (aktualisiert am 30.
April 2020, 16:20 Uhr). Die "Todesrate" (eine hier höchst
erklärungsbedürftige Kategorie) steigt in allen Ländern, da
weiterhin Menschen an Corona oder mit einer Corona-Infektion
sterben. Der erste Satz ist also eine Nullaussage. Fakt ist,
dass die Kurve der Corona-assoziierten Todesfälle pro Tag in
Schweden seit 12. April (geglättet) signifikant sinkt. Siehe
Stand vom 30. April auf der Website des schwedischen
"Folkhälsomyndigheten":
Und das, wie web.de die Süddeutsche zitiert, bei
weitgehender Rückkehr zur Normalität. Wobei auch diese
Information nur mit Vorbehalt rezipiert werden sollte. Ein
Konnex der sinkenden Todesrate könnte gesehen werden mit dem
- auch in Deutschland zu spät erteilten - Verbot von
Großveranstaltungen und Gebot von Einschränkungen im
Restaurantbetrieb Anfang April.
02.05.20 Ich habe den Eindruck, dass unsere Politiker sich
gerade ohne Gesichtsverlust aus der Situation stehlen
wollen. Lockerungen kommen, aber mit ganz vielen Warnungen
versehen und Auflagen. Der Maskeneinsatz, den ich zu Beginn
begrüßt hätte, hat jetzt offenkundig die politische
Funktion, zu verhüllen, dass die Katastrophenszenarien
überzogen waren, auch die Schulenschließungen (gemessen an
den gesellschaftlichen Kosten). Maskenpflicht zur
Gesichtswahrung, welche Konstellation! Denn welch ein
Rechtfertigungsdruck, wenn auch ohne Masken die Lockerungen
zu keinem signifikanten Infektionsanstieg führen würden!
Temperaturmessungen an Flughäfen gibt es aber weiterhin
nicht. Die Infiziertenzahlen und Sterbefälle gehen massiv
zurück, eine zweite Welle ist nicht in Sicht. Sollte dies
anhalten - wovon ich ausgehe - kann dies als Erfolg der
Maskenpflicht zu den Lockerungen propagiert werden. Auch in
Schweden gehen die Intensivstationseinweisungen und
Todesfälle weiterhin zurück. Etwas wie eine kleine zweite
Welle ist in Schweden um den 23. April bei den Einweisungen
auf die Intensivstation zu erkennen - Folge österlichen
Leichtsinns?
Das schwedische Konzept wird nun von der WHO gelobt - von
Michael Ryan, der die WHO-Maßnahmen gegen Corona
koordiniert. Und Drosten scheint sich nach der
Schweinegrippe zum zweiten Mal geirrt zu haben. Erstaunlich
ohnedies, dass in Deutschland fast ausschließlich Virologen
zu Wort kamen und kommen, während in Schweden ein
Epidemiologe meinungsführend war und ist. Und der lehnte die
Schulenschließung bis zur 9. Klasse ab mit Verweis auf den
fraglichen Nutzen und die Belastung für das berufliche Leben
der Eltern. Dabei hätten die Schweden online-Unterricht
sicherlich besser bewältigt als Deutschland - in Schweden
hat jedes Schulkind ab der ersten Klasse ein Schul-Laptop!
Während wir im digitalen Neandertal dahindümpeln, die
Lehrenden zu einem großen Teil kaum mit dem Medium
didaktisch sinnvoll umgehen können.
Der Tagesspiegel glänzt wieder mit einer seiner
nichtssagenden Umfragen zum Corona-Thema. Zum - sehr
kritischen - Beitrag über Ryans Schweden-Lob wird gefragt
"Wie beurteilen Sie die Maßnahmen der Politik zur Bekämpfung
der Corona-Pandemie?" Wir müssen wohl ergänzen: der
"deutschen" Politik. Und als Antworten dürfen wir wählen von
"Eindeutig übertrieben" bis "Eindeutig nicht ausreichend".
Vorgesehen ist nicht, dass man etwa die durchgängige
Kindergarten- und Schulenschließung für "übertrieben", die
Versorgung mit Masken und Schutzkleidung für "nicht
ausreichend" hält. Um nur eine Differenzierungsmöglichkeit
zu nennen. Und dann bekommen wir wieder zu lesen, dass die
Mehrheit der Bürger in Deutschland die Maßnahmen für nicht
ausreichend halte - ergo (in der Logik mancher Journalisten)
die Lockerungen ablehne.
03.05.20 Unter Heidelberger Leitung wird an vier
Kinderkliniken in Baden-Württemberg eine Studie zur
Corona-Verbreitung durch Kindern durchgeführt, Start
war am 23. April. Da Kinder zur Verbreitung der gewöhnlichen
Grippe erheblich beitragen, wurde dies bislang auch für
Corona befürchtet - bislang gibt es dazu jedoch keine
Belege. Belegt ist lediglich, dass Kinder, obgleich sie
weniger häufig infiziert sind und weniger starke Symptome
ausbilden, eine Virenbelastung des Rachenraums aufweisen,
die der von Erwachsenen entspricht. In einem Gespräch mit
"Heidelberg 24" erklärt der Leiter der Heidelberger
Kinderklinik, Professor Georg Hoffmann, den Ablauf der
Studie. Gesucht werden aktuell noch Kinder, die in der
"Notbetreuung" seien. Da diese Kinder mit anderen Kindern in
Kontakt seien, erhoffe man sich Aufschluss zur Frage, wie
groß das Risiko der Schulenöffnung sei. Der Aufschluss
dürfte schwierig zu erhalten sein, denn die Kinder gehören
aufgrund der Berufe ihrer Eltern (u.a. Gesundheitswesen,
Sicherheitsorgane) bereits zu einer Gruppe mit erhöhtem
Infektionsrisiko. Außerdem gibt es Notbetreuungen mit nur
ein bis drei Kindern, was der Kontaktsituation mancher
Kinder ohne Notbetreuung entspricht. Und warum schaut man
nicht nach Schweden, sondern gibt 1,2 Millionen Landesmittel
aus für eine Studie mit grundsätzlich fragwürdigem Setting
(untersucht werden 2000 Kinder und ein Elternteil nach
Aufruf, mit freiwilliger Meldung)?
Es scheint, als diene diese Studie vorrangig der
Argumentationsabsicherung der Landesregierung BaWü. Aus der
erwartbar dünnen Datenlage dürfte alles ableitbar sein, was
der Auftraggeber politisch wünscht. Vielleicht regt diese
Studie eine schwedische Studie an, die dann wirklich
belastbare Aufschlüsse zu geben vermag. In Schweden liegen
doch Daten vor, die relevanter sind als die bei uns unter
Bedingungen der Schulschließung in einer nicht
repräsentativen, sehr überschaubaren Gruppe zu gewinnenden
Befunde.
04.05.20 Aktuelle Daten aus Schweden, links Infektionen nach
Altersgruppe, rechts Todesfälle nach Altersgruppe:
Der Tagesspiegel wird wieder seiner Rolle als
Lockdown-Einpeitscher gerecht. In Berlin hätten sich am 1.
Mai Tausende in Kreuzberg gedrängt. Das zeige, "wie
gefährdet die Erfolge sind". Klar gefährdet, aber doch nicht
durch die Lockerungen, wie der Beitrag suggeriert: "Auch die
Schüler kehren teilweise in die Schulen zurück. Doch am
Wochenende zeigte sich, wie gefährdet die Erfolge sind, die
Deutschland bei der Corona-Bekämpfung errungen hat."
Gefährdet durch die Idiotie bestimmter Gruppen - die gewiss
eher zurückhaltend den Tagesspiegel rezipieren, durch den
also nicht "erzogen" werden könnten. Aber so geriert sich
der Tagesspiegel unter Corona-Bedingungen, mit markigen
Sprüchen zu Beginn im Stil von "in Bedrohungslagen erst
agieren, dann prüfen" bis hin zur aktuellen Schweden-Häme.
Wiederholte Hinweise gibt die Zeitung aus Berlin darauf,
dass die Schweden so viel schlechter dastünden als die
skandinavischen Nachbarn, auch viel schlechter als
Deutschland - und was ist mit Belgien, Spanien, Italien,
Frankreich, UK, Niederlande, Schweiz? Und warum steht
Deutschland so gut da? Nicht wegen der einkommensstarken
Regionen. BaWü und Bayern sind mit den Todesraten nahe an
Schweden - trotz rigider Maßnahmen.
Und dann erfahren wir noch von einer Harvard-Studie, die
nachweise, dass junge Erwachsene die hauptsächlichen
Corona-Verbreiter in Deutschland seien - da sie sich weniger
an Auflagen halten. Das war zu vermuten und passt es zu dem,
was von Anbeginn zu beobachten war. Nicht Kinder haben die
Epidemie angetrieben, sondern Party-People,
Hardcore-Karnevalisten, Après-Skifahrer und die jüngeren,
mobilen Mitarbeiter von Firmen mit Kontakt zur Region Wuhan.
05.05.20 "Erster Schultag" - allerdings nur für höhere
Klassen, mit Blick auf das Abitur. Folgen sollen die vierten
Klassen - wegen des Übergangs in die weiterführenden
Schulen. Das klingt eiskalt wie die Zusammensetzung des
kleinen Corona-Kabinetts, dem neben der
Bundeskanzlerin laut Auskunft der Bundesregierung auf ihrer
Website "die Ministerinnen und Minister der Verteidigung,
der Finanzen, des Inneren, des Auswärtigen, für Gesundheit
und der Chef des Bundeskanzleramtes" angehören. Trump sagt
es laut, in Deutschland ist es implizite: Wir sind im Krieg.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend und das für Arbeit und Soziales gehören nicht zum
Kreis der prioritär Mitspracheberechtigten. Auch nicht das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Ein Argument
dafür: Partikularinteressen fernhalten. Aber was dominierte
den Lockout, wenn nicht Partikularinteressen? Damit nun das
Verteidigungsministerium fürs Große Ganze sorgt?
Zum Friseur darf man auch wieder, allerdings mit erhöhtem
Desinfektionsstress für den Salon. Und die Haare müssen nun
vor dem Schnitt gewaschen werden! Eine Untersuchung dazu
gibt es nicht, lediglich die Erkenntnis, dass das Virus sich
auf Haaren nicht sehr lange halte - also eher gegenteilig.
Und der Tagesspiegel übt sich wieder in Kassandra-Rufen:
"Die zweite und dritte Corona-Welle könnten schlimmer als
die erste werden." Der Vorteil von Katastrophen-Propheten:
Trifft es ein, werden sie gelobt. Trifft es nicht ein, freut
man sich und vergisst den Fehltritt des Propheten. Und das
Hauptproblem: Die Leute, die nach wie vor mit Infektion aus
dem Haus gehen, die husten in der Öffentlichkeit ohne
Mundschutz, werden nicht erreicht von diesen Rufen. Und das
Mittelfeld reagiert wie in der altertümlichen Geschichte vom
Kind, das immer rief "der Wolf kommt" - und als der Wolf
wirklich kam, glaubte ihm niemand mehr.
06.05.20 Auf den Spielplätzen verschwinden in BaWü
die roten Bänder! Kinder sind aber noch kaum zu sehen am
ersten Öffnungstag.
Wie schnell die Umstellung auf Maskentragen doch
ging! Schon fast eine Selbstverständlichkeit. Und mit dem
Maskentragen kommt auch die ältere türkische Wohnbevölkerung
wieder verstärkt ins Stadtbild. Ich finde das Maske-Tragen
bisweilen durchaus angenehm. Ich fühle mich sicherer, und
dies eher allgemein, gar nicht auf Corona bezogen.
"Geborgener" wäre wohl angemessener zu sagen. Ich kann meine
Stimmung auf der Straße vor fremdem Publikum eher für mich
behalten. Man kann mich nicht "auslesen" an meiner Mimik.
Zugleich werden die anderen Menschen interessanter, treten
nicht plakativ mit ihrem Gesicht entgegen, sondern zeigen
nur ihre Augen - und die können sie abwenden, wenn sie für
sich sein wollen. Ja, ich muss bekennen: Ich entwickle ein
Verständnis für die Faszination des Niqab. Natürlich darf da
kein Gleichheitszeichen gesetzt werden, hinter dem Niqab
stehen eine kulturelle Tradition, Politik, soziale
Regelwerke etc. pp., die Corona-Maske ist eine hygienische
Maßnahme. Aber beiden gemeinsam ist, dass sie nicht, wie
Karnevalsmasken oder Theatermasken etwa, "Verkleidung",
Rollenwechsel, Rollenspiel beinhalten.
07.05.20 Und schon haben die Kinder die Spielplätze wieder,
zumindest teilweise, zurückerobert. In Schweden setzt sich
der Rückgang bei den Todesfällen fort. Auf dem Dashboard der
Johns Hopkins University flacht selbst in Weißrussland die
Infektionskurve ab. In Deutschland breitet sich
Unbefangenheit aus, auch in meinem eigenen Umfeld muss ich
öfter mal abrücken, auch von Hustenden ohne Maske. Bisher
war ich in diesem Frühjahr noch nicht erkältet: Folge der
Distanzhaltung?
08.05.20 Soldaten mit Masken in Tarnfarben in der Bahn. Ohne
Sorge, sei ohne Sorge.
10.05.20 Auffallend bei einem Ausflug an den Rhein: Die
Müllhaufen an den Bänken! Die neue Corona-Draußen-Unkultur.
Am Schnellimbiss mitnehmen, draußen essen und liegen lassen.
11.05.20 Was mich nervt sind die Leute, denen auch lockere
Regeln gleichgültig sind. Die genau das tun, was zu Beginn
die Ausbreitung beschleunigt hat, sich in Massen treffen,
nahe beieinander - zumindest laut den Berichten aus Berlin.
Während die Kindergärten und Grundschulen weiterhin zu sind!
Leider fehlen aber vom RKI grafisch aufbereitete Daten, die
Auskunft geben über die Entwicklungen in einzelnen
Bundesländern. Man müsste sich das selber aufschreiben
täglich und errechnen. Mit plus 11 Infektionen gestern wirkt
Berlin allerdings nicht gerade wie ein Seuchenpfuhl.
Schaut man sich die Landkreis-Seite des RKI an, so fallen
andere Hotspots auf mit den Werten der vergangenen
sieben Tagen, Landkreis Greiz (Pflegeheime), Landkreis
Sonneberg (Gesundheitscampus/Krankenhaus) und Landkreis
Coesfeld (Schlachtbetrieb). Der aktuelle Anstieg der
Reproduktionszahl geht augenscheinlich nicht auf das Konto
von "Lockerungen" und nicht auf das Konto von Berlin.
13.05.20 Die Gereiztheit bei mir und in meinem
Umfeld nimmt zu. Dazu trägt nicht nur die Einschränkung der
sozialen Kontakte und Freizeitmöglichkeiten bei, sondern
nach meiner Einschätzung auch die Zunahme, ja Abhängigkeit
von elektronischer Kommunikation. Elektronische
Kommunikation fördert bekanntlich unter bestimmten Umständen
die Eskalation von Missverständnissen, Unhöflichkeit,
Unbedachtheit - das hat jeder schon bei der Kommunikation
über Mails oder SMS selbst erlebt. Mit gutem Grund sind die
Höflichkeitsregeln in Foren etc. strenger als die in der
Alltagskommunikation. Und nun schreibt man ständig Mails und
SMS, redet weniger im direkten Kontakt, sitzt ständig in
Videokonferenzen, sieht nicht nur Freunde und Kollegen,
sondern auch Kinder und Enkelkinder oft nur noch auf dem
Bildschirm. Dazu kommt eine Fokusierung auf wenige Menschen,
die Rollen übernehmen müssen, die vorher verteilt waren. Wo
es zum Beispiel früher für die Kinder mehrere Lehrer,
Freunde/Freundinnen, Eltern, Nachhilfelehrer, Nachbarn etc.
pp. waren, die für die "Bildung" sorgten, gibt es aktuell
noch eine Freundin und ein oder zwei überforderte
Elternteile - wenns gut läuft. Der Rest läuft mehr schlecht
als recht "online" - was als Ergänzung im "Normalleben"
sinnvoll war wird als Kernangebot zur Belastung. Wir sind
permanent überreizt, überfordert, un-ausgeglichen. Wie lange
geht das gut ohne die Gesellschaft zu sprengen?
15.05.20 Der "Tagesspiegel" berichtet von der
repräsentativen Mannheimer Studie zur Wahrnehmung der
Corona-Krise und der Maßnahmen durch die Bürger. Dabei wird
die Studienleiterin Annelies Blom nicht wörtlich zitiert mit
der Angabe, dass die Befragten innerhalb einer Woche einen
Infektionsanstieg in ihrer Bevölkerungsgruppe um 4%
erwarten. Dabei dürfte ein Stellenfehler passiert sein,
statt 4 von 100 dürften wohl 4 von 1000 sich als Erwartung
in der Studie ergeben haben. Sonst müssten wir uns ernsthaft
Gedanken darüber machen, was in der öffentlichen
Kommunikation zu Corona falsch gelaufen ist, wenn solche
Fehleinschätzungen sich ergeben. Wobei auch 0,4% als
wöchentlicher Anstieg viel zu hoch gegriffen wären. Die
Gesamtzahl der Infizierten bisher umfasst gerade mal etwa
0,2%.
18.05.20 Nach Coesfeld gibt es nun weitere Corona-Hotspots
in deutschen Schlachtanlagen. Die Ausbreitung
erfolgt wohl in den Unterkünften der schamlos ausgebeuteten
Billigarbeiter - ähnlich wie in Singapur! Muss die These von
der Bedeutung prekärer Arbeitsverhältnisse in der
norditalienischen Textilindustrie für die Corona-Entwicklung
dort nochmal auf den Tisch zur Überprüfung? Drosten hat in
einem Interview mit dem ORF am 24. April die Lockerungen
warnend mit einem leichten Infektionsanstieg nach Ostern
verknüpft - der weitgehend auf die Schlachthofmitarbeiter
zurückzuführen ist, die über Ostern der Einschränkungen
wegen in ihren Massenunterkünften geblieben waren.
19.05.20 Die Tochter einer Bekannten war mit Kommilitonen in
Mannheim auf einer Gartenparty, zu siebt. Sie wurden
angezeigt, für den Gartenbesitzer gab es 1000 Euro Strafe,
für die Gäste je 200 Euro!
20.05.20 Mit Datum vom 16. Mai 2020 titel ntv: "Rollt die
zweite Corona-Welle auf uns zu?" Und dann wird der
"Epidemiologe und Katastrophenschutz-Experte" Timo Ulrichs
zitiert mit der Aussage: "Durch die Lockerungen nimmt das
Risiko solcher lokalen Ausbrüche zu, wie man aktuell in
einigen deutschen Wurstfabriken und Pflegeheimen sehen
kann." Was die desaströsen Arbeitsbedingungen und
hygienischen Bedingungen in "deutschen Wurstfabriken" oder
die Personalproblematik in Pflegeheimen und die zu laschen
Corona-Tests von Pflegepersonal mit Corona-Lockerungen zu
tun haben sollen, erschließt sich mir nicht. Nur noch zur
Erinnerung: In Pflegeheimen wurde erst am 18.05 gelockert.
Wer diese Lockerungen im Detail kennt, der wird davon keine
Corona-Ausbreitung ernsthaft erwarten. Und angesichts der
weiterhin geringen täglichen Neuinfektionen ist auch von
einem indirekten Effekt der allgemeinen Lockerungen nicht
sinnvoll auszugehen. War hier der Wissenschaftler
nachlässig oder das Nachrichtenmedium?
Der Rückgang der Todesfälle in Schweden, die mit Corona
verbunden sind, hat die Anfang Mai auf der Graphik des
"Folkhälsomyndighen" abzulesende starke Tendenz nicht
gehalten. Durch spätere Meldungen zeigt sich nun vorwiegend
ein Abflachen des Rückgangs. Auch der Rückgang in den
vergangenen Tagen könnte mit späteren Meldungen wieder sich
auflösen:
Der "Focus" titelt: "Geheimnis hinter Schwedens Corona-Solo
liegt im Jahr 2010." Die Schweden haben 2010, nach der
Schweinegrippe, in Malmö Übungen zur Bewältigung einer
Grippeepidemie durchgeführt. Beteiligt war Anders Tegnell.
21.05.20 Was wohl Paul Feyerabend zur umfassenden Forschungsgläubigkeit
in Corona-Zeiten gesagt hätte? Zuletzt wollte Kretschmann
von einer Heidelberger Studie die Entscheidung zur Öffnung
der Kindergärten abhängig machen. Nachdem die Studie noch
immer nichts Relevantes erbracht hatte, wurden die Kindergärten
am vergangenen Montag zu 50% geöffnet. Ohne Erklärung, wie
die 50% ausgewählt werden sollen. Rechtsanspruch auf einen
Kindergartenplatz zu 50%? Die einzelnen Kindergärten
entscheiden letztlich praktisch, vor Ort, wer kommen
darf/sollte/muß. Und die Pädagogik in den Kindergärten zur
Corona-Zeit? Wie in den Schulen häufig, vormodern. Corona
als Gehorsamkeitserzieherin.
Auch bei den Pflegeheimen findet jedes seine eigene
Lösung im vorgegebenen Rahmen. Mit einer "Öffnung" hat die
dabei gewählte Praxis nach meinen Erfahrungen mit zwei
Heimen nur sehr eingeschränkt zu tun. Eine
Besuchsmöglichkeit für meine Mutter alle drei Wochen für
eine halbe Stunde, in einem Besuchszimmer. Wieviele
Corona-Fälle in Pflegeheimen kamen von Angehörigen? Ich habe
nur von der Verbreitung durch Pfleger gelesen.
22.05.20 Drosten erklärt zum Aufruf von vier medizinischen
Fachgesellschaften, Schulen und Kindergärten umgehend mit
Normalbetrieb wieder zu öffnen, das sei wissenschaftlich
nicht begründbar. "Als Einzelperson" würde er diese Position
jedoch unterstützen. Feyerabend sagte einmal über seinen
Lehrer Popper, der sei ein Pedant gewesen, kein Philosoph.
Ein Zug zur Pedanterie ist gewiss in der Virologie sinnvoll
und zielführend. Und als Virologe mag Drosten Recht haben,
doch unser Problem ist ein epidemiologisches - und
epidemiologisch lag Drosten schon bei der Schweinegrippe
falsch. Die Virenfracht im Rachenraum bei infizierten
Kindern mag die gleiche sein wie bei infizierten
Erwachsenen. Aber alle bislang identifizierten Superspreader
oder Superspread-Ereignisse gingen von Erwachsenen
aus und unter Erwachsenen. Da gab es in den USA die
Chorprobe am 10. März, in der ein Sänger 52 andere
ansteckte. Da gab es den Gottesdienst in Südkorea mit 40
Angesteckten durch eine andere Teilnehmerin. Warum haben wir
nichts Vergleichbares aus der Kinderwelt gehört? Die
schwedische Epidemiologie hätte das doch mitbekommen, wenn
Superspread-Ereignisse in den offenen Kindergärten oder
Schulen Schwedens stattgefunden hätten. Oder wollen wir den
Schweden unterstellen, sie würden sich verhalten wie China
zu Beginn der Epidemie (oder Südtirol zu Beginn dort ...)
und verschweigen? Aber auch eine Stufe darunter, auf der
Ebene von Skifahrerbars und Karnevalsfeiern und
Arbeitsmigrantenwohnheimen und Schlachthöfen ist nichts
Vergleichbares aus Kindergärten oder Schulen oder
Kinderheimen bekannt. Und das sind epidemiologisch,
nicht virologisch relevante Befunde. Sicherlich haben
sie einen virologisch fassbaren Hintergrund. Doch ehe wir
den hinreichend erforscht haben, ist die Gesellschaft
kollabiert, falls Lockerungen von wissenschaftlich
eindeutigen und bestätigten Befunden abhängig gemacht
werden.
Dem Superspread-Phänomen korrespondiert das Phänomen, dass
viele Infizierte wohl gar niemanden anstecken. Es gibt sogar
Berichte von Paaren, von denen der Infizierte den Partner
nicht ansteckt trotz großer Nähe! Aus Tests an älteren
Blutproben ist inzwischen bekannt, dass es auch in Europa
schon Corona-Infizierte lange vor den bislang erfassten
"ersten" Infektionen gab. Funken, die erloschen sind,
wie es der Londoner Epidemiologe Adam Kucharski treffend
formuliert. Lassen wir also Drosten in Ruhe forschen und
überlassen wir epidemiologische Befunde den Epidemiologen.
Die allerdings auch daneben liegen können wie etwa Timo
Ulrichs mit dem Bezug zwischen Lockerungen und
Schlachthofspreads - falls er nicht irreführend zitiert
wurde.
In der Karlsruher Fußgängerzone auffallend viele
Straßenmusiker. Darunter ein lauthals singender junger Mann.
Wissen er und das Ordnungsamt nichts von der Aerosolgefahr?
In den Kirchen soll aktuell auf Gesang verzichtet werden.
Von reisenden Straßenmusikern nicht? Nur weil sie "draußen"
singen? Oje, bin ich da zu pedantisch?
23.05.20 Wird durch die Corona-Maßnahmen gerade eine ganze
Generation zu FaceTime-, Skype- und Zoom-Junkies
erzogen? Auch wenn gerade gerne die Segnungen der digitalen
Kommunikation gepriesen werden, die uns die Krise bewältigen
helfen: Der Zwang zur digitalen Kommunikation macht auch
vertraut mit deren Schwächen bzw. den Defiziten, die durch
ihren massenhaften Einsatz nun im sozialen Feld und im
psychischen Haushalt sich auftun.
Der Deutschlandfunk veröffentlicht heute eine sehr
lesenswerte und informative Darstellung zum Thema
"Übersterblichkeit" unter dem Titel "Übersterblichkeit - wie
tödlich ist das Coronavirus wirklich?". Darin ist auch zu
erfahren, dass die 25.000 Tote der Grippewelle 2017/18, von
denen zur Zeit häufig die Rede ist, als Übersterblichkeit
errechnet wurden - labordiagnostisch bestätigt sind
lediglich 1.674 Todesfälle. Bei der aktuellen Pandemie
könnte sich für Europa das Gegenteil ergeben, dass die
Übersterblichkeit geringer ist als die labordiagnostisch
bestätigte Zahl - wie von Palliativmedizinern und Pathologen
bereits verschiedentlich kritisch angemerkt wurde. Aber das
dürfte sich erst zum Jahresende klären. Der Beitrag macht
auch darauf aufmerksam, dass selbst aus der Distanz nicht
immer zu unterscheiden sein wird, ob und welche Teile der
Übersterblichkeit dann dem Corona-Virus selbst, welche den
Maßnahmen dagegen zuzuschreiben sind. Wenn etwa mehr
Menschen an Herzinfarkt versterben, weil sie nicht
rechtzeitig behandelt wurden weil Kapazitäten für Corona
freigehalten wurden oder weil sie aus Angst vor
Corona-Ansteckung nicht zum Arzt sind. Und grundsätzlich ist
die Zuordnung von Kausalitäten bei Übersterblichkeit in
Krankheitsfällen ein Problem, da nie ganz ausgeschlossen
werden kann, dass es nicht ein Tertium gibt, das an
Krankheit und Sterblichkeit ursächlich erheblich beteiligt
ist. Eine allgemeine Schwächung des Immunsystems etwa durch
Mangelernährung, Hygieneprobleme, Stress oder andere Gründe.
26.05.20 Kretschmann prescht mit ersten Ergebnissen der Heidelberger
Studie vor und erklärt, "Wir können ausschließen,
dass Kinder Treiber des Infektionsgeschehens sind". Das kann
schon längst ausgeschlossen werden, aber sicherlich nicht
auf der Basis der sehr dünnen Datenlage der Heidelberger
Studie, sondern nach allen bisherigen epidemiologischen
Befunden zum Corona-Geschehen. Das Kinder extrem selten an
Corona symptomatisch erkranken, ist schon lange bekannt. Und
kein einziges signifikantes Ausbreitungsgeschehen bisher ist
auf Kinder zurückzuführen. Schon Mitte April wurde eine
Studie in "Clinical Infectious Diseases" zu einem beim
Skifahren durch den Geschäftsmann Steve Walsh (Starter eines
europäischen Infektions-Clusters, nach einer Singapur-Reise)
infizierten neunjährigen französischen Jungen mit 172 nicht
infizierten, teils sehr engen Kontaktpersonen
veröffentlicht.
29.05.20 Die Drosten-Studie zur Infektiosität von Kindern,
argumentative Basis dafür, Kindergärten und Schulen
geschlossen zu halten, hatte nach einigen Kritikern, die von
der Bild-Zeitung sehr forsch zitiert wurden, methodische
Fehler. Wozu Drosten nun erklärt, er haben zu seinen "groben
Daten" eben ein "gröberes statistisches Werkzeug" gewählt.
Allgemein schätzt er in einem Spiegel-Interview vom 29.05.,
er habe Deutschland 50.000 bis 100.000 Corona-Tote erspart.
Dabei bezieht er sich explizite allerdings auf die von ihm
entwickelten Tests, nicht auf seine medial verbreiteten
epidemiologischen Explikationen. Die Studie unter Drosten
("An analysis of SARS-CoV-2 viral load by patient age")
erschien am 29. April 2020.
Aus Frankreich kommt eine Studie, wonach sich die Zahl der
plötzlichen Herzstillstände außerhalb von Kliniken in den
ersten beiden Wochen des Lockdowns verdoppelt habe. Nur bei
etwa 10% der Betroffenen sei eine Corona-Infektion
diagnostiziert worden. Die Autoren der Studie, die in "The
Lancet" veröffentlicht wurde, gehen davon aus, dass es sich
überwiegend um einen Effekt der Corona-Maßnahmen handele.
Allerdings kann ein signifikanter Anstieg der
Übersterblichkeit hieraus nicht abgeleitet werden, denn die
wöchentliche Inzidenz betrug 26,64/1 Mio Einwohner in den
Wochen 13 und 14 (Lockdown in Paris begann am 17.03.20).
Im IPG-Journal von heute und im "vorwärts" ein
aufschlussreicher Bericht über das schwedische
Gesundheitssystem von Enna Gerin, in welchem sie die hohen
Corona-Todeszahlen in Schweden auf ein
heruntergewirtschaftetes Gesundheitssystem
zurückführt, dass längst nicht mehr seinem Ruf als
fortschrittlich und sozial gerecht werde. Die "Welt" titelte
schon am 11.05.20 "Der Mythos vom schwedischen Paradies" und
schrieb "Was die Zahl der Intensivbetten angeht, liegt
Schweden auf dem vorletzten Platz im EU-Vergleich".
02.06.20 Feiern von "Großfamilien" verbreiten Corona im Raum
Göttingen. Herr Montgomery befürchtet allerdings vor allem
in Berlin einen neuen "Superspread" nach den Bootsraves.
Und den Grund für die Bootsraves hat er auch schon
ausgemacht: Die Unsicherheit wegen unterschiedlicher
Regelungen in verschiedenen Regionen. Dazu möchte ich drei
Fragezeichen setzen, mindestens.
Die Corona-Verordnung Baden-Württemberg vom 9. Mai sieht für
private Feiern/Veranstaltungen eine Aufhebung der
Beschränkung auf 5 Personen (seit dem 26. Mai 10 Personen)
unter bestimmten Voraussetzungen vor, §3, Absatz 2: "Dieses
Verbot gilt nicht, wenn die teilnehmenden Personen
ausschließlich 1. in gerader Linie verwandt sind, wie
beispielsweise Eltern, Großeltern, Kinder und Enkelkinder,
2. Geschwister und deren Nachkommen sind oder 3. dem eigenen
Haushalt angehören sowie deren Ehegatten, Lebenspartnerinnen
oder Lebenspartner oder Partnerinnen oder Partner;
hinzukommen dürfen Personen aus einem weiteren Haushalt." Es
lebe die Großfamilie.
09.06.20 Jucken an den Händen nach der Desinfektion
am Eingang zur Kunsthalle Karlsruhe. Hoffentlich bleiben von
den Gewohnheiten der Corona-Zeit nicht ausgerechnet der
Desinfektions-Wahn und die entsprechenden Hauterkrankungen.
Mir wären zurückgefahrener Konsum und weniger Straßenverkehr
weit sympathischer - allerdings verträgt sich beides nicht
mit den Prämissen unseres Wirtschaftssystems.
10.06.20 Der Landkreis Göttingen bleibt weiter ein Hotspot.
Die Berliner Bootsraves dagegen haben bislang noch keinen
neuen Hotspot begründet. Ich warte noch vergebens auf eine
Erklärung des einen wie des anderen Phänomens, die objektiv
und nicht nach den Geboten der Political Correctness oder
sonstiger politischer Vorgaben und Nudging Strategien
analysiert und informiert. Aber vielleicht ist ja wirklich
der Zufall ganz wesentlicher Verfahrensbeteiligter, und ihm
kommt man nicht so leicht auf die Spur. Nicht so leicht wie
desolaten Arbeits- und Wohnbedingungen bei Schlachtanlagen.
Aus Schweden gibt es leider unerfreuliche
Nachrichten. Die Infiziertenzahlen bleiben weiterhin eher
gleich, seit Anfang Juni ist sogar ein deutlicher Anstieg zu
verzeichnen, und die Einweisungen auf Intensivstation nehmen
nicht mehr weiter ab. Der Infektionsanstieg scheint sich
unter anderem touristischen Regionen mit hoher
Ferienhausdichte zu verdanken wie Jämtland-Härjedalen - also
Freizeit-Importen zwischen Pfingsten und Nationalfeiertag
aus den Großstädten? Wann kommt die Analyse? Was wird in den
schwedischen Sommerferien passieren, die heute beginnen?
Einige europäische Länder haben ja Schweden ausdrücklich
ausgenommen von sommerlichen Einreiseerleichterungen für
Touristen.
11.06.20 Nun deutet sich an, dass auch in Göttingen vor
allem Wohnverhältnisse (IDUNA-Hochhaus) an der
Corona-Ausbreitung beteiligt waren. Neben den Schlachthöfen
wird nun auch die Gemüseernte zur Problemzone: Erntehelfer
auf einem Spargelhof in Aichach-Friedberg haben einen - eng
umgrenzten - Corona-Hotspot begründet.
Ich finde zufällig den Beitrag von Heike Klovert in "SPIEGEL
Gesundheit" vom 09. Mai zu jungen Menschen mit
Vorerkrankungen und ihrem Umgang mit der Corona-Bedrohung.
Äußerst lesenswert!
In Magdeburg wird eine Schule vom 12. bis 26. Juni
geschlossen, weil eine Mutter und ihr Kind positiv auf
Corona getestet wurden. Über Hintergründe ist vorläufig
nichts zu erfahren aber es ist zu hoffen, dass Fälle wie
dieser genau aufgearbeitet werden. Die Öffentlichkeit hat
ein Recht darauf, in anonymisierten Zusammenfassungen
informiert zu werden, wo Menschen sich aktuell noch
anstecken, wie Infektionsketten verlaufen - und zwar nicht
an herausgepickten Einzelfällen oder Einzelstudien, sondern
in repräsentativen Überblicken.
16.06.20 Die Pfingstwelle der erfassten Neuinfektionen in
Schweden ebbt wieder ab. Sie spiegelt sich auch nicht in den
Einweisungen auf Intensivstation oder in den Totesfällen
wider - weshalb vorläufig auch ein "Messeffekt" durch
vermehrte Tests angenommen werden kann.
17.06.20 In Magdeburg weitere Schulen geschlossen.
Hintergründe könnte in einer Magdeburger Pfingstgemeinde
liegen.
18.06.20 Massenausbruch von Corona beim Fleischproduzenten
Tönnies. Und was fällt der Kanzlerin dazu ein bzw. was
zitiert der Tagesspiegel von ihr zum Thema? Man könne wieder
sehen, wie wichtig das Einhalten des Mindestabstandes sei!
Welch eine Verschlichtung des Denkens findet derzeit
im Schatten von Corona statt! Alle Fakten werden hingedreht
auf Nudging-Effekte. Wir werden des eigenständigen Denkens
entwöhnt bzw. gewöhnen uns daran, die Übernahme von
halbplausiblen Halbwahrheiten für eigenständiges Denken zu
halten. Mit welcher Inbrunst haben mir schon viele kluge
Leute erklärt, dass Schweden nur das Glück habe, so dünn
besiedelt zu sein, sonst hätten sie eine Katastrophe erlebt
mit ihrer Unvorsicht. Dass 90% der Schweden in Städten leben
- ignoriert. Dann der beständige empörte Vergleich der
Corona-Todesfälle Schwedens mit denen der anderen
skandinavischen Länder. Dass Schweden in der Nähe der
Niederlande und Spaniens liegt (Stand heute - am 23.04. lag
Schweden zwischen den Niederlanden und der Schweiz) mit der
relationierten Zahl der Corona-Todesfällen - ignoriert. Und
nun sind es ganz pauschal fehlende Mindestabstände, nicht
Arbeitsbedingungen, nicht eine kurzsichtige,
krisenanfällige, politisch entschiedene Konzentration der
Schlachtbetriebe in der EU, nicht problematische
Arbeitsmigrationen, die Corona-Hotspots produzieren.
Als Gewinn der Corona-Situation wird gelegentlich gepriesen,
dass nun endlich bargeldlos bezahlt werde in Deutschland.
Ich gehöre auch zu denen, die jetzt vermehrt die Karte
einsetzen. Aber meine Kontoauszüge werden damit länger und
unübersichtlich.
24.06.20 Schweden riskierte Corona-Infektionen für das Recht
auf Bildung. Deutschland riskierte Corona-Infektionen für
das Recht auf ein Nackensteak. Allerdings sollte
klar sein, dass es beim "Nackensteak" nicht nur um das
"Recht" deutscher Supermarktkunden geht, sondern um den
Weltmarkt. Tönnies und andere Großschlächter beliefern u.a.
den chinesischen Markt. Gemeinsam mit dem deutschen
Bauernverband wollen sie zeigen, dass Deutschland nicht nur
mit herausragenden Ingenieursprodukten, sondern auch mit
Schweinehälften ganz vorne mit dabei ist. Um den Preis von
belastetem Grundwasser, minderwertigem Fleisch,
überbordendem Transportwesen, entwürdigenden
Arbeitsbedingungen und Mißachtung des Tierwohls schon seit
langem, nun auch mit Corona-Lasten.
25.06.20 Focus zeigt im "harten Faktencheck", "Welche Länder
die Corona-Pandemie im Griff haben und welche nicht". Und
gezeigt werden uns, wir sind im Jargon der Börse, "Chart-Analysen",
die Fieberkurven der Corona-Infektionen (wohlgemerkt, aber
das werden einige wohl nie lernen, der labordiagnostisch
erfassten Infektionen) in ausgewählten Ländern. "Länder, die
es geschafft haben könnten" sind nach diesen
"Chart-Analysen" unter anderem die Bahamas, Jamaica, Mali,
Sri Lanka und Vietnam. Entscheidendes Kriterium? Die Kurve
sinkt ab in die Nähe der Anfangszeit. Pech haben die Schweden,
sie landen in der dritten Schublade, auf der steht '"Länder,
bei denen es noch schwierig ist" - zusammen mit den USA,
Nigeria und Brasilien (unter anderem). Dass die Zahl der
Einweisungen auf Intensivstation und die Zahl der
Corona-Todesopfer in Schweden seit Anfang April
kontinuierlich zurückgehen, interessiert nicht.
Das Satiremagazin "Der Eulenspiegel" hat in Heft 6/2020
uneinholbar das halbblinde Klammern an Zahlen und Graphiken
seit Beginn der Corona-Krise auf die Schippe genommen unter
dem Titel "Die Unbestechlichkeit der Zahlen". Eines der
Pflichtdokumente aus der Corona-Zeit, die bleiben sollten im
kulturellen Gedächtnis, auch wenn es sich "nur" um Satire
handelt!
26.06.20 Laut "Bloomberg" hat Anders Tegnell sich klärend
gegen eine Einstufung der WHO gewandt, die im Stile von
Focus und Tagesspiegel Schweden den Anstieg der
Infiziertenzahlen vorhält und vor einer drohenden
Überlastung des Gesundheitssystems warnt. Dieser Anstieg
sei, so Tegnell, auf eine erhebliche Zunahme der Tests
seit Anfang Juni zurückzuführen. Tegnell verwies auch
auf die zurückgehenden Einweisungen zur Intensivbehandlung
und stetig abnehmende Todesfälle. Die WHO korrigierte
daraufhin ihre Einschätzung, verwies aber darauf, dass unter
den Getesteten der Anteil Infizierter bei 12-13% stabil
bleibe, nicht zurückgehe.
30.06.20 Fluchtreflexe. Weg von Corona. Von der vagen
Bedrohung durch den Virus ebenso weg wie von den Maßnahmen.
Es ist schwer, diese extreme Kontingenzsituation zu
ertragen. Wobei sie "extrem" nur für uns in einer
saturierten Wohlstands- und Sicherheitsgesellschaft ist. Bis
1945 waren die Kontingenzen für den Einzelnen auch bei uns
weit größer. Die Unsicherheiten danach waren dann aber eher
abstrakt-allgemeiner Natur, für uns vor allem die durch den
Kalten Krieg, die Atomkriegsdrohung. Ich bekomme zum ersten
Mal ein konkretes Gefühl dafür, was die Pest für Petrarca
bedeutet haben mag und bekomme erneut ein Bewußtsein für die
Ausnahmesituation von Friede und Wohlstand, in der wir uns
seit 1945 befinden im sogenannten "Westen". Eine
Komfortsituation, die unsere Krisentoleranz heruntergefahren
hat.
Und wie aktuell ist 672 Jahre später noch, was Petrarca zur
Pest in einem Brief an den Freund Socrates 1348 schreibt:
"Doch sind weder die Unwissenheit noch die Seuche selbst so
hassenswert wie die Flausen und Fabeln der Leute, die
obgleich sie alles behaupten, nichts wissen".
09.07.20 Was wird die Corona-Generationen, die jetzt gerade
zur Schule gehen, auszeichnen? Größere Selbständigkeit?
Besondere Medienkompetenz? Soziale Defizite? Eine andere
Beziehung zur Schule? Entweder diese höher zu schätzen als
etwas nicht Selbstverständliches? Oder sie gering zu
schätzen, weil man auch ohne Schulbesuch was lernen kann?
18.07.20 Ich freue mich noch immer über den Himmel mit
weniger Kondensstreifen. Über die größere Achtsamkeit vieler
Menschen, Gelassenheit. Über Restbestände an Solidarität in
gemeinsamer Krisenerfahrung. Aber ich werde zunehmend wütend
über das selbstlaufende Verwaltungshandeln, die Verordnungs-
und Papierflut, über sinnlos geschlossene Einrichtungen,
weil Personal fehlt um jedem Besucher zwei Aufseher an die
Fersen zu heften die seine Virenlast kontrollieren - und
die, wo es sie gibt, oft die sind, die Abstandsregeln nicht
einhalten. Weil sie sich so freuen, dass überhaupt noch
jemand kommt. Und ich verstehe doch auch die Sorge, für
einen lokalen Ausbruch verantwortlich zu sein. Ich sehe aber
auch die Zahlen aus Schweden, die den schwedischen Weg nun
durchgängig bestätigen (auf der Website von
"Folkhälsomyndigheten") - wobei denkbar ist, dass Schweden
lediglich vom saisonalen Abschwung des Virusgeschehens
profitiert, nicht von Klugheit. Frühe Aussagen von Tegnell
lassen allerdings erkennen, dass er den saisonalen Faktor
einbezogen hat. Er war einer der ersten, der auf die
Wahrscheinlichkeit eines neuen Ausbruchs im kommenden Winter
hingewiesen hat - für die breite Öffentlichkeit bereits im
Cicero-Interview am 26. März!
Sonnenbrillen waren noch nie mein Ding. Doch nun kann ich
ihnen plötzlich etwas abgewinnen. Wie auch die Corona-Masken
fördern sie die Lust am Sich-Verstecken. Eine ganze
Gesellschaft versteckt sich, welche psychologischen Prozesse
werden hier in Gang gesetzt?
Heute war ich im Botanischen Garten Karlsruhe. Am Eingang
zum Schauhaus steht noch immer aus der Vor-Corona-Zeit der
Aufsteller mit dem Hinweis auf den Eingang. Der geschlossen
ist.
Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass unsere
Einschränkungen unverhältnismäßig waren und sind. Aber statt
dies zu bekennen, befinden wir uns im Modus des "ohne
Gesichtsverlust ausschleifen Lassens". Und ich lasse auch
diese Aufzeichnungen ausschleifen. Und hoffe, dass im Herbst
wir nicht die Rechnung bezahlen müssen dafür, dass wir
zuviele Strukturen zu lange runtergefahren haben. Bereiten
wir unsere Immunsysteme gut auf den Winter 2020/21 vor!
27.07.20 Söder erklärt, dass Corona "mit aller Macht"
zurückkehre. Er meint die Gemüsefarm in Mamming, Bayern.
Wieso zurückkehren? War sie schon mal in Mamming? Und mit
welcher Macht? Der Macht einer seit Jahrzehnten verfehlten
Agrarpolitik? Der Macht eines unkontrollierten
Arbeitsmarktes? Der Macht der politischen Rhetorik? Die
Verluderung des Denkens und Sprechens in den Zeiten von
Corona hält an. Um nüchtern zu bleiben hilft der Blick auf
die Karten des RKI-Institutes und auf die Statistiken aus
Schweden.
03.08.20 Während bei uns bei jeder sich bietenden
Gelegenheit (Corona-Ausbrüche bei Großfamilienfeiern, bei
Freikirchen-Treffen, in der Schlachtindustrie, in der
Gemüseindustrie) vor der zweiten Welle gewarnt wird, gibt es
in Schweden nach wie vor keine Maskenpflicht. Hier die
aktuelle Grafik zu den Fällen der Aufnahme auf
Intensivstation in Schweden:
09.08.20 Es ist irritierend, wie anhaltend eine zweite
Corona-Welle in Deutschland medial herbeigeredet wird.
Verbunden mit der Aufforderung, im Alltag nicht nachlässig
zu werden bei Maskenpflicht und Kontakteinschränkung. Folgt
das nur der Aufmerksamkeitsregel und dem "bad news are good
news"? Die alte Aufklärer-Frage muss aber auch erlaubt sein:
Wem nützt das? Keiner der Ausbrüche der jüngeren Zeit (der
"Zweiten Welle") ist auf Verstöße gegen Maskenpflicht oder
zu geringen Abstand bei Einzelbegegnungen zurückzuführen.
11.08.20 Ich habe bei Google Trends in einem völlig anderen
Kontext das Suchwort "Fundsachen" eingegeben. Dabei
ist bemerkenswert der steile Abfall Mitte März! Die
Corona-Ausgangseinschränkungen haben offensichtlich (und
erwartungsgemäß) zu einem massiven Rückgang beim Verlieren
von Gegenständen geführt. Inzwischen ist ein Anstieg
lediglich etwa auf die Hälfte der Anfragenzahl der Zeit vor
einem Jahr erreicht.
04.09.20 Drosten schlägt 5 Tage Quarantäne vor um den
Schulbetrieb nicht lahmzulegen. Und warum fragt man nicht
einfach mal in Schweden nach? Hier ein Bericht von ntv vom
1. September mit Links zu zwei schwedischen Studien von
Mitte Juni (sic!) 2020 (gibt es nichts Aktuelleres? Die ZEIT
hat die beiden Studien schon am 9. August zitiert):
https://www.n-tv.de/wissen/Schulen-Hotspots-oder-Corona-Bremsen-article22008967.html
23.09.20 Nach den Zahlen der Neuinfizierten (Quelle:
Johns Hopkins University) haben viele Länder eine zweite
Corona-Welle, teilweise stärker als die erste (so in
Dänemark, Holland, Frankreich, Spanien, Rumänien, Ungarn,
Österreich, Tschechien). Auffallende Ausnahmen: Deutschland,
Schweden und - mit großem Fragezeichen - Belarus mit nur
einem leichten Anstieg verglichen mit dem Sommertiefstand.
Die Todesfälle spiegeln den Infektionsanstieg allerdings
zumeist nicht wider, entweder haben die Infektionen nun
einen schwächeren Charakter (stabilere Immunsysteme als im
Frühjahr?) oder die Medizin reagiert wesentlich besser. Eine
Risikobewertung muss beide Zahlen in den Blick nehmen. Ich
wollte im Herbst gerne mit der Bahn nach Frankreich, Oliven
(Tanche) einkaufen. Aber das lasse ich nun doch sein.
Zweimal 10 Stunden "öffentlich" durchs ganze Land,
einschließlich Paris, und dann bei jedem Husten in Stress
geraten, nein.
29.09.20 Die Bundeskanzlerin hat ausgerechnet, dass an
Weihnachten täglich 19.200 Neuinfektionen denkbar wären -
sollte die Zunahme weiter verlaufen wie von Ende Juni bis
Ende September. So wurde auch schon mal ausgerechnet, wann
New York in Pferdeäpfeln erstickt und wann Deutschland
ausstirbt. Das also ist die nüchtern an Corona herangehende
Naturwissenschaftlerin. Glaubt sie, die Bürger mit
epidemiologischen Argumenten zu überfordern? Die
Epidemiologie kennt keine linearen Entwicklungen. Zu ihrer
Entlastung ist nur zu sagen: Sie will eben die Bevölkerung
aufrütteln, schlicht und ergreifend. Aber diejenige, die es
betrifft, erreicht sie damit nicht, kujoniert nur die
anderen. Wie der Lehrer, der angesichts einiger leerer
Plätze in seiner Klasse über das Schwänzen schimpft und wie
unzuverlässig doch diese Klasse sei. Vor denen, die da sind,
vor den Zuverlässigen ... Und sie wird unglaubwürdig. Dabei
sollte sie einfach nur die Wahrheit sagen, sagen, wo die
Infektionen stattfinden, welches Verhalten Hotspots
produziert und wie Hotspots gelöscht werden können. Sollte
wie in Schweden auch die Zahlen der Corona-Kranken auf
Intensivstationen und der Todesfälle grafisch darstellen
lassen auf der Seite des RKI. Sollte den privaten
Feierbereich und die Wirtschaft in den Fokus nehmen.
03.10.20 Aus gegebenem Anlass kommt mir der Gedanke, dass
wir doch gerade auch im Westen etwas wie den
DDR-Lebensalltag erfahren mit der Corona-Situation. Diffuse
allgemeine Bedrohung durch das Virus und Behördenkontrolle
mit bisweilen willkürlich erscheinenden Auflagen. "Leben
unterm Damoklesschwert" - ein Bild, das in diesem Jahr öfter
auftauchte, bezogen auf Corona oder die Situation für
Flüchtlinge.
07.10.20 "Berlin hat seine Freiheit verspielt", meint der
Tagesspiegel in seinem "Checkpoint". Das
"Infektionsgeschehen" nehme zu, vor allem wegen Feiern im
privaten Kreis. Dafür werden die Bars wieder geschlossen.
Und der Tagesspiegel findet das in Ordnung, wie beim
Militär, wo es Liegestützen für alle gibt weil einer zu spät
zur Übung kommt. Beim Alkoholkonsum anzusetzen, ist
sicherlich richtig - aber das hätte schon früher geschehen
müssen. Eine Gesellschaft, die kollektive Besäufnisse als
Kulturpflege hegt (s. Oktoberfest), Tankstellen (sic!)
Alkohol verkaufen lässt und Alkoholwerbung gestattet, kommt
da in Erklärungsnot.
Aktuelle Corona-Grafiken einzustellen gebe ich auf. Die kann
jeder/jede zu Deutschland beim RKI, zu Schweden bei
"folkhalsomyndigheten.de" und weltweit bei der Johns Hopkins
University einsehen. Wobei lediglich auf der schwedischen
Seite auch die Zahl der Aufnahmen auf Intensivstation und
die Todesfälle erfasst werden (warum bei uns nicht?) - und
da spiegelt sich für Schweden bislang keine zweite Welle
wider, auch nicht in Ansätzen. Bei den Infektionen
allerdings schon - wobei inzwischen auch symptomfreie Fälle
zunehmend erfasst werden durch breiteres Testen, die in der
ersten Welle kaum erfasst wurden und daher die Kurve höchst
interpretationsbedürftig machen.
20.10.20 Ich habe mir heute FFP2-Masken besorgt, die
Situation in den Bahnen macht das notwendig.
29.10.20 Nun also, seit langem schon zu erwarten und
angedroht, zweiter Lockdown in Deutschland. In Italien, das
wesentlich stärker betroffen ist von der zweiten Welle,
müssen die Gaststätten um 18 Uhr schließen. Bei uns ganz.
Ebenso wie "Freizeiteinrichtungen" (die Theater z.B., die
gerade wieder mit Spielen begonnen haben, und Sportvereine).
Absurd, möchte man meinen. Immerhin ist doch bekannt, dass
die meisten Infektionen aktuell bei privaten Feiern
stattfinden und auf betrieblichen Meetings. Was sollen also
diese Maßnahmen? Nun, sie sollen zumindest vermeiden, dass
die privat und beruflich ausgetauschten Viren sich nicht
auch noch "draußen" unkontrolliert verbreiten. Aber warum
ist dieser Staat nicht in der Lage, zumindest
stichprobenartig private Feiern und berufliche Meetings zu
kontrollieren und gegebenenfalls aufzulösen statt auf
Jahrzehnte hinaus das gesellschaftliche Leben,
Alltagskultur, Vereinskultur, Veranstaltungskultur zu
schädigen, teilweise zu ruinieren? Gerechtigkeitsdilemma?
Rechtsprobleme? Die Abwägung ist sicherlich extrem schwierig
und Kubicki macht es sich zu leicht damit, nun seinen
Berufsstand zum Aufschlag zu bringen mit der Aufforderung,
gegen die Einschränkungen zu klagen. Aber ich habe auch kein
Verständnis für die pauschale Schließung von Gaststätten und
Freizeiteinrichtungen. Was fehlt ist immer noch eine
Alkoholpolitik. Das wagt niemand. Ich bin andererseits sehr
froh, dass dieses Mal zumindest die Schulen und Kindergärten
nicht betroffen sind - etwas wurde doch gelernt von
Schweden! Apropos Schweden, der bayrische "Merkur" schreibt
am 28.10. immerhin, die Einweisungen auf Intensivstationen
seien in Schweden "relativ niedrig". So ungenau war der
"Merkur" bei den Todesfällen der "ersten Welle" nicht, da
wurde Schweden an den Pranger gestellt - obgleich die
schwedischen Zahlen etwa bei denen von Holland und der
Schweiz lagen, "relativ"!
Schaut man sich die Zahlen aus Schweden und Deutschland im
Vergleich an, wird klar, warum die Bundesregierung extrem
nervös wird. Der "deutsche Weg" verliert gerade erheblich an
Glanz, auch im Vergleich mit Ländern wie Japan. Aber
Vergleiche sind bei Covid 19 höchst problematisch, wurden
und werden von der Bundesregierung und den deutschen Medien
jedoch immer wieder zur Stützung eigener Positionen gerne
bemüht. Daher hier (ich breche aus gegebenem Anlass meinen
Vorsatz vom 7.10.) der Vergleich mit Schweden, Stand
29.10.2020 ("Sjukdom" - Infektion, "Intensivvardade" -
Intensivstation, "Avlidna" - Todesfälle):
Die Infektionszahlen sind in der Tat besorgniserregend, sie
scheinen die Warnung der Kanzlerin von Ende September vor
19.200 Neuinfektionen täglich an Weihnachten zu bestätigen -
allerdings muss berücksichtigt werden, dass nur der blaue
Bereich Infektionen mit klaren Symptomen erfasst. Im gelben
Bereich werden zunehmend auch symptomfreie Fälle gezählt,
die bei der ersten Welle nur in sehr geringem Umfang erfasst
wurden. Nicht klar ist mir, ob teilweise auch weiter
zurückliegende Infektionen hier mit erfasst werden, und wie
hoch der Anteil falscher Positivtests ist (von der Charité
wird dieser Anteil für den eigenen PCR-Test mit 0,5%
angegeben). Wirklich besorgniserregend für die
Regierungsposition in Deutschland sind die direkten
Todesfallvergleiche. Die Daten stammen von der Seite der JH
University, links Schweden (Messraum bis 150), rechts
Deutschland (Messraum bis 600):
Das heißt, wir sind gerade dabei, Schweden beim Anteil der
täglichen Todesfälle mit Corona-Bezug zu überholen. Ein
Freund von mir, Mediziner, meinte dazu: Die Alten sind in
Schweden schon alle gestorben. So tief sitzt die polemische
Medienwirklichkeit bei uns in den Köpfen, "die Schweden
haben ihre Alten geopfert"! Schweden hat etwa 2 Millionen
Bürger der Altersgruppe ab 65. Gestorben sind mit
Corona-Bezug bisher etwa 6.000 Menschen. Der Freund könnte
allerdings insofern Recht haben, als vermutlich ein höherer
Anteil der durch einschlägige Vorerkrankungen Geschwächten
und der Moribunden bereits verstorben war vor der zweiten
Welle.
In Deutschland spiegelt sich die zweite Welle auch deutlich
in der Aufnahme auf Intensivstation wider. Am 18.04 hatten
wir zum Höhepunkt der ersten Welle 2933 Corona-Patienten auf
Intensivstationen, am 29.10. sind es 1696. Die Daten finden
sich auf der Website der DIVI, die seit April 2020 die
Belegungssituation erfasst und darstellt. Wobei hier der
Vergleich mit Schweden Fragen aufwirft. Schweden verzeichnet
die täglichen Neuaufnahmen, das DIVI die Belegung. Rechnet
man mit einer durchschnittlichen Verweildauer von
Corona-Patienten auf Intensivstation mit 14 Tagen, so ergibt
sich für Schweden aktuell eine Belegung von 51
Intensivbetten (Daten FHM), für Deutschland 1696 (Daten
DIVI)! Damit läge Deutschland um den Faktor 4 über Schweden,
bezogen auf die Bevölkerungszahl!
Und nun kommt der Winter, mit Belastungen für Bronchien,
Lungen und Immunsystem durch andere Infektionen, durch
feuchte Kühle und Feinstaub! Dass etwas unternommen werden
musste, ist klar! Aber auf der einen Seite sind die
Maßnahmen zu eng (Gaststätten umfassend schließen,
Vereinssport für Kinder verbieten, Theater/Opern schließen,
pauschales Beherbergungsverbot), auf der anderen fehlen sie
(Rauch- und Alkoholverbot im öffentlichen Raum, Kontrolle im
privaten Bereich und im Business-Bereich, Feinstaubpolitik,
Maskengebot bei größeren Gruppen in geschlossenen Räumen).
Vor allem fehlt eine klare Aufklärung darüber, wo und wie
die Ausbreitung wieder Dynamik aufnahm. Und was soll die
Beschränkung auf einen Monat besagen? Was wird vom Dezember
erwartet? Das Impfstoffwunder? Positive Folgen des
Wellenbrecher-Effekts? Auf den kann man hoffen. Auch wenn er
sehr spekulativ ist.
Und warum gibt es keine öffentliche Kampagne zur Stärkung
des Immunsystems, zum Rauch- und Alkoholverzicht, zu
regelmäßigem Sport (Sporteinrichtungen werden gerade wieder
geschlossen!) und ausreichend Schlaf etc. pp.? Stattdessen
dominieren Knüppelmaßnahmen für alle, Kinderschelte,
Angstmache, Warnungen, Sauberkeitserziehung. Und doch: Unser
Gesundheitssystem bewährt sich. Und die Politik ist
lernfähig. Die Schulen bleiben offen! Wie lange noch?
01.11.2020 Und wieder die Hinweise darauf, dass "zunehmen
auch gesunde Jüngere" von schweren Verläufen betroffen
seien. Das ist erstmal substantiell wenig aussagestark, es
fehlen Angaben zum Begriff "gesund" (Raucher, übergewichtig,
stressbelastet etc.??) sowie konkrete Angaben zum Anteil der
Altersgruppen an den Intensivfällen (in Schweden ist das
selbstverständlich, von Anbeginn). Vor allem aber: Wen
erreichen solche Warnungen? Die betroffenen Partypeople eher
nicht - dafür uns alle, unabhängig vom Alter ("wenn es schon
die Jungen erwischen kann, was ist dann mit mir?"), Leute,
die weiterhin zur Arbeit gehen, die den ÖPNV benutzen, die
ihr Leben nicht ganz auf Eis legen wollen.
Haupttreiber der Pandemie sind, laut einem Beitrag in
"Science" vom 23.10.20 (Autoren: Elizabeth Lee, Nikolas Wada
u.a.) , Haushalte, Superspreader (bekannt geworden sind u.a.
Ereignisse auf/bei/in Hochzeiten, Chorproben, Parties,
Gottesdiensten, Fleischindustrie, Ernteeinsätze ...) und
Reisen.
Bei den Infektionszahlen scheint der Scheitel erreicht, kurz
vor dem Lockdown, Ironie des Zufalls? Aber dazu etwas
Verbindliches zu sagen ist noch zu früh. Eine Woche
abwarten.
Toilettenpapier wird teilweise wieder rar - insbesondere das
Recycling-Papier. Warum? Hamstern besonders ökologisch
Aufmerksame? Oder liegts am Preis?
07.11.2020 Noch immer wird über Schweden - wie schon bei der
ersten Welle - bestenfalls berichtet im Stile von "auch die
Schweden verschärfen die Corona-Auflagen". Als seien sie
endlich zur Vernunft gekommen, einsichtig geworden,
unentwegt. Immerhin ist nun auch zu lesen, dass die
Infektionszahlen nicht ganz so stark zunehmen wie in
Deutschland. Dass indes Deutschland bei Sterblichkeit und
Intensivbehandlung aktuell etwa um den Faktor 4 über
Schweden liegt - dazu Schweigen, Schweigen.
09.11.2020 Corona-Bekämpfung im Praxistest, aus meinem
unmittelbaren Umfeld: In einer Klasse von S. wurde eine
Schülerin positiv getestet. S. hat diese Schülerin vor 6
Tagen zum letzten Mal gesehen, soll nun aber für 14 Tage in
Quarantäne (macht 20 Tage nach "Ereignis"). Sie hat heute
(Montag) auch einen Corona-Test gemacht, das Ergebnis gibt
es am Mittwoch.
Und nun werden Nerzfarmen zu den Produzenten einer neuen
Covid-19-Variante, die auf Menschen überspringen kann -
zunächst im Juni in Einzelfällen auf niederländischen
Farmen, dann vermehrt in Dänemark.
Die Infektionskurve in Deutschland flacht tatsächlich seit
Anfang November ab - was kein Effekt des zweiten Lockdown
sein kann. Nur ein Zwischenhalt?
22.11.2020 Corona stellt hochentwickelte Gesellschaften und
teilweise die Weltgemeinschaft insgesamt vor ähnliche
grundlegende Probleme wie andere Zeitphänomene, Überalterung
der Gesellschaft, Pflegenotstand, Bevölkerungswachstum,
Anspruchswachstum, Klimaerwärmung, Biodiversitätsschwund. Im
Kern ist allen gemeinsam ein grundlegendes Thema in zwei
Perspektiven. Anthropologisch: Wie ist das Verhältnis von
Individuum und Kollektiv langfristig auszuhandeln (ist es
z.B. vertretbar, 80 Millionen Menschen in Teilquarantäne zu
schicken um einzelne Leben zu schützen? - politisch haben
diese Frage Boris Palmer und Wolfgang Schäuble im Blick auf
Covid19 schon gestellt). Theodor W. Adorno hat in seinen
Vorlesungen von 1963 über "Probleme der Moralphilosophie"
angezeigt, dass "durch die Nivellierung der Problematik von
Moral auf Ethik (...) das entscheidende Problem der
Moralphilosophie, nämlich das Verhältnis des einzelnen
Individuums zu dem Allgemeinen, eskamotiert" werde (Ffm
1996, S. 23). In den Reaktionen auf Palmer und Schäuble
haben wir ein weiteres Beispiel dafür. Und wie ist das
Verhältnis von Menschheit und sonstigen Bewohnern dieses
Planeten auszuhandeln (darf der Planet geplündert werden und
seine sonstigen Bewohner ausgerottet um möglichst vielen
Menschen das Überleben zu sichern?). Fragen, mit denen wir
offenkundig überfordert sind, da sie Wertentscheidungen
voraussetzen, über die es keinen Konsens gibt, bzw. da
tradierte Konsense zunehmend bröckeln.
Ernstzunehmende Ansätze zu einer Debatte hierzu mit Blick
auf Corona finden sich z.B. in einem Gespräch des Autors
Hannes Koch mit der Ethikrätin Sigrid Graumann in der taz
vom 15.11.2020.
Verlagerungen der gesellschaftlichen Wertsetzungen vom
Indididuum zum Kollektiv finden wir zeitgenössisch in
ganz unterschiedlichen Bereichen, mit vielversprechenden,
aber teilweise auch beängstigenden Ansätzen. Religiös
begründet etwa in neuen Fundamentalismen, am augenfälligsten
im islamistischen Fundamentalismus, völkisch begründet in
rechten Strömungen. Politisch meldete die Piratenpartei
klare Ansprüche des Kollektivs auf Wissensbestände und
Informationsfreiheit an. Die Ökologie- und
Tierschutzbewegung hatte schon zuvor Kollektivinteressen
über menschliche Kollektive hinaus begründet. Aktuell gibt
es im Kunst- und Kulturbereich ganz bemerkenswerte
Bemühungen zur Neubewertung des Kollektivs, etwa das
"lumbung"-Konzept für die Documenta Kassel 2020.
24.11.2020 Die Pappkrone der Pöbelei gegen den "Schwedischen
Sonderweg" setzt sich heute die Südwestpresse Ulm auf.
Wieder einmal dürfen wir die - wieder nur rhetorisch
gemeinte - Frage lesen "Ist der schwedische Sonderweg
gescheitert?" Der Beitrag antwortet lauthals mit "Ja",
Schweden würde nun von seinem bisherigen Kurs abrücken. Und
dabei wird in den Ausführungen doch faktisch gezeigt, dass
Schweden weiterhin bei einem liberalen, evidenzbasierten
Kurs bleibt, auch wenn es zu einigen weiteren
Einschränkungen kommt (und Einschränkungen hat es auch
bisher schon gegeben, auch wenn die swp mit dem Begriff
"Kehrtwende" suggerieren möchte, Schweden schränke nun zum
ersten Mal ein), die jedoch weit entfernt sind vom deutschen
Lockdown. Kurioserweise werden die Grafiken des
"Folkhälsomyndigheten" gezeigt, die belegen, dass Schweden
bei den Aufnahmen auf Intensivstation und der Zahl der
Todesfälle in der zweiten Welle weit besser dasteht als bei
der ersten Welle - und auch als Deutschland. Die Zahl der
Neuinfektionen ist allerdings in der Tat bedenklich, auch
wenn die schweren Auswirkungen wesentlich niedriger liegen
als bei der ersten Welle. "115 Menschen starben am Mittwoch
und Donnerstag vergangener Woche an Corona", schreibt die
Südwestpresse. Eine erstaunliche Angabe, warum werden zwei
Tage genannt? Soll das heißen, am Mittwoch 115 und am
Donnerstag 115 - oder zusammen 115? Beides wäre falsch. Am
18.11. starben - nach aktuellen Angaben, Nachmeldungen sind
wahrscheinlich - in Schweden an Corona 20, am 19.11. starben
14 Personen. Und so geht es fort in einem auch in sich
widersprüchlichen Beitrag. Was ist das, was sich die swp da
leistet? Schlamperei, parteiliche Falschdarstellung?
Hinter den 115 Toten der swp stecken vermutlich Meldungen,
die auf (zufällig gewählten?) Zahlen der
Johns-Hopkins-University basieren. Deren Dashboard fasst oft
mehrere Tage zusammen. Danach hätte man aber auch verkünden
können "Schwedischer Sonderweg höchst erfolgreich, keine
Corona-Toten am 14., 15. und 16. November" (nb: Wochenende
plus Montag)!
25.11.2020 In einem Edeka-Supermarkt sitzt am Eingang ein
junger Mann und besprüht allen Kunden beim Betreten die
Hände mit Desinfektionsmittel - obligatorisch! Viele
strecken schon die Hände von weitem hin, bedanken sich,
einige werfen beim Rausgehen Münzen in seinen Teller. Mich
berührt das unangenehm. Diese Mischung von Sauberkeitswahn
(es gibt keinen Hinweis darauf, dass Corona durch
Schmierinfektionen übertragen wird), Anpassungsdruck und
Ansteckungsangst ist in meinen Augen sehr
missbrauchsgefährdet. Und auf der anderen Seite tönt Merz,
es gehe den Staat nichts an, wie ich Weihnachten mit meiner
Familie feiere - auch wenn ich das mit 20 Leuten auf engem
Raum und mit Küsschen ohne Maske mache? "My home is my
castle" - und draußen wird das gesellschaftliche Leben
stillgestellt, gehen Abertausende von Existenzen zu Bruch um
die Infektionen im "Castle" zu kompensieren? Politik unter
Pandemie-Bedingungen, wir stochern im Nebel.
06.12.2020 Zum ersten Mal mit Genuss eine Opernaufzeichnung
angeschaut, Turandot, The Royal Opera London 2017, mit
Roberto Alagna, Aleksandra Kurzak und Lise Lindstrom. Das
vermisse ich in der Corona-Zeit für mich persönlich am
meisten: Opern-/Theaterbesuche, mehrtägige Wanderungen und
das Meer. Es gab gewiss auch vor Corona Jahre, in denen ich
ein oder zwei dieser Erfahrungen nicht hatte - aber alle
drei per Dekret nicht haben zu können, ist nicht gut. Die
Gewohnheiten verändern sich, das hat auch positive Effekte,
bringt Lernprozesse in Gang. Aber ich fürchte nun vor allem
eines: einen nicht nur individuellen, sondern auch
gesellschaftlichen Burnout, Corona-Burnout, der nach
dieser Zeit kommen könnte. Ob der Frühling alles richten
wird? Es wird sicherlich ein ganz ungewöhnlicher Frühling
für uns alle!
09.12.2020 Die Bundeskanzlerin hält in einer Rede den
Corona-Skeptikern die Wissenschaft entgegen. Aber welche
Wissenschaft meint sie denn? Es gibt keine Evidenz, dass die
Schließung der Schulen und Kindergärten einen signifikanten
Einfluss auf das Infektionsgeschehen habe. Schweden hatte
auch bei der ersten Welle alle Schulen und Kindergärten
offen gehalten. Und es gibt keinen wissenschaftlich
abgesicherten Befund, weder aus Schweden noch von woanders
her, der auf ein damit verbundenes Risiko verweist, das die
Risiken der Schulenschließung auch nur annähernd
rechtfertigt. Die Corona-Risiken stecken woanders. Klar ist,
ab 15 sind die Infektionszahlen hoch. Aber 1.: außer Drosten
glaubt wohl niemand sonst, dass die ab 15jährigen nur in der
Schule die Köpfe zusammen stecken und 2: das böse und
leichtsinnige Schweden hat schon von Beginn an die älteren
Jahrgänge weitgehend auf online-Lernen umgestellt. In
Deutschland, dem schulisch-medialen Entwicklungsland, wären
damit die Lehrer hoffnungslos überfordert. Das Kurssystem in
den Oberstufen mag noch zur weiteren Virusrotation
beitragen. Auf dass Drosten feststellen kann, die Schulen
seien Infektionstreiber. Und getriebene Politiker (wovon
eigentlich getrieben?) schließen die Schulen. Alle.
Differenzierung war noch nie eine Stärke deutscher Politik,
das setzt gleich dem Opportunismus- oder
Ungerechtigkeits-Verdacht aus.
Heute fuhr ich um die Mittagszeit in einer Bahn in die
Stadt. Die Bahn war voll mit Menschen. Hinter mir ein junger
Mann ohne Maske, neben mir ein Paar mit Kind, das sich
angeregt in hohem Lautstärkepegel unterhielt in einer mir
nicht bekannten Sprache, mit Stoffmasken, das Kind hustete,
trug keine Maske. Vor mir eine ältere Frau, deren sich
hektisch blähender und wieder einfallender Mundschutz
befürchten ließ, dass sie hyperventiliere und gleich in
Panik gerate. Business as usual. Kein Geld für Extrazüge
oder Extrawagons für die Bahnen zu Stoßzeiten? Für die
Verteilung von FFP2-Masken an Bahnhöfen? Dafür werden
Unsummen ausgegeben zur Kompensation wenig sinnvoller
Maßnahmen wie die pauschale Schließung von Gaststätten. Die
"wissenschaftlichen" Aussagen der vergangenen Tage zur
Bekämpfung der Infektionsanstiege folgen der simplen
Gleichung: Weniger Kontakte = weniger Infektionen. Zur
Corona-Bekämpfung äußern sich jetzt gar Physiker mit
Modellen zum Brechen von Wellen. Gehts noch? Eine Pandemie
ist ein medizinisches, infektiologisches, epidemiologisches,
soziales und politisches Problem. Aber gewiss kein primär
physikalisches. Aber von soziologischen Untersuchungen zur
Corona-Ausbreitung ist nichts zu hören. Belastbare
Ergebnisse benötigen gewiss Sorgfalt und Zeit. Zeit haben
wir nicht so viel, bzw. sie wurde vertan, also begnügen wir
uns mit dem "wissenschaftlichen" Befund, dass weniger
Kontakte weniger Infektionen bedeuten. Wenn es aber nicht
die "richtigen" Kontakte sind? Welches die sind, weiß
keiner, will keiner wissen, will keiner publizieren. Es
könnte spalten, diffamieren. Die Antwort ist Stillstand.
Stillgestanden. Im wissenschaftlichen Niveau des
historischen Materialismus, der in der DDR auch schon so
allerhand bewiesen hat auf der Basis dessen, was man
beweisen wollte. Prinzip Hoffnung anstelle von Analyse und
offenem Diskurs. Physik statt soziologisch belehrter
Epidemiologie. Am deutlichsten wurde dies bislang von Gerd
Antes kritisiert, Medizinstatistiker und ehemaliger Direktor
des deutschen Cochrane-Zentrums in Freiburg.
11.12.2020 Nun wird erwogen, am Wochenende zu entscheiden,
ob Montag die Schulen schließen! Welches Modell
gesellschaftlicher Prozesse wird hier exekutiert? Schalter
an, Schalter aus und schauen, obs Licht dann an- oder
ausgeht?? Das mutet an wie die Einübung in blinden Gehorsam
- der historisch schon öfter im Gefolge von Hilflosigkeit
und der panischen Angst vor Kontrollverlust daherkam. Und
noch immer werden medial verstärkt die Wortmeldungen eines
Infektologen, der zu Beginn der Pandemie Masken für unsinnig
erklärte. Und er äußert sich mal so, mal so. Mit irgendwas
wird er schon Recht behalten.
Meine Nachhilfeschülerin berichtet mir, eine
Klassenkameradin habe gesagt, wenn sie nicht mehr zur Schule
gehen, könnten sie 600 Menschen am Tag das Leben retten. Das
Helden-Pathos des Bundespräsidenten erreicht immerhin
Elfjährige. Auch wenn meine Nachhilfeschülerin Zweifel am
Bericht der Klassenkameradin anmeldet und die
Schulschließung für schlecht hält, "wir passen viel besser
auf als die Jugendlichen!". Womit sie den Kern des Problems
trifft. Die Bundeskanzlerin installiert ergänzend den
Politikstil der SED. Wahrheit ist, was passt, Helden sind
die, die sich anpassen. Der sanfte Lockdown habe nicht
ausreichend gewirkt, also eine Schraube anziehen, Physik.
Hat der sanfte Lockdown überhaupt etwas bewirkt? Die
Abflachung der Infektionskurve zeigt sich Anfang November
schon ohne Rückführbarkeit auf den Lockdown. Zeigt sich auch
in Schweden. Was, wenn der Infektionsanstieg im Oktober und
das Andauern auf hohem Niveau nicht nur von aktuellen
Infektionen, sondern auch von "schlummernden"
Infektionen/Viren bedingt ist? Herpes kommt/bricht aus
mit der Sonne, Covid-19 mit Mangel an Sonnenlicht?
Vitaminmangel? Bewegungsmangel? Eine sicherlich laienhafte,
ungeschützte Überlegung, aber angesichts der
regierungsamtlichen Fehlleistungen und der allgemeinen
Hilflosigkeit erlaube ich mir diese Spekulation, deren
Konsequenzen niemandem schaden können. Die Kanzlerin hat ja
auch schon Kniebeugen empfohlen - allerdings gegen die
Lüftungskälte in Klassenzimmern, nicht zur Stärkung des
Immunsystems. Und wer fragt nach den extremen Belastungen
für das gesellschaftliche Immunsystem? Ohne einem
naturalistischem Fehlschluss Vorschub leisten zu wollen: Was
vermag diese Gesellschaft noch ohne zunehmende Dysfunktionen
und Ausfälle zu ertragen, deren Gesundheitssystem, deren
Pflegesystem, deren Schulsystem und deren Verkehrssystem
schon vor Covid19 überanstrengt waren?
13.12.2020 Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, Teil 1
Kapitel 2: "Vielleicht ist es gerade der Spießbürger, der
den Beginn eines ungeheuren neuen, kollektiven,
ameisenhaften Heldentums vorausahnt?" Haben wir das
erreicht, wenn jeder zum Helden wird, der nun zuhause
bleibt? Wir erleben eine Epochenschwelle, und was mir Angst
macht, ist nicht Corona, sondern die Preisgabe von
Differenzierung, auch in der Wissenschaft, etwa in der
höchst problematischen jüngsten Studie des KIT zu einer
Korrelation von Schulenschließungen und Infektionsrückgang.
In der Politik schwindet Differenzierung ohnedies. Nun
werden die Schulen wieder pauschal dicht gemacht, es wird
nicht unterschieden zwischen den Kindern und den
infektionstreibenden Jugendlichen (infektionstreibend sofern
die aktuell verbreiteten Studien in den Schlußfolgerungen
stimmen).
17.12.2020 Am Abend mache ich nach 20 Uhr einen Wald- und
Wiesenspaziergang. Ich freue mich auf die Ruhe ohne
Autoverkehr. Aber ich habe mich geirrt. Der Lärm von der
Autobahn dröhnt herüber wie immer. Nur auf den Bundesstraßen
und den kleineren Straßen ist es ruhiger als sonst.
Der Schwedische König erklärte heute im Fernsehen zur
Corona-Politik seines Landes: "Wir sind gescheitert." Vom
Bundespräsidenten habe ich das noch nicht gehört, obwohl
Schweden in der zweiten Welle besser dasteht als Deutschland
- mit erheblich weniger Einschränkungen.
18.12.2020 Wegen eines Todesfalles wollte ich in einem
Schreibwarenladen mit Poststelle eine Beileidskarte kaufen.
Der Bereich war abgesperrt, es dürften nur Postleistungen
erbracht werden wegen der Corona-Einschränkungen
(60%-Regel). Ich habe die Karte dann im Schreibwarenbereich
eines Lebensmittelgeschäftes gekauft.
In manchen Hinsichten erleben wir nun den Alltag in der DDR,
dürftige Infrastruktur, (durch Schließungen verfügte)
Mangelwirtschaft, Improvisieren als Alltagskompetenz,
Rückzug ins Private, kollektive Verhaltenssteuerung. Das
bedrohende Virus hieß damals "Kapitalismus". Welchen Einfluß
wird dies auf Mentalitäten haben?
20.12.2020 Gegen die "Schlummer-"These spricht das Auftreten
einer Virusmutation in Großbritannien, die etwa 60% der
Neuinfektionen ausmache!
23.12.2020 Europa hat zu Beginn der Corona-Situation die
Abhängigkeit von China bei Masken und Schutzkleidung
beklagt. Das wolle man zügig ändern. Gelobt wurden dann
Autofirmen, die kurzfristig Masken produziert haben. Die
Masken, die nun, 8 Monate später, umsonst verteilt werden,
stammen weiterhin aus China!
30.12.2020 Schlange stehen vor dem Lebensmittelmarkt. Ein
weiterer Todesfall in meinem Umfeld. Dieses Jahr häuften
sich die Todesfälle, auch ganz nahe. Vor allem
November/Dezember. Und wenn ich mich umhöre, war das auch
bei anderen so. Eine (dann selbstverständlich geringere)
Übersterblichkeit wäre in diesem Jahr vermutlich auch ohne
Corona eingetreten. Die Ursachen waren Alter, Krebs, Freitod
- nur selten, dann assoziiert mit hohem Alter, Corona. Noch
immer habe ich keine Antwort gefunden auf die Frage, warum
bei uns die Zahl der Patienten mit Corona auf
Intensivstation so viel höher in Relation (Faktor 3) ist als
in Schweden - bei höheren Infiziertenzahlen in Relation in
Schweden (Faktor 2).
31.12.2020 Der Versuchung ist zu widerstehen, sich
angesichts der Pandemie einer vermeintlich unentrinnbar
zugreifenden Naturgeschichte einzuschreiben. Wird
aufgeklärte Vernunft aber nur einseitig dem Impfkarussell
(neuer Erreger, neuer Impfstoff, neue Impfung ....)
zugestanden, verlieren wir, was Aufklärung ausmacht: das
ganze Leben zu verändern, nicht nur partikulare Freiheits-,
Überlebens-, Konsum- und Gestaltungsmöglichkeiten zu
erschließen. Auf den "archaischen Torso Apollos" haben nur
wenige gehört ("du musst dein Leben ändern") - wird es mit
Covid-19 anders sein?
Anfang
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2021
11.01.21 Ab heute ist zum Besuch meiner Mutter im Pflegeheim
in Baden-Württemberg ein Corona-Schnelltest
notwendig. Angesichts der Tatsache, dass die meisten
Corona-Infektionen in Pflegeheimen vom Pflegepersonal
ausgehen, eine seltsam hilflose Regelung, für die auch keine
Infrastruktur da ist. Parallel dazu wird über eine
Impfpflicht für Pflegepersonal diskutiert und werden die
Bewohner der Pflegeheime geimpft (oder eben auch nicht, das
zieht sich hin).
Seit Monaten wird auf die Impfung gehofft. Nun ist die Impfung
da und das Wunder bleibt aus, Untersuchungen weisen
darauf hin, dass erst nach 14 Tagen signifikant Antikörper
bei den Geimpften vorhanden sind für einen (statistischen)
50%-Schutz. Und schon wird über die Verlängerung des
Lockdowns in den Februar hinein gesprochen. Dabei haben alle
bisherigen Maßnahmen in Deutschland nur das dürftige
Resultat gebracht, dass wir uns mit rasender Geschwindigkeit
der Corona-Gesamtsterblichkeit in den USA annähern. Und noch
immer gibt es keine verlässlichen Aussagen zu den
wichtigsten Ausbreitungsvektoren, erneut wird gegen alle
Erfahrungen und Untersuchungen auf die totale
Schulenschließung gesetzt. Und die Jugendlichen treffen sich
eben woanders. Und am Arbeitsplatz wird (nicht nur) in den
Pausen fleißig kontaktiert.
12.01.21 In Deutschland wird ausreichend Impfstoff
erst dann zur Verfügung stehen, wenn mit dem
jahreszeitlichen Rückgang der Infektionen zu rechnen ist. In
Schweden gibt es Skepsis gegen die Impfung, nach den
Erfahrungen mit der Schweinegrippe-Impfung, die mehrere
hundert Geimpfte mit unheilbarer Narkolepsie als
Nebenwirkung zurückgelassen hat. Die Nebenwirkung trat in
den meisten Fällen innerhalb der ersten acht Wochen nach
Impfung auf, wurde allerdings erst spät auf die Impfung
zurückgeführt, die Frequenz lag bei 1:20.000 Fällen.
13.01.21 Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung kritisiert
den deutschen Lockdown seit November, der habe nichts
gebracht. Und er mahnt: „Den Unterschied macht nicht
die Härte der Maßnahmen, sondern machen die Menschen in
ihrem privaten Verhalten.“ An das private Verhalten wurde in
Schweden von Anbeginn appelliert, die Maßnahmen
evidenzbasiert und utilitaristisch sukzessive eingeführt,
nicht in ideologischen Schüben und fragwürdigem Hin und Her
wie in Deutschland. Was, wenn die Gruppen, bei denen die
Verhaltenssteuerung besonders schlecht funktioniert, von den
Maßnahmen gar nicht erreicht werden, sich bei ihnen die
Infektionszahlen solange erhöhen, bis sie inhärent gestoppt
werden, nicht von den strukturellen Maßnahmen, die immer
weiter angezogen werden? Kann es denn nicht auch eine
Herdenimmunität in relevanten Unterkollektiven geben, die
sich senkend auf die Infektionszahlen auswirkt? Die
Abflachung der Infektionskurve Anfang November begann vor
dem Lockdown und zeigte sich ähnlich auch in Ländern ohne
entsprechendem Lockdown, etwa in Schweden. Gibt es ein
identifizierbares Kollektiv potentieller Superspreader,
deren Immunität (durch Infektion oder Impfung) sich auf die
Infektionskurve signifikanter auswirken könnte als
Lockdowns? Ich bin für Maßnahmen, aber gewichtet, wie in
Schweden. Und ich beurteile die laxen Maskenvorschriften in
Schweden kritisch. Aber Drosten hatte ja auch zunächst gegen
Masken argumentiert.
14.01.21 Eine neue Maßnahmen-Erfahrung: Ich benötigte
dringend Material aus dem Bauhaus für Reparaturen am Haus.
Ich musste schauen, in welchem Bauhaus in meiner Nähe das
vorrätig ist, dann dort bestellen und abholen. Ein enormer
Aufwand, zumal ich zu einem etwas entfernteren Bauhaus
fahren musste - ich nahm den ÖPNV, mit FFP2-Maske finde ich
das vertretbar. Und ich hielte es für höchst fragwürdig,
wegen der Corona-Empfehlungen nun mehr Auto zu fahren, als
ich es sonst tue! Auch wenn ich sehe, dass der Staat seine
Kontrollaufgaben dürftig erfüllt. In den Bahnen habe ich
noch nie Maskenkontrolle erlebt, lediglich einmal vier!
junge Polizisten zusammen auf einem! Bahnsteig der Stadtbahn
in Karlsruhe gesehen, die an einem! Zustieg zur Bahn
kontrollierten. Drinnen in der Bahn saß die übliche wilde
Mischung aus Selbstgehäkeltem und "offiziellen" Masken, die
wenigsten davon FFP2, ein Fahrgast trug die Maske nur über
dem Mund. Und wenn zu einem Apotheker jemand kommt,
eindeutig Corona-Symptome beschreibt (einschließlich
Geschmacksverlust), aber nicht zur Untersuchung möchte,
sondern ein Medikament gegen die Symptome fordert, fehlt die
Handhabe. Wie auch, Polizisten werden verprügelt bei
Maskenkontrollen.
Der Aufwand bei Einkäufen führt aktuell sicherlich dazu,
dass man sich genau überlegt, was man braucht. Aber ob das
wirklich zu einer anhaltenden Verhaltensänderung
führt? Daran habe ich starke Zweifel. Ich erinnere mich mit
Grausen an die Zeit nach dem Ende des ersten Lockdowns, als
die Leute Schlange standen vor den letzten Ramschläden,
gerade vor denen. Als wollten sie sich mit Dekokram
entschädigen für die Konsumenthaltsamkeit während des
Lockdown. Und die Gesellschaft will ja auch gar kein
"vernünftigeres" Einkaufen, gerade bei uns nicht, hat doch
die Regierung als eine ihrer desolatesten Corona-Maßnahmen
die Mehrwertsteuer gesenkt nach dem ersten Lockdown --- auf
dass der sinnlose Konsum steige! Warum rechnet nicht mal
einer der seit Pandemie-Beginn aktiven prospektiven und
retrospektiven Leichenzähler aus, wieviele
Corona-Sterbefälle uns durch einen Verzicht auf die
Mehrwertsteuer-Senkung erspart geblieben wären?
Nein, es wird sein wie bei einem Trinker, dem die zerstörte
Leber durch ein Transplantat ersetzt wird. Wir setzen uns
die Corona-Impfung und leben weiter wie zuvor. Ernsthafter
Biotopschutz (nicht nach dem Prinzip, die
Böcke/Konventionelle Landwirte, zu Gärtnern zu machen),
reduzierter Fleisch-, Milch-, Eier-, Fischkonsum, Verzicht
auf Tierfelle und Tierhäute, die nicht Nebenprodukt der
Lebensmittelerzeugung sind, nachhaltiger (und das heißt eben
auch: weniger) Konsum etc. pp.? Kaum zu erwarten.
Drei Pandemie-Experten, Statistiker und Physiker, verweisen
gemeinsam auf Australien, Neuseeland und die Mongolei und
erklären, das Virus könne ausgerottet werden ("Zero-Covid").
Man müsse nur Maßnahmen treffen, die hart und konsequent
seien. Welch ein Wahnsinn, ohne jede Analyse soziologischer,
politischer, infrastruktureller, wirtschaftlicher und
geografisch-klimatischer Unterschiede solche Vergleiche
anzustellen! Aber diese Position wirkt wie eine Blaupause
zum Regierungshandeln, das sich grob auf den schlichten
Nenner bringen lässt, "Schraube anziehen".
15.01.21 Es war zu erwarten, die Logik der Regierung im
Umgang mit Corona folgt den Regeln der Mechanik:
Merkel kündigt einen "Mega-Lockdown" ("Bild"-Zeitung) an.
Und plötzlich erheben sich kritische Stimmen in einer
Medienlandschaft, die bisher eher durch eine "right or wrong
- my country"-Berichterstattung auffiel und
Durchhalteparolen ausgab. Aber auch kritische Journalisten
sind eben gerne auf der Seite der Gewinner und bis Oktober
schien Deutschland ja zu den Corona-Gewinnern zu gehören.
Nun wendet sich seit drei Monaten das Blatt immer zügiger
und auch die Stimmung in den Blättern wendet sich. Hätten
der Berliner Tagesspiegel und andere ihr kritisches
Potential früher gleichmäßiger verteilt, statt die Kritik
einseitig über Schweden auszuschütten, wäre manches
vielleicht anders gelaufen. Jetzt Sätze zu schreiben wie
"Die Politik hält sich an Paragrafen fest, wie ein
Ertrinkender einen Halm umklammert" (Tagesspiegel am
08.01.2021) ist Feuilleton und kommt zu spät!
16.01.21 Es ist zu befürchten, dass die
Lockdown-Verschärfungen nun den öffentlichen Personenverkehr
treffen. Im Berliner Tagesspiegel ist zu lesen, dass der
ÖPNV Hauptschuldiger am extremen Infektionenanstieg in
Irland sei. Liest man genauer, kommt zum Vorschein, dass es
vor allem der Weihnachtsreiseverkehr aus England gewesen
sei, sowie offene Pubs und Nachlässigkeit beim Gebrauch der
Masken. Aber wenn die Kanzlerin gerade von "Zero-Covid"
infiziert ist, wird es dazu kommen, dass nun auch der
öffentliche Personenverkehr (der nur im Berufsverkehr
Corona-Schutz-widrig belastet ist) ohne Differenzierung
stranguliert wird, wie schon das Gastgewerbe, der
Kulturbereich und die Schulen. Differenzierung ist dem
Zeitgeist zu nahe an der Diskriminierung (engl. "to
discriminate" bedeutete einmal nichts weiter als
"unterscheiden"), Klagen drohen, dann lieber ganz zumachen.
Wo bleibt die ÖPNV-Entlastungs-Initiative, die längst
überfällig ist? Stoiber will FFP2-Pflicht bei Einkauf und
öffentlichem Personenverkehr - und gleich melden sich
Experten kritisch mit Hinweis auf die Gefahren von
FFP2-Masken für Lungenkranke. Haben die nicht mitbekommen,
dass es erstens Befreiung durch Atteste gibt und dass
zweitens die seit Dezember kostenlos in Apotheken u.a. für
Lungenkranke ausgegebenen Masken genau dies sind,
FFP2-Masken? Allerdings ist es sicher sinnvoll, allgemein
auch auf Anwendungseinschränkungen bei den FFP2-Masken
hinzuweisen und daran zu erinnern, dass die wirklich nur in
notwendigen Situationen und mit Unterbrechungen getragen
werden sollten.
17.01.21 Wie wundervoll doch die Leere auf den Straßen ist,
um wievieles freundlicher die Städte, Dörfer, Landschaften
mit weniger Autoverkehr sind. Gerade jetzt bei Schnee ist
das ganz zauberhaft, fast wie im Winterurlaub in den Bergen!
Nur dass gerade die leeren Straßen oder die Corona-Situation
einige psychisch Gestörte jetzt offenkundig herausfordern
dazu, besonders laut und aggressiv zu fahren. Und ihr Lärm
fällt nun auch stärker auf. Wie lange müssen wir noch
warten, bis endlich nicht nur
Geschwindigkeitsbeschränkungen, sondern auch
Lärmbeschränkungen an Straßen gelten, bußgeldbewehrt!? Und
warum sind autofreie Wochenenden nicht möglich, warum
brauchen wir eine Pandemie um das Menschenrecht auf Stille
in der Landschaft und weniger Verkehr auf den Straßen
durchzusetzen? So gibt es immerhin ein relevantes
Grundrecht, das Corona nicht einschränkt, sondern erst
sichert - vorübergehend.
Die Corona-Situation in Großbritannien eskaliert. Und die
neue Variante wurde bereits in Deutschland nachgewiesen.
Warum? Wie kam die von England nach Deutschland? Wer reist
da hin und her ohne Impfung, Kontrolle, Quarantäne? Nun, sie
kann auch aus Dänemark oder der Schweiz kommen, wo sie schon
2% ausmacht. Es geht uns noch gut, im Vergleich, ja, unser
Gesundheitssystem bewährt sich, Hausarztstruktur, dezentrale
Kliniken - von denen es nicht mehr viele gibt ... Mitleiden
mit England, Brexit hin oder her ... Warum auf dieser Insel,
wo andere Inseln, Australien, Neuseeland, es so gut
geschafft haben?
18.01.21 Antworten auf alle relevanten Fragen nach Corona,
der Ausbreitungsdynamik, den Vektoren der Ausbreitung, nach
der Bedeutung von Sozialverhalten, Immunisierungen,
Vorbeugungen, nach relevanten Gruppen, Wegen,
Ausbreitungsfaktoren, Komplikationsvermeidungen,
individueller Prädisposition etc. pp. werden wir nie
bekommen. Die Herrschaft über die Corona-Maßnahmen haben
die Wellenbrecher, Physiker, Statistiker, Informatiker
bekommen.
Die Expertenrunde der Bundesregierung setzt sich wie folgt
zusammen:
Wieler (Veterinärmediziner), Drosten (Infektologe),
Brinkmann (Genetikerin, Virologin), Meyer-Hermann (Theor.
Physiker, Systemimmunologe), Krause (Epidemiologe), Betsch
(Psychologin), Apweiler (Bioinformatiker), Nagel (Physiker,
Verkehrssystemplaner)
Die Psychologin hat sich vor allem mit dem Thema
Impfverweigerung (sic!) beschäftigt und der
Verkehrssystemplaner macht keine Vorschläge zur Regulation
und Ertüchtigung des ÖPNV unter Pandemiebedingungen, sondern
rechnet aus, dass die britische Virusvariante schon im März
die dominierende sein könnte. Kaum jemand scheint sich mit
der Analyse des Geschehenen und den sinnvollen/notwendigen
strukturellen Veränderungen zu befassen, aber viele
leidenschaftlich gerne mit Prognosen und Spekulationen.
Diskutiert wird als eine der Verschärfungen die FFP2-Pflicht
in ÖPNV und Supermarkt (was ist mit Werkskantinen,
Pausenräumen?). Wie war nochmal die Meinung von Drosten zu
Masken bei der ersten Welle? Die hülfen nur psychologisch -
er setzte auf Testen und Impfen. Na dann. Ich trag
medizinische Masken seit April '20 und FFP2 seit Oktober '20
in Bahn, Bus, Supermarkt und bei sonstigen Gruppenbildungen.
Und kaue mehr Knoblauch als sonst (psychologisch ...).
Ich empfehle weiterhin den Blick nach Schweden, auch
auf die Intensivfälle und die Todesfälle:
https://experience.arcgis.com/experience/09f821667ce64bf7be6f9f87457ed9aa
Was zeichnet die Länder aus, die besonders erfolgreich waren
gegen Covid19 (zu denen ich Schweden nicht zähle): Frühe
Schließung der Grenzen, Häfen, Flughäfen. Wenig produktive
Industrie und/oder hoher Digitalisierungsgrad (Home-Office).
Strenge oder zumindest nicht angefeindete Exekutive. Drei
Faktoren, die in Deutschland nicht gegeben/nicht erwünscht
sind. Und in fast allen erfolgreichen Ländern galt auch früh
eine Maskenpflicht.
19.01.21 Es ist erstaunlich: Ausgerechnet Angela Merkel wird
zum Symbol für die Durchsetzung einer Sichtweise im Umgang
mit Covid19, die dem historischen Materialismus nahe
kommt, genauer dessen Überzeugung, soziale Prozesse seien
adäquat naturwissenschaftlich darstellbar und entsprechend
steuerbar. Nun ist an der Medizin, im speziellen Falle der
Epidemiologie, gewiss ein Aspekt, der Ablauf biologischer
Prozesse, die Entwicklung, Veränderung und Ausbreitung von
Viren und Bakterien, gesetzhaft beschreibbar. Dazu kommt
jedoch auch der sozial-gesellschaftliche Aspekt, bestimmt
durch menschliches Verhalten und Gruppenprozesse, der sich
zwar in Zahlen nachträglich beschreiben lässt, aber bislang
erst in Science Fiction auch adäquat abbilden und
prognostizieren. Zu groß ist die Daten- und
Simulationsmenge, die verarbeitet werden müßte. Und dennoch
wird in der Covid-Expertenrunde aus Physikern und
Informatikern so getan, als ließe sich das
Ausbreitungsgeschehen rein rechnerisch und durch
quantitätenorientierte Eingriffe kontrollieren. Physiker
berechnen, wie die Covid-"Welle" gebrochen werden könne. Und
daraus werden Maßnahmen abgeleitet.
Und es ist verständlich. versprechen doch Physik,
Mathematik, Statistik Auswege aus der Komplexitätsfalle
(über komplexitätsreduzierende Modelle) und aus der Gerechtigkeitsfalle
(wer kann schon gegen Naturgesetze klagen).
22.01.21 Es ist ja immer wieder zu lesen, die
Corona-Situation könne dazu verhelfen, uns wieder auf die
wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu besinnen. Ich
bekenne, mir gelingt das nicht. Ich bin dazu nicht weise
genug. Ich leide unter der ständigen Konfrontation mit neuen
Komplikationen des Alltags. Ich kann auch nichts
Wesentliches daran erkennen, wenn Eltern ihre Kinder wieder
selbst unterrichten müssen und Kinder als Bezugspersonen
fast nur noch ihre Eltern haben oder Freundinnen per
Facetime & Co. Ich kann mich auch schwer auf das
Wesentliche konzentrieren, wenn ich ständig Formulare
ausfüllen muss in denen ich bestätige, keine
Erkältungssymptome zu haben, wenn ich mit Maske, Brille,
Stirnband/Mütze/Kapuze rumfummeln muss, mich vor
Quarantäneverfügungen fürchten und mit den beständigen
Double Binds der Maßnahmenwirklichkeit arrangieren, z.B. dem
abendlichen Ausgehverbot. Oder wenn ich vor dem Besuch bei
meiner Mutter im Pflegeheim verpflichtet bin, einen
Schnelltest zu absolvieren, und ich dazu lange
rumtelefoniere um dann keinen Termin zu bekommen weil die
Arztpraxen den nicht anbieten oder hoffnungslos überlastet
sind und in vielen die als Corona-Praxen angegeben sind
schon niemand mehr ans Telefon geht. Mal abgesehen vom
Wissen um die Friseure, Kulturschaffenden,
Gaststättenbetreiber, Sportanlagenbetreiber etc. pp., die
für mich nicht zum Unwesentlichen gehören und die zu
Zigtausenden in ihrer Existenz bedroht sind und nicht mehr
ruhig schlafen können. Nein, es gelingt mir einfach nicht,
mich "auf das Wesentliche" zu konzentrieren!
27.01.21 Olivenanbau in Deutschland und der Umgang mit
Corona haben eines gemeinsam: Beständiges Auf-der-Hut-Sein
ist gefordert und langer Atem. Und ein Moment der
Unachtsamkeit kann die Achtsamkeit der restlichen Zeit
vergebens machen! Wenn die Oliven den ganzen Winter über
eingehüllt waren und dann nach Abnahme der Hüllen oder bei
Öffnung der Hüllen durch einen Sturm eine heftige Frostnacht
kommt, ist alles dahin. Wenn ich monatelang mit FFP2-Maske
herumlaufe und Distanz halte und dann einmal der falschen
Person zu nahe komme ohne Maske, kann die Ansteckung
passiert sein. Im individuellen Fall hilft einem dann die
ganze Statistik nichts.
Der Pneumologe Thomas Voshaar nennt die (inzwischen nicht
mehr empfohlene) strategische Früh-Intubation bei
Covid-19-Patienten "einen der größten
Fehler in der Medizingeschichte". Auf die Risiken der
Intubation, die geringe mittelfristige
Überlebenswahrscheinlichkeit und den massiven Verlust an
Lebensqualität in der Folge wurde schon früh im
Corona-Kontext hingewiesen (s. meinen Eintrag vom
26.03.2020).
28.01.21 Gestern absolvierte ich den ersten
Corona-Schnelltest, um meine Mutter im Pflegeheim besuchen
zu dürfen. Angenehm war das Bohren mit Wattestäbchen nicht,
einen leichten Nachklang spüre ich heute noch. Aber die
Organisation hat mich beeindruckt, zwei Warte-Zelte beim
Pflegeheim vor dem Fenster eines Zimmers im Erdgeschoss, das
vom Roten Kreuz zur Teststation umfunktioniert ist,
aufgebaut. Viel Engagement, Bemühen, die Situation zu
meistern. Respekt vor dem Pflegeheim, dem DRK und den
ehrenamtlichen Helfern, die das auf die Beine gestellt haben
- nachdem das grüne Sozialministerium mit seiner Verordnung
vorgeprescht war. Wird man verlässlich erfahren, wieviele
Corona-Fälle so aufgespürt wurden? Und werden die
Statistiker dann fair ausrechnen, wie hoch dabei die
Wahrscheinlichkeit einer Infektion gewesen wäre? Nicht jeder
Infizierte ist infektiös und alle Pflegeheimbesucher tragen
Masken und Handschuhe. Und sollten das weiterhin tun, auch
wenn manche jetzt vielleicht meinen, sie seien ja getestet
und damit "ungefährlich" - trügerische Sicherheit, denn
infektiös (und damit PoC-testrelevant) ist man nicht sofort
nach der eigenen Infektion, es gibt eine statistische Lücke,
keine 100%-Sicherheit.
Meine Mutter (88) hat die Impfung im Pflegeheim am Sonntag
gut überstanden. Sie sei nur etwas häufiger müde seitdem,
berichtet mir eine Pflegerin.
Das Dashboard des RKI zeigt keinen Zusammenhang zwischen
dem Abflachen der Infektionskurve und dem Lockdown zum 2.
November. Die Kurve flachte bereits in der zweiten
Hälfte Oktober ab. Auffallend ist auch der Anstieg vor den
Feiertagen, in der ersten Dezemberhälfte:
Wie das mit entsprechend ausgewählten Daten ganz anders
darstellbar werden kann, zeigt die Tagesschau mit einer
Grafik auf Basis der Daten des RKI zur 7-Tage-Inzidenz
(https://www.tagesschau.de/inland/coronavirus-karte-deutschland-101.html).
Da sieht es so aus, als würde die Infektionskurve im Gefolge
des Lockdowns nach einem steilen Anstieg am 7. November
abbrechen. Was nur vermittelt mit dem oben dargestellten
Infektionsverlauf zu tun hat und an die Hockeyschlägerkurve
von Al Gore zur Klimaerwärmung erinnert.
04.02.21 Das gängige Konzept von Herdenimmunität ist
irritierend national verengt. So und so viele Prozent der
Einwohner in Deutschland müssten geimpft sein, um eine
Herdenimmunität zu erreichen. Zahlen um die 60% werden
gehandelt. Aber natürlich kann es auch eine Berliner
Herdenimmunität geben, eine der Pietisten auf der
schwäbischen Alb, eine unter Ravern einer bestimmten Region,
die sich regelmäßig treffen etc.pp. Aber diese "Herden" sind
in der Regel offener nach außen, durchlässiger als aktuell
unter Corona-Bedingungen Nationen sind. Wobei die
Unterschiede graduell sind, nicht prinzipiell. Wie offen
auch die nationalen Grenzen nach wie vor sind, erfährt man
als nicht mehr Reisender aktuell eher zufällig, wenn etwa
berichtet wird, dass die Arbeitspendler aus Tschechien nach
Bayern seit 1. Februar alle drei Tage in ihrem Heimatland
einen kostenlosen Antigen-Test bekommen (nebenbei auch
andere tschechische Bürger).
Die nationale Verengung des Herdenimmunitäts-Konzepts ist
rational durchaus zu begründen, sie dient dem inneren
Frieden und verhindert Alleingänge etwa von einzelnen
Bundesländern. Aber sie könnte auch blind machen für
bestimmte Aspekte der Pandemie, insbesondere ihre
soziologisch fassbaren Regelhaftigkeiten.
05.02.21 Was machen jetzt eigentlich die Menschen, die vor
dem Schlafengehen einen Spaziergang brauchen? Haben die alle
einen Hund? In Italien soll es während des ersten Lockdown
ja üblich geworden sein, Hunde auszuleihen. Hunde wurden so
oft Gassi geführt wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Wurde
mir von Eingeweihten berichtet, aus der Region Bologna. Aber
zurück zu meiner Eingangsfrage: Wäre es nicht sinnvoller,
menschlicher, nachhaltiger, das Autofahren nach 20:00 Uhr zu
untersagen (abgesehen von den bekannt triftigen Gründen)
statt das Verlassen des Hauses? Erholung für die Natur und
die lärm- und verkehrsgeplagte menschliche Psyche - ohne
Spaziergangsverbot.
06.02.21 Befremdlich ist, wie in manchen Medien nun
vorbehaltlos der britische Impferfolg und Boris Johnson als
dessen Macher gefeiert werden. "Britain first" gilt
als Erfolgsrezept und die EU wird abgewatscht. Manche
scheinen es gerade doch sehr zu bedauern, dass die EU nicht
wie China funktioniert.
Was in Berlin von Regierungsseite gerade als
Lockdown-Lockerungen diskutiert wird, ist allerdings auch
nicht dazu angetan, das chinesische Beispiel sooo schlimm zu
finden: Blumenläden zum Valentinstag und Friseurläden für
den internationalen Auftritt wieder aufmachen. Das Konzept
dahinter? Weihrauch. Nein, schlimmer noch: Zuckerwatte.
Oder, noch bedenklicher: Eine der wenigen Mangelerfahrungen,
die die Bundeskanzlerin unmittelbar selbst emotional
mitvollziehen kann. Hoffen wir auf Weihrauch.
08.02.21 In einem Pflegeheim im Landkreis Osnabrück, Belm,
gab es nach der zweiten Impfung bei Routinetests 14
Covid-Fälle, alle symptomlos oder nur mit leichten
Symptomen. Der Tagesspiegel nimmt dies zum Anlass, nicht die
Effektivität der Impfung zu betonen oder über die
Hintergründe der Infektion aufzuklären, sondern nun die Zero-Covid-Forderung
in den Vordergrund zu stellen und Verschärfungen des
Lockdown zu fordern! Schärfer als in Pflegeheimen, wie
stellt sich der Tagesspiegel das vor? Atmen einstellen? Oder
gab es Mängel in Belm - die durch verschärften Lockdown
behoben werden können? Ein Mitarbeiter war infiziert -
Hintergründe? Die werden wir vermutlich nicht erfahren. Es
bleibt zu wünschen, dass zumindest die Corona-Kommission sie
erfährt.
10.02.21 In meinem ganzen Bekanntenkreis gab es ein
Aufatmen, als es hieß, dass ab Donnerstag die Ausgangssperre
in BaWü aufgehoben sei. Und niemand davon wollte sich
nun nachts zusammenrotten um in einer Gruppe eng umschlungen
Alkohol zu trinken und Viren auszutauschen. Doch aus der
gerichtlich verfügten Aufhebung der unbegründeten
allgemeinen Ausgangssperre in Baden-Württemberg wird nichts.
Kretschmann und "Manne" (der Sozialminister in BaWü) bleiben
hart und erklären, dass sie ohnedies schon eine Begründung
liefern wollten, ab einer Inzidenz von 50 gilt die
Ausgangssperre nun von 21-5 Uhr. Stuttgart hat die Inzidenz
50,4. Was wird Kretschmann dazu einfallen? Die Inzidenz
absenken, 49, 48, 47 - wer bietet weniger? Oder Inzidenz
erhöhen durch breiteres Testen, z.B. auch in Schulen. Auf
dass eine ganze Generation mit chronischer
Nasenschleimhautenzündung durch anhaltendes Testen
aufwachse? Dazu hat, wieder einmal, der EULENSPIEGEL eine
treffende Karikatur veröffentlicht, Kinder vor der
Notaufnahme mit Spaghetti in Ohren und Nasen -
Selbsttestversuche.
In Frankreich haben im November strenge Ausgangssperren bei
offenen Kindertagesstätten und Schulen zu einer massiven
Reduzierung der Infektionen auf 1/5 geführt - laut
Tagesschau-Überblick zu den Ausgangssperren in Europa vom
06. Januar 2021. Warum macht BaWü beides, Schulen zu und -
eher wenig sinnvolle nur nächtliche - Ausgangssperre? Andere
Lebensstile als in Frankreich? Soziologen haben viel zu
forschen nach und mit Corona. Hoffentlich bekommen sie die
notwendigen Daten und Rahmenbedingungen!
Das Pochen auf die Inzidenz entwickelt sich zur deutschen
Manie. Im europäischen Vergleich stehen wir doch sehr gut
da, nebenbei zwischen Russland und Bulgarien. Und qualitativ
sagt die Inzidenz eher wenig aus. Schweden hat eine 2,5mal
höhere 7-Tages-Inzidenz, aber weit weniger Todesfälle als
Deutschland in der zweiten Welle - auch auf die Bevölkerung
umgerechnet. Nichts ist auch ausgesagt über den Anteil
symptomloser oder schwach symptomatischer Infektionen. Und
nichts über das Verhältnis von Testungen zu
Infektionsnachweisen und über die Testungs-Anteile auf
100.000 Einwohnern. 7-Tages-Inzidenz am 10.02.2021 (Quelle:
Statista, basierend auf RKI, Johns Hopkins University -
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1180169/umfrage/laender-mit-den-meisten-coronainfektionen-in-der-letzten-woche-in-europa/):
Montenegro 603,8 Tschechien 473,4 Monaco 396,9 Portugal 376
San Marino 360,4 Andorra 332,7 Spanien 326,2 Estland 288,4
Lettland 285,4 Slowenien 280,7 Albanien 266,8 Slowakei 251,3
Frankreich 201,9 Schweden 189,3 Serbien 186 Moldawien 184,1
Großbritannien 179,9 Luxemburg 175, 5 Malta 171,6 Litauen
142,4 Italien 140,6 Niederlande 140,4 Gibraltar 139,5 Irland
132,4 Belgien 130,7 Kosovo 129,8 Schweiz 113,8 Belarus 107
Nordmazedonien 105,3 Österreich 104,8 Ungarn 96,7 Polen 95
Rumänien 86,1 Zypern 84,5 Russland 76,2 Deutschland 75,5
Bulgarien 75,3 Liechtenstein 74,8 Kroatien 69,9 Griechenland
68,5 Türkei 66,4 Ukraine 65,5 Bosnien und Herzegowina 60
Dänemark 52,6 Finnland 47,5 Norwegen 33,9
Heute wurde ich vor dem Abstrich zum Corona-Schnelltest
gefragt: Mund oder Nase? Ich habe Mund gewählt - ich
hatte zuvor zuhause auch schon vor dem Spiegel geübt, da ich
ohnedies darum bitten wollte, über den Mund getestet zu
werden. Denn nach dem letzten Nasenabstrich hatte ich 10
Tage lang eine verstopfte Nase auf der Abstrichseite. Der
präventive Sinn der tiefen Abstriche entzieht sich mir
ohnedies. Ich trage Maske, ich huste und niese nicht, wie
alle, die ins Pflegeheim gehen (sonst dürfte man gar nicht
rein) - wie sollen da Viren, die sich gut versteckt nur
einem tiefen Abstrich offenbaren, zur Ansteckung gelangen
("viral load" zu gering)? Der Sinn dürfte ein rein
medizinstatistischer sein - möglichst jede Infektion zu
erfassen.
11.02.21 Es heißt, Gesundheit gehe jetzt vor Wirtschaft. Und
was ist mit der Gesundheit derer, die nun völlig aus der
Bahn geworfen sind, ihre Existenzgrundlage schwinden sehen,
das Wagnis Selbständigkeit verzweifelt bereuen, deren
Lebenszeit durch diese Belastungen verkürzt wird, die in 20
Jahren einen Krebs entwickeln, der auf den unhaltbaren
Stess, die Existenzangst jetzt zurückzuführen ist? Alle
Verfügungen die jetzt getroffen werden kommen von rundum
staatlich abgesicherten Personenkreisen. Wer das als
Neid-Debatte abtut, ist zynisch. Und wer bezahlt die
Corona-Ausgaben später, wo wird gekürzt werden, eingespart,
wo werden Steuern erhöht?
Und der Autohandel freut sich, dass das Auto wieder neue
Sympathien bekomme, da sich viele vor Ansteckung im ÖPNV
fürchten. So im Deutschlandfunk zu hören. Und als neue
Inzidenzschwelle wird nun 35 gehandelt. Wer bietet aktuell
weniger in Europa? Island, Färöer und Norwegen (letzteres
allerdings nur knapp, mit 33,9 am 10.02.2021).
15.02.21 Leben mit Grenzwerten - wir werden unser
Verhalten, das was wir tun dürfen, zunehmend an Grenzwerten
ausrichten müssen. Kretschmann meinte schon mal,
verglichen mit den Einschränkungen, die der Klimaschutz uns
auferlegen wird, seien die Corona-Auflagen geringfügig. Die
Autoindustrie will er aber nicht überfordern - die Bürger
schon?
Ich nehme im Alltag eine zunehmende Gleichgültigkeit vieler
gegenüber den Abstandsregeln wahr. Hart aufeinander prallen
gerade Bilder einer völligen Verlorenheit, Ladenbesitzer die
alleine in ihrem Geschäft stehen, etwas rumräumen, flehende
Blicke nach draußen richten, Menschen vereinzelt mit Masken
am Bahnsteig - und auf der anderen Seite Gruppen im Park,
Rodeln, Schlittschuhfahren, niemand mit Maske, als sei alles
wie immer. Sicherlich auch wetterabhängig, Tristess wird
gerade noch trister, schwärzer, Freude noch ausgelassener,
bunter. Bis hin zu den Feier- und Alkoholexzessen, die aus
Polens Skiort Zakopane nach der Öffnung berichtet werden.
Und nun ist absehbar die Verlängerung bis nach den
Osterferien. Ist das denn mehr als die Spekulation auf den
jahreszeitlich bedingten Rückgang der Infektionen? Wieviele
wurden geimpft in Deutschland? Stand heute: einmal 2,736
Mio, vollständig 1,410 Mio. Was bringt die Impfung zur
Lockdown-Vermeidung? Ich kann keinen Effekt erkennen, auch
nicht für Ostern. Die Versprechungen lauteten anders. Das
grün-schwarze Musterland BaWü hat gerade mal 1,4%
vollständig geimpft, die Rheinland-Pfälzer 2,5%.
Und nun werden detailliert Ansteckungswahrscheinlichkeiten
vorgerechnet. Ins Theater gehen sei sicherer als Einkaufen -
was ich persönlich zwar erfreulich finde, aber nicht ernst
nehmen kann. Geh ich alleine ins Theater? Treffe ich dort
Freunde? Wie arbeitet die Klimaanlage? Gehe ich einkaufen
wenns leer ist? Rede ich mit Nachbarn beim Einkaufen? Steh
ich Schlange am Käseregal (wo viele Kunden die Abstandsregel
konsequent ignorieren)? Dürftige Rechenspiele unter
weitestgehender Vernachlässigung qualitativ-sozialer
Aspekte. Die Relevanz geht gegen Null. Noch so ein
Strohhalm, wie die Inzidenz.
Bestürzend auch die Stellungnahmen zur "britischen
Mutation". Eine dritte Welle drohe und dagegen würden nur
strengere Maßnahmen helfen. Osterurlaub (auch im Inland) sei
undenkbar. Eine Bekannte von mir ist der Meinung, die
Mutation sei 10x so ansteckend wie die "Ausgangsform". Und
die Medienberichterstattung kann diesen Eindruck auch
vermitteln. Fakt ist, sie ist 50% ansteckender - zumindest
nach dem, was evidenzbasiert zu sagen ist. Daraus lassen
sich bedrohliche Hockeyschlägerkurven basteln - doch die
Inzidenzverläufe in Irland und Großbritannien sprechen
dagegen: Primär Unachtsamkeit, nicht die erhöhte
Ansteckungspotenz, hat die Zahlen zu den Feiertagen
hochschnellen lassen - und sie sind entsprechend schon
wieder massiv zurückgegangen. Und Fakt ist auch, dass von
den 14 mit der britischen Mutation infizierten geimpften
Bewohnern in einem Pflegeheim bei Osnabrück 13 nicht mehr
als leichte Symptome entwickelt haben. Eine Heimbewohnerin
ist verstorben, sie war 101 Jahre alt. In der Summe sollte
dies zumindest Horrorszenarien verbieten. Aber aktuell
dominiert die Panikmache. Über wieviele Mutationen hinweg
werden wir uns diese Panikmache leisten können
gesellschaftlich? Panik ist keine gute Verhaltenssteuerung.
24.02.21 Jetzt werden großzügig weitere Impfberechtigungen
verteilt, an Lehrkräfte, ErzieherInnen. Aber Berechtigung
heißt nicht Impfung. Ich weiß von einem Senior Ende seiner
80er, der nach wochenlangen anderweitigen Bemühungen, auch
seiner Familie, nun von Konstanz nach Stuttgart reisen muß,
um seine Impfung zu bekommen! Akademisches Milieu, also
gewiß ist nicht fehlende Ämterkompetenz schuld an dieser
Abstrusität! Was ist da faul im Staate Deutschland? Im
Musterländle Baden-Württemberg? Wir schaffen das? Irgendwie,
irgendwann ... Getestet wird allerdings mehr. An manchen
Abstrichstationen wird an den Probanten sowohl ein Mund- als
auch ein Nasenabstrich gemacht! Damit die Inzidenz nur nicht
zu rasch abfällt, jede noch so minimale Anwesenheit von
Corona-Viren entdeckt wird? DocCheckNews schreibt schon vom
"Inzidenz-Wahn" - mit Bezug auf die abwägenden Einwände der
Berliner Amtsärzte vom 22.02. gegen die aktuelle Koppelung
von Maßnahmen an Inzidenzwerten. Für ihre Kritik an der
generalisierenden Inzidenz-Orientierung und am
No-Covid-Ansatz wurden die Amtsärzte dann auch gleich von
einschlägigen ExpertInnen auf Twitter geprügelt. Dabei ist
allen klar, wie problematisch die Inzidenz-Orientierung ist.
Aussagekräftig sind nur zum einen die Zahlen der
symptomatischen Infektionen, die durch Test bestätigt sind,
und die Verhältniszahl symptomveranlassungslos
durchgeführter Tests zu dabei festgestellten Infektionen.
Erstere wird vom RKI unter der Kurve "Erkrankungsbeginn"
annähernd erfasst, letztere wird nicht erfasst.
25.02.21 Deutschlands Abstand zum vielgeschmähten Schweden
(Tagesspiegel am 14.01.2021, nicht zum ersten Mal:
"Schwedens Scheitern - der Sonderweg führt in die
Sackgasse") schrumpft rasant. Auf 100.000 Einwohner kommen in
Schweden aktuell 122 Todesfälle, in Deutschland 83 seit
Beginn der Pandemie. In der ersten Welle lag die Zahl
der Corona-Todesfälle in Schweden um den Faktor 4 über der
in Deutschland (auch wegen des schlecht aufgestellten
Gesundheitswesens), jetzt ist es etwa der Faktor 1,5 in der
Gesamtzahl. Bei einem Bruchteil der Einschränkungen in
Schweden.
In Schweden scheint es (neben dem schon mal mit
ausgetragenen Vor-Wahlkampf um die richtige Corona-Politik)
ein Kesseltreiben gegen Anders Tegnell zu geben - dabei ist
er einer der wenigen, dessen Wissen, Urteil und
Standing/Integrität ich vertraue in Corona-Fragen! Und die
Treibjagd wird auch von deutschen Medien mit befeuert. Allen
voran mit dem ganzen Gewicht seiner Meinungsmacht als
Hauptstadtorgan der Tagesspiegel. Der sich zunehmend als
Propagandaorgan der Bundesregierung geriert - sicherlich in
bester Absicht. Aber die Bundesregierung versagt seit einem
Jahr eklatant, allen voran Merkel und Spahn. Merkel
beschwört nun die "dritte Welle" und auf der Seite des RKI
gibt es eine neue Rubrik, "Besorgniserregende Varianten".
Damit auch der letzte versteht: Besorgniserregend, bleibt
zuhause, weiterhin - bis .... Die Funktion der
"besorgniserregenden Varianten"? Vom Impfdesaster und vom
allgemeinen Maßnahmendesaster ablenken. Die einzige
Politikerin, die das rational analysiert und begründet
hinterfragt, ist Sahra Wagenknecht.
26.02.21 Heute mal wieder Homeschooling-Nachhilfe mit einer
elfjährigen Gymnasiastin, Fach Natur & Technik. Sie hat
souverän über Skype mit geteiltem Bildschirm mit mir im
virtuellen Gleichstromlabor gearbeitet und wir haben eine
Schaltung besprochen, die sie virtuell zusammenbaute. Sie
hat in der Corona-Zeit wirklich vieles gelernt, ist
selbständiger geworden, auch in der Hausaufgabenbearbeitung
- und sie kann souverän mit den neuen Medien umgehen. Nicht
alle sind in der glücklichen Lage, da wurde viel versäumt im
deutschen Bildungssystem. Sie weiß jetzt aber auch den
"analogen" Unterricht mehr zu schätzen. Es sollte nun nicht
das eine gegen das andere ausgespielt werden, nicht alles
Bildungsheil liegt in den neuen Medien!
27.02.21 Kann mal jemand Merkel klarmachen, dass Corona eher
eine gesellschaftswissenschaftliche als eine physikalische
Herausforderung ist?? Aber wie sie ja, anscheinend
unbelehrbar, bereits einmal im Corona-Kontext erklärte: Sie
habe Physik studiert in der DDR, weil sie damit den
Gesellschaftswissenschaften entkommen konnte. Keine gute
Basis für die Bewältigung der Corona-Krise, wenn sie dies
von der DDR in die BRD überträgt!
Man lese nur einmal die gelassenen Ausführungen von Anders
Tegnell - ohne das pseudowissenschaftliche Getue unserer Kassandra-Kanzlerin
- in der nächsten "Profil"-Ausgabe (österreichisches
Nachrichtenmagazin), heute angekündigt auf der Website von
"profil". Dort erklärt er unter anderem: "Jedes Land hatte
Phasen, in denen alles danebenging und das Virus trotz aller
Bemühungen außer Kontrolle geriet." Von unseren über allem
Zweifel erhabenen Corona-Chefstrategen ist nichts
Vergleichbares zu hören/zu lesen.
04.03.21 Nach der gestrigen Corona-Runde geht, wie zu
erwarten war, der Inzidenz-Wahn weiter. Muss ich künftig vor
dem Museumsbesuch schauen, wie die Inzidenz gerade steht?
Und welche Inzidenz - die meines Wohnortes oder die Inzidenz
des Museumsstandortes? "Difficile est saturam non scribere."
Dabei ist der Hintergrund ganz nachvollziehbar:
Rechtsfestigkeit. Verwaltungsgerichte brauchen die Inzidenz
als Anker, um eine Maßnahme als "verhältnismäßig"
einzustufen. Und dabei wird die Inzidenz umso willkürlicher,
je enger ihr Erfassungsbereich gezogen wird. Welche Gruppen
werden getesten, in welchem Umfang? Nicht infizierte Kinder
im Homeschooling zu testen senkt die Inzidenz. Gruppen mit
hoher sozialer Aktivität und geringem Ansteckungsbewußtsein
zu testen lässt die Inzidenz steigen. Weniger zu testen
lässt die Inzidenz sinken, mehr lässt sie steigen. Nur als
Durchschnitt über ein möglichst großes Gebiet ist die
Inzidenz einigermaßen zuverlässig - aber damit auch nicht
geeignet zur Beurteilung der Verhältnismäßigkeit von
Maßnahmen in einem Segment.
Einzelhandel und Gastronomie bluten weiter (wie die Herzen
von Merkel und Kretschmann). Und die Schulen bleiben zu! Aus
der schwedischen Erfahrung möchte niemand lernen. Schweden
ist der Corona-Belzebub. Was die machen ist per se falsch,
so die Medienwirklichkeit in Deutschland. Die schwedischen
Zahlen sprechen eine andere Sprache im europäischen
Vergleich. Was ist das Problem in Deutschland mit den
Schulen? Dass nicht ausreichend gesichert ist, dass kranke
Kinder nicht von ihren Eltern in die Schule geschickt
werden? Dass die Lehrerschaft sich vor Ansteckung fürchtet?
Dass Merkel keine Kinder hat? Drosten hat ein Kind und
befürwortet die Schulschließung "als Wissenschaftler". Dabei
argumentiert er (am 8. Januar 2021 auf Twitter) z.B. mit
einer Untersuchung aus Großbritannien, die vor allem eines
zeigt, dass nämlich in den Weihnachtsferien die Ansteckung
steigt. Seltsamerweise behauptet er genau das Gegenteil von
dem, was seine (bzw. die britischen) Zahlen zeigen. Dass die
Altersgruppe 35-49 einen ähnlichen Kurvenverlauf erzeugt wie
die Kinder erklärt er vielsagend mit der Elternschaft (also
angesteckt von den Schulkindern - die sich allerdings vor
allem in den Weihnachtsferien anstecken ...), nicht z.B. mit
der beruflichen oder privaten Aktivität dieser Altersgruppe.
Die DM-Drogeriemarkt-Kette bietet zusammen mit dem Land
Baden-Württemberg Schnelltests vor seinen Filialen an. BaWüs
Sozialminister "Manne" (für "Manfred") Lucha war vor Ort
beim Startschuss mit dabei und gab folgenden bemerkenswerten
Kommentar ab (ich hörte den Originalton heute im Radio): Nun
wissen die Leute, wenn ich positiv bin, bin ich vielleicht
infiziert, und sie können sich zurückhalten. - Wie bitte?
Der BaWü Sozialminister, zuständig für die Corona-Maßnahmen,
macht BaWü zu einem der strengsten Corona-Bundesländer und
klopft dann den positiv Getesteten
freundschaftlich-sozialintegrativ auf die Schulter im Tenor:
Also pass mal auf, du solltest heut besser kein Bier mit
deinen Kumpeln im Wohnzimmer trinken! Oh Manne!
05.03.21 Israel hat früh und massiv mit Impfungen
durchgestartet und ist jetzt zu 39,5 % vollständig geimpft -
die 7-Tages-Inzidenz liegt dennoch aktuell bei hohen 297,2.
Zum Vergleich: Schweden aktuell 269,1 - Frankreich 222 -
Österreich 167,9 - Deutschland 69.
Die Tagesschau thematisiert den Mangel an qualitativen,
soziologischen Analysen zum Corona-Geschehen in Deutschland
(https://www.tagesschau.de/investigativ/panorama/corona-soziale-faktoren-101.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE).
Und hat Recht. Wir hören immer nur Zahlen. Zu
Infektionswegen und -herden, zu sozialen Bezügen hören wir
nur in Einzelfällen, hier eine Party, da eine Schule - ohne
Hintergründe, ohne repräsentative Einordnung, ohne
brauchbare Schlussfolgerungen oder zumindest
Arbeitshypothesen, an denen dann gearbeitet würde. Seit
einem Jahr gehen auch die "Argumente" zum Infektionsrisiko
durch Kinder aneinander vorbei. Die einen zitieren Fälle, wo
ein infiziertes Kind niemanden angesteckt habe, die anderen
zitieren Untersuchungen, wonach auch Kinder Corona-Viren im
Mund und in der Nase haben. Ein Trauerspiel! Interessen-,
eitelkeiten-, ängste- und machtspielgesteuerte
Argumenteselektion dominiert den öffentlichen Diskurs.
12.03.21 Landtagswahl in Baden-Württemberg am Wochenende.
Und die arme Frau Eisenmann, Gegenkandidatin zu Kretschmann,
muss sich erneut verteidigen für ihre Position zum
Jahresbeginn, Schulen unabhängig von Inzidenzen zu öffnen.
Da ist mal jemand vernünftig und rennt nicht dem pauschalen
Inzidenz-Diktat hinterher - und kriegt anhaltend Prügel,
wenns passt. Die Corona-Politik ihres Amtes war gewiß
fehlerhaft, aber die Rahmenbedingungen sind auch sehr
schwierig und die Interessenlagen extrem divergierend. Es
gab Lehrer, die fürchteten um ihr Leben wegen der
Ansteckungsgefahr und andere wollten lieber real als online
unterrichten. Es gab Eltern, die Sorgen hatten, dass ihre
Kinder aus der Schule Corona nach Hause bringen und andere,
die sich vom Homeschooling überfordert fühlten oder sahen,
dass die Isolation ihren Kindern nicht guttut, die wollten
die Schulen offen haben. Und die in den Medien Zitierten
fuhren gerne die vollen Geschütze auf: Leichenberge durch
Öffnung, Psychopathien-Wellen durch Schließung. Und die
Regierung sowie das RKI haben sich dabei nicht mit Ruhm
bekleckert, haben die Konfrontationen angeheizt, haben immer
mit den roten Tüchern gewedelt, Kassandra-Rufe ausgestoßen
und tun das weiterhin.
17.03.21 Hauptproblem vieler scheint gerade der Osterurlaub
auf Mallorca zu sein - in der ersten Welle war es die
Bundesliga. Während Bildung, Kultur, Einzelhandel und
Gastgewerbe darben! Inzidenz Estland 757, Inzidenz
Tschechien 721, Inzidenz Schweden 283, Inzidenz Frankreich
261, Inzidenz Niederlande 225, Inzidenz Israel 167, Inzidenz
Schweiz 103, Inzidenz Deutschland 91. Die Welt geht aber nur
in Deutschland unter. Was ist mit einem Gesundheitswesen
los, das bei 10% Belastung der Intensivstationen durch eine
Epidemie an den Rand der Katastrophe geführt wird - wenn man
den Warnrufen glauben darf.
19.03.21 Die große Koaliton aus Spahn und Lauterbach sieht
die Lockerungsstrategie zum Lockdown kritisch. Welche
Strategie? Durch die Lebensmittelgeschäfte schieben sich
täglich die Menschen, in Nagelstudiuos (ganz erheblich
relevant ...) hocken Reihen von Feilern und Reihen von
Befeilten beisammen (ok, mit Maske) und Osterflüge nach
Mallorca gehören zum Grundbedarf - während für Museen
(bekannte Horte der Infektion - Achtung, Ironie ...) auch
mit Maske nur knapp kontingentierte Zeitkarten ausgegeben
werden.
20.03.21 Merkel, Spahn und Wieler hocken in der Inzidenz-Falle.
Und wir hocken mit ihnen! Die einzige Hoffung: Der
Corona-Rückgang mit steigenden Temperaturen. Oder
Inzidenz-Umgehungen, die logistisch kaum zu stemmen sind -
z.B. permanentes Testen mit unzuverlässigen Schnelltests,
denen schon wieder mal die Stäbchen für den Mundabstrich
ausgegangen sind? Die Schnelltests für Besucher im Heim
meiner Mutter haben bislang allerdings in zwei Monaten nur
einen Falschpositiv-Test erbracht (Kompliment nebenbei an
das DRK für den enormen Einsatz!), das einzige positive
Ergebnis nebenbei. Von einem anderen Schnelltest (Ettlinger
Gemeinderat) habe ich desaströse Falschergebnisse (30%)
gehört.
Bislang vorgebrachte Argumente zur 50er Inzidenz: Darüber
können die Gesundheitsämter nicht mehr die Infektionen
zurückverfolgen. Darüber steigen die Infiziertenzahlen
exponentiell. Darüber sind die Intensivstationen überlastet.
23.03.21 Eine gut ausgewogene, sachliche Darstellung der
Corona-Situation und Corona-Maßnahmen in Schweden im
Vergleich mit Deutschland liefert das Online-Magazin zur
Sendung "Quarks" des WDR von Annika Franck - leider kommt es
beim Vergleich der Todesfallzahlen in der ersten Welle zu
einem Darstellungsfehler.
24.03.21 Die Deutschen seien Pandemie-müde, lese ich. Ich
bin auch müde. Bin es leid, unsere Corona-Politik in den
Händen von Spahn und Lauterbach kollabieren zu sehen. Bin es
müde mich mit dem Kontrollwahn und dem Inzidenz-Wahn zu
beschäftigen und Schweden rechtfertigen zu müssen gegen die
Ignoranz von "die haben ihre Alten geopfert". Müde, für
blöde verkauft zu werden mit Inzidenzangaben ohne irgendeine
Relation, Relation zur Zahl der Tests und der Gruppen der
Getesteten, Relation zu Fällen mit schwerem Verlauf. Wer vor
zwei Monaten Korruption, Vetternwirtschaft und Bereicherung
hinter manchen Corona-Maßnahmen vermutet hat, wurde des
Verschwörungswahns bezichtet. Glaubt aber nun jemand, dass
nur ein paar Hinterbänkler aus CDU/CSU die Hände offen
gehalten haben und Nachrichten und Maßnahmen nach ihren
Interessen lancierten?
Unermüdlich argumentiert und wettert weiter, gewiss ohne
Profitabsicht, gegen Corona-Einseitigkeiten, das Magazin
"NachDenkSeiten" von Albrecht Müller. Zuletzt am 23. März
2021 zu den Belegungszahlen in deutschen Kliniken 2020:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=70975. Unter dem Suchwort
"Corona" findet sich auch sonst einiges an kritischen Fakten
zum Corona-Diskurs, die Schlussfolgerungen kann ich nicht
immer teilen. Auch bei Wolfgang Wodag finden sich unter der
Empörung viele brauchbare Fakten, etwa zur Berechnung der
Effizienz von Impfungen https://www.wodarg.com/ - wobei
sowohl die offiziellen Erfolgsangaben als auch die
Schlussfolgerungen Wodargs richtig sind, nur entsprechend
gewertet/in Relation gesetzt werden müssen. Geschützt sind
95%, aber nur 1% davon kam im Untersuchungszeitraum in das
Risiko einer Infektion (grobe Zahlen jetzt, nur im Kontext
zu lesen). Lesenswert auch seine Fakten aus Italien - auch
mich hat damals zu Beginn der "ersten Welle" Bergamo tief
erschüttert - bis ich Genaueres zur Luftverschmutzung und zu
Atemwegserkrankungen dort vor Corana erfuhr (was die
Erschütterung nicht aufhob, nur anders begründete).
25.02.21 Lange schien mir die Corona-Maßnahmen-Erfahrung wie
eine kollektive Einübung in bedingungslosen Gehorsam (bei
widersprüchlichen und oft sinnlosen Vorschriften).
Unterschätzt werden sollte aber auch nicht die Einübung in
Selbstverwaltung. Die Maskenbeschaffung lief auf seltsamen
Pfaden, wie jetzt auch die Geschichte mit den Masken von
Spahns Ehepartner zeigt (wenn ich die mal freundlich nicht
als korruptionsverdächtig, sondern als lösungsorientiert
lese). Da wurde improvisiert und bei allem offenkundigen
Dilettantismus und Verwaltungsversagen auch viel geleistet.
Beim Testen war noch mehr Selbstverwaltung gefordert. Die
Pflegeheime in Baden-Württemberg mussten nach einem
entsprechenden Erlass des Sozialministeriums selber schauen,
wie sie die Testungen ihrer Besucher organisieren. Die
Schulen organisieren den Unterricht selbsttätig nach
individuellen Modellen/Lösungen. Und nun das Testen in den
Schulen: Die einen verteilen Schnelltests für zuhause an die
Schüler, die anderen lassen zweimal die Woche in der
Turnhalle testen und was der Wege sonst noch sind. Das sind
wichtige Lernprozesse und solidarische Erfahrungen - die von
einigen korrupten und/oder profilierungsgeilen Ärschen nicht
kaputt gemacht werden dürfen!
7-Tage-Inzidenzen heute: Estland 746, Polen 412, Schweden
320, Frankreich 306, Italien 249, Österreich 248, Schweiz
126, Deutschland 115, USA 113, Belarus 89, Irland 78, GB 58,
Russland 44, Portugal 32, Island 10.
Das Corona-Tagebuch ist entstanden als "Ableger" meines
Olivenhain-Tagebuchs. Das geschah aus pragmatischen
Überlegungen, nicht weil ich einen inhaltlichen Bezug
zwischen den beiden Themen unterstelle. Inzwischen sind mir
allerdings mehrmals interessante Analogien zwischen den
beiden so unterschiedlichen Themenfeldern aufgefallen. Über
Jahre habe ich mich mit dem Frostschutz im Olivenhain
beschäftigen müssen, da gleich nach der Pflanzung 2008 eine
Serie strenger Winter kam. Da machte ich eine Erfahrung, die
unsere Gesellschaft gerade zu lähmen droht: der Zusammenhang
zwischen Schutzmaßnahmen und Erfolg versus Mißerfolg ist
komplex vermittelt und nur annäherungsweise zu
prognostizieren. Und eine Unachtsamkeit zum falschen
Zeitpunkt kann die Anstrengungen einer langen Zeit zunichte
machen. Was ich in den Wintern 2008/09 bis 2010/11 an den
Oliven hatte retten/bewahren können, ging zunichte im
Frostfebruar 2012. Vielfach habe ich mit meinen
Frostschutzmaßnahmen andere Schäden bewirkt, etwa durch
Einhüllungen mit gärtnerischer Noppenfolie, die zwar gegen
Frost schützte, aber auch zu Hitzestaus bei
Sonneneinstrahlung tagsüber und zu Pilzerkrankungen durch
Kondensat führte. Gelernt habe ich, dass mehrfaches Ein- und
Auspacken im Winter schädlicher ist, als leichtere
Frostphasen auch mal ohne Einhüllung durchzustehen. "Jojo"
ist beim Frostschutz von Oliven so wenig zielführend wie bei
Corona. Verblüffend sind für mich auch die Analogien
zwischen den Reaktionen auf den Ausbruch der
Xylella-Epidemie in Apulien und den Reaktionen auf Corona.
Da gibt es Stoff für viele soziologische, politologische,
kommunikations- und medientheoretische, psychologische
Untersuchungen!
Ich möchte mit diesen Beispielen keinem naturalistischen
Fehlschluss das Wort reden. Die Corona-Pandemie und ihre
Bewältigung sind eben gerade keine blanken Naturprozesse
(als die das Krisenmanagement der Bundesregierung sie
überwiegend behandelt), sondern nur angemessen zu verstehen
und zu leisten, wenn soziale, kulturelle, politische und
psychologische Dimensionen mit berücksichtigt werden.
27.03.21 Indonesien, China und Russland haben zuerst die potentiellen
Verbreiter und Superspreader geimpft, Deutschland
zuerst die Gruppen mit hohem Risiko für einen schweren
Verlauf. Die Ersteren haben utilitaristisch-pragmatisch
geimpft, Deutschland moralisch. Hat das Moralische genutzt?
In Heimen kam es weiterhin zu Ausbrüchen, allerdings ohne
schwere Verläufe. Aber wieviele schwere Verläufe haben die,
die in den Heimen die Ansteckungen starteten, außerhalb der
Heime verursacht? Wie soll die Impfung die Ausbreitung
stoppen, wenn diejenigen zuerst geimpft werden, die gar
nicht an der Ausbreitung beteiligt sind/sein können?
Aber auch unabhängig davon zeichnet sich ab, dass die
Impfung die hohen Erwartungen des Beginns nicht erfüllen
kann. Es wird so keine Rückkehr zur Normalität geben. Denn
erstens werden 5-25% gar nicht geschützt durch die Impfung,
zweitens schützt die Impfung möglicherweise weniger als eine
überstandene Infektion, drittens ist davon auszugehen, dass
auch Geimpfte das Virus weiterverbreiten können, und
viertens könnte (was allerdings sehr spekulativ ist) der
Impfdruck die Mutationsrate des Virus erhöhen. Viele
Fragezeichen.
07.04.21 Die Corona-Kosmetik geht weiter. Merkel möchte
Kurz-Lockdown für alle. Vorteil: Nach dem Osterhoch dürfte
es runtergehen, der Kurzlockdown könnte eine Abwärtsbewegung
erwischen und wäre dann ein "Beweis" für die Wirksamkeit
radikaler Lockdowns. Falls es nicht klappt, auch nicht
schlimm, dann muss eben verlängert werden.
Nachfolgend eine aktuelle Gegenüberstellung der
Infektionsnachweiskurven und der Todesfälle
Deutschland-Schweden nach den Graphiken der Johns Hopkins
University. Eine Gegenüberstellung der genaueren Angaben von
RKI und Folkhälsomyndigheten ist leider nicht möglich, da
das RKI die Todesfälle nicht in einer Graphik erfasst, wie
das Folkhälsomyndigheten seit Beginn (und nebenbei auch die
Belegung der Intensivstationen mit Corona-Patienten).
Infektionen Deutschland Stand
07.04.2021
Todesfälle Deutschland Stand 07.04.2021
Infektionen Schweden Stand
07.04.2021
Todesfälle Schweden Stand 07.04.2021
Infektionen Schweden Stand
07.04.2021
Todesfälle Schweden Stand 07.04.2021
Bei den Grafiken zu Schweden nach JHU muss berücksichtigt
werden, dass hier oft mehrere Tage in einer Säule
zusammengefügt wurden. Die Grafiken des schwedischen
Gesundheitsamtes zeigen den optisch angemesseneren
Kurvenverlauf. Berücksichtigt werden müssen auch die
unterschiedlich gradierten Koordinatensysteme. Die Johns
Hopkins University gradiert die Todesfalllinie für
Deutschland in 200er Schritten, die für Schweden in 50er
Schritten. Das Folkhälsomyndigheten gradiert die
Todesfalllinie in 10er Schritten.
Die Kurve der Todesfälle in Deutschland erinnert an die
Kurve von St. Louis bei der Spanischen Grippe - die schon in
der ersten Welle dazu dienen sollte, den Lockdown zu
begründen. Es kam damals wie heute weniger zu einer
Vemeidung der Todesfälle, als zu einer Verschiebung auf
einen späteren Zeitpunkt. Der Vergleich Philadelphia-St.
Louis hat im ernsthaften Diskurs auch nie die Rolle
gespielt, die der populäre Diskurs im zuwies, zu zeigen
nämlich, dass in Philadelphia anteilmäßig sehr viele, in St.
Louis sehr wenige starben. Diese Auffassung konnte nur
gewinnen, wer lediglich die linke Hälfte der
Todesfallzahlenkurve (bis zum Schnitt) wahrnahm. Eine
Feinanalyse müsste dazu auch die höhere Siedlungsdichte in
Philadelphia und andere Faktoren einbeziehen:
Die Kurve von Philadelphia erinnert an die Kurven in Irland
und in Portugal zur Jahreswende bzw. Januar/Februar mit
abrupten Anstiegen und ebenso abruptem Abfall. Anstieg wie
Fall zeigen den Verlauf des Philadelphia-Musters, das wir
auch aus Naturprozessen wie etwa der Räuber-Beute-Beziehung
kennen. Eine schlichte 1:1-Übertragung verbietet sich aus
mehreren Gründen, es ist allerdings sicherlich verkürzt, den
Abfall lediglich durch strikte Lockdownmaßnahmen zu
erklären, wie häufig geschieht.
Gründonnerstag - keine Kondensstreifen, der Himmel so
weit. Karfreitag - gekreuzigt im Motorradlärm.
08.04.21 In Berlin wird schon von den "Freiheiten" durch die
Impfung geschwärmt. Wann wird die erste Schlagzeile kommen,
die da lautet "Corona-Ausbruch nach Geimpften-Party"?
11.04.21 Erleben wir aktuell wirklich die dritte Welle oder
ist das nun erst die zweite Welle analog zum Ausbruch
März/April 2020 - während der Anstieg von Oktober 2020ff
lediglich die "St.Louis-Nachwelle" des ersten Ausbruchs war?
Werden wir bald zu einer korrekten Analyse kommen? Ist das
medizinisch-epidemiologisch möglich und politisch gewünscht?
12.04.21 Sie sind auf einer Dienstreise an der Nordsee? Sie
würden gerne einen Tagesausflug auf eine der Inseln machen?
Natürlich mit Test, anders kommen Sie ohnedies nicht "auf
die Insel", auch nicht dienstlich. Doch der Ausflug geht nur
mit moralischen Bauchschmerzen. Denn § 1 Satz 4 der
niedersächsischen Coronaverordnung besagt: "Jede Person soll
zudem private Reisen einschließlich tagestouristischer
Ausflüge sowie private Besuche vermeiden." Da hilft nur
impfen lassen, dann bekommen Sie vielleicht bald die "Green
Card". Das RKI verkündete am 04.04.21: "Aus Public
Health-Sicht erscheint das Risiko einer Virusübertragung
durch Impfung nach gegenwärtigem Kenntnisstand in dem Maß
reduziert, dass Geimpfte bei der Epidemiologie der
Erkrankung wahrscheinlich keine wesentliche Rolle mehr
spielen." Daraus wurden in den vergangenen Tagen mutige
Schlussfolgerungen gezogen. Dabei bleibt die sehr bemühte
Stellungnahme des RKI deutlich in der Schwebe mit
"erscheint" und "wahrscheinlich".
Erinnern wir uns, Kinder erschienen (nach der Korrektur der
anfänglichen Grippe-Analogie) im vergangenen Jahr als
unwesentlich beim Verbreitungsgeschehen, da sie selbst kaum
stärkere Symptome entwickeln. Je nach politischem Kalkül,
Stand des Impf- und Testgeschehens, individuellen
Prophezeihungen und aktuellen oder zitierten Untersuchungen
wurde dies mal so mal so ausgelegt. Das "scheint" sich jetzt
zu wiederholen. Was mein Verständnis für die anvisierten
Impflings-Freiheiten gänzlich gegen Null schrumpfen lässt,
ist die Situation in Pflegeheimen. Im Heim meiner Mutter
sind alle Bewohner vollständig geimpft. Besucher müssen
dennoch einen Test absolvieren und dürfen nur mit Maske rein
- und die Aufenthaltsräume sind tabu, sitzt meine Mutter
dort, wird sie in ihr Zimmer gebracht. Ich verstehe, es geht
um eine Hochrisiko-Gruppe. Aber sind die jetzt außerhalb von
Pflegeheimen Geimpften nicht auch überwiegend Mitglieder von
Risikogruppen (sonst wären die meisten von ihnen noch nicht
geimpft)? Und sie sollen alles dürfen? Nein, das kann
niemand ernsthaft glauben. Es ist der Köder, um die
Impfbereitschaft zu heben. "Nudging" nennt man das.
Man könnte auch sagen: Nasenring fürs Volk.
Aber nochmal zurück in den Norden: Sollten Sie doch, mit
Bauchschmerzen, auf die Insel fahren, vergessen sie nicht,
die Gästekarte zu lösen. Die gibt es weiterhin. Auf der
Fahrt nach Norderney ist sie im Tagesticket für die Fähre
enthalten.
Die Bundeskanzlerin möchte einen Brücken-Lockdown (Laschets
Erfindung?) bis zu einem höheren Impfanteil. Wie hoch? Und
wie wahrscheinlich sind die Prognosen? Erinnern wir uns -
sofern uns Corona noch nicht die Erinnerung aufgefressen
hat: Der erste Lockdown, Frühjahr 2020, sollte auch schon
eine Brücke schlagen - bis zur Ertüchtigung des
Gesundheitssystems. Dann kam die Brücke bis zur
Impfstoffzulassung 2020. Viele Corona-"Brücken" hat
es schon gegeben. Noch jede stürzte leise ein.
Leben im Vorbehalt, Leben im Als-ob, Leben mit
angezogener Handbremse, Leben im Double-bind,
Einschränkungen ohne objektive und repräsentative Daten und
Analysen, Einschränkungen im permanenten Wechselspiel von
Verbot und Nudging. Welcher Geist wird da gerade eingeübt?
Anpassung und explosiver Protest. Kritisches Selbstdenken
gerät in die Defensive zwischen "Querdenken" und
Denkverzicht.
15.04.21 Der ganz normale Schnelltestwahnsinn I: Die
Wahrscheinlichkeit, ein falsch positives Ergebnis zu
bekommen, ist bei Symptomfreiheit und Einhaltung der
üblichen Regeln höher als die Wahrscheinlichkeit infiziert
zu sein. Und dann wird unter ungünstigen Umständen (es kann
z.B. nicht umgehend ein Kontrolltest durchgeführt und
ausgewertet werden) gleich die ganze Kaskade von Quarantäne
und Kontakterfassung losgetreten. Hier wäre ein klares
vereinfachtes Verfahren hilfreich: Wer bei Schnelltest
positiv getestet wird, erhält sofort einen weiteren
Kontrollschnelltest. Ist dieser gleichfalls positiv, wird
ein Labor-Test angeordnet und die Person muss sich in
häusliche Quarantäne begeben bis zur Vorlage des
Labor-Ergebnisses. Erst wenn dieses auch positiv ist, wird
das Gesundheitsamt informiert und die
Kontaktpersonenverfolgung eingeleitet. Manche machen das
auch so, andere anders ... Wer nun meint, das könne dann
schon zu spät sein, ignoriert die Realität der
Kontaktpersonenverfolgung, die an fehlenden Abwägungen
erstickt und an Vermeidungsstrategien scheitert.
Der ganz normale Schnelltestwahnsinn II: Eltern schicken
ihren Sohn in Berlin trotz positivem Schnelltest zuhause
(Selbsttest) in die Schule. Als es rauskommt, geht die ganze
Schule samt zugehörigen Familien in die Quarantäne. Wie
lösen die Schweden sowas? Wer fragt mal nach? Die
chinesische Antwort ist bekannt: Eltern ins Gefängnis. Ist
die deutsche Antwort tauglicher: alle anderen - für kürzere
Zeit und nur im übertragenen Sinne - ins "Gefängnis"? Beide
Antworten taugen nichts! Ist es angesichts der
Quarantäne-Drohungen (die so wenig verlässlich abschätzbar
sind wie vieles an den Maßnahmen) nicht nachvollziehbar (ich
spreche nicht von entschuldbar), wenn Einzelne ihre
Testergebnisse ignorieren? Ein Grundschulkind hat seinen mit
mir befreundeten Eltern erklärt: Ich lasse mich nicht in der
Schule testen! Wenn ich positiv bin, muss ich mich vor der
ganzen Klasse schämen!
21.04.21 Zum Vergleich die Inzidenz-Kurven aus Irland,
Portugal, Israel und Deutschland. Zu beachten ist die
unterschiedliche Skalierung, in Irland und Portugal geht es
bis über 800, in Israel bis über 600, in Deutschland nur bis
über 200. Außerdem ist die Kurve aus Deutschland versetzt,
sie beginnt bereits am 01. Januar 2020, die anderen beginnen
erst am 01. März 2020:
22.04.21 Merkel, Laschet und Söder stehen hinter dem Konzept
des "Brücken-Lockdowns". Nur Baerbock hält sich zurück, sie
bemängelte bislang vor allem die Vernachlässigung der
Kinderinteressen bei den Corona-Maßnahmen. Grundsätzlich
befürworten die Grünen einen Bundes-Lockdown, es äußert sich
aber vor allem Habeck, den Begriff "Brücken-Lockdown"
vermeidet er. Den Grünen geht es um eine bundesweite
Regelung, sie kritisieren schon lange das Steuerungsmittel
der Ministerpräsidentenkonferenz. Allerdings vertreten sie
auch einen kurzen, harten Lockdown, so etwa Julia Willie,
Fraktionsvorsitzende in Niedersachsen.
Im ZEIT-Magazin "Wissen", Heft 3/21, wird auf "Soziale
Distanzierung" als Reaktion auf Krankheiten bei Tieren
aufmerksam gemacht. Allerdings hat der Begriff hier wenig
mit dem zu tun, was er im Corona-Kontext bedeutet. Kranke
Tiere ziehen sich zurück, reduzieren Kontakte oder werden
von der Gruppe ausgeschlossen. Das entspricht eher dem
Konzept der Quarantäne.
"Schwächste Grippe-Saison seit Jahrzehnten" - rechnet jetzt
jemand aus, wieviele der Corona-Toten Grippe-Tote gewesen
wären? Corona-Zeit: Zeit der Konjunktive ... Wieviele
Senioren konnten nicht nach draußen, weil es keine rasch
erreichbaren Toiletten mehr gibt? Wieviele Menschen haben
sich erkältet, weil sie vom Regen überrascht keine Zuflucht
finden konnten? "Sich auf das Wesentliche besinnen" - was
soll das heißen? In der Stadt in die Straßenecke pinkeln?
Sich mit nasser Kleidung eine Erkältung holen (keine Grippe,
s.o.) und dann schräg angeschaut werden wegen
Corona-Verdachtes? Der wesentliche Himmel: Ohne
Kondensstreifen, das immerhin ist gut! Was sonst "sich auf
das Wesentliche besinnen" für viele heißt, hört man am
Motorradverkehr: so viel wie noch nie, die kleine Freiheit
auf Kosten der Streckenanwohner wird erbarmungslos
ausgereizt, mit "freiheitsliebendem" Fahrstil, laut,
auftrumpfend, schnell, jede Sonnenstunde nutzend.
Und ganz überraschend stellen nun viele Medien und auch
Politiker fest, dass Joggen nach 20, 21 oder 22 Uhr das
Infektionsgeschehen nicht anfeuere. Schon erstaunlich, wie
lange Lernprozesse im Corona-Kontext dauern. Auch wurde in
Deutschland jetzt erst festgestellt, dass die Angabe der
Einweisungen auf Intensivstation relevanter seien als
Inzidenz-Zahlen. Der Tagesspiegel titelte gestern, am 21.
April: "Epidemiologen fordern Neuaufnahmen auf
Intensivstationen als neuen Inzidenzwert". Schweden, vom
Tagesspiegel im vergangenen Jahr regelmäßig kritisiert,
veröffentlicht die Einweisungen auf Intensivstationen in
seinen Corona-Statistiken seit Anbeginn, seit mehr als einem
Jahr!
28.04.21 Laut euronews rechnet Ugur Sahin im August mit der
Herdenimmunität in Europa.
29.04.21 Tagesschau-Schlagzeile: "Forscher rechnen mit
Inzidenz unter 50" - wie sagt "der Schwabe" doch so schön:
"Herr, schmeiß Hirn rah!" - und verschone uns vor dem
täglichen Börsenbericht.
30.04.21 Die 7-Tages-Inzidenz in Indien liegt heute bei
181,1 - und dennoch hören wir seit einer Woche
Horrormeldungen aus Indien. Infektionsrate in Indien 1,4,
bei uns 4,1 - was ist da los, was stimmt, wie passt das
zusammen? Frankreich hat heute eine Inzidenz von 269,8 und
Deutschland eine von 153,4. Am 23.04. versuchte sich die
Tagesschau bereits an einer Erklärung und meinte, der bloße
Zahlenvergleich täusche. Angeführt wurde als Begründung der
schwierigen Situation unter anderem, dass Indien nur ein
Viertel der Intensivbetten im Vergleich mit Deutschland
habe. Das gilt aber auch für Schweden.
02.05.21 Die doch eigentlich seriöse NZZ titelt am 28.04. "Indien
schien auf dem Weg zur Herdenimmunität zu sein, nun
ist das Land das Corona-Epizentrum der Welt. Was ist
passiert?". Beide Behauptungen klingen falsch. Auf dem Weg
zur Herdenimmunität mit einer (laut "corona-in-zahlen.de")
Infektionsrate von 1,39% und einer Impfquote von 1,93%
(zweite Impfung)?? Corona-Epizentrum der Welt mit einer
7-Tages-Inzidenz von aktuell 159,8?? Die steile These von
der Herdenimmunität basiert vor allem auf Untersuchungen in
den Slums von Mumbai. Die These vom "Corona-Epizentrum"
darauf, dass 1/3 der Neuinfektionen weltweit am 27. April
aus Indien gemeldet wurden. Nun leben in Indien 18,5% der
Weltbevölkerung und während in anderen Teilen der Welt die
Infektionszahlen nach einem Höhepunkt gerade sinken, steigen
sie in Indien nach einem anhaltenden Tiefstand. Wer die
Zusammenhänge, Kontexte, Differenzierungen ausblendet (die
im Beitrag der NZZ und in ihren Grafiken aber durchaus
ausgeführt werden), kann so zu den irreführenden (Blendle
macht aus "Indien schien auf dem Weg zur Herdenimmunität"
ein "Indien war auf dem Weg zur Herdenimmunität") und doch
"irgendwie" richtigen Behauptungen der Überschrift kommen.
Da ist schon wohltuend sachlich und informativ, was Drosten
im NDR-Podcast am 28.04. zu Indien sagt.
Melanie Amann vom Spiegel erkennt in einem Leitartikel in
einem "Impfneid" der Deutschen ein typisch deutsches
Verhalten, man missgönne den Geimpften Freiheitsrechte! Ich
kenne niemanden mit Impfneid. Ich kenne allerdings Leute,
die klug genug sind zu erkennen, dass ein Geimpfter in
Feierlaune riskanter ist für das Infektionsgeschehen als ein
besonnener ungeimpfter Mensch. Und typisch deutsch ist wohl
eher das "Typisch deutsch"-Gerede.
Ich finde einen informierten Beitrag in der "Welt" online,
Gesundheit, von Alice Lanzke, zum Einfluß von
Luftverschmutzung/Feinstaubbelastung auf das Risiko,
einen schweren Verlauf von Covid-19 durchzumachen. Nach
Untersuchungen einer internationalen Forschergruppe unter
Beteiligung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts
für Chemie in Mainz könnten 26% der Corona-Todesfälle in
Deutschland auf Belastungen mit Feinstaub zurückführbar
sein. Die extreme Krisensituation in Bergamo zu Beginn der
Pandemie ist eindeutig - und das ist schon länger bekannt -
auch auf die dortige Luftverschmutzung zurückzuführen im
"Industrie-Dreieck" Bergamo-Lodi-Cremona. In Europa liegen
die Nachbarn Brescia und Bergamo an der Spitze der Liste von
Städten mit den höchsten Todesfallzahlen durch
Feinstaubbelastung - vor Corona!
03.05.21 Es ist nun häufig zu hören, Corona treibe die Digitalisierung
der Gesellschaft voran. Dabei sollte aber auch bedacht
werden, wie riskant es sowohl psychologisch als auch ganz
pragmatisch ist, wenn eine Gesellschaft am Tropf der IT
hängt. Es gibt noch ein Leben jenseits der Cloud - nicht
vergessen ... Und es sollte auch ein Leben trotz
Stromausfall und ohne ständigen Internetzugang möglich sein!
Wir steuern allerdings auf eine andere Situation zu. Die
Lehre von der Verwundbarkeit unserer hochkomplexen
Gesellschaft wird ignoriert, Resilienz in die IT verlagert.
Überdies darf an der Digitalisierung dank Corona gezweifelt
werden. Wer Kinder im schulpflichtigen Alter hat, die von
schlecht ausgebildeten und nach den falschen
Schlüsselqualifikationen (Anpassung statt kreativer
Eigenverantwortung z.B.) selektierten Lehrkräften digital
gequält werden, wird daran mit guten Gründen zweifeln und
sich einen langen Atem zulegen - und selbst aktiv werden,
sofern irgend möglich. Eine Studie zu den Materialien und
didaktischen Aufbereitungen, die aktuell auf Schüler
losgelassen werden, könnte lehrreich sein. Da bekommen
Kinder in der Grundstufe Gymnasium als "Lösungen" zu ihren
Aufgaben für das Homeschooling das geschickt, was im
Lehrerhandbuch als Lernzielformulierungen steht. Nur so zum
Beispiel.
Die IPG veröffentlicht heute unter dem Titel "Weiße Flecken
auf der Corona-Karte" eine fundierte Auseinandersetzung mit
dem Merkelschen Lockdownprinzip "Viel hilft viel", das mit
guten Gründen in Frage gestellt wird, und eine bemerkenswert
deutliche Kritik an der oft oberflächlichen,
schlagzeilenorientierten, undifferenzierten und
uninformierten medialen Berichterstattung zu Corona-Fragen.
27.05.21 Ein bemerkenswerter Satz von Angela Merkel geht
heute durch die Medien: Unabhängig vom Impfgeschehen werde
eine gesicherte Rückkehr zum Schulunterricht stattfinden.
Kann sie auf die letzten Meter ihrer Kanzlerschaft nun
entspannt sagen, was sie für richtig hält? Während die
Lauterbache der Republik und ihre Kommentatoren sich darin
überbieten, die Notwendigkeit einer umfassenden Impfkampagne
unter Kindern und Jugendlichen zu beschwören. Und dies, man
hat ja gelernt, nicht um die Alten zu schützen, sondern die
Jungen, so wird versichert, z.B. von einer Kommentatorin des
Deutschlandfunkes. Wo die Impfdosen dazu herkommen sollen,
wird nicht erklärt. Drosten und andere Mediziner erklären,
es sollten doch erstmal die Eltern geimpft werden, was ich
sehr vernünftig finde.
03.06.21 Im Karwendel, ein paar Tage in den Bergen. Das neue
Mantra: "Geimpft, Genesen, Getestet". Löst AHA ab. Wortmagie.
Und die Bild-Zeitung zerlegt Lauterbach, ganz höflich wird
sein salopper Umgang mit der Wahrheit als "10
Corona-Irrtümer des Viren-Experten" vorgeführt und süffisant
aufgearbeitet.
15.06.21 Corona zerfrisst alle Diskurse und Diskursmuster.
Was auch geschieht, geschieht trotz oder wegen der hohen
oder niedrigen Impfraten, trotz oder wegen gelockerter
Maßnahmen, trotz oder wegen bestimmter Verhaltensweisen.
18.06.21 Nun sei bekannt, dass der Sommer eine größere Rolle
spiele beim Rückgang der Corona-Infektionen als bislang
angenommen. Aha. Dabei lag die Verbindung auf der Hand,
zumindest für Deutschland und zahlreiche andere europäische
Länder. Aber dann hat jemand gefunden, dass es auch heiße
Länder gebe mit hohen Inzidenzen. Und das wurde als
Gegenbeweis gehandelt. Die Leidenschaft der falschen
Vergleiche gehört zur Corona-Pandemie wie die Atemmasken. So
wurden gerne auch Inzidenzen verschiedener Länder
miteinander verglichen, die sich gerade in unterschiedlichen
Jahreszeiten befanden, Inzidenzen von Ländern mit
erheblichen Differenzen in der Bevölkerungszusammensetzung,
in den Wirtschaftsgrundlagen, im Gesundheitssystem.
Niemandem schien aufzufallen, dass Länder mit niedrigen
Inzidenzen oft Inseln waren oder Inselkontinente
(Australien). Von den skandinavischen Ländern wurde so
gesprochen als redete man über die alten Bundesländer,
ignorant gegenüber den erheblichen wirtschaftlichen,
gesundheitspolitischen, landschaftlich-klimatischen und
populationsstrukturellen Unterschieden im Kunstgebilde
Skandinavien.
Aber noch ist der Sommer nicht da und schon wird mit tiefen
Sorgenfalten vor der vierten Welle mit der indischen
Variante gewarnt. Ja, richtig, im UK grassiert sie. Aber was
ist mit Indien, wo die Variante doch herkommt? Da ist die
Inzidenz weit unter der im UK. Aber wie gesagt: Vorsicht mit
Vergleichen. Nun sollten Maßnahmen für den Herbst geplant
und vorbereitet werden. Strukturelle Maßnahmen, die schon
längst überfällig sind. Die Ausstattung und Ausbildung (der
Lehrer v.a.) für den digitalen Unterricht voranbringen.
Luftfilter für die Schulen und Büros. Feinstaub bekämpfen,
allgemein Ursachen für schwere Verläufe bekämpfen. Das
Gesundheitssystem stärken. Dinge angehen, die strukturell
langfristig sinnvoll sind, auch ohne Corona. Statt nur auf
Impfquoten zu starren und zu hoffen! Analysen und
Bearbeitungen der Ausbreitungswege, sozialer Bedingungen,
immunologischer Parameter, datenschutzrechtlicher
Rahmenbedingungen für effektive Kontrollapps etc. pp. Es
gibt einiges zu tun bis zum Herbst!
23.06.21 Fliegt sie nun endlich, die Eule der Minerva? Im
zweiten Corona-Jahr erscheinen zunehmend differenzierte
Auseinandersetzungen mit den Hysterien und
Profilierungsaktionen des ersten Jahres. Der
Kardiologie-Kanal von "Doccheck", betreut durch den
Kardiologen Stefan Waller, veröffentlicht heute unter dem
Titel "COVID-19: Das wahre Herzeleid" eine lesenswerte
Stellungnahme zu den panischen Berichten über dramatische
Folgen einer Corona-Infektion für das Herz-Kreislaufsystem.
So seien "fulminante Virusmyokarditiden - wie sie bei
anderen systemischen Infektionen mitunter vorkommen können -
bei SARS-CoV-2-Infektionen eher selten. Insbesondere gebe es
kaum Hinweise für einen relevanten direkten Virusbefall
der Kardiomyozyten." Auf die Mängel der Studien vom
Sommer 2020 sei damals schon hingewiesen worden.
"Durchgedrungen ist das damals nicht. Sirenen wie Karl
Lauterbach amplifizierten die Ergebnisse der
Biomarker-Studien, ohne auch nur einen Versuch der
Einordnung zu unternehmen."
Dramatisch sind allerdings die Folgen des Lockdowns für
Herzpatienten durch schlechtere Versorgung bzw.
Versorgungsinanspruchnahme. Nach einer Studie in Hessen ist
die Zahl der Herzkathederuntersuchungen dort im Lockdown um
über ein Drittel zurückgegangen, die kardiovaskuläre
Mortalität um 8% gestiegen und die Gesamtmortalität der
Herzpatienten um 12%. Stephan Baldus, Direktor der Klinik
für Innere Medizin an der Universitätsklinik Köln:
"Herzpatienten haben in dramatischer Weise ärztliche Hilfe
nicht aufgesucht. Die Sterblichkeit dadurch ist höher als
das, was Covid selbst verursacht hat."
25.06.21 Israel führt die Maskenpflicht wieder ein wegen
steigender Infektionen, vorwiegend durch Variante Delta,
auch bei Geimpften - mit bislang noch keinen schweren
Verläufen. Wird es in absehbarer Zeit wirklich eine Rückkehr
zur Normalität geben? Zu welcher Form von "Normalität"?
28.06.21 Merkel schließt neue Grenzschließungen aus. Lieber
einen Totallockdown verordnen gegebenenfalls und die
Wunderwaffe Impfung beschwören?? Für "Herdenimmunität" wird
inzwischen die Zahl 85% Geimpfter gehandelt. Das bedeutete
dann mit den Genesenen 100% BürgerInnen potentiell mit
Antikörpern bzw. Antikörperbildungskompetenz. Abzüglich
derer, die realiter keine Immunität/Widerständigkeit
ausgebildet haben oder diese schon wieder abgebaut, kommen
wir dann in die Nähe der früher genannten 65%. Die nicht
reichen werden, um "Normalität" bei offenen Grenzen zu
erreichen. Die - bis vor kurzem - sehr niedrige Inzidenz in
Israel wird auf das Impfregime zurückgeführt. Vergessen
werden sollte aber nicht: Seit März 2020 dürfen keine
Ausländer mehr nach Israel reisen. Und Großbritannien hat
sich die Delta-Variante und den sprunghaften Wiederanstieg
der Inzidenz seit Anfang Juni trotz hoher Impfquote primär
mit einem politisch begründeten Verzicht auf Einschränkungen
für Reisende aus Indien eingehandelt.
Im Übrigen: was heißt Rückkehr zur Normalität?
Rückkehr zum ganz normalen Konsumwahn? Zu überbordendem
Autoverkehr, überbordendem Flugreiseverkehr und
überbordender Oberflächlichkeit? Ein Stück von der
Un-Normalität zu bewahren würde uns guttun!
01.07.21 Die STIKO empfiehlt nun, nach einer Erstimpfung mit
einem Vektorimpfstoff zur Zweitimpfung einen mRNA-Impfstoff
zu nehmen, um der Variante Delta besser zu begegnen.
Reiserückkehrer aus Portugal und Großbritannien sollen nach
dem Willen der Bundesregierung in jedem Falle in Quarantäne,
auch bei vollständiger Impfung. Soviel zur Normalität nach
der Impfung. Drosten hat am 12.05.21 in der ZEIT übrigens
das genaue Gegenteil propagiert und keinen Grund für eine
Quarantäne bei vollständig geimpften Reiserückkehrern
gesehen. Das war allerdings vor dem Anstieg von Delta in
Portugal, Großbritannien und Russland und ist, wie viele
Aussagen Drostens (etwa zur Sinnlosigkeit von Masken), zügig
überholt. Nach meiner Überzeugung wird es auch bei einer
95%igen Impfquote in Deutschland keine Normalität geben,
solange Corona nicht allgemein weitgehend erloschen ist. So
funktioniert Politik nicht. Es dominiert zumindest in
Deutschland das Bundeswehr-Disziplinierungsprinzip: Alle
machen Liegestützen, weil einer den Spint nicht aufgeräumt
hat. Was manchmal durchaus, funktional-gesellschaftlich
eingebunden in das Solidaritätsprinzip, Sinn macht.
06.07.21 Die Inzidenz-Fixierung nimmt groteske Formen an:
Die Inzidenz steigt! - von 4,9 auf 5,0. Die Inzidenz sinkt
wieder! - von 5,0 auf 4,9. Inzidenz Indien: 19,4. Inzidenz
Schweden: 19,6. Inzidenz Israel 26,2. Inzidenz Dänemark
44,4. Inzidenz Großbritannien: 259,1.
Mich beunruhigt, wie selbstverständlich nun von vielen schon
wieder, auch in Innenräumen mit mehreren Leuten, auf Masken
verzichtet wird. Liegt es daran, dass ich mich an die Maske
schon gewöhnt habe? Manchmal ertappe ich mich dabei, im Auto
alleine noch die Maske aufzubehalten. Sie stört mich nicht,
wenn ich mich nicht sonderlich bewege. Und sie gibt mir im
Kontakt mit fremden Menschen mehr Sicherheitsgefühl als die
Impfquote. Es ist ja inzwischen hinreichend bekannt, dass
selbst Geimpfte das Virus weiterhin verbreiten können.
Interessant ist noch die Frage, wieweit der Transport über
Geimpfte auch riskante Mutationen erzeugen kann. Bislang
gibt es darauf keine Hinweise. Sollte sich das aber zeigen,
werden wir um den großangelegten Einsatz von geeigneten
Luftfiltern nicht herumkommen. Denn Masken auf Dauer in
Innenräumen bei der Arbeit oder in Schulen kann dann niemand
vertreten.
08.07.21 Einige Politiker, allen voran Saskia Esken von der
SPD und Markus Söder von der CSU, machen Druck auf die
STIKO, die Impfung von Jugendlichen und Kindern zu
empfehlen. Es wird argumentiert, anders könne keine
Normalität in den Schulen einkehren. Soll das ein Witz sein?
Wo war die Normalität in den Pflegeheimen, als alle Alten
geimpft waren? Wo war die Normalität in den Schulen, als
wegen eines positiv getesteten Kindes der Betrieb in einer
Schule eingestellt werden konnte? Glauben diese Politiker
noch immer an Wunder? Wenn 60% der Kinder geimpft sind und
weiter Corona-Fälle in Schulen vorkommen wird es heißen, wir
brauchten 80%. Und wenn 80% geimpft sind und es kommen
Corona-Fälle vor wird es heißen, wir brauchen 95%. Und so
weiter, bis wir bei 200% sind .... Difficile est satiram non
scribere .... Impfquote Indien 5,3%; Inzidenz 21. Impfquote
Israel 60%, Inzidenz 36. Aber wenn erst mal alle Kinder
geimpft sind, machen wir die Schulen wieder so richtig auf!
Interessant auch Formulierungen wie "jetzt infizieren sich
auch die Jüngeren", mit der nachgeschobenen Begründung, dass
die Älteren ja großteils geimpft seien. Dabei belehren
verschiedene Publikationen und Statistiken (etwa die des
schwedischen Gesundheitsamtes) schon seit Beginn der
Pandemie darüber, dass Infektionen auch Jüngere trafen, mit
allerdings weniger drastischen Folgen als bei den Älteren,
weshalb darüber weniger berichtet wurde bzw. auch seltener
Daten durch Tests erhoben wurden.
10.07.21 Der Videochef von t-online, Martin Trotz, zeigt
unter dem Titel "Zoff im TV" nach der Konfrontation
Lauterbach-Streeck bei Maybrit Illner zum Thema "Kinder
impfen" die Panikmache Karl Lauterbachs auf und stellt
dagegen die differenzierten Analysen des Infektiologen
Hendrik Streeck. Verdienstvoll! Aber als Experte für
Gesundheitspolitik-Marketing hat Lauterbach einfach eine
bessere PR-Strategie als die medizinischen Experten.
12.07.21 Die neueste Erkenntnis in der deutschen
Corona-Politik lautet, dass nicht nur die Inzidenz, sondern
auch die Einweisungen in Kliniken eine relevante Größe für
die Beurteilung der Gefährdungslage durch Corona seien. Das
schwedische Gesundheitsamt informiert darüber schon seit
Beginn der Pandemie, in Deutschland brauchten wir für diese
Erkenntnis mehr als ein Jahr!
Die Zahl der Grippetoten ist weltweit drastisch
zurückgegangen. Nun kann darüber spekuliert werden, ob dies
den Masken und der Kontaktreduktion zuzuschreiben sei und ob
die Gefährdeten nun nicht an der Grippe, sondern an Corona
gestorben seien. Spekuliert wird (etwa vom US-amerikanischen
Grippe-Experten Richard Webby und im Gefolge gerade von Anke
Hörster bei DocCheck) auch darüber, ob durch die geringere
Verbreitung der Grippe-Viren nun eine geringere
Grundimmunität bereit stünde für die kommende Grippe-Saison
und daher über vermehrte Grippe-Impfungen nachgedacht werden
müsse. Vielleicht also von Januar bis März 2022 unabhängig
von Covid besser mit Maske im ÖPNV unterwegs sein ohne
Grippe-Impfung? Aber nicht immer, um das Immunsystem zu
trainieren?
Über die Gefährdung unseres Mikrobioms durch die
überzogene Corona-Hygiene werden inzwischen nachdenkliche
Befunde und Prognosen veröffentlicht.
17.07.21 Großbritannien hebt bei einer Inzidenz von 408,5
Beschränkungen wieder auf, in Deutschland zündet bei einer
Inzidenz, die Richtung 10 zeigt, schon wieder der Alarm.
Aber schauen wir doch hin auf andere Inzidenzen: Schweden
17,3. Indien 19,5. Israel 54,6. Und einer der ehemaligen
skandinavischen Musterknaben, Dänemark, liegt bei 111,2.
Aufs und Abs, bei denen Momentaufnahmen nichts sagen. Doch
ständig wird mit Momentaufnahmen argumentiert. Allerdings
geben auch Überblicke und Durchschnittswerte nur diffuse
Auskunft. Was sagen die Vergleiche von Todesfall-Zahlen ohne
Analyse der Erhebungsmethoden, der Altersstrukturen, der
Gruppenzugehörigkeiten, des Gesundheitssystems, der
Lebenserwartung nach Gesundung etc. pp.?
19.07.21 Folgt dem schwedischen Pragmatismus nun - reichlich
spät - der britische? Oder ist das, was da ab heute
umgesetzt wird, nämlich der Wegfall aller obligatorischen
Corona-Einschränkungen im Vereinigten Königreich, angesichts
einer Inzidenz von 466 trotz einer Impfquote von 63% nur
eine verzweifelte Flucht nach vorne, ein Brexit aus der
medizinischen Rationalität? Anders als die Impfungen
erreicht diese "Maßnahme" vielleicht die Immunisierung
derer, die das Infektionsgeschehen vorantreiben.
Verantwortlich ist das allerdings bestenfalls nach der
erfolgreichen Impfung aller gesundheitlicher Risikogruppen.
26.07.21 Impfen wird immer mehr zum moralischen Gebot, vor
allem von Seiten der SPD. Berlins Gesundheitssenatorin
Kalayci sieht Impfen als "moralische Selbstverpflichtung".
Steckt dahinter die Vorstellung des Anfangs, dass "nicht nur
die Reichen" sich das Impfen leisten können sollen? Oder ist
es der Glaube an technische Lösungen? Der Glaube an den
umfassenden "Sieg" gegen Corona wabert bei CDU und SPD. Und
was ist mit Masken, Vorsicht, Testen nach Reisen? Und was
ist mit dem Lebensstil? Ist mit einem Pieks die Moral
gerettet? Dass die Risikogruppen geimpft wurden, war
unabdingbar. Aber der Druck jetzt z.B. auf die Schulkinder
ist besorgniserregend im Blick auf die politische und die
medizinische Kultur. Das Argument der "Herdenimmunität", die
anders als mit X (hier folgen wechselnde Prozentangaben, die
nur eine Richtung kennen: immer höher) Prozent Impfquote
nicht erreicht werden könne, ist längst unglaubwürdig
geworden. Bisherige Studien zu Durchbruchinfektionen sind
wenig ermutigend, nicht definitiv bekannt ist die
Wirkungsdauer der Impfungen und die Intensität der
Übertragung durch Geimpfte. Und es gibt keine belastbare
positive Beziehung zwischen Impfquote und Inzidenz und auch
die zwischen Impfquote und Sterblichkeit nach Infektion ist
nur wacklig beleg. Gelegentlich werden amerikanische Staaten
wie Mississippi und Arizona genannt, bei denen niedrige
Impfquote mit hoher Hospitalisierungs- und Todesfallquote
korreliert seien - was wenig relevant ist, da der Anteil von
Corona-Leugnern mit entsprechenden Verhaltensweisen in
diesen Bundesstaaten auch sehr hoch ist.
30.07.21 Im Vereinigten Königreich sinkt die Inzidenz seit
dem "Day of Freedom" massiv. Und die Erklärungsversuche -
bis hin zum Betrugsverdacht - sind dürftig. Es gibt eben
viele Parameter, die berücksichtigt werden müss(t)en.
04.08.21 Bei Bioscientia in Karlsruhe lasse ich meinen
Antikörperstatus zu Covid untersuchen. Dazu wird venöses
Blut gezapft, im Internet findet man teilweise Angaben zur
Verwendung von kapillarem Blut, entnommen mit Pieks an einer
Fingerkuppe. Das Ergebnis (24 Stunden später): negativ.
Nicht erstaunlich, betrug doch die allgemeine
Wahrscheinlichkeit einer unbemerkten Covid-Infektion 2020
5-10% (die Angaben variieren stark, auch außerhalb dieses
Bereichs) und 2021 wurde ich/habe ich mich regelmäßig
negativ getestet. Zudem ist die Aussagekraft dieser
Nachweise dürftig laut Lothar Wieler (RKI) Ende Juni. Wir
wüssten noch zu wenig. Der erste Schritt für mich zur
Impfung.
10.08.21 Ich finde in Geoplus vom 31.03.21 ein lesenswertes
Interview mit dem Virologen Florian Krammer. Er warnt vor
Unbedacht nach der Corona-Impfung, trägt weiterhin Maske
z.B. und vergleicht die Impfung mit dem Sicherheitsgurt
im Auto: "Der rettet in ganz vielen Fällen Leben - aber wenn
sie mit 200 Stundenkilometer gegen eine Wand fahren, hilft
auch ein Gurt nicht." Chapeau!
Aber ungerührt davon verkündet die
Corona-Ministerpräsidenten-Konferenz ein schärferes Vorgehen
gegen Ungeimpfte. Vor einer "Pandemie der Ungeimpften" wird
gewarnt. Und die kostenlosen Bürgertests laufen zum 10.
Oktober aus.
11.08.21
10:15 Impfung am linken Oberarm mit Comirnaty. Einstich
nicht sonderlich schmerzhaft.
So, ich habe meine individuelle Wahrscheinlichkeit, einen
schweren Verlauf von Covid-19 durchzumachen, von etwas unter
1% (das DIW gibt am 6. August 2020 als Wert in Deutschland
für ein "lebensbedrohliches Erkrankungsrisiko" 0,6% an)
weiter in Richtung 0% gesenkt mit der ersten Dosis Comirnaty
(Biontech/Pfizer, mRNA). Und nun harre ich der
Nebenwirkungen, die da kommen könnten. RKI: "Die am
häufigsten berichteten Impfreaktionen in den
Zulassungsstudien waren Schmerzen an der Einstichstelle
(mehr als 80 %), Müdigkeit (mehr als 60 %), Kopfschmerzen
(mehr als 50 %), Muskelschmerzen und Schüttelfrost (mehr als
30%), Gelenkschmerzen (mehr als 20 %), Fieber und Schwellung
der Einstichstelle (mehr als 10 %)." Was das konkret heißen
kann: Ein etwa gleichaltriger Verwandter beschrieb die
Kopfschmerzen so, "als würde mir die Haut vom Kopf gezogen
werden". Allerdings war das bei AstraZeneca.
Schmerzen an der Einstichstelle habe ich schon mal nicht,
die Ärztin war routiniert. Aber die eigentlichen Reaktionen
kommen ja wenn dann erst später bzw. nach der 2. Impfung.
Gründe für meine Entscheidung:
1. Der politisch-gesellschaftlich-mediale Druck. Wer noch
nicht geimpft ist läuft zunehmend Gefahr, von bestimmten
Leuten als Charakterschwein, Querdenker, Esoteriker oder
sonstwas beschimpft oder zumindest verdächtigt zu werden -
ungeachtet der jeweiligen Motivationen und des konkreten
Verhaltens. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD)
charakterisierte Ungeimpfte pauschal als unmoralisch. Im
medizinischen Newsletter von "DocCheck" erschien ein Posting
von "Narkosearzt", in welchem Ungeimpfte als "dumme" und
"dreiste" Personen bezeichnet werden, die es dem
medizinischen Personal zumuten, sie ggf. behandeln zu
müssen. Für Motorradfahrer, die sich zu Schanden fahren oder
Betrunkene, die einen Unfall verursachen, hat "Narkosearzt"
Verständnis, für Ungeimpfte nicht.
2. Drohende Einschränkungen für Ungeimpfte (Museen, Theater,
Grenzübertritte). Ich glaube zwar nicht, dass die wirklich
kommen. Denn erstens spricht sich nun doch allmählich herum,
dass der Risikoabstand zwischen Ungeimpft und Geimpft
(abgesehen von Risikopatienten) zu vernachlässigen ist
gegenüber dem Risikoabstand Vernünftig-Unvernünftig.
Zweitens ist den Entscheidungsträgern klar, dass auch
Geimpfte das Virus (welcher Variante auch immer) bekommen
und übertragen können. Drittens ist auch bekannt, dass die
Geimpften nicht alle eine Immunantwort entwickeln und dass
die Immunantwort in ihrer Wirksamkeit zeitlich nachlässt.
Viertens werden neue Varianten neue Notwendigkeiten
schaffen. Und fünftens gibt es rechtliche sowie ethische
Gegengründe.
3. Der Impfdruck auf Kinder. Kluge Leute wie der
Kinderklinik-Leiter Christian Bogdan (STIKO-Mitglied) oder
der Virologe Hendrik Streeck sehen die Erwachsenen
gefordert, sich impfen zu lassen, und wollen die Kinder
(abgesehen von Risikopatienten) dafür außen vor halten.
Allerdings fürchte ich, dass sie sich nicht gegen die
bedingungslosen Impf-Apologeten, gegen die Spahns und
Lauterbachs, behaupten können, die sicherlich bald die
100%-Quote fordern werden und die sich nicht damit zufrieden
geben, wenn "genügend" (was ohnedies ständig neu - politisch
- definiert wird) Erwachsene geimpft sind.
Apropos Quoten: Island Impfquote 75% Inzidenz 212. Israel
Impfquote 62,5% Inzidenz 321. Indien Impfquote 8,4% Inzidenz
19,4. Iran Impfquote 3,3% Inzidenz 308.
Die 100%-Apologeten haben innerhalb des
Herdenimmunitäts-Denkrahmens sogar Recht, allerdings werden
die Gründe verschwiegen, da sie das GGG-Modell im Bereich
der ersten zwei Gs erheblich ins Wanken bringen: Faktisch
werden erst bei 100% Impfquote die ursprünglich mal
avisierten 60-70% zur Herdenimmunität erreicht. Denn die
Genesenen der ersten Welle dürften nur noch eine rudimentäre
Immunität haben. Und das gilt auch für die erste Welle der
Impflinge. Dazu kommen 10% Bevölkerung, die nicht geimpft
werden dürfen/können oder bei denen die Impfung nicht
anschlägt.
Unser Kanzlerkandidat der CDU plädiert als Ministerpräsident
dafür, dass Geimpfte sich nicht mehr testen lassen müssen.
Ich stelle mir vor, ein Geimpfter macht Urlaub in
Südostasien, zieht dort durch die Bars, sammelt Viren ein
und kommt zurück. Testen muss er sich bei der Einreise nicht
lassen, er ist ja geimpft. Die Viren verteilt er bei einer
feuchten Feier zu seiner Rückkehr. Darf er auch, er hat ja
schließlich Leben gerettet dadurch, dass er sich impfen ließ
....
Es ist beschämend, wie die Ungeimpften zu einer Gefahr
erklärt werden. Sie gefährdeten die Herdenimmunität, heißt
es, gefährdeten die Geimpften, gefährdeten das medizinische
Personal, das sich um sie kümmert wenn sie - mit einer
Wahrscheinlichkeit von unter 1% - mit schwerer Symptomatik
an Corona erkranken. Wieder wird eine falsche Analogie
gebildet. Wie zunächst die Kinder bei Corona als Gefahr
gesehen wurden in Analogie zur normalen Grippe, für die
Kinder als Spreader identifiziert sind. Dass dem bei Corona
nicht so ist, wurde spätestens im April 2020 bekannt, aber
nicht im Schulkonzept umgesetzt. Und nun argumentiert man
mit Analogien zur Bekämpfung der Masern. Da sind
Impfausscherer in der Tat ein Problem. Bei Corona nicht. Bei
Corona sind Hysterie ein Problem und totalitär anmutende
Spaltungs- und Ausgrenzungsrhetorik.
13:45 Linker Oberarm schmerzt im Muskelbereich leicht,
dazu leichtes Brennen. Müdigkeit.
18:00 Kurzzeitig schleimige Flatulenzen. Leichter
Kopfschmerz links oben, äußerlich-oberflächlich. Eher wie
ein Schmerz nach einem Schlag.
20:45 Benommenheit, vorübergehend.
12.08.21
7:30 Die leichten Schmerzen im linken Oberarm haben die
Nacht über angehalten. Trotzdem weitgehend guter Schlaf
mit zweimaligem Erwachen. Jetzt am Morgen gelegentlich
wieder leichtes Brennen. Unterhalb der Einstichstelle
leichte kontinuierliche Schwellung, druckempfindlich.
In einem Restaurant in Karlsruhe, wo ich am Dienstag
noch gegessen habe ohne "Meldezettel", musste ich heute
wieder einen Zettel ausfüllen. Die Luca-App ist hier
unbekannt. Auf der Corona-Informationsseite der Stadt finde
ich keine Erklärung. Nur eine Warnung, "Wer sich nicht
impfen lässt, hat ein hohes Risiko, sich zu infizieren!"
Leute, bitte bleibt doch bei der Wahrheit, hört auf mit der
Panikmache. Ja, die Wahrscheinlichkeit, sich als Ungeimpfter
zu infizieren, ist etwa um den Faktor 5 höher (vage Angabe,
nix Genaues weiß man nicht, aber klar ist: Ungeimpft sind
unter anderem Jüngere mit höheren sozialen Kontakten und
Maskenverweigerer, also Gruppen mit höherem
Infektionsrisiko). Ja, die Wahrscheinlichkeit, einen
schweren Verlauf zu haben, ist signifikant höher. Aber die
Infektionsquote in Deutschland seit Pandemiebeginn liegt
aktuell bei 4,58%. Davon war etwa die Hälfte weitgehend
symptomfrei oder symptomschwach. Und ein Jahr lang waren
(fast) alle ungeimpft. Und die unbemerkten weil
symptomfreien und nicht routinemäßig erfassten Infektionen
liegen um einen Faktor zwischen 3 und 5 höher! Ein "hohes
Risiko" sieht anders aus.
21:30 Keine weiteren Körperreaktionen heute, die auf die
Impfung zurückzuführen wären. Lediglich die leichten
Schmerzen und die leichte Schwellung mit
Druckempfindlichkeit im linken Oberarm sind noch da. Aber
das wären sie ähnlich sicher auch, wenn man mir eine leere
Nadel in den Muskel gestochen hätte.
Dennoch bleibt ein kleines Unbehagen mit der Frage, was
die Lipide und die mRNA jetzt so in meinen Zellen treiben.
Die Lipide können in seltenen Fällen allergische Reaktionen
unmittelbar nach der Impfung verursachen. Nach bisherigen
Veröffentlichungen wird die mRNA nach ca. 50 Stunden
abgebaut sein. Das RKI schreibt "nach einigen Tagen". Und
was wird das Spike-Protein dann machen? Es ist interessant,
mal wieder darauf gestoßen zu werden, was sich in den
Körperzellen so alles unbeobachtet tut - auch ohne Corona,
Tag für Tag, Stunde für Stunde, Sekunde für Sekunde.
13.08.21
7:30 In der Nacht keine Beschwerden mit dem linken Arm,
gut geschlafen. Schwellung zurückgegangen.
Ich erinnere mich an die Aussage von Florian Krammer
(Virologe, Geo Wissen Gesundheit 16/2021) auf die Frage, was
seine eigene Corona-Impfung für ihn bedeute: "Ich gehe
wieder mit einem besseren Gefühl durch die Welt."
Ein Wissenschaftler spricht hier vom "Gefühl" - und
genau das ist der Punkt! Unser Verstand sagt uns, dass wir
auch ungeimpft (in der Regel, d.h. ohne einschlägige
Vorerkrankungen oder altersbedingte Immunschwächen oder hohe
Exposition) nur ein sehr geringes Risiko tragen, erheblich
an Corona zu erkranken. Und er sagt uns, dass die Impfung
dieses Risiko nicht auf Null reduzieren wird und wir zudem
weiterhin Virenträger für andere sein können. Und er sagt
uns auch, dass die Wirkungswege der Impfung und insbesondere
der beteiligten Botenstoffe noch nicht hinreichend
analysiert sind. Wir hätten also schon vor der Impfung
eigentlich (in der Regel) ein gutes Gefühl haben können oder
müssten auch nach der Impfung weiterhin ein schlechtes
haben. Aber Gefühle funktionieren eben anders. Und ich spüre
bei mir selbst jetzt schon, nach der ersten Impfung, die süße
Macht des trügerischen Sicherheitsgefühls. Die ich
niemandem nehmen möchte, wir brauchen das bisweilen um uns
zu regenerieren. Doch wir sollten den Verstand spätestens
dann wieder einschalten, wenn wir in größere Menschengruppen
geraten oder gar eine kontaktreiche Reise unternehmen. Aber
die Bundesregierung hält Sportereignisse mit 25.000
Teilnehmern für vertretbar - macht sie das, weil daran vor
allem Jüngere teilnehmen? Um gezielt Immunität durch
Infektion herzustellen in Gruppen, die von Impfangeboten
schlechter zu erreichen sind? Wer weiß schon, was die Spindoctors
so alles aushecken. Wenn, erfährt man erst hinterher davon.
Wie etwa vom Spindoctor Otto Kölbl, der die Corona-Politik
Chinas für vorbildlich hielt und der im März 2020 ein
Strategiepapier der Bundesregierung mit formulierte, in
welchem zur öffentlichen Panikmache (vornehmer ausgedrückt
zur Darstellung des "worst case") im Umgang mit Corona
geraten wurde (welt.de vom 21.02.2021). Bei der Entwicklung
von Maßnahmen ging die Bundesregierung damals keineswegs vom
Worst case aus, aber bei der Kommunikation, belehrt durch
Kölbl, schon.
Zu den Konsequenzen für die "offene Kommunikation" sagt das
Strategiepapier im März 2020 Folgendes:
Stückweise wird erhellt, wie eine Corona-Infektion zu
lebensbedrohlichen Entzündungen führen kann: Als Reaktion
auf die Spike-Proteine kann ein "Zytokinsturm" im Körper
entstehen, der massive Entzündungsreaktionen initiiert. Das
Spike-Protein (Singular, Plural? Selbst der
"Aufklärungsbogen" des RKI zu den mRNA-Impfstoffen ist da
nicht eindeutig, welcher Typ, wieviele Typen?) wird auch als
Folge der mRNA-Impfstoffe und der Vektor-Impfstoffe
produziert. Und Entzündungsreaktionen insbesondere bei
jüngeren Männern am Herzen sind als seltene Nebenwirkung
einer mRNA-Impfung bereits bekannt. Diese Impfung scheint
eine höhere Produktion von Spike-Protein zu induzieren als
die mit Vektorimpfstoffen. Klärungsbedarf sehe ich auch noch
bei der Frage, weshalb die oft lebensbedrohenden -
wenngleich seltenen - Entzündungen bis 14 Tage und länger
nach der Impfung auftreten können, wenn doch die Produktion
von Spikeproteinen nach wenigen Tagen eingestellt wird. Die
Zauberlehrlinge haben noch einiges aufzuarbeiten ...
Ich halte es daher für höchst problematisch, Kindern
mRNA-Impfstoffe zu verabreichen. Ich halte es aber auch
nicht für angezeigt, sie mit Vektorimpfstoffen gegen Corona
zu impfen, sofern keine klare Indikation besteht. Da bin ich
ganz bei der STIKO und Kinderärzten wie Stefan Renz (Die
Zeit vom 04.08.21). Das kindliche Immunsystem sollte in der
Regel - vor dem Hintergrund, dass Kinder nur extrem selten
ernsthaft an Corona erkranken und im Blick auf die
anhaltende Mutationsgeschichte des Virus - die Chance
erhalten, selbst mit seinen Einrichtungen auf Covid-19 zu
reagieren, sich dafür fit zu machen, wo es das kann.
Zumindest solange die Wirkungswege der Impfungen nicht
lückenlos belegt sind und längere Erfahrungen am Menschen
vorliegen.
Die anschaulichste Erklärung der beiden Impfstoffarten
und ihrer Wirkungsweisen habe ich beim ZDF gefunden:
https://zdfheute-stories-scroll.zdf.de/mRNA_Vektor_Impfstoffe_Mutation/index.html
21:30 Etwa eine halbe Stunde Benommenheit und leichte
Übelkeit wie am ersten Tag. Der Kopf fühlt sich seltsam
an, leicht schwindelig-aufgeschwollen. Leichter
Druckschmerz am Kopf hinten links.
14.08.21 Ich trinke kaum Alkohol und schon bei Kaffee mag
ich es nicht, wenn die Wirkungen zu spürbar ausfallen. Ich
hatte in der Jugendzeit einige Freunde, die Drogen nahmen
und mein Argument dagegen war immer, dass ich nicht weiß,
was da in meinem Körper vor sich geht und ich keine
Kontrolle über die Prozesse habe, die da in Gang gesetzt
werden. Du nimmst etwas und danach gehen die Dinge ihren
Lauf. Ich wollte keinen Kontrollverlust bei Substanzen, von
denen mir klar war, dass sie Gifte sind, schädigen können.
Meine Sorgen zur Corona-Impfung waren ähnlich begründet, die
ablaufenden Prozesse werden nur Schritt um Schritt
aufgedeckt. Und nun habe ich das Zeug in mir und weiß, noch
mindestens 10 Tage kann irgendwas Übles passieren, das sehr
selten vorkommt, aber eben doch vorkommt. Und zwar häufiger
als ein 6er im Lotto. Auf den doch so viele hoffen.
16.08.21 Nun ist die STIKO eingeknickt, so scheint es. Wie
ich in den Nachrichten höre, habe sie ihre Empfehlung
"aktualisiert". Zu erwarten war das, die offizielle Captatio
sprach ja nur von fehlenden Nachweisen der Unbedenklichkeit
im Blick auf Nebenwirkungen. Die lägen nun vor. Damit
beginnt der soziale Druck auf die Eltern. Wenn jetzt Schulen
geschlossen werden, sind die schuld, die ihre Kinder noch
nicht impfen ließen. Zumindest für einige Lautstarke und
hinter manch vorgehaltener Hand. Und ein wichtiger Grund
meiner eigenen Impfung fällt nun weg. Die von Drosten und
anderen vorgetragene Position, es sei hinreichend, wenn die
Erwachsenen im Umkreis der Kinder geimpft seien, löst sich
in Luft auf.
Zum Nebenwirkungsthema: Stets wird vorgetragen, die
Nebenwirkungen von Impfungen würden sich in der ersten Zeit
nach einer Impfung zeigen. Die möglichen Nebenwirkungen der
seit 80 Jahren in Impfstoffen (u.a. gegen Grippeviren)
verwendeten Aluminiumsalze wurden jedoch erst in jüngerer
Zeit bekannt: mit Autismus und Alzheimer werden diese in
Verbindung gebracht. Wie steht es im Übrigen um die
Dunkelziffer von Nebenwirkungen und Impfdurchbrüchen? Gibt
es eine Dunkelziffer nur bei den Infektionen?
Ein Freund hat mir folgendes Denkspiel vorgeschlagen: Es ist
Krieg, du wirst verfolgt und kommst an zwei Brücken über
eine Schlucht. Du musst eine davon nehmen, um dich in
Sicherheit zu bringen. Du weißt, auf die eine Brücke werden
100 Kugel in der Zeit abgefeuert, die du brauchst für die
Querung, auf die andere nur 99. Welche Brücke nimmst du?
Natürlich die mit den 99 Kugeln. Auch wenn die Differenz der
Gefährdung nur 1% ausmacht. So sei es mit der
Corona-Impfung. Sie sei nur 1% sicherer als die
Nichtimpfung, aber das entscheide eben.
Impfquote Israel 63%, Inzidenz 449. Impfquote Indien 9%,
Inzidenz 18,5. Wer kann da noch an Herdenimmunität durch
Impfung glauben?
Inzidenz Schweden 55,5. Inzidenz Norwegen 67,3. Inzidenz
Finnland 96,1. Inzidenz Dänemark 122. Inzidenz Island 213,6.
Hat sich schon einer unserer Politiker oder Journalisten bei
Schweden entschuldigt für die Prügeleien im vergangenen
Jahr?
17.08.21 Der technische Fortschritt hat drei große
Versprechen an die Menschheit gemacht: Den Hunger
besiegen, die Krankheiten besiegen und das Ausgeliefertsein
an Naturgewalten besiegen. Alle drei Versprechen werden
aktuell durch drei kritische Entwicklungen heftig
attackiert. Neue Hungerdrohungen erwachsen aus dem
Biodiversitätsschwund, unsere Souveränität im Umgang mit
Krankheiten wird von Covid-19 (und indirekt auch durch den
Biodiversitätsschwund) in Frage gestellt und der Klimawandel
konfrontiert uns mit Überschwemmungen und Flächenbränden.
Und die Antworten der Technokraten? Die ähneln sich
strukturell in den Heilsversprechungen: Jährlich
aufzufrischende Impfungen gegen Corona, Bestäubungsdrohnen
als Insektenersatz und Terraforming gegen den Klimawandel.
"Du mußt dein Leben ändern"? - Fehlanzeige. Auf 200.000 neu
zugelassene Elektroautos 2020 in Deutschland kamen 200.000
neu zugelassene Motorräder - mit Verbrennungsmotor. Um nur
ein Beispiel zu nennen.
Das 99-100-Kugeln-Denkspiel hat eine entscheidende Schwäche.
Bei Corona geht es nicht um den Gefährdungsunterschied 99
gegen 100, sondern um den 0 gegen 1. Und 0 ist nicht
wirklich Null Risiko, denn die absolute Sicherheit gibt es
bei den Impfungen nicht, schon gar nicht angesichts der
Delta-Mutante und anderer, die sich vielleicht noch
ausbreiten werden. Und dazu kommt das Risiko von
Nebenwirkungen der Impfung (ein Holzwurm in der 99er
Brücke). Und 1 ist auch nicht einfach Eins, sondern dies nur
annähernd und nur unter "Normalbedingungen", wenn keine
einschlägigen Vorerkrankungen vorliegen. Und darüber hinaus
mit starken individuellen Plus-Minus-Abweichungen.
Der Tagesspiegel schreibt vom "selbsternannten
Corona-Bezwinger" Israel. "Selbsternannt"? Keineswegs,
deutsche Politiker und Medien haben Israel so gefeiert,
ähnlich wie Schweden als Beelzebub verschrieen wurde. Gehört
zusammen zum Schwarz-Weiß-Spiel, das den öffentlichen
Diskurs in Corona-Zeiten zerfrisst.
18.08.21 Eine heute in "Nature Biotechnology"
(https://www.nature.com/articles/s41587-021-01037-9)
veröffentlichte Studie an der Charité (nein, kein Drosten,
kein Virologe dabei unter den 23 Autoren), auf die der
"Spiegel" aufmerksam macht, hat den Grund dafür festgemacht,
dass Kinder seltener und schwächer an Covid-19 erkranken:
Die Immun- und Epithelzellen der Nasenschleimhaut von
Kindern sind wesentlich aktiver und respondierender
als die bei Erwachsenen. Es gibt auch - unabhängig von
dieser Einsicht - bereits mehrere Impfstoffprojekte, die auf
eine Aktivierung der Nasenschleimhaut abzielen, die etwa
eine Impfung durch Nasensprays vorsehen. Die Nähe zum Gehirn
macht bislang noch Bedenken.
Kommt es nun zu einer Rehabilitation der tropfenden
Altersnase? Und zu einem Stop für die medikamentöse
Symptomintervention? Stärkt die Tropfnase die Immunabwehr?
Inzidenz in Deutschland 40,8. Inzidenz in Israel 528,5. Wo
läuten alle Alarmglocken? Richtig, in Deutschland. Die
Impfquote müsse dringend erhöht werden. Impfquote Island
74,82% und Inzidenz 212,8. Aber mit einer Impfquote von 85%
werden wir es schaffen. Was genau? Normalität? Die neue
Normalität muss heißen: Bewußter und gesünder leben, mehr
Bewegung, weniger Feinstaub. Weniger negativen Stress,
weniger Mobbing, weniger Lärm. Entschleunigung. Achtsamkeit
im Umgang miteinander und mit der Umwelt, der Tier- und
Pflanzenwelt. Und dies: ein besseres, besser personell
ausgestattetes Gesundheits- und Pflegesystem. Dann wird auch
Corona seinen (bei uns stark überzeichneten) Schrecken
verlieren.
19.08.21 Liebe STIKO, die Geister, die du riefest .... Nun
wollen manche Bundesländer, applaudiert von der GEW, Impfbusse
vor Schulen stellen. Der Präsident des Deutschen
Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger warnt vor der Gefahr
durch Infektionen in den Schulen und möchte auch
Impfangebote an den Schulen. Die STIKO ist pikiert, fürchtet
psychischen Druck auf die Kinder. Aber die SIKO hat gerade
verkündet, dass es keinen Grund gebe, Kinder nicht zu
impfen, da die Nebenwirkungen zu vernachlässigen seien, der
Nutzen (wobei die STIKO auch soziale Faktoren einbezog!)
überwiege. Die GEW schließt forsch, dass man nun den Dummen
und Faulen oder nur Nachlässigen (so verkündet das immer
öfter kommunizierte Bild) ruhig etwas Druck machen dürfe zum
allgemeinen Nutzen und dass es ohnedies keinen Druck mache,
Impfbusse vor die Schulen zu stellen. Liebe GEW, kennt ihr
die Inzidenzen in Ländern mit hoher Impfquote, Malta
(92%-108) und Island (75%-201) zum Beispiel? Wen wollt ihr
schützen vor wem und womit? Ich kann verstehen, dass
Lehrenden graust vor einigen distanzlosen Jungs in der
Pubertät, die am Vorabend Party gemacht haben und dann der
Lehrerin provozierend auf die Pelle rücken - aber kann man
daraus ein Konzept für alle machen? Und werden die vom
Impfbus erreicht? Kinder unter 16 zu impfen ohne klare
Indikation (Risikopatienten) halte ich schlicht für
unzulässig.
Erste Auswirkungen der neuen Corona-Verordnung
Baden-Württemberg: In einem Restaurant muss ich für
den Innenbereich GGG nachweisen. Die von Kretschmann
versprochene Abkehr von der Inzidenzorientierung hatte ich
mir anders erwartet, nämlich als - auch - Orientierung an
den Belastungen der Intensivstationen. Stattdessen wird nun
lapidar verheißen auf der Website des Landes:
"Corona-Beschränkungen für Geimpfte und Genesene werden
weitgehend aufgehoben." Faktisch passiert etwas anderes: Für
Ungeimpfte wird eine weitreichende Testpflicht eingeführt,
bei entsprechendem Lebensstil täglich (Gültigkeit 24
Stunden) - Ausnahme: Kleinkinder und Schüler. Und alle Gs
müssen einen Nachweis mitführen. Konnte ich vergangene Woche
noch ins Restaurant oder Museum mit der Luca-App, muss ich
nun einen GGG-Nachweis vorlegen. Museumsbesuch - ein
berüchtigter Brandsatz der Corona-Verbreitung - ist nun also
inzidenzunabhängig (darin liegt der Fortschritt, bis zur
nächsten Corona-Verordnung) nur geimpft, genesen oder
getestet möglich. Und weiterhin mit Maske. Was durchaus
korrekt ist, den erstens erfasst der Test nicht diejenigen,
die sich kurz vor dem Test angesteckt haben. Zweitens sind
mindestens 10% der Geimpften und Genesenen nicht oder nicht
mehr immun. Drittens können auch die Geimpften Corona
übertragen - die Viruslast der Delta-Variante ist bei
Geimpften und Ungeimpften weitgehend gleich. Und viertens
machen die Impfdurchbrüche zunehmend Sorgen. Das Corona-Doublespeak
verkündet Freiheiten, die es faktisch nicht gibt und schafft
neue Einschränkungen, die derzeit nicht verhältnismäßig
sind. Und die auch die ersten zwei Gs mit Einschränkungen
treffen: Impfnachweis vergessen? Museum zu, auch bei einer
niedrigen Inzidenz! Wann wird jemand feststellen, dass diese
Verordnung erstens nicht wirklich entlastend, zweitens nicht
verfassungskonform und drittens seuchenmedizinisch
problematisch ist? Bei einer Inzidenz von 300? Oder früher?
Aber bei aller Kritik: Es war ein Versuch, von der ständigen
Maßnahmenangleichung wegzukommen.
20.08.21 Das Testzelt vor dem Supermarkt ist besucht wie
schon lange nicht mehr. Die neue Corona-Verordnung zeigt
Früchte. Insbesondere für den Betreiber der Teststation,
eine Firma "B.E.K.O. Bau", die im Internet nicht zu finden
ist und deren Adresse ein Wohnhaus zeigt. Wie lange wird
dieses Zelt mit seinem teilweise hart an der
Minderjährigkeit vorbeischrammenden Personal noch bleiben?
Die Drogeriekette DM schließt ihre Teststationen zum
30.09.21. Falls die neue Corona-Verordnung nun keine
Korrektur bedingt.
Die seit Montag gültige Corona-Verordnung BaWü setzt wieder
vermehrt Gespräche "im Vorübergehn" über Corona in Gange.
Mir fällt auf, wie genau viele Leute inzwischen Zahlen und
Hintergründe kennen, auch aus anderen Ländern. In einem
allerdings hat die Impf-PR gewirkt: Es gilt als ausgemacht,
dass die Gefahr, an Corona zu erkranken, für Ungeimpfte bei
100% liege. Was, insofern hat die Urquelle Drosten "als
Wissenschaftler" Recht (auch wenn das Thema nicht zur
Virologie gehört), hochgerechnet auf die Summe der nächsten
Jahre bei einer angenommenen Dunkelziffer von 10%
unerkannten Infektionen im Jahr und Mehrfachinfektionen
eingerechnet, "wohl" gilt, wenn "erkrankt" nur "infiziert"
bedeutet, unabhängig von der Symptomatik, und Corona bleibt.
22.08.21 Und hier der tägliche Corona-Börsenbericht: Malta
Impfquote vollständig 92,6% - Inzidenz 98,5. Island 74,8% -
174,4. Dänemark 69% - 118,7. Israel 62,9% - 584,5.
Deutschland 58,5% - 54,5. Schweden 51,1% - 63,7. Indien 9,3%
- 16,8. Quelle: corona-in-zahlen.de. Was lernen wir daraus?
Dass die Impfung keine Wunder vollbringt. Und die
Nicht-Impfung nicht geradewegs in die Hölle führt. Die
Bundesregierung macht unerachtet der Fakten und unerachtet
aller Gebote einer liberalen Demokratie weiterhin die
Ungeimpften für den Anstieg der Inzidenz verantwortlich -
möchte zugleich aber von der Inzidenz als Indikator doch
abrücken, zur Intensivbettenbelegung wechseln. Werden dann
die Ungeimpften für die Intensivbettenbelegung
verantwortlich gemacht? Und der einzige, der gegen solchen
Unfug was Substantielles sagt ist Hendrik Streeck.
23.08.21 Heute habe ich eine Terminzusage für eine
Veranstaltung am 19. September erhalten mit dem Verweis auf
GGG. Vielleicht funktioniert die neue Verordnung ja und
ermöglicht Terminplanung? Allerdings gilt die nun 25.
Corona-Verordnung der Ministerpräsidentenkonferenz nur bis
11. September ...
Schweden empfiehlt Impfung ab 16, was der Datenlage nach
sinnvoll ist, und erlaubt nun normalen Schulbesuch auch ab
der 10. Klasse (die anderen waren immer offen unter Corona),
ohne Maske! Anders Tegnell sah schon immer einen nur
geringen Effekt des Masketragens und berief sich dazu auf
fehlende Nachweise der Effizienz und die Erfahrungen in
Belgien und Spanien, wo es trotz verordneten Maskentragens
im vergangenen Jahr zu rapiden Infektionsanstiegen kam. Ich
bin dagegen davon überzeugt, dass die Masken effektiv
schützen, auch gegen die Übertragung der Grippe nebenbei,
wie die Zahlen nahelegen. Die Reserve gegen das Maskentragen
in Schweden wird unter anderem begründet mit der falschen
Sicherheit, die das Masketragen biete - und damit zu
Leichtsinn verleite, dass etwa Infizierte nicht zu Hause
blieben. Was aber ist mit den Infizierten ohne Symptome? Da
schweigt der Positivismus. "nature" veröffentlicht am
19.08.21 Studienergebnisse aus China, wonach die
Delta-Variante vor den ersten Symptomen bereits stark
infektiös sei. Das könnte die raschere Ausbreitung
begründen. Und sollte die Schweden doch mal über ihre
Maskenstrategie nachdenken lassen.
26.08.21 Maskenstrategie: Söder verkündet Ende der
FFP2-Maskenpflicht in Bayern. Nun scheint in Bayern bislang
auch draußen im Biergarten Maskenpflicht geherrscht zu
haben. Falls die Welt-Autorin Susanne Gaschke Recht hat.
Oder waren da nur die Biertische gemeint, an denen einander
Unbekannte eng beieinander saßen? Tja, die Unterschiede in
den Kulturen der Draußen-Gastronomie sollten natürlich
mitbedacht werden, wenn Corona-Verordnungen gemacht werden.
Im Übrigen bleibt es in Bayern grundsätzlich bei der
Maskenpflicht - nur sollen die medizinischen Masken
ausreichen, was insofern sinnvoll ist, als die medizinischen
den Fremdschutz weiterhin sichern. Ich persönlich komme mit
FFP2 gut zurecht, besser als mit den blauen "medizinischen"
Masken, die flächiger aufliegen.
Gestern war ich zu einem Ausflug in der Pfalz, Sommerferien
in homöopathischen heimischen Dosen sozusagen. Vorher habe
ich noch einen Schnelltest machen lassen. Welch ein Aufwand
- und hinterher Nasenrinnen und noch heute Mißempfindungen
in der Nase. In der Pfalz wollte dann aber niemand meinen
Test sehen, nicht im Restaurant, wo sich alle im
mediterranen Innenhof tummelten und ich in der Gaststube
alleine war mit einem Gast, der dort zu wohnen schien. Und
auch nicht im Museum, wo auf drei Stockwerken außer mir noch
zwei (in Zahlen: 2) andere Besucher unterwegs waren. Nur
Luca-App oder Zettel-Ausfüllen waren notwendig. Ab heute
gilt das GGG da wo ich gestern war - inzidenzabhängig (ab
35).
"Ärzteblatt.de" titelt heute "Myokarditis und andere
Komplikationen nach Covid-19 wesentlich häufiger als nach
einer Impfung". Die Schlussfolgerung des Beitrages ist sehr
zurückhaltend: "Eine Impfung dürfte deshalb auch bezüglich
der Kardiomyopathie sicherer sein als eine Infektion mit
SARS-CoV-2." Was im Beitrag außen vor bleibt: Die
"Wahrscheinlichkeit" einer Impfung liegt nach dem Willen der
Bundesregierung bei 85%. Die Wahrscheinlichkeit einer
Covid-19 Infektion ist im Horizont der bisherigen
Erfahrungen wesentlich geringer, zumal die einer Infektion
mit signifikanten Symptomen - und nur solche werden in der
Studie aus Israel, die dem Beitrag zugrunde liegt, zum
Vergleich herangezogen. Aktuell werden in Deutschland 4,7%
genannt als Infektionsrate seit Beginn der Pandemie.
Darunter fallen aber auch alle Infektionen ohne signifikante
Erkrankung, die bei Routinetests, Tests von Kontaktpersonen,
Zugangstests o.ä. erfasst wurden.
28.08.21 Heute wird für Malta eine erheblich geringere
Impfquote genannt als noch vor einer Woche mit 92%, nämlich
80%. Daher hier die Zahlen nach heutigem Stand: Malta
Impfquote vollständig 80% - Inzidenz 65,6. Island 76,8 -
155,5. Dänemark 71% - 116,8. Israel 62,2% - 641,5.
Deutschland 59,9% - 72,1. Schweden 54,5% - 67,2. Russland
24,6% - 92,2. Indien 10% - 18,4. Quelle:
corona-in-zahlen.de. Die niedrige Inzidenz in Indien könnte
darauf zurückzuführen sein, dass bereits ein Großteil der
Bevölkerung eine Infektion durchgemacht hat.
Interview der "Schweiz am Wochenende" heute mit dem
renommierten Aids-Forscher Pietro Vernazza, der eine
abgewogene Position vertritt, auf die Notwendigkeit des Trainings
für das Immunsystem verweist als Korrelat zu
Impfungen. Er sieht bei einer Impfquote von 60% bereits die
realistische Möglichkeit, Corona unter Kontrolle zu halten.
Von Herdenimmunität als Ziel zu reden hält er für
irreführend, durch die Veränderbarkeit des Virus im
Unterschied etwa zum Masernvirus sei Immunität nicht zu
erreichen. Es gehe um die Steigerung der zellulären
Immunantwort - auch durch Impfung.
30.08.21 Schulthema: Die Berliner Amtsärzte möchten nur noch
infizierte Kinder in Quarantäne schicken, mit medizinischen
Argumenten (u.a. auch das von Vernazza vorgetragene, dass es
nicht zielführend sei, jede Infektion unterbinden zu wollen)
- Teile der Berliner Politik möchten die gesamte
Kontaktgruppe für 14 Tage in Quarantäne schicken. Stillstand
als linke (Schul-)Politik?
31.08.21 Deutschlandfunk, "Informationen am Mittag", Corona,
Moderator um 12:20 Uhr: Wer ungeimpft ist, geht in den
kommenden Wochen bewußt ins Risiko und gefährdet die
Gesundheit anderer. Nicht geistreicher als das Gerede der
Corona-Leugner. Beim Bäcker wird zum Stehkaffee im Innenraum
GGG-Nachweis gefordert. Für die Bahn ist das auch schon im
Gespräch! Aber wer soll die Kontrollen dann durchführen?
Apps mit Bewegungsprofil? Und noch immer ist es sehr
schwierig, das eigene Risiko realistisch abzuschätzen. Es
wird zwar berichtet, dass nun vor allem jüngere Ungeimpfte
auf den Intensivstationen lägen - aber aus
Datenschutzgründen erfahren wir keine Details,
Vorerkrankungen, Raucheranteil, BMI, Lebensstil, Mobilität
(Auslandsreisen) etc. pp. Lediglich ist mal von "die
vielleicht ein oder zwei Risikofaktoren mitbringen" die Rede
(Intensivmediziner Manuel Wenk, Düsseldorf, in der taz vom
27.08.21). Klar, das kann auch trügerische Sicherheit
verhindern helfen. Aber Evidenzbasierung sieht anders aus.
04.09.21 Maskenthema: Inzwischen gibt es genügend Studien
und wir können sicher sein, dass Masken vor
Corona-Infektionen signifikant schützen. Allerdings muss
auch klar sein, dass berufsbedingtes anhaltendes Tragen von
Masken gesundheitlich beeinträchtigt. Das war schon vor
Corona klar und führte auch zu arbeitsrechtlichen
Bestimmungen wie zeitlichen Einschränkungen. Mit der
Corona-Masken-Debatte dürfte bald aber auch jemand im
medizinischen Sektor an die Burka denken.
In Israel soll es ab 1. Oktober die Erleichterungen für
Geimpfte ("Grüner Pass") nur noch geben, solange die letzte
(Auffrischungs-)Impfung nicht länger als 6 Monate zurück
liegt oder eine Genesung nicht länger als 5 Monate (The
Jerusalem Post 30.08.21). Biden forciert in den USA die
frühen Auffrischungsimpfungen. Wann werden Drosten und
Lauterbach nachziehen? Bisher sprechen beide nur von den
Risikogruppen.
Drosten wartet mit düsteren Prognosen für den Herbst auf, es
drohe eine Überlastung der Krankenhäuser. Die Impfquote
müsse laut RKI 90% der ab 60jährigen und 85% der
Altersgruppe 12-59 ausmachen. Drosten hält
gesamtgesellschaftlich über 90% für notwendig, um aus der
Pandemie zu kommen. So in einem gestern veröffentlichten
Podcast des NRD, "Coronavirus-Update".
Malta Impfquote 80,3% - Inzidenz 72,7. Island 77% - 128,7.
Dänemark 72,8% - 93,9. Israel 62,6% - 800. Deutschland 61% -
80,7. Schweden 57,3% - 70. Indien 11,1% - 18,2.
08.09.21
11:00 2. Impfung mit Comirnaty. Stich nicht schmerzhaft,
keine Beschwerden danach.
Ich wollte schon vergangene Woche die zweite Impfung nehmen,
aber dann hatte ich nach einer Zahnpräparation für eine
Brückenerneuerung heftige Beschwerden, vor allem nachts,
Entzündungsschmerz, Wundschmerz. Da wollte ich erst noch
abwarten.
Vor mir im Wartebereich eine Mutter mit zwei Söhnen, 9/14
Jahre etwa. Mutter sportlich, schlank. Söhne einer
übergewichtig, einer mit extrem schlechter Haltung. Statt
über Impflicht sollte jetzt über Sport- und Bewegungspflicht
diskutiert werden. Das würde nicht nur in der
Corona-Situation, sondern allgemein den Gesundheitsbereich
entscheidend voran bringen!
Der Regierende Bürgermeister Berlin Müller (SPD) verkündete
gestern, dass die Stadtregierung über 2G nachdenke. Dabei
ist doch medizinisch-epidemiologisch klar, dass von
ungetesteten Geimpften eine größere Infektionsgefahr ausgeht
als von negativ Getesteten. 2G wäre eine rein politische
Maßnahme um Impfdruck aufzubauen, medizinisch nicht
gerechtfertigt und verfassungsjuristisch fragwürdig.
Bundesligisten haben angeblich 2G bereits bei Spielen
angewendet, Hamburg hat es am 28.08. eingeführt. Allerdings
ist auch 2G nur bedingt entlastend. Das "Genesen"-Zertifikat
hat nur 6 Monat Gültigkeit. Und für die Impfzertifikate
dürfte bald das Gleiche gelten - nach den Vorbildern USA und
Israel. Und dann wird klammheimlich wieder das Testen
einspringen, denn 6-monatige Auffrischungsimpfungen sind in
Europa nicht durchzusetzen als Bedingung für die Rückkehr in
eine Normalität, die diese Bezeichnung nicht verdient.
Ich verstehe die Aufregung um Impfverweigerer bei einer
Impfquote von 61,6% nicht. Dazu kommen die Kinder unter 12
Jahren, dazu kommen die aus medizinischen Gründen nicht
Geimpften, dazu kommen die Genesenen plus die Dunkelziffer
der Genesenen, die nie durch Tests erfasst wurden, da sie
keine Symptome hatten oder aus anderen Gründen. Der
verbleibende Rest ist die ganze Aufregung eigentlich nicht
wert angesichts der Impfdurchbrüche und anderer Faktoren wie
nicht anschlagende Impfungen. Worum geht es? Um
Symbolpolitik? Legitimationsbedarf? Aktionismus? Angst vor
Gesichtsverlust?
17:00 Schmerzen am linken Oberarm, Bereich Einstich, aber
mäßig.
18:00 Kribbeln am Kopf, leichte Übelkeit, leichtes
Schwindelgefühl.
20:00 Brennen im Bereich des Einstichs, starke Müdigkeit.
Nackensteifigkeit.
09.09.21
06:30 Schmerzen und Brennen im Einstichbereich.
Der Margarine-Forscher und "Einflüsterer" Lauterbach (s.
Der Spiegel 14/2004 -
https://www.spiegel.de/wissenschaft/der-einfluesterer-a-cac9b0b4-0002-0001-0000-000030346862?context=issue)
hält - es war zu erwarten - die 2G-Regel für gerecht.
Politik bricht Recht und Wissenschaft. Gesundheitsminister
in spe unter Scholz? Werden wir uns dann nach dem schlicht
seinen eigenen Vorteil suchenden Bankangestellten Jens Spahn
zurücksehnen?
21:00 Einstichbereich leicht gerötet, druckempfindlich.
10.09.21 Einige Bundesländer wollen die Entschädigung
für Verdienstausfall bei einer Quarantäne-Verfügung für
Ungeimpfte streichen. Man kann in Deutschland saufen,
rauchen, sein Bewegungstraining aufs Betätigen des Gaspedals
im Auto beschränken oder sich mit dem Motorrad rasend
zerschmettern: Der Schutz der Solidargemeinschaft bleibt
gewährt. Wer aber nach Abwägung des persönlichen Risikos und
des Nutzens für die Allgemeinheit, angesichts der eklataten
Politikdominanz im öffentlichen Corona-Diskurs, angesichts
der gerafften Entwicklung von Corona-Impfstoffen durch
Genbasteleien, angesichts zahlreicher Pharmaskandale und
Impfdesaster in der Vergangenheit (z.B. Lipobay - involviert
Lauterbach, Schweinegrippe-Impfungs-Narkolepsie - involviert
Drosten und Tegnell) etc. pp. sich gegen eine Impfung zum
Schutz vor schwerwiegenden Corona-Infektionsfolgen
entscheidet wird als rechtsradikaler Esoteriker, im
günstigsten Falle verantwortungsloses Subjekt gebrandmarkt
und abgestraft.
2G-Party in Münster, 39 Infizierte bei 380 Gästen. Aber nur
leichte Symptome - wie in dieser Altersgruppe auch bei
Ungeimpften üblich.
13.09.21
06:30 Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, leichte Übelkeit.
Der typische Impfungs-Kopfschmerz bei mir: eher
äußerlich am Kopf, kribbelnd-ziehend, an Haut und Knochen,
sagt das Empfinden.
Ein Freund fühlt sich nach der Impfung "pudelwohl". Schön,
aber 98% der Bundesbürger D könnten sich auch ohne Impfung
pudelwohl fühlen, wären da nicht allgemeine Verunsicherung,
unverhältnismäßige Maßnahmen.
Der Ressortleiter "Spiegel Wissenschaft" feierte mit
unsauberen Zahlen (vergleicht z.B. die Impfquote Dänemark ab
13 mit der Impfquote Deutschland insgesamt) am 03.09.
Dänemark als "Coronaparadies" - dank hoher Impfquote. Was
ist mit der massenhaften Tierkeulung, der rigiden Grenz- und
Einwanderungspolitik? Und warum feiert er nicht Schweden, wo
die Freiheiten, derentwegen er Dänemark preist, in großen
Zügen durchgängig galten? Oder Israel, wo es auch einmal
tolle Zahlen gab und Freiheiten - und nun anhaltend hohe
Inzidenzen und wieder Einschränkungen? Dänemark Impfquote
73,8% - Inzidenz 59,4. Israel 63% - 621,8. Deutschland 61,9%
- 81,9. Schweden 60,3% - 73,7.
Die beiden Kurvendarstellungen von mdr Wissen verweisen eher
auf ein Abflachen der aktuellen Welle als auf den
prognostizierten weiteren Anstieg. Dagegen spricht, dass ein
Reiserückkehrer-Anstieg zu erwarten ist (Pandemie der
Geimpften ...). In ein paar Wochen wissen wir mehr.
19:00 Starke Benommenheit.
14.09.21
6:00 Kopfschmerzen, Übelkeit, Nackenschmerzen.
Ich möchte in die Badische Landesbibliothek, ein Buch
abgeben, eines holen aus dem Freihandbestand. Am Eingang die
große Tafel mit den drei Gs. Geimpft, genesen oder getestet
muss man sein, um die hohen Hallen betreten zu dürfen. Mit
Maske wohlgemerkt. Erziehung zum Untertan. Körpernahe
Dienstleistung Bibliothek?
Baden-Württemberg wollte ab gestern (Montag, 13.09.) die
strengste Corona-Verordnung bundesweit starten, mit 2G unter
anderem. Im letzten Moment hatte wohl doch noch jemand ein
Einsehen - oder war es nur wahlkampftaktische Besorgnis? Die
neue Verordnung wurde vorläufig auf Eis gelegt, es gibt
"Vorab-Regelungen". Die "alte" Verordnung galt seit 16.
August, die von vielen erhoffte "Verstetigung" ist also
ausgeblieben, gehalten hat die Verordnung nicht einmal einen
Monat.
15.09.21 In der Bahn darf ich mich dicht an dicht drängen
ohne G, aber in die Badische Landesbibliothek darf ich nur
mit G-Nachweis! Auch jeden Tag einkaufen wo ich möchte darf
ich mit Maske, aber in die Staatliche Kunsthalle: nur mit
G-Nachweis - und Maske ohnedies. Und die Kinder sitzen den
ganzen Tag mit Maske im Klassenzimmer, atmen gesiebte Luft
sogar in der Pause, hängen eng aufeinander in der Bahn und
kommen genervt nach Hause. Wie soll man das anders nennen
denn Schikane an den wirtschaftlich (vordergründig) nicht
schädlichen Stellen? Und es ist beschämend, dass
ausgerechnet das grün-schwarze Baden-Württemberg sich
besonders hervortut mit abstrusem,
paternalistisch-etatistischem Auflagenwust.
Wer wissen möchte, wie es auch anders gehen kann, mit einer
Impfquote von aktuell 61,2% und einer Inzidenz von 80,9, der
schaue doch mal hier.
https://de.euronews.com/2021/09/09/noch-im-september-schweden-befreit-sich-von-corona-restriktionen
Oder zur Erinnerung, wie der Schulstart in Schweden nach den
Sommerferien 2020 verlief:
https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/videos/schweden-schule-corona-video-100.html
Und bitte jetzt nicht wieder kommen mit dem zynischen Satz,
die Schweden hätten eben ihre Alten geopfert. Die
Corona-Verstorbenenquote war in Schweden zu Beginn in der
Tat weit höher als in Deutschland (aber niedriger als z.B.
in Belgien, Spanien, Italien, Frankreich, Großbritannien und
den Niederlanden), mit angebbaren Gründen in Mängeln von
Gesundheits- und Pflegesystem. Sie ist inzwischen aber in
der Summe nur noch um den Faktor 1,3 höher als in
Deutschland.
In Baden-Württemberg gilt ab morgen, Donnerstag, eine
"nachgebesserte" neue Corona-Verordnung. Mit Belegung der
Intensivstationen als Maßnahmen-Auslöser,
"Hospitalisierungs-Inzidenz" und massiven Einschränkungen
für Ungeimpfte. Hoffen wir, dass eine unabhängige Stelle
dann die Intensivstationen-Daten sammelt und auswertet.
Wobei auch nur gesammelt werden kann, was erhoben wird ...
Kontakte mit infizierten Geimpften werden voraussichtlich
nicht erhoben. Das könnte ja am Bild von der "Pandemie der
Ungeimpften" kratzen.
Wer sich brav impfen lässt (ich selbst z.B. ja auch), darf mitspielen.
Ein gesellschaftliches Muster, das gerade eine neue Dynamik
entfaltet. Ich habe beim O2-Servicetelefon mal vergessen,
der Aufzeichnung des Gesprächs zuzustimmen. Ich wartete dann
endlos auf "einen freien Mitarbeiter". Und dann kam einer,
der mich kaum verstand und dessen gebrochenes Deutsch ich
kaum verstehen konnte und der mir statt des von mir
Gewünschten einen Billigvertrag einer O2-Tochter (Blau)
aufschwatzen wollte. Bei manchen Internetseiten komme ich
nicht mehr weiter, wenn ich nicht zuerst allen Werbe- und
Datensammel-Cookies zugestimmt habe. Und ohne Cloud-Buchung
geht bald nix mehr im Computer- und Smartphone-Bereich.
Mitspielen - "nie war es so wichtig wie heute" ... Und
selten so demokratie-, denk- und aufklärungsfeindlich.
Berlin ist mit Grünen und SPD in der Corona-Politik auch
nicht besser als BaWü. Die den beiden Parteien zugehörigen
Ressorts haben am Dienstag eine unsägliche 2G-Regel
erlassen, mit Lockdown für Kinder. Heute wurde sie wieder
kassiert.
Lancet-Bericht: "Selbst angesichts der
Delta-Bedrohung sind Auffrischungsimpfungen für die
Allgemeinbevölkerung in diesem Stadium der Pandemie nicht
angebracht".
20.09.21 Was wohl nach der Wahl kommt? Anschluss an
Schweden, Großbritannien und Dänemark - oder Anschluss an
USA und Israel in der Corona-Politik? Das breite mediale
Gerede von 85-95% Impfquote deutet eher auf USA und Israel
hin. Aber das Spiegel-Wissenschaftsressort und andere haben
auch schon gezeigt, wie man die Impfquote irgendwie
hinrechnen kann. Einfach die Quote über 12 (Dänemark)
oder 16 (Schweden) nehmen, und es sieht schon viel besser
aus. Für Deutschland könnten wir es mit der Impfquote über
18 probieren und dazu noch einen Faktor für die Genesenen
hinzuzählen, und schupps sind wir dann auch bei den 85% -
mindestens! Aber erst nach der Wahl. Davor haben zu viele
Corona-Protagonisten die Angst, das Gesicht zu verlieren.
Als gäbe es da noch etwas zu verlieren.
Es mehren sich auch die Hinweise darauf, dass für
Deutschland eine viel zu niedrige Impfquote angesetzt wird,
da die Impfungen nur unzureichend erfasst wurden, mit einem
überbordenden bürokratischen Aufwand und einer
unterbordenden Effizienz. Aber vorläufig hat das keine
Konsequenzen, höchstes Ziel scheint ja, Impfdruck
aufzubauen. Bis nach der Wahl?
22.09.21 Das tägliche Quotentheater zeigt noch nicht das von
den Impfquoten-Apologeten erwartete Anschwellen in
Deutschland oder Schweden. Aber der Herbst fängt ja erst
heute an:
Malta Impfquote 81,3% - Inzidenz 34. Island 79,9% -
61,5. Dänemark 74,6% - 40. Israel 63,6% - 540,2.
Deutschland 63,2% - 65. Schweden 62,3% - 52,1. Indien 14,8%
- 13,5.
Aussagekräftigere Werte als die 7-Tages-Inzidenz wären
sicherlich die Zahlen der Aufnahmen auf Intensivstationen
und der Sterbefälle mit Corona-Hintergrund. Aber auch damit
würden Unterschiede im Sozialverhalten, im
Gesundheitssystem, in den Kriterien und Praktiken zur
Aufnahme auf Intensivstationen, im Altersaufbau der
Gesellschaft etc. pp. nicht einfließen.
Baden-Württemberg veröffentlicht nun die
Hospitalisierungsinzidenz (HI). Die 7-Tage-HI liegt am
21.09. bei 2,06 - Auslösewert für die Warnstufe ist 8. Die
28-Tage-HI liegt für Geimpfte bei 3,3 und für
Ungeimpfte/Erstgeimpfte/Unklare bei 31,4.
28.09.21 Die SPD hat gewonnen. Und nun wird wohl der
"Einflüsterer" (Spiegel) und Margarine-Epidemiologe Karl
Lauterbach Gesundheitsminister. Das verspricht leider keinen
Abschied von der Corona-Endsiegpolitik, eher das Gegenteil.
Die Inzidenz sinkt seit geraumer Zeit, aber anders als beim
Anstieg vor einigen Wochen hat dies keine Konsequenzen.
Vielmehr wird von manchen Medien alles getan, den Rückgang
wegzuschreiben. Als am 20.09. ein kurzer Anstieg um 0,5 auf
71 kam, titelte die Frankfurter Rundschau: "Inzidenz steigt
wieder an". Den Text dazu möchte man nicht lesen, das ist
schlechtester "only bad news are good news"-Journalismus.
Penetrant werden wieder einmal die Totenzahlen aufgelistet
und die Ansteckungszahlen, letztere mit einem
verschwörerisch geraunten "Die tatsächliche Gesamtzahl
dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht
erkannt werden". Was eigentlich eine gute Nachricht wäre,
dass nämlich die meisten Infizierten von der Infektion gar
nichts mitbekommen, wird bei der FR zur diffusen Bedrohung:
Seht her, der Teufel steckt schon in Euch und Ihr habt es
gar nicht bemerkt!
Inzwischen sind wir, acht Tage nach dem FR-Beitrag, mit der
Inzidenz bei 60,3 (Angabe "corona-in-zahlen"). Aber was
würde auch ein leichter Anstieg sagen, Israel hat 400,
Großbritannien 348 und die USA 247 - Werte, bei denen unser
Gesundheitssystem, glaubt man dem vielleicht künftigen
Gesundheitsminister, schon längst zusammengebrochen wäre.
30.09.21 Heute kam die Nachricht, die ich am 20.09.
angekündigt habe: "Die gute Nachricht: 75% der Erwachsenen
und ein gutes Drittel der Kinder zwischen zwölf und 17
Jahren in Deutschland sind nach Angaben des Robert
Koch-Institutes (RKI) vollständig gegen das Coronavirus
geimpft." (Tagesspiegel - Abendlage). Läge die
Volljährigkeit noch bei 21 stünden wir noch besser da ...
Der Himmel wieder mal extrem voll mit Kondesstreifen, kreuz
und quer. Auf, auf, wir sind geimpft, machen wir getrost den
gleichen Unfug weiter wie zuvor. Nix wie weg mit dem
Flieger, da helfen wir auch der Wirtschaft in den
Zielländern, die vom Tourismus leben. Die Straßen voll mit
Autos, auch das hilft der Wirtschaft, bei uns. Der
Katastrophe entronnen bereiten wir die nächste vor,
unbelehrt und unbelehrbar. Und wenn die Inzidenz mal wieder
ein paar Tage steigt (von 64,4 am 27.09. auf 67,5 am 01.10.)
wird gleich von einer zu niedrigen Impfquote und einem
drohenden Katastrophenherbst geraunt (meist versehen mit den
Namen Drosten oder Lauterbach).
01.10.21 Im Tagesspiegel: Lauterbach könnte sich auch
vorstellen, Wissenschafts- und Forschungsminister zu werden.
Da könnte er noch mehr Konfusion anrichten mit seiner
Wirtschaftsnähe und seiner opportunistischen
Profilierungssucht, insofern ist sein Wunsch verständlich.
03.10.21 Heute ist die Inzidenz in Deutschland wieder weiter
unten bei 64,2, geraunt wird nix. Es werden ohnedies noch
Nachmeldungen kommen. Schweden Impfquote 64,5% - Inzidenz
41,8. Vereinigtes Königreich 65,7% - 353. Es gibt also
"wohl" (das "wohl" und das "dürfte" gehört zum
Corona-Diskurs wie die "steigende Inzidenz" und die "zu
niedrige Impfquote") keinen direkten Zusammenhang zwischen
Impfquote und Inzidenz, aber wohl einen zwischen
Alkoholkonsum im öffentlichen Bereich und Inzidenz.
06.10.21 Das RKI verkündet nun offiziell, die Impfquote
sei höher als gedacht. 80% bei den Erwachsenen (vgl.
Einträge vom 20.09. und 30.09.) werden genannt. War das
ganze Gerede über die Folgen der - nun also nur vermeintlich
- niedrigen Impfquote in Deutschland nur Bullshit? Oder
steckt ein Spin doctor mit Grundkenntnissen in
Massenpsychologie hinter den 80%, weil er erkannt hat, dass
es psychologisch besser sei, eine hohe Impfquote zu nennen,
dann wollten viele Ungeimpften mit dabei sein im Boot und
sich auch noch impfen lassen. Rechnen mit dem Herdentrieb?
07.10.21 Hier eine kleine, persönliche Lektüreempfehlung aus
dem Meer an Tagebüchern, Erfahrungsberichten, Reflexionen
und sonstigen in Buchform veröffentlichten fachlichen oder
literarischen Auseinandersetzungen mit dem Corona-Thema:
Oliver Heilwagen durchquerte im Januar 2021 mit dem Fahrrad
die im Corona-Schlaf versunkene Bundesrepublik, von Sassnitz
im Nordosten bis Weil am Rhein im Südwesten. 1300 Kilometer
durch Winterkälte und Schneetreiben: "Eine abenteuerliche
Reportage über unser Land im historischen Ausnahmezustand."
Und ein Dokument, das unbedingt Beachtung verdient, auch
langfristig! Der Autor hat unser Land auf Haupt- und
Seitenwegen genau beobachtet, er erzählt anschaulich und
analysiert so klug wie differenziert. Das Resümee des
Klappentextes sagt, was Sache ist: "Im Stillstand zeigt das
Land deutlicher denn je seine Defizite: leere Landstriche,
verödete Innenstädte und eine Gesellschaft im
Dauerwinterschlaf, die jedes Risiko scheut." Die Website zum
Buch: https://mit-rad-im-lockdown.de/
13.10.21 Infektionsrate Deutschland gesamt Stand heute:
5,21%. Bis zu den 100%, die Drosten den Impfverweigeren im
Mai angedroht hat, wirds noch eine Weile dauern. Wieler
begründet unterdessen den stark angestiegenen Anteil der
"Durchbruchsinfektionen" mit dem Impffortschritt: Weil schon
so viele geimpft seien, würde natürlich auch der Anteil der
infizierten Geimpften steigen. Der RKI-Chef (wie lange
noch?) kennt nur zwei Erklärungsmodelle: Der Impffortschritt
zeige sich - oder die Verzögerungen beim Impfen zeigten
sich. Dabei zeigt der steil ansteigende Anteil der
"Durchbruchsinfektionen" vor allem eines: Nachlässigkeit bei
den Geimpften. Dies zu bekennen würde jedoch heißen,
anerkennen dass die Pandemie auch eine "Pandemie der
Geimpften" ist.
Lauterbach mahnt bei den Sondierungsgesprächen an, Corona
nicht aus den Augen zu verlieren. Er pocht auf strengere
Regeln und die Ausweitung von 2G. Zur Erinnerung: Am 23.
März bezeichnete er auf Twitter die Öffnungspläne Dänemarks
als "spektakulären Fehler". Am 17. September erklärte er in
einem Stern-Gespräch, den dänischen Öffnungsschritt "könnten
wir auch machen" - etwa bei einer Impfquote von 85% bei
Erwachsenen.
Lauterbach spricht sich aktuell auch für die Legalisierung
von Cannabis aus. Sucht er neue Freunde abseits der
Corona-Debatte? "Jahrelang habe ich eine
Cannabis-Legalisierung abgelehnt. Mittlerweile komme ich als
Arzt aber zu einem anderen Schluss." Lauterbach hat nie als
Arzt praktiziert und sein Studium, seine Promotion sowie
seine wissenschaftliche Arbeit hatten vorrangig mit
Gesundheitspolitik und Gesundheitsökonomie zu tun. Unter
anderem mit dem Ersatz von Butter durch Margarine -
vorgetragen für Unilever.
17.10.21 "Spektrum" berichtet über die "Superimmunität"
gegen unterschiedliche Corona-Varianten, die nachgewiesen
worden sei bei Infizierten, die nach ihrer Genesung eine
Impfung erhielten. Eine andere Untersuchung wird zitiert,
wonach Genesene effektivere Antikörper ausbilden als
Geimpfte. Es werde nun untersucht, wieweit die
Superimmunität auch durch Booster erreicht werden könne.
28.10.21 Der Tagesspiegel übt sich wieder in Alarmismus und
titelt am 23. Oktober: "Nein, nichts wird gut im
Corona-Winter". Verglichen wird mit dem Oktober 2020, als
die Bundesregierung unbedarft in die zweite Corona-Welle
getappert sei. Ja, der aktuelle Anstieg der Inzidenz in
Deutschland sollte vor Unbedacht warnen. Aber das liberale
Schweden hat eine Inzidenz von 50,5 - und Israel ist von
seinem Höchstwert 878 am 15. September wieder runter auf
63,6. Da wirkt es seltsam, wenn der Tagesspiegel
hyperventiliert, sobald es bei uns über 100 geht. Aber
immerhin legt der Bericht vom 23. Oktober nun den Finger auf
die eigentliche Wunde: Mangel an Pflegepersonal, Defizite
des Gesundheitssystems - unter anderem durch Einsparungen in
den vergangenen Jahren hausgemacht. Den desolaten Zustand
unseres Gesundheitssystems kennt jeder, der schon monatelang
auf einen Facharzttermin warten musste oder der im
Schnelldurchgang durch ein Krankenhaus geschleußt wurde.
Aber auch der katastrophale Gesundheitszustand in
Deutschland sollte thematisiert werden, Adipositas,
Arbeitsstress, Lärmbelastungen, Feinstaub, denaturierte und
chemisch aufgepimpte Lebensmittel, schlechte
Essgewohnheiten, Bewegungsarmut, Alkoholmissbrauch etc. pp.
haben einen Großteil der Bevölkerung zum Dauerpatienten
gemacht.
Der Tagesspiegel möchte nun die ganze Welt impfen, um
Deutschland zu schützen vor neuen Varianten, die gerade in
Afrika ausgebrütet würden. Ist das sachblind, blauäugig,
naiv wohlmeinend - oder den Verbindungen der
Holtzbrinck-Gruppe zur Pharmaindustrie geschuldet? Eher
müsste sich doch Afrika vor neuen Varianten aus Europa,
Russland und den USA fürchten (hätte Afrika nicht schon eine
auffallende Stabilität auch gegen neue Varianten erreicht):
04.11.21 Spektrum.de veröffentlicht einen ernüchternden
Beitrag von Christiane Gelitz zur Wirkungsdauer der
Impfungen und zur "Risikokompensation" (wer geimpft ist,
geht u.U. höhere Risiken ein, weil er sich sicher fühlt).
Danach habe Astrazeneca nach 1-2 Monaten nur noch 50% Effekt
und nach 4-6 Monaten Null Effekt. Es zeichnet sich ab, dass
mehrere Impfungen im Jahr notwendig sein könnten für
ausreichenden pharmazeutischen Schutz von Risikogruppen
gegen Covid-19.
05.11.21 Weder der jetzige, noch der prospektive
Gesundheitsminister thematisieren den desolaten
Gesundheitszustand in Deutschland, der auch beteiligt ist an
den unverhältnismäßig zahlreichen Einweisungen auf
Intensivstation mit einer Corona-Infektion. Stattdessen
wiederholen sie ihre Mantras von der niedrigen Impfquote,
den renitenten Ungeimpften und neuerdings der
Booster-Heilsversprechung.
10.11.21 Ein paar Zahlen statt Mantras: Impfquote Malta
83,3% - Sieben-Tages-Inzidenz 51,2. Island 81,3% - 270,3.
Dänemark 76% - 287,9. Schweden 68,4% - 48,4. Deutschland
67,3% - 232,1. Israel 61,9% - 38,6. Indien 25% - 5,8. Und wo
geht die Welt im Winter unter? Richtig, in Deutschland. Und
warum? Richtig, wegen der Impfverweigerer.
Drosten erklärt am 11.11.21, man mache ihn zu Unrecht mit
verantwortlich für die Schulenschließung. Ich erinnere mich
aber sehr gut an seine Aussage vom 22. Mai 2020, als
"Einzelperson" habe er Verständnis für die Proteste gegen
Schulschließungen, als Wissenschaftler müsse er aber darauf
pochen, dass Kinder die Pandemie entscheidend weitertragen
könnten. Eindeutig auch seine Ausführungen in einem
Spiegel-Interview vom Und am 8. Januar 2021 hat er nochmal
auf Twitter scharf nachgelegt mit einer seltsam ausgelegten
Studie aus GB zum Infektionstreiber Schule (abgelegt von mir
oben unter dem 04.03.21). Er verhält sich immer noch so wie
2020: Bei Bedarf zieht er sich beleidigt darauf zurück, nur
als Wissenschaftler gesprochen zu haben - gibt aber
weiterhin beständig politisch relevante und politisch
formulierte Einschätzungen, Warnungen, Empfehlungen ab.
12.11.21 Spiegel Wissenschaft, Resortleiter Michail
Hengstenberg: "wenn man in Länder wie Dänemark, Spanien oder
Portugal schaut und auf das freie Leben, dass die Menschen
dort dank ihrer hohen Impfquote führen, kann man nur den
Kopf schütteln". Aha! Dänemark hat allerdings eine Inzidenz,
die noch über der in Deutschland liegt. Und warum schaut er
nicht zum Beispiel auf Schweden oder Israel einerseits bzw.
andererseits auf Island? Und warum erwähnt er nicht die
Peaks in Spanien (28.01. 551, 26.07. 385) und Portugal
(29.01. 884)? Ich kann nur den Kopf schütteln über die
Corona-Kommentierungen in Spiegel und Tagesspiegel, die mit
der Wirklichkeit wenig, mit Wissenschaft nichts und mit
Nudging und Meinungsmache oder einfach Geschwätz sehr viel
zu tun haben. Hengstenberg hat sein Volontariat und die
ersten Redakteursarbeiten bei "blond" gemacht, "Das Magazin
für Girls mit Haltung". Von 2012-2017 war er beim Spiegel
Resortleiter Auto. Der kennt sich aus.
15.11.21 Nun kommt also auf breiter Basis die 2G-Regel.
Damit endlich bewiesen werden kann, dass das Gerede von der
Pandemie der Ungeimpften stimmt und dass es sich auch
individuell lohne, sich impfen zu lassen. Der Beweis des
ersteren dürfte nach hinten losgehen. Ich erwarte eher, dass
2G+ kommen wird, also auch Genesene und Geimpfte sich testen
lassen müssen. Allerdings wird früher oder später auch bei
uns diese "Welle" ihren Peak erreichen und die Zahlen werden
aus infektionslogischen Gründen zurückgehen. Wie hoch es
dazu bei uns gehen muss, ist reine Spekulation. Und es ist
Politik, wieweit davor schon mit brachialen Maßnahmen
gebrochen wird. Mit der Impfquote hat das nach dem
bisherigen Faktenstand nur sehr bedingt zu tun.
17.11.21 Erst eins dann zwei dann drei dann vier .... Das
dritte Heilsversprechen, nach Lockdown und Impfung, wird in
Stellung gebracht: Boostern. Bis Weihnachten alle ein
drittes Mal zu impfen sei die einzige Möglichkeit, Corona
noch in den Griff zu bekommen und die Weihnachtsmärkte zu
öffnen. Und Nummer Vier wird auch schon offen verhandelt:
Alle Jahre wieder. Die Corona-Spritze. Und wer dazu nicht
bereit ist, der kann sich schon mal aussuchen, in welche der
drei Kategorien er eingeteilt werden möchte: AfD, Esoterik
von Steiner bis Nosferatu, Asozial. Dabei sehe ich bei uns
in der Region Karlsruhe-Heidelberg-Mannheim eher ein
Angebotsproblem als ein Nachfrageproblem bei den Impfungen.
Mit 15% Intensivbettenbelegung durch Corona ist unser
Gesundheitssystem an der Grenze angekommen. Und das heißt
dann in den Medien: "Die Intensivstationen laufen wieder
voll". Wer die Situation an deutschen Kliniken kennt, weiß,
auch vor Corona wurde oft hart am Limit gearbeitet auf den
Intensivstationen. Gründe? Einsparungen, Personalabbau. Dazu
kommt ein erbärmlicher Gesundheitszustand in weiten Teilen
der Bevölkerung, u.a. durch permanente Überlastung in der
Komplexitätsfalle, Fehlernährung, Bewegungsarmut,
"Genussmittel"missbrauch etc. pp. Aber das öffentliche
Erkenntnisinteresse fokussiert sich weitgehend auf die
Fragen, wie hoch der Anteil an Ungeimpften auf den
Intensivstationen ist und wieviele davon AfD wählen oder
Rudolf Steiner lesen.
Ich finde bei Recherchen im DPolG Polizeispiegel NRW schon
im Mai 2020! eine klare Aussage von Verkehrsexperte Wolfgang
Blindenbacher dazu, wie die Corona-Situation zu vermehrter
Raserei im Auto- und Motorradverkehr führe (was auch meinem
subjektiven Eindruck entspricht): "So berichteten unter
anderem nordrhein-westfälische Polizeibehörden im März 2020
eine deutliche Zunahme der punktuellen
Geschwindigkeitsüberschreitungen – Zitat: ' ... rund 30
Prozent der Fahrzeuge waren zu schnell unterwegs – normal
ist eine Quote von fünf bis acht Prozent.' Der
Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich
Rettinghaus, führt dazu aus: 'Dies beschreibt eine
Schattenseite der Corona-Krise, wobei der individuelle
Egoismus über die Interessen der Allgemeinheit gestellt
wird, bei einigen Fahrzeugführern vermeintlich
gerechtfertigt durch Langeweile'". Eine der
Schlussfolgerungen des Beitrages lautet: "Raser
konterkarieren die Bemühungen der Entlastung des
Gesundheitssystems." Im April 2021 gibt es einen ähnlichen
Bericht aus Österreich/Steiermark zu höheren Unfallzahlen
mit Todesfolgen bei Motorradfahrern: "Auffallend oft ist
laut Experten mittlerweile überhöhte Geschwindigkeit die
Ursache für tödliche Motorradunfälle, und sie sehen auch
einen Zusammenhang mit der CoV-Pandemie." (ORF 10.04.2021)
Inzidenz Dänemark 411,3 Inzidenz Schweden 58,1 Inzidenz
Deutschland 319,4 Inzidenz Israel 32,8. Geordnet nach der
Impfquote, im absteigenden Spektrum von 76,2% (Dänemark) bis
62% (Israel).
Allerdings sind diese Zahlen mit Bedacht zu lesen, da sie
nur eine Momentaufnahme bieten und in keiner Relation stehen
zur Zahl der Tests - und da die Tests selektiv und
nach länderspezifisch teilweise unterschiedlichen Kriterien
durchgeführt werden. Auch bei den Impfquoten nur auf die
Zahlen zu starren, führt fehl. Es geht vor allem darum,
welche Gruppen geimpft sind, welche nicht. Und wie sich die
Gruppen verhalten. Eine Bevölkerung, die nach einem
Lockdownende die Korken knallen lässt und sich reihenweise
um den Hals fällt, "braucht" eine höhere Impfquote als eine
Bevölkerung, die auch ohne amtliche Befehle bedachter
agiert. Um nur ein Beispiel zu nennen.
18.11.21 Und wieder knickt die STIKO ein, bislang
befürwortete sie Boostern ab 70, Spahn will ab 18 - nun will
das auch die STIKO. Und niemand hat einen tauglichen Plan,
wie das organisiert werden soll.
19.11.21 Wieler hyperventiliert, weil die Inzidenz bei den
5-12-Jährigen über 700 liege. Erstmal: diese Gruppe wird
ständig getestet, mehrmals die Woche. Da werden alle
Infektionen erfasst. Das weiß er natürlich. Und dann:
Verbunden mit der Information, dass es in dieser Gruppe kaum
zu Hospitalisierungen und noch weniger zur
Intensivbehandlung kommen muss, darf man das auch als gute
Nachricht lesen. Was will Wieler, Schulen schließen, Impfung
unter 12? Impfpflicht für Lehrkräfte? Er beklagt, dass die
Menschen noch nicht verstanden haben, dass die Impfung
keinen 100% Schutz vor Infektion biete. Genau das aber wurde
(und wird cum grano salis) von ihm und der maßgeblichen
Politikebene ständig suggeriert: Impfen und ihr werdet frei.
20.11.21 Ein Grund für die günstige Inzidenz in Schweden: Es
wurden und werden die Richtigen geimpft und die Richtigen
geboostert. Eine weitere Rolle spielt vermutlich, dass
Schweden mit den hohen Inzidenzen November 2020 bis Mai 2021
ein stückweit "durch" ist, viele Schweden aus den kritischen
Gruppen durch Infektion plus Impfung eine besonders hohe
Immunität erreicht haben. Sozialverhalten und Disziplin
werden als weitere Gründe genannt. Auch die dünne
Besiedlung, was mich angesichts des Urbanisierungsgrades in
Schweden und der hohen Quoten in manchen ländlichen
Bereichen Deutschlands allerdings nicht überzeugt.
22.11.21 Ugur Sahin ist der Meinung, dass nach dem Booster
künftig eine jährliche Auffrischung ausreichend sei.
25.11.21 Es gibt auch gute Nachrichten. Die Lufthansa hat
ihre Corona-Unterstützung zurückbezahlt und Lauterbach wird
nicht Minister. Dass aber nach fast zwei Jahren die
relevanten Verbreitungswege von Corona mit Bestimmungen und
Empfehlungen zur Bedeutung von Gruppen, Lebensstilen,
Gesundheitszustand, Verhalten nach Infektion nicht
differenziert und offen analysiert und publiziert sind, ist
ärgerlich. Aber auch verständlich, unter anderem würde sich
ergeben, dass ein Großteil der Verstorbenen sich in
Krankenhäusern infiziert hat. Stattdessen sollen wieder
breite Maßnahmen helfen, mühsam verschleiert hinter
freundlichen Etiketten wie G2+. Und Länder wie Spanien, die
schon (mindestens) einen Pittsburgh-Peak hinter sich haben,
werden als Corona-Vorbilder gefeiert, weil gerade ihre
Impfquote zupasskommt (wobei die Inzidenz schon wieder hoch
geht ...). Portugal, am 12.11. noch vom Spiegel
Wissenschafts-Ressort hochgepriesen als Land der Freiheit
dank hoher Impfquote, hat wieder eine Inzidenz von 171,2,
mit steigender Tendenz. Dänemark 483,1, Schweden 81,2,
Deutschland 419,7, Israel 18,0 - absteigend geordnet nach
Impfquote - wobei sich ein anderes Bild ergäbe, würde die
Impfquote nach Drittimpfung berechnet, da steht Israel ganz
vorne.
28.11.21 Um zu sehen, was in unserer Gesellschaft falsch
läuft, muss man nur analysieren, wie VW jahrelang das
Elektroauto verschlafen hat und seine Intelligenz auf
Abgasmanipulationen verwendete, um nun mit seiner ID-Serie
viel zu spät aufzuschlagen und dies erstmal mit den größeren
Modellen zu starten. Der ID.1, der das Zeug zu einem neuen
Käfer oder zumindest Polo hat, kommt erst 2023 - wenn viele
potentielle Interessenten sich dann schon mit anderen Marken
eingedeckt haben. Und man schaue sich den ansprechenden,
leicht rustikal beschwingten Entwurf des ID.1 von 2020 an
und was die Protzproduzenten der Strategieabteilung daraus
inzwischen gemacht haben. So wurde auch der Polo ruiniert,
mit großer Fresse. Große Fresse, aber keine Anhängerkupplung
für den Einkauf von Großgütern, für Umzug, Grünguttransport
und so weiter. Nützliche Autos zu bauen ist offenkundig
nicht das vordringliche Anliegen des VW-Managements. Immer
noch geht es um Status, PS und Spitzengeschwindigkeiten. Bei
BMW sieht es - wen wunderts - nicht besser aus, AHK für den
kompakten i3? Fehlanzeige, dafür 183 PS. Gegen solche Viren
hilft auch Boostern nichts. AMS berichtete übrigens schon am
23. Mai 2021: "Corona führt zu Ansturm auf
Anhängerkupplungen." Die PS-Nerds bei unseren Autobauern
haben auch das verpennt.
30.11.21 Welch schräger, großsprecherisch und rigide
etatistisch anmutender Einstieg in die Kanzlerschaft: Olaf
Scholz will die Gesetzesgrundlage für eine allgemeine
Corona-Impfpflicht schaffen und 30 Millionen Impfungen bis
Weihnachten umsetzen, "normale" und Booster. Möchte er sich
als Bezwinger der Corona-Krise aufstellen? Mit großen
Worten? Dies könnte erklären, warum er keinen
Gesundheitsminister Lauterbach wollte: Der dürfte ihm rasch
die Show stehlen. Und die Chancen stehen gut, dass im
Frühjahr 2022, vielleicht schon zuvor, die Inzidenzen wieder
deutlich niedriger sind. Was dann als Erfolg zu verkaufen
wäre.
Impfpflicht, aber keine Geschwindigkeitsbeschränkungen auf
Autobahnen: Ist das die Zukunftsfähigkeit Deutschlands?
Welch bedenkliche Wege die Impfpflicht-Hoffnungen gehen
können, zeigt Costa Rica. Da ist die Corona-Impfung Pflicht
bei allen Kindern bis 12. Die falsche Masern-Analogie
schlägt zu. Allerdings hat Costa Rica im Umfeld eine
auffallend geringe Kindersterblichkeit. Etwas machen sie
schon richtig!
01.12.21 Ich hatte gestern und heute heftige
Erkältungssymptome, extrem rinnende Nase, Niesen und
heftige Kopfschmerzen vor allem. Eher eine ungewöhnliche
Symptomatik von Erkältungen bei mir (sonst beginnend in
Hals/Ohren und Bronchien). Drei verschiedene Schnelltests
haben keinen "Impfdurchbruch" ergeben, trotz passender
Symptomatik.
02.12.21 Inzidenzen, geordnet nach Impfquote: Portugal 87,8%
- 214,7. Island 81,9% - 263. Spanien 80,5% - 134,5. Dänemark
76,7% - 527,1. Belgien 74,8% - 1.095,4. Niederlande 74,1% -
874,2. Italien 73,0% - 147,5. Finnland 72,7% - 154,5.
Schweden 70,3% - 126,6. Norwegen 70,1% - 370,1. Frankreich
69,8% - 359,5. Deutschland 68,7% - 439,1. Großbritannien
68,0 - 446,9. Österreich 66,1% - 830,1. Schweiz 65,4% -
623,9. Israel 62,2% - 39,0. Tschechien 59,5% - 1.194,1.
Aber was sagen uns diese Zahlen schon! Inzwischen wird ja
deutlich, dass die blanke Impfquote ein dünnes Konzept ist -
relevant sind die verwendeten Impfstoffe und vor allem: Wann
geimpft wurde! Faktisch müssen wir davon ausgehen, dass ein
Großteil der zuerst Geimpften längst seine - eh immer nur
relative - Immunität verloren hat! Gemessen an der
relevanten Immunität dürfte unsere wirksame Impfquote
weit unter 50% liegen! Ein Großteil der Geimpften hat
bereits wieder den Immunitäts-Status von Ungeimpften
erreicht.
04.12.21 Es hat sehr lange gedauert, bis es in Deutschland
dazu kam, dass neben der Infektionsinzidenz auch die
Hospitalisierungs- und Intensivbehandlungszahlen in den
Fokus gerieten (Schweden hatte letztere schon von Anbeginn
publiziert). Es ist also nicht zu erwarten, dass so bald die
wirklich relevanten Impfzahlen erscheinen, einmal die
Drittimpfungszahlen, einmal die "normalen" Impfungen der
vergangenen vier Monate. Vielleicht würden sich dann doch
auch relevante Bezüge zwischen Impfquote und Inzidenz
ergeben. Die Gesamtimpfzahl ist, das zeichnet sich zunehmend
ab, weitgehend irrelevant. Eine andere Gesamtzahl ist
allerdings durchaus bedeutsam: Auch nach fast zwei Jahren
mit Corona haben erst 7,35% der Bevölkerung bei uns eine
dokumentierte Infektion durchlaufen - der größte Teil davon
ohne schwerwiegende Symptome.
06.12.21 Omikron: Drosten vertritt die Auffassung, dass Omikron
in unkontrollierten Gruppen entstanden sei - und liefert
damit eine neue Variante zum "Pandemie der
Ungeimpften"-Diskurs, zum neuen deutschen Kontrollzwang.
Drosten steht damit allerdings alleine. Die meisten Experten
weltweit vertreten mit guten Belegen (von denen Drosten
keine hat) die Auffassung, dass Omikron, wie zahllose andere
(nicht ausgebrochene) Varianten, in Patienten entstanden sei
mit stark defizitärem Immunsystem und/oder solchen, die
Immunsuppressiva nehmen.
Und dazu passend wird nun Lauterbach doch
Gesundheitsminister. Ein Bürgerentscheid der SPD? Die
Mehrheit der Bevölkerung mag ihn ja, zumindest seine Wähler.
Ein Hochbegabter mit Neigungen zur Scharlatanerie übernimmt
eines der zukunftswichtigsten politischen Ämter in
Deutschland. Möge das Amt ihn wachsen lassen. Bei der
fallgruppenbezogenen pauschalierten Finanzierung des
Krankenhaussektors hat Lauterbach schon mal gezeigt, was das
Gesundheitssystem von ihm zu erwarten hat. Der Mangel an
Intensivbetten und Krankenhauspersonal ist auch seinem
Einsatz zu verdanken. Seine Corona-Fehlleistungen füllen
einige Seiten. Staubsaugerbeutel als Atemmasken war fast so
gut wie Trumps Desinfektionsmittel-Injektionen. Vom
Virchow-Bund kam eine bemerkenswerte Pressemitteilung: "Wir
sehen einer guten und konstruktiven Zusammenarbeit
optimistisch entgegen, da Karl Lauterbach gezeigt hat, dass
er frühere Positionen auf Grund neuer Erkenntnisse verändern
und seine Politik an die neuen Gegebenheiten anpassen kann."
09.12.21 Heute wollte ich mit einem Kollegen in einem
Bäckereicafé kurz ein Gespräch führen. "Kann ich bitte Ihre
Tests sehen?" Wir haben uns dann in ein Auto gesetzt, was
meiner noch unterschwellig anhaltenden Erkältung nicht
förderlich war. Bäckereicafé, Schnellimbiss, Glühweinstand,
Restaurant mit stundenlangem Verweilen: Die Bedingungen sind
gleich: vorher testen gehen. Und in der Straßenbahn hockt
man dann mit zig fremden Menschen auf engem Raum zusammen
bei 3G. Und ganz neu: Testpflicht für Geboosterte entfällt
in BaWü. Bis jemandem auffällt, dass Geboosterte nicht
immuner sind als Leute mit unlängst abgeschlossener zweiter
Impfung, bis zu den ersten Impfdurchbrüchen bei
Geboosterten. Als ich am 15.11. 2G+ kommen sah, erwartete
ich nicht, dass es so schnell gehen und dann auch für den
Kaffee beim Bäcker gelten werde. All das wird die Wut auf
willentlich Ungeimpfte weiter anstacheln nach dem
Sündenbockprinzip. Manche sind gewiss asoziale "Böcke", aber
an der negativen Pandemie-Entwicklung tragen sie nach meiner
Einschätzung nur einen geringen Anteil.
Die Inzidenz im Musterland Dänemark (noch am 12.11. vom
Spiegel-Wissenschaftsressort gefeiert) liegt bei 643,8.
Deutschland 422,2. Island 244,9. Schweden 151,5.
10.12.21 Ein Kandidat für das Unwort des Jahres ist
für mich "Pandemie der Ungeimpften". Das Schlagwort war
sachlich falsch, verstärkte die Rebound-Effekte der Impfung
durch Unachtsamkeit, führte Maßnahmen in die Irre,
polemisierte den Diskurs und polarisierte die Gesellschaft.
Noch so ein Sprachproblem: "Boostern" - das bedeutet
eigentlich "antreiben", "verstärken". Und so wurde die
dritte Impfung auch lange verkauft: Sie verstärke den
Immunitätsschutz der ersten beiden Impfungen, weite aus auf
neue Varianten. Inzwischen ist klar geworden, dass wir die
dritte (und vierte, und fünfte ...?) Impfung nicht zur
"Verstärkung" der Erstwirkung benötigen, sondern weil der
Schutz durch die "normale" Impfung rasant zurückgeht - nicht
nur durch neue Varianten. In Longmans "Dictionary of
Contemporary English" von 1978 lese ich unter "booster" bei
der Bedeutung "a substance that increases the effectiveness
of a drug or medicine" den geradezu prophetisch anmutenden
Beispielsatz: "This medicine will protect you against the
disease, but after 6 months you'll need a booster." Der
irreführende Sprachgebrauch von "to boost" in der
Doppelbedeutung "verstärken" und "auffrischen" hat
also eine längere Geschichte. Und das "halbe Jahr" bis zur
"Auffrischung" hatte schon vor mehr als 40 Jahren Eingang in
den populärmedizinischen Sprachspiel-Vorrat gefunden, im
Englischen!
13.12.21 Traum von der dritten Corona-Impfung. Wie eine
Insulin-Spritze sollte ich sie mir selber geben. Es wurde
ein Informationsvideo gezeigt. Hinterher sollte ich
ankreuzen, wie ich mit meiner "heutigen Impferfahrung"
zufrieden gewesen sei, auf einer Skala von 1-5. Es war
unklar, ob 1 der beste oder der schlechteste Wert sei.
Kaum ist Lauterbach Gesundheitsminister, schon sinkt die
Inzidenz - scherzo. Der Knick kam bereits am 29. November,
bei einem Inzidenzwert von 484,8. Wie poetisch, und Mystiker
aufgepasst, die Quersumme ist 24! Aber mal ernsthaft, ohne
Quersummen und sonstige Wundertüten: Portugal 270,5.
Dänemark 791,0. Belgien 879,5. Niederlande 750,3. Schweden
168,0. Norwegen 611,7. Frankreich 506,0. Deutschland 389,1.
Großbritannien 524,7. Österreich 326,8. Schweiz 772,1.
Israel 46,3. Tschechien 872,5. Absteigend nach Impfquote.
Wer aber vor Besorgnis zergeht, ist unser Bundespräsident.
Nicht Besorgnis um den schlechten Gesundheitszustand in
Deutschland (z.B. zuviel Alkohol, zuviel Zucker, zuviel
Fleisch, zuwenig Bewegung) oder die Unterversorgung der
Krankenhäuser und Pflegeheime, nicht Besorgnis um
Verkehrsstress, Lärm und Feinstaub, nicht Besorgnis um den
Biodiversitätsschwund - sein einziges Thema ist Corona, sind
die Corona-Helden und die Corona-Bösewichter. Ein
Kaiser könnte das nicht besser. Helden und Sündenböcke -
reicht das immer noch?
14.12.21 Die erste Corona-Großtat von Lauterbach steht an:
Geboosterte müssen sich nicht mehr testen lassen, es sei
denn sie besuchen ein Krankenhaus oder Pflegeheim. Sozusagen
G2+-. Und das, nachdem Israel bereits Mitte November
Privilegien für Geboosterte mit Blick auf hohe
Infektionsquoten bei dieser Gruppe revidiert hat!
Geboosterte bekommen ihren Stehkaffee im Backshop also
künftig deutschlandweit ohne Nasenbohren. Wir müssen uns
nicht umstellen, es geht weiter mit dem unsäglichen
Corona-Gebossele. Am besten immer eine Thermoskanne dabei
haben in diesem Winter, auch als geboostert, denn das
Regelwerk kann sich stündlich ändern! In Abhängigkeit von
der vom Gesundheitsminister gefühlten Inzidenz. Die
reale sinkt nämlich bei uns unaufhaltsam. Während sie in
Schweden, ungerührt durch die Einschränkungen vom 1.
Dezember, seit 22. November kontinuierlich weiter steigt.
Es gibt keinerlei belastbare Evidenz, dass Geboosterte bei
einer Infektion weniger infektiös seien als "nur" doppelt
Geimpfte. Und doch wird wieder so eine "strategische"
Regelung (nun, um das Boostern zu fördern) ins Spiel
gebracht, die gewiss bald kassiert werden muss. Was wohl
auch noch keiner der Spindoktoren bedacht hat: Wer sich
jetzt noch (1. und 2. Mal) impfen lässt, wird - obwohl sein
Impfschutz gewiss genau so gut ist wie bei den meisten
"Aufgefrischten" - benachteiligt: April April, wer zu spät
kommt, den bestraft der Lauterbach! Wann fällt die
Testpflicht für pünktliche Steuerzahler?
15.12.21 Der neue, neunzehnköpfige (die SPD liebte schon
immer die großen Zahlen) Corona-Expertenrat ist auf den
ersten Blick tauglicher aufgestellt als der achtköpfige Rat
unter Merkel (s. Eintrag vom 18.01.21). Es ist mehr
einschlägige Fachkompetenz versammelt, auch der kontroverse
Streeck ist nun mit dabei und neben Wieler auch der
Vorsitzende der ständigen Impfkommission, Thomas Mertens.
16.12.21 Mit gemischten Gefühlen schaue ich auf arte die
Serie "Diener des Volkes". Sehenswert in den ersten Folgen
(später wirds zum Klamauk). Mitautor und Hauptdarsteller ist
der jetzige ukrainische Ministerpräsident Wolodymyr
Selenskyj. Was dort zu sehen ist, ist das, was sich bei uns
immer mehr ausbreitet, Auseinandergehen der Schere
Arm-Reich, Desolidarisierung, Bereicherungsmentalität,
Ausbeutung des Staates durch die Eliten im Großen, durch
Teile der "Normalbevölkerung" im Kleinen. Die deutsche
Oligarchenpartei FDP hat gerade mit 8,8% der
wahlberechtigten Bevölkerung hinter sich in den
Koalitionsvertrag die Förderung von Public Private
Partnerships reingedrückt. Auf dass Privatunternehmen sich
weiter der basalen gesellschaftlichen Infrastruktur
bemächtigen können. Und der Bezug zu Corona? Glaubt wirklich
jemand, die Maskenaffäre sei nur ein Ausrutscher gewesen?
Sie ist das Symbol für den Weg, den unsere Gesellschaft
geht. Die Milliarden, die für die Corona-Bekämpfung
ausgegeben wurden, gingen nicht in die Verbesserung des
Gesundheitssystems, sondern in die Taschen neuer
Impfstoffmilliardäre und Test- sowie Maskenmultimillionäre -
und in Kompensationszahlungen.
18.12.21 Zwei Modelle gibt es, Corona zu "besiegen": China
mit Totalitarismus, die meisten afrikanischen Staaten und
Indien mit Durchlaufenlassen. Bei allen
Booster-Versprechungen: Ein dritter Weg zeichnet sich nicht
ab. Die von Ugur Sahin für August angekündigte und von
vielen noch immer erträumte Herdenimmunität ist ein
Trugbild. Das hat der italienische Aids-Forscher Pietro
Vernazza schon am 28. August 2021 deutlich gesagt. Was
bleibt, ist ein mehr oder weniger peinliches und peinigendes
Durchgewurschtel. Der Satz wurde schon öfter gesagt: Wir
müssen mit Corona leben lernen. Und es wäre wünschenswert,
dass alle Parteien darauf verzichten, Corona zum Stellvertreter
für gesellschaftliche Erziehungs- oder Widerstandsprogramme
zu machen.
20.12.21 Berlin senkt die Booster-Frist auf 3 Monate.
Das ist nur als Angebot gedacht, wohlgemerkt. Aber der
Kontext ist klar: Die ersten Veranstalter fordern schon
freiwillige Tests ab 3 Monate nach letzter Impfung
unabhängig von amtlichen Vorschriften. Das Vertrauen in die
Wirksamkeit der Impfungen schwindet, versteckt hinter
Omikron-Geraune. Wird die Pille danach (nach Infektion)
Entlastung bringen?
In einem Interview mit Le Monde von heute erklärt Ugur
Sahin, dass drei Impfstoffdosen nicht ausreichen, um Omikron
zu stoppen.
22.12.21 Wieler/RKI fordert Lockdown nach Weihnachten. Er
sehe eine Pandemiewelle mit Omikron auf Deutschland
zukommen. Mit Überlastung des Gesundheitssystems. Unter
Merkel war er zurückhaltender. Scholz und Lauterbach sehen
sich plötzlich in der Defensiven. Und Lauterbach wird
stiller. Die Zeiten der großen Sprüche sind in der
Ministerverantwortung vorbei.
Der Ethikrat befürwortet mit 20 gegen 4 Stimmen eine
weitreichende Impfpflicht über medizinisches oder pflegendes
Personal hinaus. Allerdings befürworten nur 13 Ratsmiglieder
eine "Ausweitung auf alle in Deutschland lebenden impfbaren
Erwachsenen". Welche Impfungen sind damit dann gemeint? Nur
1. und 2. - oder auch alle weiteren, die (wer? wann?) für
notwendig befindet? Dazu sagt der Ethikrat nichts, er will
nur eine Grundlage geben für eine ethisch begründete
politische Entscheidung. Er sagt allerdings deutlich: " Die
politischen Akteure und staatlichen Instanzen sollten bei
der Umsetzung der Impfpflicht bewusst darauf hinwirken,
Frontstellungen zwischen geimpften und nicht geimpften
Menschen zu vermeiden." (Pressemitteilung des Ethikrates
8/2021). Der genaue Wortlaut der Erklärung ist hier zu
finden:
https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Ad-hoc-Empfehlungen/deutsch/ad-hoc-empfehlung-allgemeine-impfpflicht.pdf
Bisherige Untersuchungen gehen von einer weit höheren
Infektiosität bei Omikron als bei Delta aus. Der rasante
Inzidenzanstieg in Dänemark weist auch deutlich darauf hin.
Mehr Disziplin beim Maskentragen könnte sich wieder
auszahlen, um heil über den Winter zu kommen! Allerdings
scheint der Verlauf auch milder zu sein als bei
zurückliegenden Varianten. Wobei dies zu bestimmen schwierig
ist, da bislang vor allem größere Ausbrüche bei vollständig
Geimpften bekannt wurden, der als milder erscheinende
Verlauf also auch ein Impferfolg sein könnte. Drosten kann
allerdings keinen milderen Verlauf beim "Oslo-Ausbruch"
im Vergleich mit anderen Varianten erkennen, wie er am
19.12. auf Twitter erklärt. Um zu verstehen, was nach
Drostens Auffassung kein milderer Verlauf ist: "81 Gäste
wurden positiv auf die Omikron-Variante getestet, etwa 91
Prozent davon litten trotz Impfung an milden bis
mittelschweren Symptomen wie Husten (83%), einer verstopften
Nase (78%), Müdigkeit (74%) sowie Halsschmerzen (72%),
Kopfschmerzen (68%) und Fieber (54%). Keiner der Patienten
musste hospitalisiert werden." (DocCheck 22.12.2021).
Drosten erinnert also daran, dass auch bei der überwiegenden
Mehrzahl der Infektionen mit früheren Varianten keine
Symtome bis nur mittelschwere auftraten - schon vor den
Impfungen im übrigen.
Israel bereitet die 4. Impfung vor, für über 60jährige und
MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens. Den Booster-Booster
also, in der Logik des dominierenden Diskurses. Bei uns wird
noch festgehalten am Privileg für einfach Geboosterte: keine
Testpflicht. Wie lange noch? So lange, bis auch diese
Variante der Illusion, wir könnten durch Impfungen zur
Normalität zurückkehren, sich auflöst. Auf Privilegien für
Geboosterte zu verzichten bedeutet letztlich, endlich klar
zu bekennen, dass die Impfversprechungen überzogen waren.
Und es könnte auch bedeuten, eine sachlichere Basis für den
weiteren Umgang mit Corona zu finden. Denn noch immer ist
auch von durchaus intelligenten und informierten Menschen,
auch von JournalistInnen zu hören, die Ungeimpften seien
schuld am Fortdauern der Pandemie.
Inzidenzen heute: Portugal 328,6. Dänemark 1202,6. Belgien
422,8. Niederlande 555,5. Schweden 244,8. Norwegen 558,3.
Frankreich 561,9. Deutschland 289,0. Großbritannien 896,1.
Österreich 209,5. Schweiz 698,1. Israel 66,6. Tschechien
528,2. Absteigend nach Impfquote.
23.12.21 Streeck sagt zum Ende des Jahres deutlich, was ich
mir von Drosten erwartet hätte: "Jeder muss sich auf einen
positiven Corona-Test vorbereiten." Drosten scheint noch
immer im "Pandemie der Ungeimpften"-Diskurs festzustecken,
den er wesentlich mitbegründet hat mit seinem Podcast von
Mitte Mai des Jahres, wonach Ungeimpfte sicher mit einer
Ansteckung zu rechnen haben. Er hatte dabei zwar ausgeführt,
dass das Virus auch in Geimpften weiter kursieren werde,
aber die Ungeimpften in den Vordergrund gerückt und die
Steilvorlage geliefert für die nachfolgende Fokussierung auf
die Ungeimpften als vermeintliche Pandemietreiber. Seine
Rolle war hier ähnlich ambivalent wie bei der
Schulenschließung. Leider von den Medien und auch der
Politik weniger klar wahrgenommen, versicherte er schon am
6. September 2021, er rechne selbst fest mit einer
Infektion, trotz Impfung. Bemerkenswert auch, was er damals
zum Boostern sagt (Boostern durch Infektion mit dem
Corona-Virus, nicht durch Impfung, als Perspektive einer
neuen Normalität). Unbedingt hochhalten, wenn Lauterbach
demnächst von der 5. Impfung schwafelt. Und am 11.11. -
Massensitzungen zur Karnevalseröffnung - erklärte Drosten
sogar ausdrücklich, "wir haben keine Pandemie der
Ungeimpften". Doch er hinkt damit hinterher - durch die
normative Kraft des Faktisches gezwungen, den von seinen
Positionen mit ausgelösten oder verstärkten Irrwegen zu
begegnen.
Lauterbach geht jetzt davon aus, dass eine vierte Impfung
notwendig sein werde. Dritte, vierte, fünfte ... - welch ein
Possenspiel. Warum nicht endlich klar sagen, dass vorläufig
regelmäßige Nachimpfungen zumindest für vulnerable Gruppen
notwendig seien - notwendig in deren Interesse und im
Interesse eines vulnerabel (auch mit Lauterbachs Konzepten)
zusammengesparten Gesundheitssystems.
Die F.A.Z. stellt eine dritte mögliche Herkunft von Omikron
vor, mit drastischer Überschrift: "Ursprung der
Virus-Variante. Wie Omikron im Tierreich wütet." Die
Belege sind allerdings weniger überzeugend als die zur
These, dass es in immunschwachen Patienten entstanden sei.
Was sich aber nach einem Hintergrundbeitrag in Spektrum der
Wissenschaften vom 19.12. deutlich abzeichnet, ist die
Fähigkeit Omikrons, den von bisherigen Impfstoffen
induzierten Antikörpern zu entkommen. Wie Boostern mit eben
diesen Impfstoffen dann gegen Omikron effektiv wirksam sein
kann, bleibt fraglich. Ist es nur die allgemeine Stimulation
des Immunsystems durch die Impfung, was gegen Omikron
stabiler macht? Dann könnte auch ein durchgemachter
grippaler Infekt hilfreich sein. Und es würde erklären,
warum in Israel, wo der erste "Booster" schon lange
verabreicht wird, bereits der nächste für sinnvoll erachtet
wird/erachtet werden muss. Also auch offen sein für die
nächste stärkere Erkältung - sofern man sich das erlauben
kann?
24.12.21 Das Booster-Privileg ist schneller gefallen, als
ich erwartete. In Baden-Württemberg gilt G2 (ohne Test) für
Geboosterte und Geimpfte, deren zweite Impfung nicht länger
als 6 Monate zurückliegt. Sieg der Vernunft.
Es fällt mir schwer, in diesem Jahr die Weihnachtsbotschaft
anzunehmen, die Hoffnung auf immer wieder mögliche
Erneuerung. Der inflationäre Umgang mit Erlösungshoffnungen
in den beiden Corona-Jahren, etwa im Zero-Covid-Gerede, hat
das Konzept "Hoffnung" schwer beschädigt. Es braucht wohl
eine Pause. Was habe ich nicht selbst alles gehofft in
diesen beiden Jahren, dass unser Umgang mit der Gesundheit
achtsamer wird, dass wir die naturwüchsige Umwelt sorgsamer
behandeln, dass wir unser Konsum- und Mobilitätsverhalten
revidieren, dass wir unser gesellschaftliches und
individuelles Leben krisenstabiler gestalten. Pause. Auch
eine, schlichtere, Weihnachtsbotschaft.
29.12.21 Impfquoten (absteigend) und Inzidenzen: Portugal
89,31% - 685,3. Spanien 80,98% - 956,8. Dänemark 78,07% -
1.567,7. Belgien 75,57% - 390,2. Frankreich 72,78 - 906,7.
Schweden 72,31% - 305,0. Norwegen 71,59% - 430,4. Deutschland
70,89% - 205,5. Österreich 70,87% - 161,0.
Großbritannien 69,30% - 1.169,4. Niederlande 67,04% -
491,1. Schweiz 66,69% - 832,7. Israel 63,43% - 140,3.
Tschechien 61,78% - 444,4. Russland 44,89% - 115,2. Indien
41,63% - 3,6. Ukraine 30,98% - 77,9. Togo 10,95% - 23,6.
Anfang |
2022
02.01.22 Scholz hat sein Impfziel erreicht, Respekt! Respekt
auch vor allem vor denen, die das tätig geschultert haben!
Und vor denen, die genügend Impfdosen geordert hatten.
Die Süddeutsche meldet "In der Schweiz explodieren die
Fallzahlen bei vergleichsweise niedriger Impfquote." Ich
erinnere mich aus den vergangenen Wochen nicht an eine
Schlagzeile "In Portugal (Spanien, Dänemark) explodieren die
Fallzahlen bei vergleichsweise hoher Impfquote." Warum? Wäre
das Defätismus, Rechts, Querdenkerisch? Welche Aufgabe hat
Journalismus? Erziehen? Nudging? Allerdings, die 10%
Ungeimpften über 12 Jahren in Spanien stellten Ende Dezember
45% der einschlägigen Belegungen auf den Intensivstationen -
berichtet die Süddeutsche am 30.12.21. Impfung bringt etwas,
das ist offenkundig (doch welchen Anteil haben das sonstige
Verhalten der Ungeimpften, ihr sozialer Status, ihr
Gesundheitszustand, ihre Lebensumständen daran, dass sie so
viel häufiger auf die Intensivstation kommen?), aber bei
weitem nicht das, was erwartet wurde. Und die Kehrseite
lautet ja: 55% der Corona-Patienten auf Intensivstation sind
da in Spanien mindestens doppelt geimpft!
06.01.22 Nur mit einer höheren Impfquote ließe sich die
Pandemie beenden, meint Drosten in seinem ersten Podcast im
neuen Jahr (Nr. 107). Schon am 30.12. hatte er im "heute
journal" die große Gruppe der Ungeimpften ohne
Genesungs-Immunität als "deutsches Spezial-Problem"
bezeichnet. Hat er den Bezug zur Realität verloren? Im
übrigen befeuert er damit wieder den "Pandemie der
Ungeimpften"-Diskurs, den er an anderer Stelle als falsch
bezeichnet. So hat er immer für beide Positionen ein Zitat
bereit, für später, da wird er im Rückblick auf jeden Fall
Recht behalten. Die Drostensche These zur
Omikron-Entstehung, dass nicht erfasste Gruppen (also
Ungeimpfte und andere Asoziale, so klingt das bei ihm)
verantwortlich seien, wird allerdings von niemandem weiter
verfolgt. Es werden vom Rest der Welt nur die Thesen
"Tierische Herkunft" und "Immunschwache Patienten" verfolgt.
Dahinter steckt vermutlich auch ein "deutsches
Spezial-Problem".
07.01.22 Streeck bezeichnet im STERN die Debatte um eine allgemeine
Impfpflicht als "ein bisschen fehl am Platze". Auf
welche Impfung sollte die sich auch beziehen, Astrazeneca,
das nach einem halben Jahr bei der Wirksamkeit Null
angelangt ist? "Booster"-Impfungen, deren Halbwertszeiten
beständig nach unten korrigiert werden müssen? (Vgl. Eintrag
vom 22.12.21) Streeck fährt eine rational kritische Linie.
Während Drosten zwar den strengen Positivisten mimt, aber
widersprüchliche Aussagen macht.
08.01.22 Nun explodieren die Fallzahlen auch in Israel, das
mit den Auffrischungen bis Ende November 2021 am weitesten
voraus war (überholt inzwischen von Chile, Dänemark und
Großbritannien -
https://observablehq.com/@rnd/impfquote?oetm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.rnd.de%2F&oetm_route=%2F%40rnd%2Fimpfquote
-, wobei in Dänemark und Großbritannien die Inzidenzwerte
noch nachhaltiger explodiert sind). Omikron ist in der Regel
symptomschwächer auch bei Ungeimpften, infiziert
andererseits aber auch bis zur Hospitalisierungsstärke
frisch "Geboosterte". Zeit für einen Strategiewechsel?
Die Inzidenz als Frühwarnsystem für die Krankenhäuser
funktioniert nicht mehr, wir haben hohe Inzidenzen, aber
keine entsprechend hohen Krankenhauseinweisungen. Die
7-Tages-Inzidenz wäre sinnvollerweise zu ersetzen durch die
Hospitalisierung als relevante Orientierungszahl. Ansonsten
muss wohl Prophylaxe/Impfung/Auffrischung auf vulnerable
Gruppen fokussiert werden, müssen weitere
Ansteckungseinschränkungen durch FFP2-Pflicht in ÖPNV und
sonstigen öffentlichen Kontaktbereichen erreicht werden und
die Krankheitsbehandlung stärkere Aufmerksamkeit
medizinisch, politisch und finanziell bekommen. Ich hoffe,
dass Omikron schon die Wende zur neuen endemischen
Saisonerkrankung markiert. Und Drosten Recht behält mit
seiner Prognose vom 6. September 2021, dass die meisten von
uns sich künftig durch eine Infektion "boostern" können, wie
bei der Grippe.
09.01.22 Inzidenzen, absteigend nach der Impfquote vom
29.12.21: Portugal 1.670,1. Spanien 1.861,5. Dänemark
2.183,9. Belgien 1.086,1. Frankreich 2.409,5. Schweden
1.002,6. Norwegen 800,8. Deutschland 362,7.
Österreich 518,7. Großbritannien 1.815,4. Niederlande 951,8.
Schweiz 1.727,9. Israel 1.028,3. Tschechien 405,0. Russland
78,0. Indien 45,8. Ukraine 64,4. Togo 44,3. Quelle:
www.corona-in-zahlen.de/weltweit/
10.01.22 Der neuen Regierung sei es gelungen, die vierte
Welle "mit milderen Mitteln" zu brechen, tönt der neue
FDP-Bundesjustizminister. Sein Kollege Lauterbach hält
gleichzeitig weitere Einschränkungen für notwendig. Also nur
zur Erinnerung für Leute mit kurzem Gedächtnis: "Gebrochen"
wurde die 4. Welle am 29.11.2021, da gab es die neue
Regierung noch nicht. Inzwischen befinden wir uns allerdings
wieder in einem Anstieg (wie die meisten vergleichbaren
Länder, nur weit weniger steil).
Relevanter ist eine Meldung aus Israel vom 5. Januar.
Nachdem bereits die Effizienz der 3. Impfung im November
2021 in Israel als wesentlich geringer als erwartet
festgestellt wurde, weist eine noch unveröffentlichte Studie
am Sheba-Krankenhaus zur 4. Impfung darauf hin, dass deren
Wirksamkeit noch dürftiger sei und nach kurzer Zeit
verpuffe.
Schlagzeilen wie "Corona in Deutschland: Inzidenz steigt
sprunghaft an", gefüttert durch Wieler, Drosten und
Lauterbach. Und was steckt dahinter? Vergleichen wir die
Zahlen vom 27.12.21 mit denen vom 10.01.22:
Deutschland 224,2 zu
375,7
Dänemark 1.165,6 zu 2.378,1
Frankreich 727,1 zu 2.762,0
Israel
101,9 zu 1.162,1
Welche Form von kollektiver Geisteskrankheit
hat uns in Deutschland befallen? Glauben wir, auf der Insel
der Seeligen zu leben und brechen zusammen, wenn uns gesagt
wird, das stimme aber nicht? Erstaunlich ist die
vergleichsweise niedrige Inzidenz in Deutschland allerdings
schon - und das obgleich die Regierung sich mit weiteren
Testauflagen viel Mühe gibt, die Inzidenz hochzutreiben.
Zumindest ließe sich das aktuelle Geschehen, verbunden mit
dem ewigen Matra Drostens, dass nur eine höher Impfquote uns
vor der Katastrophe bewahren könne (gegen alle Evidenz von
ihm vorgetragen), so deuten.
Streeck, wieder einmal Stimme der Vernunft, plädiert dafür,
aus dem "dauerhaften Alarmzustand" auszusteigen.
Dann bleibt dem neuen Gesundheitsminister auch mehr Zeit,
sich um die Reparatur der von ihm mit angerichteten Schäden
am Gesundheitssystem zu bemühen.
12% der (ohnedies zu knapp bemessenen) Stellen auf
Intensivstationen sind unbesetzt.
12.01.22 In den Schulen ein neuer Notstand. Die Schüler sind
renitenter als "vor Corona", verletzlicher,
unkonzentrierter. Die "schwarze" Pädagogik der
Corona-Maßnahmen mit chaotisch wechselndem Belohn- und
Strafsystem beeinträchtigt vermutlich gerade den
pädagogischen Bereich nachwirkend - mit Übertragungen.
Eltern und Erzieher sollten nun bemüht sein, nicht selbst
vermehrt wieder und hilflos ungesteuert zur Pädagogik von
Belohnen und Strafen zu greifen! Ein Problem sind allerdings
auch "renitenter" werdende Eltern! Die Geister, die
Positionen wie die im Strategiepapier der Bundesregierung
vom März 2020 formulierten riefen, werden uns noch lange
verfolgen!
13.01.22 Die Virologin Isabella Eckerle warnt vor blindem
Vertrauen auf Schnelltests: "Wer sich jetzt in ein
Restaurant setzt, riskiert eine Omikron-Infektion." Nach
vielen Mythen, zuletzt dem Booster-Mythos, zerfasert nun
auch der Test-Mythos. Was sie dankenswerterweise auch sagt:
"Wir hätten mit der Euphorie über die Impfung etwas
vorsichtiger sein müssen." Der Satz kommt alledings "etwas"
spät. Inzwischen kann er zumindest nicht mehr die Karriere
gefährden, zumindest nicht in der Schweiz, wo Eckerle
arbeitet. Was bleibt uns, Einzug ins Testlabor?
Zumal wir ja von Drosten - streng positivistisch - in Tweeds
vom 29. Dezember 2021 - belehrt wurden, dass unser
Lebensstil wurscht sei, nur eine Impfung könne uns schützen
(die uns bekanntlich eben nicht so gut schützt wie er nach
wie vor propagiert). Ein "Training" des Immunsystems sei
unmöglich. Kann Drosten - streng positivistisch - erklären,
warum manche Menschen einen schweren Corona-Verlauf haben,
andere gar nichts mitbekommen? Warum vor allem
gesundheitlich Vorbelastete einen schweren Verlauf haben?
Natürlich gibt es auch den gut trainierten Sportler, gesund,
vital, der einen schweren Verlauf hat. Als Ausnahme, die im
Diskurs der vergangenen Jahre häufig nicht so behandelt
wurde. Gewiss ist es sinnvoll, vor falschen Sicherheiten zu
warnen. Aber dann gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten
und zu behaupten, ob wir gesund oder ungesund leben, hätte
keinen Einfluß auf unsere Corona-Reaktion, ist fahrlässig.
Der arme Pfarrer, den Drosten Anfang des Jahres abkanzelte
mit dem Satz, er könne genauso gut behaupten, mit einem
Steak könne er seine Verdauung trainieren, hat, sicherlich
etwas naiv, von Lebensstil gesprochen, nicht von einmaligen
"Trainingsakten". Bezeichnend der Vergleich Drostens mit dem
Lernen von Gedichten, das nicht zur Intelligenzsteigerung
beitrage. Kein Mensch wird behaupten, das Lernen eines
Gedichtes steigere die Intelligenz. Aber das Lernen von
Gedichten über einen langen Zeitraum kann zusammen mit
anderen Maßnahmen und Tätigkeiten unsere Intelligenz
entwickeln helfen. Ebenso wie ein Steak nicht unsere
Verdauung trainiert aber natürlich unsere Essgewohnheiten
einen Einfluss auf unser Verdauungssystem haben.
Schwarz-Weiß-Denken wird uns nicht helfen, die Pandemie
erfolgreich zu bestehen.
Der Satz "Ein gesunder Lebensstil bewahrt vor Corona" ist zu
widerlegen durch den trainierten Sportler, der Corona mit
schwerem Verlauf bekommt. Aber damit ist nicht gesagt, dass
ein gesunder Lebensstil sinnlos sei zur Corona-Prävention.
Ich weiß, die Nazis haben den "gesunden Körper" zum Fetisch
gemacht. Ich weiß, viele Menschen stecken durch ihre
Lebensumstände, oft ohne eigenes Verschulden, in ungesunden
Lebensweisen fest. Ich weiß, in einem gesunden Körper lebt
oft ein eher ungesunder Geist. Und wir alle kennen die
Geschichten von Leuten, die nie geraucht haben, gesund
lebten, sich viel bewegten - und am Lungenkrebs erkrankten.
Dennoch stehen da überall die Warnungen auf den
Zigaretten-Packungen.
Drostens Antwort auf den Pfarrer erinnert mich an den
Pennäler, der im Biologieunterricht was über Viren und
Bakterien gelernt hat und dann der Oma, die ihn im Winter
ermahnt, sich wärmer anzuziehen, hochnäsig erklärt, dass
Erkältungen von Viren und Bakterien kämen und nicht von der
Kälte. Um sich dann in seinem leichten Jäckchen draußen
kräftig zu erkälten. Recht haben beide, die Oma und der
Pennäler.
14.01.22 Bei einem Friseurbesuch bekomme ich mit, dass in
Teilen der Bevölkerung bereits eine Strategieänderung
wahrgenommen wird: "Es wird ja jetzt zugelassen, dass
Infektionen stattfinden." - Kontaktverfolgung finde nicht
mehr statt und Quarantäne gäbe es für Kontaktpersonen auch
nicht mehr. Dass die Bundesregierung nur für einige Gruppen
die Quarantänepflicht aufgehoben habe, wird abwinkend
kommentiert mit: "Die können genauso ansteckend sein!" Die
Bevölkerung ist da weiter als die Bundesregierung.
Die Pressekonferenz zur Corona-Lage zeigt, wer weiterhin die
Corona-Politik bestimmt: Wieler (Veterinärmediziner),
Drosten (Experte für Virennachweise und Testverfahren),
Lauterbach (Gesundheitspolitiker mit besonderer Expertise in
der Verbreitung des Margarine-Konsums gegenüber dem
Buttergebrauch).
16.01.22 Ich habe mich am WE in Ruhe einmal mit dem
Drosten-Podcast vom 04. Januar befasst, mit der Nummer 107
seiner Podcasts beim NDR. Und ich registriere einen äußerst
großzügig interpretierenden Umgang mit den Fakten. Forsch
wird gleich zu Beginn der Rückgang der Inzidenzen zum
Jahreswechsel (auf einen Wert von 225,1 am 30.12.21) in
Deutschland zurückgeführt auf "natürlich unvollständige"
Zahlen, bedingt durch das "Verhalten der Leute" und die
"Dienstzeiten von Ämtern". Nun begann der Rückgang
allerdings schon am 29.11.21 und vollzog sich weitgehend
linear. Waren da alle schon in Weihnachtsferien? Die
"Unvollständigkeit" der Zahlen werde sich in den "nächsten
zwei Wochen" (d.h. bis 18. Januar) wieder "einpendeln". Wie
bei unterstelltem exponentiellen Anstieg dank Omikron ein
'Einpendeln' stattfinden solle, bleibt mysteriös. Dann geht
Drosten auf die "Situation in England" ein (Inzidenz am
04.01.2022: 1.740,1). Dort hätten die Erfolge beim Boostern
zur Nachlässigkeit verleitet, daher gingen jetzt die Zahlen
hoch. Nur zur Erinnerung: Den "Day of Freedom" verkündete
Boris Johnson bereits zum 19.07.2021. Da war das Boostern
noch fern und die Inzidenz lag bei 465,6 - und blieb
in diesem Bereich, mal darunter, mal etwas darüber - bis
Anfang Dezember. Dann begann der steile Anstieg, mit einem
Vorlauf ab dem 11.11.2021 - da lag der Booster-Anteil in
Großbritannien noch bei 17,3%. Drosten aber berichtet von
"der erfolgreichen Booster-Kampagne", die die
"Krankheitslast" in der zweiten Herbsthälfte herunter
gebracht habe, was zu Leichtsinn geführt habe, der wiederum
die Omikron-Ausbreitung beförderte. Am 19.12.21, kurz vor
dem kalendarischen Winterbeginn, lag in Großbritannien der
Booster-Anteil bei 43,8%, der Omikron-Anteil bei 60% und die
7-T-Inzidenz bei 746,7. Gegen Ende des Podcasts kommen
erstaunlich politikkritische Aussagen, allerdings verhüllt
unter den Nebelkerzen, die zum Schließen der "Impflücke"
in Deutschland ermuntern sollen. Drosten beklagt zum einen
die "auf beiden Seiten sich zunehmend verhärtenden Fronten"
- auf "beiden Seiten" wohlgemerkt, wobei er selbst mit
seinem permanenten Lamento über die "Impflücke" und die
"besondere Lage" in Deutschland durch die nach seiner
Auffassung viel zu geringe Impfquote zur Verhärtung der
einen Seite erheblich beiträgt. Und dann sagt er noch etwas,
das zur Schließung der "Impflücke" gewiss nicht beiträgt,
wozu er sich aber mal wieder auf "die Wissenschaft"
zurückzieht, nach mehr als einer Stunde Corona-Politik. Zum
wissenschaftlich Festzuhaltenden gehöre: "Wir werden Kinder
impfen können. Dazu gehört aber auch, dass Kinder eben nicht
so schwer krank werden." Er widerspricht dann aber nicht,
als die Interviewpartnerin eine nebulös formulierte
Conclusio abgibt: "Sie gehen davon aus, dass es immer noch,
auch im nächsten Winter, Menschen gibt, die sich nicht
angesteckt haben werden und die aber auch nicht geimpft
sind. Das heißt, die Pandemie ist dann auch nicht vorbei?"
Also: Solange es Ungeimpfte gibt, ist die Pandemie nicht
vorbei. Und im implizierten, den ganzen Podcast über
unterschwellig verbreiteten Umkehrschluss: Die Ungeimpften
(die "Impflücke") sind daran schuld, dass die Pandemie noch
nicht vorbei ist. Für diese Conclusio eineinhalb Stunden
Aufklärung über Covid-19?? Und im kommenden Winter solle es
noch Leute geben, die ungeimpft sind und sich nicht
infiziert haben? Diogenes z.B.? Oder einige Säulenheilige?
Oder ist Omikron doch nicht so ansteckend? Und gibt es keine
Dunkelziffer der Infizierten mehr? Die Zahl der
registrierten Infektionen liegt noch immer nur bei 9,7% der
Bevölkerung in Deutschland. Mit Dunkelziffer also etwa 30%
Infizierte. Wieviele doppelt? Wieviele davon geimpft? Was
wissen wir darüber? Wenig. Plaudern aber forsch über die
"Impflücke". Als sei die unser Hauptproblem. Ist sie
mitnichten. Wie groß ist die Astrazeneca-Lücke der
Geimpften, deren Immunität nach wenigen Wochen 50%, nach
einem halben Jahr gegen Null betrug? Was ist mit den
"Impflücken" in Afrika, bei Inzidenzen weitgehend unter 30
und Impfquoten unter 20%?
17.01.22 Inzidenzen, absteigend nach der Impfquote vom
29.12.21: Portugal 2.410,8. Spanien 1.985,5. Dänemark
2.781,9. Belgien 1.539,2. Frankreich 3.061,8. Schweden
1.414,5. Norwegen 1.244,6. Deutschland 528,2.
Österreich 1.151,9. Großbritannien 1.093,1. Niederlande
1.325,9. Schweiz 2.102,3. Israel 3.111,1. Tschechien 636,8.
Russland 103,8. Indien 120,0. Ukraine 122,5. Togo 24,0.
Quelle: www.corona-in-zahlen.de/weltweit/
Deutschland steht also noch immer erstaunlich gut da im
europäischen Vergleich. Liegts an den Resten ehemaliger
"Sekundärtugenden" - Klopapier kaufen statt Rotwein und
Kondome? Liegts an den besonders strengen Regelungen in
Deutschland? An der "Erziehungswirkung" durch die
Angstmach-Politik im Gefolge des Strategiepapiers vom März
2020? An Drosten, Wieler und Lauterbach? An den Querdenkern
- ein gemeinsamer Feind eint? Wir werden viele Erklärungen
bekommen, je nach Interessenlage.
21.01.22 Acht Prozent des Personals in Pflege und Medizin
stehen der Corona-Impfung skeptisch gegenüber. Vier Prozent
davon haben sich inzwischen wegen der zum 15. März kommenden
Impflicht die erste Impfung geben lassen, die anderen vier
Prozent suchen nach einer neuen Arbeitsstelle. Und die
Politik? Schweigt. Und hofft auf Pflegeroboter? Und der
Spiegel hat nun endlich herausgefunden, warum Dänemark trotz
seiner vom Spiegel oft gelobten Corona-Politik (Hohe
Impfquote=niedrige Inzidenz=große Freiheit) gerade eine
Inzidenz hat, die auf die 4000 zusteuert (aktuell 3.723,8):
Die Dänen testen zu viel. Explizite wird im Beitrag diese
Konsequenz allerdings nicht gezogen, die in Dänemark aber
durchaus auch kursiert. Der Spiegel berichtet nur über die
enormen Kosten des Testens in Dänemark und dass die
Auffassungen darüber, ob das Testen geholfen habe, die
Pandemie zu kontrollieren, extrem auseinander gehen im Land.
Über 3000 ist die Inzidenz auch in Frankreich, über 4000 in
Israel. Köln impft, wo die Inzidenz am höchsten ist. Das ist
das Ergebnis von zwei Jahren Pandemie-Erfahrung? Immer noch
hinterher rennen?
In Dänemark trifft der Omikron-Subtyp BA.2 zunehmend
Geboosterte. Dänemark hat das Boostern freigegeben für alle,
deren zweite Impfung mindestens 4,5 Monate zurückliegt. Bei
uns erklärt selbst der sonst zurückhaltendere Virologe
Streeck, er empfehle das Boostern "jedem Menschen", der noch
keine dritte Impfung erhalten habe (n-tv Interview am 22.
Dezember 2021). Er erklärt die in Studien gezeigte
Wirksamkeit der dritten Impfung mit einem Trainingseffekt,
sieht den aber bei der vierten Impfung nicht mehr gegeben.
Studien aus Israel wecken auch Skepsis an der vierten
Impfung. Was nun? Dritte gut aber nicht so gut, dass keine
vierte benötigt würde. Aber vierte nicht so gut dass kein
angepasster neuer Impfstoff notwendig würde? Afrika ist
weiterhin weitgehend Corona-frei, während wir uns von einem
Höchststand zum nächsten hangeln und vor der nächsten
Variante im nächsten Herbst bangen. Und von der "Impflücke"
reden, deren Schließung uns retten könne! Haben wir uns in
eine Sackgasse manövriert?
22.01.22 Die Inzidenz in Dänemark liegt heute bei 4.123,2,
bei einer Impfquote von 80,96% und einer Booster-Quote von
58,6%. Israel mit einer Booster-Quote von 53,8 hat eine
Inzidenz von 4.832,9. Großbritannien mit einer Booster-Quote
von 53,7% liegt bei 945,6.
24.01.22 Am heutigen Montag ist wieder einmal Corona-Gipfel
in Deutschland. Von den Rekordzahlen bei Neuinfektionen und
Inzidenzen ist die Rede und Lauterbach warnt vor
Lockerungen. Deutschland 840,2 - Dänemark 4.586,5. Gestern
sprach Drosten von der Möglichkeit, dass Omikron sich, mit
Teilen des Delta-Genoms, von einer milden zu einer bösen
Variante entwickeln könne - nachdem er zum Jahreswechsel die
Hoffnung nährte, Omikron könne schon das Ende der Pandemie
einläuten. Über "Deltakron" o.ä. wird schon länger
spekuliert, auf Zypern wurde eine solche Mischform Anfang
des Jahres diagnostiziert, allerdings bisher als
"Verunreinigung" der Proben interpretiert außerhalb Zyperns.
Und nun warnen Drosten und Lauterbach plötzlich lautstark
vor Omikron-Delta-Kombinationen. Sie wollen die Impfquote um
jeden Preis hochdrücken - für den Herbst, wenn die neue
Variante vielleicht komme! Erinnert sich noch jemand daran,
was die Impfungen vom Frühjahr 2021 im Spätjahr 2021 noch
wert waren? Sehr wenig. Wovor haben die beiden eigentlich
Angst? "Als Wissenschaftler", was sie beide doch bei jeder
Gelegenheit gerne hervorkehren, sollten sie zufrieden sein,
wenn es eine ungeimpfte Kohorte gibt die für relevante
Impf-Evaluationen zur Verfügung steht. Und dass für Corona
nun mal andere Regeln gelten als für Masern und Pocken
sollte doch auch bei diesen beiden inzwischen angekommen
sein? Aber nein, keineswegs, "wegen der Ungeimpften" meint
Lauterbach im Herbst dann wieder Kontaktbeschränkungen
verordnen zu müssen. Und er rechnet vor: wer als Ungeimpfter
sich in den kommenden Wochen mit Omikron infiziere, der sei
im Herbst bei einer Omikron-Delta-Mischform nur zu 50%
geschützt! Dazu muss man "als Wissenschaftler" sprechen, um
1 durch 2 zu teilen und dabei auf 50% zu kommen! Im übrigen
ist 50% Schutz aktuell ein Wert, über den man sich freuen
muss. Die mit Astrazeneca im vergangenen Frühjahr Geimpften
waren so gut nur sehr kurze Zeit geschützt. Welch ein Glück,
dass die Infektionszahl in Deutschland auch nach zwei Jahren
erst bei 10,51% liegt. In Frankreich liegt sie bei 24,83% -
was an Rotwein statt Klopapier liegen mag. Allerdings hat
Frankreich eine Letalitätsrate von lediglich 0,77% -
Deutschland 1,34%. Liegt auch dies am Rotwein? Oder wurden
in Frankreich nur einfach mehr von denen erfasst, die ohne
Symptomatik infiziert waren?
"Jetzt trifft es die Geboosterten" titelt "PraxisVita" nach
einer dänischen Untersuchung des Genetikers Ulrich Elling,
der eine "Überpräsenz" der neuen Variante Omikron BA.2 bei
Geboosterten feststellt.
25.01.22 "We are actually hacking the software of life",
erklärte der Moderna-Chefwissenschaftler Tal Zaks in einem
Vortrag schon 2017 zu den Möglichkeiten der mRNA-Impfstoffe
(zu sehen bei Youtube). Die Computer-Analogie wird weiter
ausgeführt, wobei unklar bleibt, ob Zaks die neuen
mRNA-Impfstoffe als neues "operating system" versteht oder
die Einschleußung der mRNA als Eingriff in das körpereigene
"operating system" der Zelle (was dem "hacking" eher
entspräche). Somit sei es künftig möglich, für jeden
Krebs-Patienten ein Medikament zu kreieren, das seinen
individuellen Krebs angreift, indem es der Zelle die
Anleitung dazu gibt, was sie als Anwort auf den Krebs zu
produzieren habe. Das ist per se sicherlich nicht
verwerflich, fügt sich jedoch in den Kontext einer
Ideologie, die den Körper als Maschine begreift, der im
Prinzip ebenso zu reparieren sei wie ein Auto.
Wir müssen also nicht gesund leben, wir müssen nicht unseren
Lebensstil ändern, wir müssen im Extremfall - so eine
Konsequenz dieser Ideologie - auch nicht dafür sorgen, dass
Umweltgifte so weit als möglich vermieden oder reduziert
werden, sondern einfach nur das richtige Werkzeug finden, um
nachfolgende Defekte unseres Körpers zu reparieren. Das wäre
nicht so interessant, wenn nicht Drosten unlängst (in
mehreren Tweeds vom 29.12.21) genau im Sinne dieser
Ideologie sich vehement gegen die Vorstellung gewendet
hätte, man könne Corona auch durch Stärkung des
Immunsystems, Lebensstil und Training begegnen, wie dies -
im Kontext einer ganz anderen Ideologie - von einem Pfarrer
vorgetragen worden war. Auch Drostens Polemiken gegen das
Maskentragen im ersten halben Jahr der Pandemie (Masken
tragen sei "höflich") gehört zu dieser Ideologie, die gegen
Erkältungen keine Tees, sondern gleich Medikamente
verordnet. Unerachtet der konkreten Umstände, da eben Tees,
Abhärtung, warme Kleidung oder sonstige Lebensstilmaßnahmen
nicht gegen Viren oder Bakterien hülfen.
Und mitten hinein in diese ideologisch aufgeladene
Kontroverse kommt nun eine Studie von Forschern am
Universitätsklinikum Frankfurt und an der University of
Kent, am 21. Januar online in "Springer Nature"
veröffentlicht, die an Omikron einerseits seine Fähigkeit,
die Corona-Impfungen zu umgehen, berichtet, andererseits
aber seine Schwäche gegenüber der Interferon-Antwort des
Immunsystems aufdeckt. Die Interferon-Antwort, das ist
eine der Leistungen eines unspezifisch "trainierten
Immunsystem", über das Drosten sich mit dem
Gedichte-Lerner-Vergleich und dem Steak-Esser-Vergleich
lustig macht. Wie wirken mRNA-Impfstoffe auf die
körpereigene Interferon-Produktion? Es gibt schon Hinweise
darauf, dass auch die hohe Immunität von Kindern auf eine
starke Interferon-Anwort zurückzuführen sei - auch bei
früheren Corona-Varianten! Und vielleicht liegt hier auch
eine Antwort auf die Frage, warum der größte Teil der
Infizierten bei früheren Corona-Varianten keine Symptome
zeigte. Interferone wurden 2013 als Behandlungsmittel gegen
Corona-Viren diskutiert (es handelte sich um das Lungenvirus
Mers). Mitte 2020 wurde von Ivan Zanoni nach einer
Untersuchung am Boston Children's Hospital die Gabe von
Interferonen bei Covid-19 bei bereits erfolgter Infektion
als kritisch gesehen.
26.01.22 An der allgemeinen Impflicht wird weiter
gebastelt, unerachtet der sachlichen Fragwürdigkeiten. Geht
es darum, dass Scholz und Lauterbach ihr Gesicht nicht
verlieren wollen? Auf drei Impfungen solle die Impflicht
eingeschränkt werden. Bislang hat aber noch keiner der
Zauberlehrlinge, die "hacking the software of life" auf ihre
Fahne geschrieben haben, befriedigen erklären können, warum
drei Impfungen notwendig seien, aber die vierte schon nicht
mehr viel bringe. Streeck - eher ein Zauberlehrling-Kritiker
- spricht davon, dass immer das gleiche Protein anzubieten
nicht ausreiche. Aber warum soll es dreimal ausreichen, beim
vierten Mal nicht mehr? Hacker sind im allgemeinen die, die
einen Ablauf stören können. Ihn verbessen ist eher nicht ihr
Anliegen, denn dazu müssten sie den gesamten Ablauf
verstehen und kontrollieren können. Sie greifen ein. Und
hoffen, das, was dann geschieht, sei in ihrem Interesse.
Wenn nicht, wird nachgebessert. Aber auch das gehackte
System bessert nach.
Und für welche drei Impfungen gilt dann die Impfpflicht? Für
die Impfungen mit dem neuen angepassten Impfstoff, der im 2.
Quartal 2022 erwartet wird? Vorher kommt die Impflicht, so
sie kommt, ohnedies nicht. So dass dann Geboosterte
innerhalb von zwei Jahren sechs Corona-Impfungen erhalten,
obligatorisch?
Wie es scheint, gibt es gefakte Stellengesuche von
ungeimpftem Pflegepersonal. Aber ändert das etwas am
erstaunlich hohen Anteil von Corona-Impfskeptikern bei
medizinischem und pflegerischem Personal? Bei den
Sozialarbeitern scheint der Anteil noch weit höher zu sein.
27.01.22 Werden wir in 15 Jahren über eine Impfpflicht für
Raucher - gegen Lungenkrebs - diskutieren? Denn das ist die
eigentliche Zielsetzung der mRNA-Impfstoffentwickler, von
Moderna bereits 2017 angekündigt. "Flu and cancer" (also
Grippe und Krebs) hat Tal Zaks von Moderna damals als
Hauptanliegen ihrer Impfstoffentwicklung vorgestellt und
dann vor allem zu Krebs ausgeführt, dabei allerdings
"individualisierte" Krebsimpfungen angekündigt,
therapeutisch, nicht präventiv, nicht in der Funktion eines
Impfstoffs.
In der Imbiss-Ecke des Biomarktes sitzen nur Senioren. Die
Begründung findet sich schon von draußen groß an der Scheibe
lesbar: Zugang nur Geimpfte und Genese - maximal 3 Monat
nach der zweiten Impfung bzw. Genesung. Und Geboosterte. Geboosterte
unbeschränkt! Die mit großen Freiheitsversprechen
Geimpften haben grad mal drei Monate für die kleine Freiheit
zum Kaffee. Selber schuld, das sind ja auch die, die sich
erst auf den letzten Drücker zur Impfung entschieden haben.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Sachlich gibt es
für diese Regelung keine Begründung. Sie ist Belohnung für
diejenigen, die sich boostern lassen. Denn sie beenden die
Pandemie, heißt es. In Dänemark (Booster-Quote 60,6) ist
davon nichts zu sehen. Die dänischen Infektionszahlen sind
exorbitant und verweisen auf eine massive Zunahme des
Anteils der hospitalisierten Geimpfen und wiederholt
Infizierten. Die ansonsten exzellenten Dashboards des
dänischen Gesundheitsminiseriums weisen bislang allerdings
die hospitalisierten Geboosterten nicht separat aus:
https://experience.arcgis.com/experience/aa41b29149f24e20a4007a0c4e13db1d
Impfquoten (absteigend) und Inzidenzen: Portugal 90,4% -
3.684,6. Spanien 81,9% - 1.823,5. Dänemark 81,2% - 5.148,2.
Belgien 76,1% - 3.130,3. Frankreich 76,0% - 3.792,3. Deutschland
75,6% - 1.017,3. Schweden 74,2% - 2.688,4. Österreich
74,2% - 2.000,9. Norwegen 72,8% - 2.478,5. Niederlande 71,7%
- 2.250,9. Großbritannien 70,7% - 945,7. Schweiz 69,5%
- 2.810,4. Israel 65,4% - 6.070,6. Tschechien 63,1% -
1.690,3. Indien 49,7% - 154,5. Russland 47,6% - 283,0.
Ukraine 33,5% - 313,8. Togo 12,7% - 4,3.
Und Focus schreibt die "Gänsehaut-Liste deutscher Hotspots",
angeführt von Berlin-Mitte mit 3.110 gestern.
Freunde ließen ihre 12jährige Tochter boostern. Sie ist
sportlich, gesund, hat keine Risiken, ist bei Erkältungen
maximal drei Tage angeschlagen - und dann boostern gegen
Corona als Kind? Die ortsansässige SPD möchte mit
Montags-Gegendemonstrationen dazu beitragen, "die Pandemie
in die Knie zu zwingen". Dazu seien drei Impfungen
notwendig. Scholzens Impfpflicht lässt grüßen.
Dass eine Herdenimmunität zu Covid-19 nicht zu erreichen
sei, wurde öfter schon klargestellt, etwa von Streeck. Und
Dänemark scheint das auch zu beweisen. Was aber ist mit
Afrika und Indien? Ist eine Herdenimmunität doch zu
erreichen - nur durch Infektion? Nicht durch Impfungen? Zu
viele Fragen noch, die offen sind, zu viele für flotte
Sprüche und Parolen. Und mit "Gänsehaut-Listen" kommen wir
da gewiss nicht weiter.
27.01.2022 ZDF: "Nach US-Antwort an Moskau. Position der
Beteiligten im Ukraine-Konflikt. Russland wollte
Sicherheitsgarantien - die USA haben den Wunsch nicht
erfüllt. Jetzt warten alle auf die Reaktion Moskaus. Gibt
es einen Krieg oder nicht?"
01.02.22 Die EU gewährt Reisefreiheit mit dem
EU-Impfzertifikat noch für 9 Monate - ohne Booster,
vernünftig. In Dänemark gelten ab heute keine
Corona-Einschränkungen mehr. Bei einer Inzidenz von 5.200
und einem Hospitalisierungsanteil von 0,63%
(Baden-Württemberg 0,44% bei einer Inzidenz von 1.200!).
Zunehmend liegen Leute als Corona-Patienten (laut Statistik)
im Krankenhaus, die zwar positiv getestet sind, aber wegen
einer anderen Erkrankung eingewiesen wurden, so im Focus zu
lesen. Drosten warnt trotzdem, es sei weiterhin Corona für
die Einweisungen dominierend. Er steckt fest im Modus des
Strategiepapiers vom März 2020. Streeck warnt allerdings
auch - aber nur davor, schon vor dem Frühling zu unachtsam
zu werden bei den Kontakten.
03.02.22 Eine Grafik von SWRdata zeigt die Auslastung der
Intensivstationen in den Bundesländern. Irritierend ist die
Farbwahl der Grafik. Die freien Betten sind im dunkelsten
Ton der Skala markiert, mit einer Dunkelheitssteigerung von
"Andere" zu "Covid19" zu "Covid19 beatmet" zu "frei". Will
SWRdata Optimismus durch einen freundlichen Farbton
vermeiden? Die optische Botschaft ist zumindest fragwürdig.
https://www.swr.de/swraktuell/corona-lage-auf-den-intensivstationen-100.html
04.02.22 Gerne wird erklärt, die hohe Inzidenz in Dänemark
sei darauf zurückzuführen, dass "die Dänen" so viel testen.
Man könnte im Umkehrschluss folgern, dass wir in Deutschland
kein realistisches Bild der Infektionszahlen haben, da wir
zu wenig testen. Nun, laut der Excell-Datei des RKI wurden
in der 4.Kalenderwoche 2022 in Deutschland 2,54 Millionen
laborbestätigte Tests durchgeführt. Knapp 41% (1,03 Mio) der
Tests waren positiv. In Dänemark - das seine Zahlen nicht
nur in einer popeligen Excell-Datei veröffentlicht - wurden
am 03. Februar 2022 laut Dashboard des
Gesundheitsministeriums 164.933 PCR-Tests durchgeführt und
127.452 Antigen-Tests. Dabei ergaben sich 40.179 positive
Ergebnisse.
https://experience.arcgis.com/experience/aa41b29149f24e20a4007a0c4e13db1d
05.02.22 Die Sauberkeits- und Ordnungsliebe hat ein neues
Betätigungsfeld gefunden: die Impflücke! Solange die in
Deutschland nicht geschlossen ist, gibts keine Ruhe! Im
übrigen gegen alle Evidenz. Es gibt keinen überzeugenden
Zusammenhang zwischen Impfquote und Pandemiebewältigung im
jetzigen Stadium, auch wenn es unbezweifelt Zusammenhänge
zwischen Impfung und Stabilität gegen schwere Verläufe gibt,
die allerdings signifikant schwächer werden. Nun ruhen alle
Hoffnungen der Lückenschließer auf Novavax. Um das
Immunsystem zu aktivieren, werden bei diesem Impfstoff
Saponine mitgeimpft. Das klingt wie Drostens (ironisch
abgrenzend gemeintes) Training des Verdauungssystems mit
Schnitzel. Hoffentlich weiden nun im Sommer einschlägige
Kreise nicht das schöne Seifenkraut
(Saponaria officinalis) ab.
Inzidenzen (absteigend nach den Impfquoten vom 27.01.22):
Portugal 3.301,3. Spanien 1.154,2. Dänemark 5.008,1. Belgien
2.064,2. Frankreich 2.836,1. Deutschland 1.388,0.
Schweden 2.139,0. Österreich 2.532,9. Norwegen 2.455,2.
Niederlande 3.211,7. Großbritannien 748,0. Schweiz 2.679,6.
Israel 4.372,0. Tschechien 2.406,0. Indien 87,7. Russland
646,2. Ukraine 552,6. Togo 1,0.
Eine Zunahme in Deutschland, Österreich, Niederlande,
Russland und Ukraine. Sonst Abnahme - mit großen Differenzen
im Grad. Ergeben diese Zahlen noch irgendeinen
erschließbaren Sinn?
09.02.22 Hendrik Streeck im Focus-Interview: Es gibt keine
fachliche Begründung für die Verkürzung der
Genesenen-Freistellung von 6 auf 3 Monate. Aber eine
politische Begründung gibt es schon, für die ist allerdings
sein Kollege Drosten zuständig: "Impflücke" schließen, Druck
erhöhen. Von der FDP wurde Wieler wegen dieser Verkürzung
kritisiert, von den grünen Gesundheitsexperten Katrin
Göring-Eckardt und Janosch Dahmen am 05.02. verteidigt.
Lauterbach hat auf Twitter eine wissenschaftliche
Begründung: "
Die Studie unterstützt die Analyse des RKI, dass 3 Mon nach
Genesung bei leichter Omicron Infektion von der Immunität
nicht viel übrig bleibt." - Spricht eine leichte Infektion
nicht für Immunität? Oder tut sie das nur nach Impfung?
23.02.22 Tagesschau vom 16.02.22: "
Der Impfstoffhersteller BioNTech hat transportfähige
Produktionsstätten für Impfstoffe entwickelt. Die ersten
sollen in afrikanische Länder gehen, um dort den
Impf-Nachholbedarf des Kontinents aufzuholen."
Man vergleiche auch mit den Inzidenzen weltweit unter meinem
Eintrag vom 28. Oktober 2021. Was das Gerede vom
Impfstoffbedarf in Afrika ad absurdum führt.
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24.02.22 Beginn des Ukraine-Krieges.
02.04.22 Vor ziemlich genau zwei Jahren, am 17. April 2020,
meinte die damals elfjährige Tochter von Freunden zur
Schulenschließung: "Man kann doch vor Corona nicht
weglaufen". Sie hat Recht behalten! Alle, die es
vermeintlich geschafft hatten, davonzulaufen, wurden
eingeholt. Das rundum desinfizierte Südkorea hat eine
Inzidenz von aktuell 4.175, Neuseeland 1.890, Australien
1.549. Andere Länder, die von den Zero-Covid-Apologeten als
Vorbilder genannt wurden, haben ihre Peaks schon wieder
hinter sich - aber sie hatten sie, etwa die Mongolei. Die
einzige Ausnahme ist China - aber um welchen Preis! Und
Länder, die nicht "weggelaufen" sind, weil sie nicht wollten
(wie Schweden) oder nicht konnten (wie die meisten
afrikanischen Länder und Indien) scheinen durch zu sein.
Auch das kann sich allerdings wieder ändern. Was sich nicht
ändert ist die Wahrheit, die auch Hendrik Streeck schon früh
äußerte:"Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben."
Unaufgeregt wie Schweden und nicht mit den Drohkulissen, die
Drosten und Lauterbach noch immer unentwegt aufspannen mit
dem Schreckgespenst "Impflücke" und anderem Popanz.
Früher hätte man die beiden einfach "Pharmaknechte" genannt,
heute werden sie zu Lichtgestalten aufgebaut. Wo hier die
Wahrheit liegt, ist schwieriger zu bestimmen. Anders Tegnell
empfiehlt den zweiten Booster ab 80, Lauterbach ab 60.
Lauterbach hat schon vieles empfohlen, z.B. den Konsum von
Margarine statt Butter - auf einer von Unilever gesponsorten
Konferenz. Und er hat auch immer gerne ausgerechnet,
wieviele Leben seine Empfehlungen jeweils retteten. Als
Gesundheitsminister könnte er nun öfter mal vorrechnen
lassen, wieviele Leben es rette, zum Bäcker um die Ecke mit
dem Fahrrad zu fahren statt mit dem Auto. Es sei allerdings
auch gesagt, dass er Anhänger einer salzarmen Ernährung ist
- und das kommt immerhin keiner Industrie zu Gute.
06.06.22 Pfingsten im Jahr 2022. Ein neuer Höhepunkt
verfehlter deutscher Corona-Politik: Das 9-Euro-Ticket.
Oder: Wie packe ich möglichst viele Menschen für möglichst
lange Zeit in möglichst enge, schlecht gelüftete Räume.
08.06.22 In der Stadtbibliothek Baden-Baden finde ich ein
fiktives Gespräch nach Originalzitaten zwischen Turgenjew
und Dostojewski zu Fortschritt, Heimatverbundenheit,
Slawentum und Europa. Die Aktualität ist frappierend. Auch
wenn Selenski nicht mit Turgenjew und Putin nicht mit
Dostojewski verglichen werden darf, ist es aktuell doch
erhellend, die Auseinandersetzung zwischen "Westlern" und
"Slawophilen" im zaristischen 19. Jahrhundert zu
vergegenwärtigen.
Und am 05.08.22 heißt es "et ego". Heftige
Omikron-Infektion, drei Tage Übelkeit, Kopfschmerz,
Dauerschlaf. Eine 9-Euro-Ticket-Infektion mit sehr hoher
Wahrscheinlichkeit, in eng gedrängten Bahnen (und auf vollen
Bahnsteigen) auf einer Fahrt nach Straßburg.
28.03.24 Nun also die Rufe nach Aufarbeitung der
Corona-Politik. Und wer schreit am lautesten und fordert
äußerste Transparenz? Nicht wundern: Drosten und Lauterbach.
Der Ruf "Haltet den Dieb" war schon immer eine beliebte
Strategie, um sich unbemerkt mit der Beute davonzustehlen.
Ach ja, zu hören ist jetzt auch wieder Jens Spahn.
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